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30.08.2006   

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Grüne trennen sich von Franz Rampelmann

Weil der "Lindenstraße"-Schauspieler Mitglied bei Scientology ist, kündigen die nordrhein-westfälischen Grünen die Zusammenarbeit mit ihrem prominenten Mitstreiter auf. Der wundert sich, dass er das nur über die Medien erfährt

DÜSSELDORF taz Die nordrhein-westfälischen Grünen ziehen die Konsequenzen aus der jetzt bekannt gewordenen Scientology-Mitgliedschaft ihres langjährigen Vorzeigewahlkämpfers Franz Rampelmann. Die in der Vergangenheit praktizierte Zusammenarbeit grüner oder grünennaher Organisationen mit dem "Lindenstraßen"-Schauspieler sei "unter diesen Umständen nicht mehr möglich", verkündeten gestern die beiden Vorsitzenden Daniela Schneckenburger und Arndt Klocke. Ein entsprechender Beschluss sei vom grünen Landesvorstand einstimmig gefällt worden.

Keinesfalls dürfe der Eindruck entstehen, die Grünen würden "keine klare Trennlinie zwischen der Partei und Sekten oder Organisationen ziehen, die einen totalitären Anspruch verfolgen", heißt weiter in der Erklärung von Schneckenburger und Klocke. Auch die grünen Kreisverbände, die kommunalpolitische Vereinigung Grün-Alternative in den Räten (GAR) e.V. sowie die Heinrich-Böll-Stiftung NRW seien aufgefordert worden, jegliche Zusammenarbeit mit Rampelmann sofort zu beenden. Während die SPD, die CDU und auch die FDP auf Bundesebene einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit Scientology haben, gibt es dergleichen bei den Grünen bislang nicht.

Der Olaf-Kling-Darsteller war am Wochenende in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung als Mitglied von Scientology geoutet worden. Von der grünen Reaktion zeigte er sich gestern völlig überrascht: "Ich bin darüber schon sehr erstaunt", sagte der aus Bayern stammende Schauspieler, der noch im vergangenen Bundestagswahlkampf unter anderem mit der grünen Frontfrau Bärbel Höhn aufgetreten war. "Ich erwarte, dass die Grünen mit mir sprechen", so Rampelmann gegenüber der taz. "Nur so kann ich mich persönlich äußern und gegen Vorwürfe verteidigen."

Es sei zwar richtig, dass er seit fünf Jahren bereits Mitglied bei Scientology sei: "Ich finde das klasse." Einen Widerspruch zwischen seinem Einsatz für die vom Verfassungsschutz überwachte Organisation auf der einen und der Öko-Partei auf der anderen Seite könne er jedoch nicht erkennen: "Mein Engagement bei den Grünen, die Welt verträglicher zu machen, würde ich gern weiterführen." Denn, so Rampelmann zur taz: "Bedarf gibt es schließlich genug."

Damit habe er "nicht im Traum gerechnet", kommentierte Hermann Strahl, der nordrhein-westfälische Geschäftsführer der grünnahen Heinrich-Böll-Stiftung, das Bekenntnis seines bisherigen Referenten. Rampelmann habe immer sehr gute Bewertungen von den Seminarteilnehmern erhalten, betont er. "Da gab es bisher nie etwas Negatives." Für November steht eigentlich das nächste Seminar mit Rampelmann auf dem Programm. Thema: "Politik und Theater". Dort, so heißt es in der Einladung, sollen die Teilnehmer "kreative Leichtigkeit erfahren". Doch daraus wird jetzt wohl nichts mehr. "Wir müssen jetzt erstmal in Ruhe im Vorstand darüber reden, wie es weiter gehen soll", so Strahl.

Während die Grünen offensiv auf Distanz gehen, hat Rampelmann seine Dreharbeiten für die "Lindenstraße" auch nach der Veröffentlichung seiner Scientology-Mitgliedschaft fortgesetzt. Er sei wie immer zur Arbeit erschienen, sagte "Lindenstraßen"-Sprecher Wolfram Lotze gestern in Köln. Rampelmann habe nie für die umstrittene Organisation geworben, seine Mitgliedschaft sei Privatsache. Daher sei er arbeitsrechtlich nicht zu belangen, sagte Lotze. "Dass wir darüber nicht glücklich sind, ist eine andere Geschichte", fügte Lotze hinzu. PASCAL BEUCKER

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08|01|2009 

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