Der 68-Mrd.-Krimi von Bern
Um 14.20 Uhr bettelte Kurer um Hilfe
Von Christof Moser, Viktor Parma, Marcel Odermatt und Guido Schätti | 01:46 | 19.10.2008

Die staatliche UBS-Rettungsaktion ist von langer Hand vorbereitet worden. Dramatisch wurde es am Sonntag, als der Notfallplan ausgelöst werden musste.

Donnerstag, 16. 10. Eugen Haltiner, Jean-Pierre Roth, Pascal Couchepin und Eveline Widmer-Schlumpf vor den Medien (v. l.). (Ruben Sprich / Reuters)

Sonntag, 21. 9.
Was für ein dramatischer Tag: Während die Öffentlichkeit erfährt, dass Finanzminister Hans-Rudolf Merz (65) am Samstagabend einen Kreislaufkollaps erlitten hat und Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (65) im Generalsekretariat des Finanzdepartements (EFD) auf ihre Aufgaben als Stellvertreterin vorbereitet wird, trifft sich in den Räumlichkeiten der Nationalbank an der Börsenstrasse 15 in Zürich eine hochkarätige Runde: UBS-Präsident Peter Kurer (59) und UBS-CEO Marcel Rohner (44), Jean-Pierre Roth (62), Präsident der Nationalbank (SNB), und Direktoriums­mitglied Philipp Hildebrand (45), Eugen Haltiner (60), Präsident der Bankenkommission (EBK), und der Eidgenössische Finanzdirektor ­Peter Siegenthaler (60). An dieser ­Sitzung wird erstmals darüber gesprochen, wie die Ramsch-Hypotheken aus den Bilanzen der Grossbanken entfernt werden könnten.

Donnerstag, 2. 10.
UBS-Präsident Peter Kurer lässt sich an der ausserordentlichen UBS-Generalversammlung nicht anmerken, dass hinter den Kulissen bereits an Notfallplänen gearbeitet wird. «Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen sagen zu können, dass wir die Bank relativ gut durch die Turbulenzen führen können», sagt er den Aktionären.

Freitag, 3. 10.
Während Kurer in der Öffentlichkeit gut Wetter macht, arbeiten EFD, SNB und EBK längst nicht mehr nur an einer Auffanggesellschaft für die faulen Vermögensbestände von UBS und CS, sondern auch an einer staatlichen Finanzspritze, um das Eigenkapital der Grossbanken zu stärken. UBS und CS wissen nichts von der Idee, die Banken mit einer Pflichtanleihe zu stabilisieren. Sie sollen so lange wie möglich versuchen, private Investoren an Bord zu holen.

Montag, 6. 10.
Mittlerweile trifft sich der Wirtschaftsausschuss des Bundesrats, dem Pascal Couchepin (66), Doris Leuthard (45) und Eveline Widmer-Schlumpf angehören, fast täglich zu Krisen-sitzungen. Zu den Gesprächen zwischen SNB, EBK und UBS wird die stellvertretende Finanzminis­terin Widmer-Schlumpf wenn nötig telefonisch zugeschaltet.

Donnerstag, 9. 10.
Der Rettungsplan für die UBS liegt vor – und noch immer macht der Bund Druck, dass das Eigenkapital privat beschafft werden muss. Gleichzeitig wird die CS angefragt, ob sie auch Unterstützung nötig habe. Der SMI stürzt an diesem Tag um 4,5 Prozent ab.

Freitag, 10. 10.
Wirtschaftsministerin Leuthard fliegt allein an die IWF-Tagung nach Washington. Widmer-Schlumpf hat aufgrund des massiven Börsensturzes kurzfristig entschieden, in Bern die Stellung zu halten. Inzwischen wissen ungefähr 30 Bundesangestellte von den Notfallplänen – alles ist streng vertraulich. Der SMI verliert weitere 7,8 Prozent.

Samstag, 11. 10.
Die CS erteilt dem Bund eine Absage. Die Bank hat keinen Bedarf nach Auslagerung fauler Papiere und einer staatlichen Finanzspritze. Sie findet Investoren in Katar, Israel und Saudi-Arabien.

Sonntag, 12. 10.
Die UBS-Spitze trifft sich mit SNB und EBK zu einer Krisensitzung am SNB-Hauptsitz in Zürich. Die UBS eröffnet der Runde, dass die Suche nach privaten Investoren erfolglos ver­lief. Um 14.20 Uhr ruft Kurer Widmer-Schlumpf in ihrem Büro im Bundeshaus an und eröffnet auch ihr, dass die UBS staatliche Finanzhilfe braucht. Die Bundesrätin, die von der Dimension der benötigten Hilfe überrascht ist, informiert Siegenthaler. Von den Notfallszenarien, die der Bund vorbereitet hat, muss das «grösstmögliche Paket» ausgelöst werden, wie Siegenthaler gegenüber SonntagsBlick sagt. «Es gab an diesem Sonntag Momente, da dachte ich: Wir schaffen das alles zeitlich nicht.

Montag, 13. 10. Bundesrätin Widmer-Schlumpf empfängt Kurer und Rohner, die ihren Wunsch um Staatshilfe genauer erläutern. Sie müssen ihre Bitte schriftlich stellen. Widmer-Schlumpf informiert Ernst Leuenberger (63), Präsident der Finanzdelegation (FinDel), dass «etwas beschlossen» werden könnte. Leuenberger bietet die FinDel-Mitglieder auf, am Mittwochnachmittag nach Bern zu kommen. An der Sitzung der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) informieren die Bundesräte die Parlamentarier nicht über den Notfallplan.

Dienstag, 14. 10.
Der UBS-Brief trifft im Bundeshaus ein.

Mittwoch, 15. 10.
Der Bundesrat stimmt dem Hilfspaket für die UBS zu. Um 13 Uhr versammeln sich die FinDel-Mitglieder im Erdgeschoss des Parlamentsgebäudes und studieren die Akten, um sich vorzubereiten. An der FinDel-Sitzung um 15 Uhr im Zimmer 235 im Ostflügel des Bundeshauses erscheinen erst Widmer-Schlumpf, Leuthard sowie Siegenthaler, dann Roth und Haltiner. Auf 16 Uhr ist Kurer geladen. Er beantwortet alle Fragen höflich, bleibt aber kühl, nach dem Eindruck ­mancher Teilnehmer gar eiskalt. Schliesslich segnet die FinDel den Plan ab. Um 19 Uhr empfängt Widmer-Schlumpf den Solothurner Regierungsrat und Präsident der Konferenz der kantonalen Finanzdirektoren, Christian Wanner (61), und erläutert ihm den Plan.

Donnerstag, 16. 10.
Früh­morgens um 7 Uhr werden die fünf Parteipräsidenten im Salon du Pré­sident im Bundeshaus West von ­Couchepin, Widmer-Schlumpf, Haltiner und Roth über den UBS-Rettungsplan informiert. Gleichzeitig wird eine Medienmitteilung verschickt. Um 10 Uhr treten die staatlichen UBS-Retter vor die Medien. 

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Das sagen Blick.ch-Leser
nuno canario, aargau - 18:18 | 20.10.2008
» Jetzt ist so weit die Hilfe ist da,aber ich wäre dafür das es neue Reformen braucht die das Bankwesen und die Lohnpolitik im der Bankbranche ändert und das soll der Staat besser durchgreifen und die Leute bestraft werden und sich nicht das gleiche wiederholt wie beim Swissairskandal!!!!!
Markus, Bern - 21:20 | 19.10.2008
» Die ganze Aktion war nötig und es bringt nichts, nachträglich die UBS anzuschwärzen. Das Problem ist aber nach wie vor die Arroganz und Kaltschnäuzigkeit von Kurer. Er ist kein Bankfachmann und Leader, widerspricht er sich fast täglich und schummelt Medien und Behörden weiss nicht was alles vor. Kurer ist als VRP nicht mal eine Zwischenlösung und muss im Interesse einer Besserung dringend von seinem Posten entfernt werden. Mindestens in diese Richtung sollte der Bundesrat massivsten Druck aussetzen.
Martin, Niederuzwil - 17:52 | 19.10.2008
» Der UBS musste geholfen werden, leider. Ohne diesen Eingriff wären die Folgeschäden für unser Land schlichtweg fatal. Dass der Staat aber nun keinen Einsitz in den VR der UBS ausbedungen hat und keine Vorgaben bezüglich der Boni in den Deal einfliessen liess, ist ein Skandal. Der unterkühlte Abzockbanker Kurer hat den Bundesrat über den Tisch gezogen.
bankrott, schweiz - 15:45 | 19.10.2008
» es scheinen hier die wenigsten leute zu kapieren, was passieren würde, wenn die ubs fallengelassen würde, sprich bankrott wäre. dann würde es erst recht teuer, liebe schweizerinnen und schweizer, und zwar so teuer, dass papa staat nicht mehr helfen könnte. die folgen davon? zum beispiel island... franken nix mehr wert, staat pleite...
Urs Kalberer, St. Gallen - 15:05 | 19.10.2008
» Der Sparer kann auch handeln: Jeder der Geld bei einer Bank hat, die zu hohe Boni ausbezahlt, soll sein Geld dort abziehen und es bei vernünftigeren Banken anlegen. Damit können die Banken nicht mehr behaupten, wenn sie die Boni nicht bezahlen würden, würden die Mitarbeiter abwandern. Es gingen dann nämlich jene Häuser konkurs, die hohe Boni auszahlen, da ihnen das Eigenkapital fehlt.

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