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Der VPM
Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis
(Liebling-Sekte, Zürcher Schule, "Mut zur Ethik", AQS Arbeitskreis für ein qualifiziertes Studium)
 
 
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VPM aufgelöst?
Offenbar will der VPM das in Verruf geratene Kürzel loswerden.
Der Züricher Verein hat sich angeblich am 3.3.2002 aufgelöst.
Allerdings war dieser Verein erst Jahre nach entsprechenden Vereinen in Deutschland gegründet worden.
Die Gründung in Zürich erfolgte erst nach dem Tod des Friedrich Liebling, dessen Privat-Psychologie weiterhin die Grundlage der VPM-Ideologie blieb.
Bleibt abzuwarten, was mit den deutschen Vereinen geschieht.
 
 
St.Galler Tagblatt vom 25.6.03  
http://www.tagblatt.ch/schlagzeilen.cfm?pass_id=796207&liste=796209,796206,796205,796212,796207  


Behördentagung zum Thema VPM   
Sirnach. Mehr als 50 Personen aus den Behörden, Gemeinden und Schulgemeinden des Bezirks Münchwilen informierten sich gestern über den Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) in Wiezikon bei Sirnach. Anhänger des offiziell aufgelösten Vereins kaufen im Hinterthurgau rund um die Dussnanger Heimat der ehemaligen fachlichen Leiterin des VPM, Annemarie Buchholz-Kaiser, Immobilien. Ein Tagungszentrum ist im Gespräch. Versammlungsräume werden geschaffen, ist Sektenkenner Hugo Stamm überzeugt. Er stellte einen Wandel von der Psychosekte hin zu einer Art rechten Politsekte fest. (bor)  ostschweiz/11  

Von der Psycho- zur Politsekte?   

Behördentagung in Sirnach behandelt ehemalige Psychosekte VPM   
Sirnach. Im Hinterthurgau werden vermehrt Aktivitäten ehemaliger Anhänger des VPM festgestellt. Sirnach reagiert und veranstaltet eine Behördentagung zum Thema VPM.   

Stefan Borkert   

Eigentlich ist der Zürcher Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) aufgelöst. Doch laut Hugo Stamm, Journalist beim "Tages-Anzeiger" und intimer Kenner der Psychosekte, sind rund 500 ehemalige Anhänger und Mitglieder weiterhin aktiv. Im Hinterthurgau ist eine Massierung von Ehemaligen festgestellt worden. Es würden Immobilien gekauft und gute Preise dafür gezahlt, so Stamm. In Dussnang wohnt Annemarie Buchholz-Kaiser, die als fachliche Leiterin des VPM die Geschicke des Vereins lenkte, ihm eine Ausrichtung am rechten Rand des politischen Spektrums gab und, laut Stamm, als Führungsfigur von ihren Anhängern weiterhin verehrt wird.  

Wenig Information  

Die Bürgerinnen und Bürger sind ob der Aktivitäten ehemaliger VPM-Anhänger verunsichert. Das hat auch der Sirnacher Gemeindeammann Kurt Baumann festgestellt. Die Anfragen auf der Gemeinde häuften sich. Er habe festgestellt, dass nur sehr wenig Wissen über den VPM vorhanden sei. Deshalb wurde die Behördentagung organisiert. Mehr als 50 Vertreter von Behörden und Gemeinden, Schulgemeinden und auch Lehrer versammelten sich gestern im Schulhaus Egg. Die Veranstaltung solle präventiven Charakter haben, so Baumann. Und Stamm ergänzt, er wolle aufklären und informieren. Was eine solche Veranstaltung bei ehemaligen VPM-Anhängern auslöst, das erfuhr Baumann am eigenen Leib. Florian Ricklin, vormals Präsident des VPM und jetzt Liquidator desselben, tauchte bei Baumann samt Rechtsanwalt in dessen Büro auf und versuchte die Veranstaltung zu verhindern. Sie sei undemokratisch und auch rechtlich nicht zulässig. Doch Baumann blieb standfest. So informierte Stamm zunächst über die Ursprünge des VPM und erklärte die Führungsstruktur, in deren Zentrum stets die fachliche Leiterin aus Dussnang stand. Der Verein sei angetreten, um die Schweiz vor roten revolutionären Umstürzlern zu bewahren. Rund 700 zum allergrössten Teil verlorene Prozesse, schätzt Stamm, hätten ihn schliesslich ruiniert.  

Hohe politische Aktivität  

Jetzt stellt er eine hohe Aktivität von VPM-Leuten in politischen Komitees fest. Manches Referendum wäre ohne den VPM vermutlich gar nicht zustande gekommen, ist er überzeugt. Für ihn findet ein Wandel von der Psycho- hin zu einer Art Politsekte statt. Geduldig beantwortete Stamm die zahlreichen Fragen der Tagungsteilnehmer und machte Mut: Die Behörden müssten zwar Konflikte eingehen, wenn sie aktiv werden und offen informieren wollten, könnten so aber auch dem Treiben die Stirn bieten.  

Der Verein VPM  

Der Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) in der Schweiz (gegründet 1986) geht zurück auf den Zürcher Autodidakten Friedrich Liebling, der 1955 die "Psychologische Lehr- und Beratungsstelle Zürich" gründete. Nach Lieblings Tod (1982) entbrennen Richtungskämpfe in der Schweiz. Mitte der 80er Jahre wird Annemarie Buchholz-Kaiser, Dussnang, fachliche Leiterin im VPM. Seit 1988 wird der VPM öffentlich wegen vereinnahmender totalitärer Tendenzen als Psychosekte kritisiert. Der Verein wehrt sich mit zahlreichen Gerichtsprozessen, die er zumeist verliert, gegen seine Kritiker. Der VPM nimmt Einfluss auf die Drogen-, Aids- und Bildungspolitik. Es gibt Vereine in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Im März 2002 gibt der VPM in der Schweiz offiziell seine Auflösung bekannt. Die Vereine in Deutschland folgen. (bor)

 
Tages-Anzeiger 25.3.2003  


VPM-Leute kämpfen im Tarnanzug  

Vor einem Jahr hat sich der VPM aufgelöst, doch er geistert als Phantom quicklebendig umher.   
Sein neues Markenzeichen: wenig Psychologie, dafür viel Politik am rechten Rand.  
Von Hugo Stamm   

Es war ein Überraschungscoup. Ende VPM, verkündeten die Leute rund um ihre öffentlichkeitsscheue Chefin Annemarie Buchholz-Kaiser vor einem Jahr. Sektenkenner rieben sich die Augen: Was um Himmels willen werden die mehreren Hundert Akademiker und Lehrer machen ohne den Schutz der Gruppe und die geistige Führung ihrer «fachlichen Leiterin»? Aus der Kampf gegen die Drogenliberalisierer, Schulreformer, toleranten Aidsaufklärer, linken und liberalen Politiker?  

Mitnichten. Aus dem VPM-Grab stiegen flugs Einzelkämpfer in Tarnanzügen, die sich mit noch mehr missionarischem Eifer gegen den angeblich drohenden Untergang der Schweiz als (National-)Staat ins Zeug legten. Sie meiden zwar das Kürzel VPM wie der Teufel das Weihwasser, doch die VPM-Ideologie dringt aus allen ihren Poren. Nach zwölf Monaten zeigt sich: Die VPM-Anhänger beerdigten den Verein nur, um besser aus dem Untergrund heraus agieren zu können.  

Die Situation ist grotesk, denn als Politagitatoren kommen sie nicht ohne Namen aus. Deshalb gründen sie laufend neue anonyme Komitees. Die einzigen Spuren sind jeweils (anonyme) E-Mail-Adressen oder (anonyme) Postfächer. Die unfassbaren Akademiker verletzen exakt die demokratischen Grundregeln, für die sie zu kämpfen vorgeben.  

Schlagkräftig auch ohne Verein  

Das jüngste Beispiel ist das Forum Frieden und Menschenrechte. Es tauchte erstmals beim Antikriegsbündnis auf, das die Friedensdemo in Bern organisierte. Ihr Vertreter R. [Name bekannt] ein alter VPM-Haudegen, nahm an einer Sitzung teil, wurde aber von GSoA-Leuten erkannt und ausgeladen. Dafür schaffte es R., sich als Redner den Organisatoren der Friedensdemo vom 22. Februar in Zürich anzudienen. Als der TA den Zusammenhang aufzeigte, weigerten sich SP-Nationalrat Mario Fehr und der Präsident des Evangelischen Kirchenbundes, als Redner aufzutreten. Um einen Eclat zu verhindern, zog sich R. zähneknirschend zurück. Auf das Forum angesprochen, sagte er, dieses sei bloss ein loser Zusammenschluss ein paar befreundeter Personen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn R. und seine Mitstreiter können auf viele VPM-Freunde zurückgreifen, die auch ohne Vereinsstrukturen schlagkräftig sind.  

Besonders wirkungsvoll sind die versteckten Aktionen der VPM-Gruppen bei Unterschriftensammlungen und Abstimmungskampagnen. So bekämpften die VPM-Anhänger mit ihrer Maulwurftaktik die neue Bundesverfassung, die bilateralen Verträge, Auslandeinsätze der Armee, das Zürcher Bildungsgesetz oder den Uno-Beitritt. Dass ihre Strategie immer mal wieder aufgeht, zeigt das Referendum gegen die Armee XXI. Offiziell hat ein Bürgerkomitee um Divisionär a. D. Hans Wächter die Unterschriften gesammelt, doch von den 64 000 Unterschriften haben VPM-Exponenten rund 40'000 beigebracht. Ohne ihre Unterstützung wäre das Referendum kläglich gescheitert.  

Die undurchsichtige Aktion und das Versteckspiel haben Politiker aufgeschreckt. Die FDP rief das Referendumskomitee auf, die Hintermänner aufzudecken. Ausserdem schrieb die Partei der SP und der SVP ins Stammbuch, sie sollten sich entscheiden, ob sie «gemeinsam mit einer Psycho-Sekte die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz aufs Spiel setzen wollen». Nationalrat Andreas Gross ortet gar ein Demokratiedefizit, wenn der Absender des Referendums anonym bleibe. Er will deshalb Gesetzesänderungen verlangen.  

Die Beerdigung des VPM erlaubt den Exponenten auch, sich bei grossen Parteien einzuschleusen. So kandidiert beispielsweise Reinhard Koradi, Leiter der Wirtschaftspolitik bei der Migros, für die SVP Dietlikon für den Kantonsrat. Koradi ist Bezirksschulpfleger und ein VPM-Hardliner, der oft in der Öffentlichkeit auftritt. In einem Artikel für die von VPM-Leuten redigierte Postille «Zeit-Fragen» brachte er sein Weltbild zum Ausdruck. Über den Bundesrat schrieb er: «Nach dem Willen unserer Regierung und dem der Gefolgsleute eines marxistisch neoliberalen Zeitgeistes sind unsere legitimen nationalen Interessen der Arroganz der globalen Macht zu opfern.» Ausserdem betreibe die Regierung «mit ihrem Ruf nach Imagepflege Landesverrat». Der Kadermann der Migros bezeichnete Bundesrat Joseph Deiss eine «lächerliche Figur, dem offensichtlich jede professionelle Einstellung fehlt».  

SVP-Verbindungen pflegt auch VPM-Aktivist Matthias Erne. Der Jurist und Redaktor der «Zeit-Fragen» referierte am 19. März bei der SVP Urdorf zur Armee XXI.  

Strategie der angeprangerten Linken  

Die Beispiele liessen sich beliebig fortsetzen. Fazit: Wo sich heute in der rechten und patriotischen Politlandschaft etwas bewegt, tauchen immer häufiger VPM-Exponenten in Tarnanzügen auf. Pikant dabei ist, dass sie exakt jene versteckte Agitation anwenden, die sie in ihrer ideologischen Fixierung der Linken vorwerfen. Vor lauter Politagitation vernachlässigen sie ihr ursprüngliches Kerngebiet - die Psychologie - immer mehr.  

Das Phantom VPM hat sich zu einer unfassbaren politischen Kraft entwickelt, deren Einfluss nicht zu unterschätzen ist. Dass die vielen Akademiker und Lehrer am rechten Rand politisieren, sei ihnen unbenommen. Undemokratisch und inakzeptabel ist allerdings ihr dauerndes Versteckspiel.

 
 
NZZ 26.1.2003  


Das Netzwerk der Lichtscheuen   

Der pensionierte Divisionär Hans Wächter kommandiert den Referendumskampf gegen die Armee XXI. Aber die Fäden laufen andernorts zusammen. Ein Verbund von lichtscheuen Zirkeln, angeführt von einstigen VPM-Mitgliedern, macht mobil gegen den angeblichen Ausverkauf der Heimat.   
Von René Zeller   

 «Hört auf mit diesen drei Buchstaben!» Hans Wächter, 83-jähriger Divisionär ausser Dienst, reagiert genervt, wenn er auf den VPM angesprochen wird. Er ziehe zusammen mit ehrbaren Leuten gegen die Armee XXI ins Feld, konstatiert Wächter im Befehlston. Kritik an seinen Mitstreitern duldet er nicht.  

Der Präsident der «Aktion Aktivdienst», wohnhaft im Städtchen Stein am Rhein, sagte der von Bundesrat und Parlament verabschiedeten Armeereform im Oktober 2002 den Kampf an. Am Donnerstag nun hat er mit Gleichgesinnten fristgerecht Kartonschachteln mit 63 000 Referendumsunterschriften ins Bundeshaus West getragen. Dem rüstigen Senior steht der Stolz ins Gesicht geschrieben. «Wir wollen einen Marschhalt», fordert der langjährige Instruktor der Artillerie, dem auf der Frauenfelder Allmend keine Geschützstellung fremd ist und der im Zenit seiner Laufbahn die Zentralschulen der Armee kommandierte.  

1982 ging Divisionär Wächter in Pension. In den seitherigen Debatten um die «richtige» Armee gehörte er nie zu den Tenören; seine Stimme hatte kein Gewicht. Vielleicht liegt es daran, dass er heute aus allen Rohren gegen die Armee XXI schiesst. Das neue Ausbildungskonzept mit den auf 21 Wochen verlängerten Rekrutenschulen hält er für eine vollendete Fehlkonstruktion. Via NZZ-Leserbriefseite signalisierte er, er würde liebend gerne beweisen, was man in einer 17-wöchigen RS erreichen könne. «Man stelle mir dafür eine Pz Trp RS, eine Pz Hb RS, in der 14. bis 16. Woche eine Staffel F/A-18 und den Waffenplatz Bière sowie das zugehörige Instruktionspersonal zur Verfügung.» Mehr noch als über Ausbildungsbelange empört sich Wächter über das Leitmotiv «Sicherheit durch Kooperation». Als Berufsoffizier war er 1956/57 nach Fort Leavenworth in die USA abkommandiert, 1978 beobachtete er die «Beresina»-Manöver der UdSSR. Am Donnerstag meinte er: «Es herrscht eine verfluchte Auslandhörigkeit!»  

Zupackende VPM-Leute  

Mit Wächters Einschätzung einverstanden ist der Personenkreis, der den drei ominösen Buchstaben zuzuordnen ist. Der «Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis» (VPM) hat im März 2002 offiziell zwar aufgehört zu existieren. Jedoch: Als die Referendumsbögen bei der Bundeskanzlei deponiert wurden, packten ehemalige VPM-Frontleute kräftig mit an. Matthias Erne, umtriebiger Jurist und Redaktor der einschlägig bekannten VPM-Kampfschrift «Zeit-Fragen», war da. Jean-Paul Vuilleumier, der 1997 den Abstimmungskampf zur Volksinitiative «Jugend ohne Drogen» VPM- like dirigierte, liess sich blicken. Der Jugendpsychiater Thomas Lippmann, der sich bei der Unterschriftensammlung gegen die Bevölkerungsschutz- Reform ins Zeug gelegt hat, trat am Megaphon als Wortführer und an einer improvisierten Pressekonferenz als aufbrausender Referent auf den Plan.  

Auf dem Kleinlastwagen, der vor dem Bundeshaus West als mobiles Referendumsbüro diente, verrichtete die Psychologin und einstige VPM-Vizepräsidentin Erika Vögeli letzte Sekretariatsarbeiten. Ihr Gatte Thomas Seitz, ebenfalls Psychologe, nimmt im Kampf gegen die Armee XXI eine koordinatorische Schlüsselrolle wahr. Das «Eidgenössische Komitee für eine direkt-demokratische, neutrale und souveräne Schweiz» hat das Gros der 63 000 Unterschriften beigebracht. Alimentiert wird dieses Komitee von zwei Dutzend Gruppen, die personell kaum fassbar sind. Die Walliser Sektion von «Eine Schweiz für unsere Kinder» gehört ebenso dazu wie das «Schweizer Bürgervotum, Dozwil», die «Alleanza Liberi e Svizzeri, Lugano» und das «Forum für den Souverän, Malans». Der Psychologe Seitz kennt alle diese Zirkel. Er verwaltet das gemeinsame Briefpapier, er sorgt auch für Verknüpfungen via Homepage (www.buergergespraech.ch).  

Was bezwecken diese ultrakonservativen Kreise, deren Waffe das demokratische Recht des Referendums ist? Den schillernd-kuriosen Vereinigungen,  
die sich zumeist hinter Postfächern verschanzen, dient der Widerstand gegen den befürchteten Ausverkauf der schweizerischen Souveränität als  
gemeinsame Triebfeder. Ein spezifisches Interesse an der militärischen Landesverteidigung haben die Bürgerforen nicht. Das gilt auch für den VPM; in  
den neunziger Jahren konzentrierten sich die «Lieblinge», die vom wohlbestallten Zürichberg aus operierten, vorab auf drogenpolitische und  
pädagogische Heilslehren. Dennoch sind sie jetzt in militärischer Mission unterwegs. Einstigen VPM-Angehörigen ist es zuzuschreiben, dass das  
Volk über die Armee XXI befinden wird.  

Das umtriebige «Eidgenössische Komitee für eine direkt-demokratische, neutrale und souveräne Schweiz» markiert also die ausserparlamentarische  
Opposition von rechts – und dies beileibe nicht zum ersten Mal. Einen vergleichbaren Eifer legte das Komitee schon beim Referendum gegen die  
ersten bilateralen Abkommen mit der EU und gegen die Auslandeinsätze der Armee an den Tag. Die neue Bundesverfassung war eine weitere  
Zielscheibe, ebenso der Uno-Beitritt. Damals habe die Bürgerbewegung eng mit SVP und Auns kooperiert, merkte Wächter am Donnerstag unter  
Verweis auf Datenbanken an, die in den Computern ehemaliger VPM-Leute angelegt sind. Auch diesmal hat die Auns ihren Mitgliedern  
Unterschriftenbögen zugestellt. Aber sonst mag Christoph Blochers Spezialeinheit, wie übrigens auch «Schweizerzeit»-Verleger Ulrich Schlüer, nicht  
aktiv mitmischen.  

Allerlei Verbündete  

Dafür sind andere Partner zur Stelle. Unter dem schönfärberischen Titel «Aktion Volk und Heimat» hat der Hallauer Emil Rahm Unterschriften gesammelt. Auf der militärpolitischen Schiene ist neben der «Aktion Aktivdienst» die Interessengemeinschaft Miliz (IGM) zu nennen, ein Verbund von Offizieren, an deren Spitze Oberstleutnant Georg Ober-Kassebaum steht. Er initiierte zusammen mit VPM- Mann Matthias Erne das 2001 publizierte Gutachten des deutschen Rechtsgelehrten Karl Schachtschneider, in dem die Armee XXI als verfassungswidrig taxiert wurde. Damit war die Basis für die Kooperation im jetzigen Referendumskampf gelegt, in dem Erne und Ober-Kassebaum federführend mittun.  

Wenn die Auns bei der Unterschriftensammlung abseits stand, dann gilt dies nicht für deren Juniorenabteilung. «Young4fun» nennen sich die Leute, die sich am Referendumskampf gegen die Armee XXI beteiligen. Auch hier sind Querverbindungen gegeben: Lukas Reimann, Co-Präsident von «Young4fun», sitzt im Vorstand der Auns. Bereits im Jahr 2000, als das «Bürgergespräch» den Kampf gegen die Bilateralen I führte, figurierte der damalige Mittelschüler Reimann an einer Veranstaltung in Zofingen auf der Referentenliste. Darauf sind auch die «Zeit-Fragen»-Redaktoren Matthias Erne und Erika Vögeli aufgeführt.  

Nach absolvierter Unterschriftensammlung will Divisionär a. D. Wächter im Abstimmungskampf weiter auf die «grosse Erfahrung des Komitees» zählen, in dem die ehemaligen VPM- Leute wirken. «Die Bürgernähe ist beizubehalten, Parteien werden nicht integriert», lautet Wächters Losung, wobei die Schweizer Demokraten in der Person des Zürcher Alt-Nationalrats Hans Steffen bereits eingebunden sind.  

Parteien aussen vor  

Es ist wenig wahrscheinlich, dass die hinter Hans Wächter agierenden Kreise vermehrt ans Licht treten werden. Der Netzwerker Thomas Seitz will partout nicht preisgeben, von wo aus er die Fäden zieht. «Wir verfügen über ein fliegendes Büro mit wechselnden Standorten», lautet seine Antwort. Das von ihm mitgetragene Komitee werde auch künftig in loser Form operieren, «ohne Statuten, ohne Vorstand». Man kenne sich lange genug, Sitzungen würden an wechselnden Standorten abgehalten. «Kürzlich haben wir im Bahnhof Olten ein Säli gemietet.»  
Ob sich die einstige VPM-Gilde so von ihrem Stigma befreien kann? Thomas Seitz wäre darüber glücklich: «Wer heute noch den VPM anprangert, spricht von einem Phantom», beteuert er. Das Problem bestehe aber offenbar darin, «dass wir nicht kollektiv Selbstmord begangen haben».  

Armee XXI und Bevölkerungsschutz XXI  

Die eidgenössischen Räte haben am 4. Oktober 2002 dem Projekt Armee XXI zugestimmt. Das Reformvorhaben führt, basierend auf dem Sicherheitspolitischen Bericht 2000 («Sicherheit durch Kooperation»), zu einem tiefgreifenden Umbau des Wehrwesens. Der zentrale Auftrag der Armee bleibt jedoch unverändert die Verteidigung des Landes gegen militärische Bedrohungen. Die Kreise, die das Referendum gegen die Armeereform erwirkt haben, befürchten, dass mit der Armee XXI ein Wechsel vollzogen werde «zu einer Nato-kompatiblen kleinen Hilfsarmee für aggressive Auslandeinsätze im Verbund mit den Streitkräften anderer Staaten».  

Die gleichen Kreise bekämpfen auch die Reform Bevölkerungsschutz XXI, obschon diesem Projekt in den parlamentarischen Beratungen kein Widerstand erwachsen ist. Ziel des Vorhabens ist ein neu strukturiertes Verbundsystem der fünf Partnerorganisationen Polizei, Feuerwehr, Gesundheitswesen, technische Betriebe und Zivilschutz unter einem gemeinsamen Dach. Die Referendumsführer bezeichnen den geplanten Abbau des Zivilschutzes als völlig unangemessen angesichts der aktuellen Weltlage. Die Referendumsabstimmungen zur Armee XXI und zum Bevölkerungsschutz XXI sind für den 18. Mai terminiert. (rz.) 

 
Tages-Anzeiger 24.1.2003  

63 000 gegen Armee XXI  

Bern. - Eine illustre Allianz von Reformgegnern hat gestern Donnerstag zwei Referenden im Bundeshaus deponiert: 63 000 Unterschriften wurden gegen die geplante Verkleinerung und den Umbau der Armee gesammelt. Gegen die Redimensionierung des Zivilschutzes kamen nur 52 000 Unterschriften zusammen. Damit ist noch nicht ganz sicher ist, ob dieses Referendum wirklich zu Stande gekommen ist und am 18. Mai vors Volk gelangt. Da das Quorum nur knapp erreicht wurde, wird die Bundeskanzlei die eingereichten Unterschriften genau prüfen müssen.  

Blumen für VPM-Vizepräsidentin  

Das Referendum gegen die Armee XXI war vom Veteranenverein Aktion Aktivdienst und von der rechtsbürgerlichen Jugendorganisation Young4Fun ergriffen und von der Interessengemeinschaft Miliz unterstützt worden. Der «Grossteil» der Unterschriften wurde jedoch vom Eidgenössischen Komitee für eine direktdemokratische, neutrale und souveräne Schweiz gesammelt, wie Alt-Divisionär Hans Wächter sagte. Dieses Komitee hat früher schon die neue Bundesverfassung, den Uno-Beitritt, die Auslandeinsätze und die bilateralen Verträge mit der EU bekämpft - mit starker Beteiligung der mittlerweile aufgelösten Psychosekte VPM.  

Zur Mitwirkung von VPM-Exponenten bei der jüngsten Unterschriftensammlung wollte sich Komiteevertreterin Marion Feigl nicht äussern. Man kümmere sich im Komitee, das weder einen Vorstand noch feste Mitglieder kenne, nicht um das Privatleben der Mitstreiter. Immerhin: Zu den vier Frauen, denen Divisionär Wächter mit einem Blumenstrauss für besonderes Engagement dankte, gehörte Erika Vögeli, einst Vizepräsidentin des VPM.  

In einem Communiqué verlangte die FDP die «Aufdeckung der Hintermänner der beiden Referenden». SP und SVP müssten sich entscheiden, ob sie für eine moderne Armee einstehen oder aber gemeinsam mit einer Psychosekte die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz aufs Spiel setzen wollten. Im Parlament hatte die SP zur Armeereform grösstenteils Stimmenthaltung geübt. Die SVP war gespalten; ihre Zürcher Wortführer haben dagegen gestimmt; die Auns hat Referendumsbögen verschickt. Divisionär Wächter zeigte sich enttäuscht, dass Christoph Blocher das Referendum nicht unterstützt hat. (bvr.) 

 
Quelle: St. Galler Tagblatt vom 18.9.02  
Lokal: Der Toggenburger vom 18.9.02  


VPM im Toggenburg aktiv?   

Bazenheid. Der "Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis" (VPM) hat sich, gemäss eigener Angaben, vor einigen Monaten aufgelöst. Personen, die dem VPM nahe standen, sind aber weiterhin aktiv - auch im Toggenburg. Personen, die zum Umfeld der umstrittenen Gruppierung gehörten, sollen nun auch in Bazenheid aktiv geworden sein.  

Lokal:  Appenzeller Zeitung vom 18.9.02  
VPM-Stiftung kauft Textilfabrik in Bazenheid   

cz. In Bazenheid hat die Zürcher Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle im Juli eine ehemalige Textilfabrik gekauft, um sie als Tagungs- und Konferenzzentrum zu nutzen. Zwar wird von den Verantwortlichen ein Zusammenhang zwischen Kauf und Psychogruppe verneint, doch gilt die seit 1974 bekannte Stiftung als Vorläuferin des in Zürich gegründeten VPM. Den Verein für psychologische Menschenkenntnis (VPM) gibt es offiziell nicht mehr, doch Sektenspezialisten vermuten, dass sich die Vereinigung nur aufgelöst hat, um unter einer Tarnkappe wieder aufzutauchen.  
Ostschweiz/33  

Der VPM im Tarnkleid?   
Zürcher Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle kauft ehemalige Textilfabrik in Bazenheid   

Der Verein für psychologische Menschenkenntnis (VPM) hat sich im März aufgelöst. Jetzt taucht in Bazenheid eine Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle mit Sitz in Zürich auf.  

CHRISTOPH ZWEILI  

Die ehemalige Textilfabrik Mühlau in Bazenheid hat eine neue Besitzerin, die Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle mit Sitz in Zürich. Seit der im Juli publizierten Handänderung kursiert das Gerücht, dass sich eine Nachfolgeorganisation des VPM im grössten Dorf der politischen Gemeinde Kirchberg niederlassen will. Das Kürzel VPM steht für den umstrittenen und prozessfreudigen Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis.  

"Gezieltes Abtauchen"   

Offiziell gibt es den VPM zwar seit dem 3. März nicht mehr. Doch der Journalist und Sektenkenner Hugo Stamm glaubt nicht an eine vollständige Auflösung. Stamm ist Autor des Buches "VPM - die Seelenfalle" und spricht von "gezieltem Abtauchen" und "taktischer Flexibilität". In den vergangenen Jahren seien zahlreiche weitere Organisationen unter ähnlichen Tarnkappen gegründet worden. Der VPM habe lediglich die Taktik geändert, damit das in den Medien und der Öffentlichkeit mit einer Psychogruppe assoziierte Kürzel nicht mehr auftauche. VPM-Anhänger seien seit ein paar Jahren bestrebt, den Verein nicht mehr öffentlich ins Spiel zu bringen. Auch Georg Schmid, Theologe und Sektenspezialist, vermutet, dass sich der VPM aufgelöst hat, "um mit weniger Widerstand an einem neuen Ort weiterarbeiten zu können".  

Ungeliebte Fragen   

Im Toggenburg ist der Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis nicht unbekannt. Im März 2000 platzte der geplante Verkauf des privaten Kindergärtnerinnen-Seminars Sonnegg in Ebnat-Kappel, das im neuen Fachhochschulkonzept des Kantons keinen Platz mehr hat. VPM-Anhänger hatten eine Genossenschaft gegründet und wollten das Areal kaufen, um eine Privatschule einzurichten. Der geplante Verkauf löste grosses Medienecho aus: Die Bevölkerung wehrte sich, die Behörden zogen ihre Unterstützung zurück. Die Übernahme der Immobilien kam nicht zustande.  

Areal nicht selber nutzen   

Und was beabsichtigt die Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle mit der alten Fabrikliegenschaft Mühlau? Jürg Aeschlimann, in Wattwil wohnhafter Psychiater und Präsident des Stiftungsrats Psychologische Lehr- und Beratungsstelle, reagiert nervös und zunehmend gereizt auf Journalistenfragen. Was wichtig sei, sei in einem Artikel im "Alttoggenburger" vom 30. August festgehalten. Darüber hinaus gebe es nichts zu sagen, weder zum Stiftungszweck noch zur Finanzierung des Mühlauprojekts. Die Stiftung wolle das Fabrikensemble aus der Gründerzeit der Textilindustrie nicht selber nutzen, heisst es in diesem Artikel. Das auffällige Fabrikantenhaus mit Sichtbackstein-Fassade soll weiterhin als Wohnhaus dienen; das Nebengebäude für Büro- und Gewerberäume genutzt werden. Das Fabrikgebäude, wo die Firma Stöhr noch bis 2001 Kunststoffwaren produziert hatte, will die Stiftung "einer noch zu bildenden Betreibergesellschaft" mit der Auflage verpachten, "es gemäss den bisherigen Absprachen mit der Gemeinde" als Tagungs- und Konferenzzentrum zu nutzen. Mitte August 2001 hatten der Internist und Spezialarzt für Lungenkrankheiten Daniel Güntert und seine Frau das Fabrikareal in der Mühlau gekauft. Güntert wollte ein Gesundheitszentrum mit angegliederter Altersresidenz, eine Spezialarztpraxis für Lungenkrankheiten sowie Seminar- und Fortbildungsräume errichten. Doch die bauliche Umnutzung der schützenswerten Industriebaute mitten in der Landwirtschaftszone ist nur unter Auflagen der Denkmalpflege möglich. Die Baubewilligung wurde an eine Auflage von 150 Parkplätzen geknüpft. Güntert warf das Handtuch und eröffnete in Wattwil eine Praxis. Ein Käufer wurde gesucht, der das Areal in ähnlichem Sinne nutzt.  

Güntert: "Bin kein Mitglied"   

Ist Daniel Güntert Mitglied der Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle? "Das bin ich nicht", erklärt er auf Anfrage. Dasselbe hat er auch gegenüber dem früheren Mühlaubesitzer, Christian Haeggberg, und gegenüber der Gemeinde gesagt. Diese wartet erst einmal ab. Auch VPM-Mitglied will Güntert nie gewesen sein. Einen Zusammenhang zwischen dem Mühlauverkauf und der Psychogruppe gebe es nicht, sagt er weiter. Der Kontakt sei zufällig zustande gekommen. Eine Mitgliedschaft im ehemaligen VPM nachzuweisen ist umso schwieriger, als es den Verein offiziell nicht mehr gibt. Immerhin aber ist ein Daniel G. im 1991 erschienenen Buch aus dem Verlag Menschenkenntnis "Der VPM, was er wirklich ist", aufgeführt. Das gilt auch für einen Aeschlimann J. Beide, Güntert und Aeschlimann, so zeigen weitere Recherchen, gelten als ehemalige Mitglieder des inneren Kreises des VPM. Güntert ist gemäss Handelsregister-Eintrag vom 26. Juni 2000 auch Vizepräsident der Genossenschaftlichen Bildungsstätte Ebnat-Kappel. Jener Genossenschaft, die bei der versuchten Gründung einer Privatschule in Ebnat-Kappel ins Kreuzfeuer der Kritik geriet.  

"Vereinnahmend und totalitär"   

Die Psychologische Lehr- und Beratungsstelle Zürich wurde 1955 von Friedrich Liebling gegründet. Sie gilt als Basis für die später von ihm selbst so benannte "Zürcher Schule", deren geistiges und teilweise materielles Erbe der 1985 in Zürich gegründete Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis (VPM) antrat. In Berlin, Köln und Hannover entstanden Gruppen, die im Schul- und Hochschulbereich aktiv waren. Die 1974 gegründete "Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle" wurde durch ihre "Grossgruppen-Therapie" bekannt. Auf Kritik und Sektenvorwürfe von aussen und seitens ehemaliger Mitglieder wird heftig reagiert. In den frühen Neunzigerjahren weiten sich die Auseinandersetzungen im Raum Zürich zu einer Prozesslawine aus. Der VPM wechselt von religionskritischen, anarchistisch linkssozialistischen Anfängen zu rechtsbürgerlichen, religiös-konservativen Positionen. Verbissen wurde der Kampf gegen Linke und alles, "was auf deren Konto geht", geführt. Im Zentrum standen Liberalisierungstendenzen in der Drogenpolitik sowie das Bildungswesen. Ab 1988 wurde der VPM öffentlich kritisiert, zunächst in Zürich von Schülern und Studenten, die dem VPM Unterwanderung vorwarfen. Sektenspezialist Georg Schmid unterstellt dem VPM eine doktrinäre Haltung, Rechthaberei und den Anspruch, die Wahrheit zu vertreten. Tagesanzeiger-Journalist Hugo Stamm spricht von "vereinnahmender Tendenz" und "totalitären Aspekten".  cz  



Zum Artikel VPM im Toggenburg aktiv - St.Galler Tagblatt vom 18.9.02  

Quelle: St. Galler Tagblatt vom 24.9.02  

Gegendarstellung   

Die Zeitungen St. Galler Tagblatt, Appenzeller Tagblatt, Toggenburger, Wiler Zeitung und Der Rheintaler haben am 18.9.2002 im Zusammenhang mit dem Erwerb der ehemaligen Textilfabrik in Bazenheid u.a. einen Zusammenhang zwischen mir, dem aufgelösten VPM und dem neuen Eigentümer, der Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle, behauptet.  

Dieser Zusammenhang besteht nicht. Weder hat der aufgelöste VPM etwas mit dem Besitzerwechsel zu tun, noch haben die neue Besitzerin, die Stiftung Psychologische Lehr- und Beratungsstelle, oder ich etwas mit dem VPM zu tun.  
Daniel Güntert, Wattwil  

Die Redaktion hält an ihrer Darstellung fest.  
 

 
 
Tages-Anzeiger am 05.03.2002  


VPM verkündet seine Auflösung  
Die Psychosekte VPM hat sich formell aufgelöst. Fachleute vermuten aber, dass die Anhänger die bisherigen Aktivitäten weiterführen werden.  

Von Hugo Stamm  

In einer Pressemitteilung teilte der Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) mit, er habe an der Generalversammlung vom 3. März seine Auflösung beschlossen. Diese überraschende Nachricht platzte aus heiterem Himmel auf ausgewählte Redaktionspulte. Die Schliessung des Vereins wird mit pathetischen Worten verkündet: "Die Mitglieder des VPM tun auch dies aufrecht, ehrlich und unerschrocken und im Bewusstsein, dass ein beträchtlicher Teil der Vereinsziele erreicht wurde."  

Susanne Schaaf von der Sektenberatungsstelle InfoSekta vermutet, dass die Auflösung eine taktische Aktion des VPM ist. Tatsächlich wurde das Kürzel in vielen Medien und der Öffentlichkeit mit einer Psychosekte assoziiert. Deshalb haben die VPM-Anhänger seit ein paar Jahren versucht, den Verein nicht mehr öffentlich ins Spiel zu bringen.  

Kampf gegen den Uno-Beitritt  

Tatsache ist aber, dass VPM-Mitglieder bis zum Schluss gegen den Uno-Beitritt gekämpft haben. Und erst kürzlich wurde die VPM-Schule am Toblerplatz erweitert. Ausserdem sind weiterhin VPM-Anhänger in vielen assoziierten, teilweise von VPM-Leuten gegründeten Initiativgruppen und Gesellschaften aktiv: In der Hippokratischen Gesellschaft Schweiz, in Mut zur Ethik, in Eine Schweiz für Kinder, in Jugend ohne Drogen, im Komitee für eine demokratische Volksschule, in der Aids-Aufklärung Schweiz, in Jugend und Familie, im Forum für Zeitzeugen, im Studentenforum usw. Auf die Frage, ob diese von VPM-Anhängern gestützten Vereine ebenfalls aufgelöst worden seien, antwortet VPM-Präsident Florian Ricklin: "Das hat nichts mit dem VPM zu tun." Die Frage, was mit dem Vereinsvermögen passieren werde, wollte er nicht beantworten. Tatsache ist, dass Mitte der 90er-Jahre, nachdem der VPM und seine Anhänger Hunderte von Prozessen und Rechtshändel angezettelt hatten, das Millionenvermögen weggeschmolzen war.  

Der VPM hat in den 16 Jahren seines Bestehens immer wieder mit extremen Ansichten zu Schulfragen, zur Aids- und zur Drogenpolitik die Öffentlichkeit polarisiert. Mitte der 90er-Jahre gab es heftige Auseinandersetzungen mit dem Zürcher Erziehungsdepartement. Eltern bestreikten sogar VPM-Lehrer. VPM-Anhänger klagten Eltern, Schulbehörden, Sektenexperten und viele Medien ein. Gegen Ende der 90er-Jahre mied er Konflikte, dafür engagierten sich viele Anhänger - angeblich als Privatpersonen - in den VPM-typischen Themenbereichen.  

Bundesrat als Landesverräter?  

VPM-Anhänger haben in letzter Zeit stets extremere politische Ideen vertreten. In der VPM-nahen Zeitung "Zeit-Fragen" publizierten sie Texte, in denen sie dem Bundesrat Landesverrat vorwarfen. Und beim Beitritt zur Uno prophezeiten verschiedene Autoren den Untergang der freien Schweiz. Ausserdem wurde der Bundesrat beschuldigt, er betreibe eine "Manipulation der Stimmbürger mit psychotechnischen Mitteln". Es sei auch zu befürchten, dass das Abstimmungsergebnis manipuliert werde. VPM-Präsident Florian Ricklin verneinte die Frage, ob die Auflösung des Vereins mit der verlorenen Uno-Abstimmung in Verbindung stehe. Er erklärte vielmehr, der VPM habe nie politische Ziele gehabt.

 

AGPF-Kurzinfo
 
Kurz-Info über   
VPM - Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis (Liebling-Sekte, Zürcher Schule, "Mut zur Ethik", AQS Arbeitskreis für ein qualifiziertes Studium)  

Der VPM mit Zentralen in Zürich und Köln und seine Mitglieder bieten therapeutische Leistungen, Betreuung, Fortbildung, Veranstaltungen und Literatur an. Der VPM nimmt massiv Einfluß auf die politische Meinungsbildung auf den Gebieten Gesundheit und Bildung, insbesondere auch durch überaus aggressive Kritik an den Vertretern einer anderen Meinung.  

Friedrich Liebling (geb. 25.10.1893, gest. 28.2.1982) war Kaufmann und psychologischer Autodidakt. In den 50er Jahren zog er mit anarchistisch-psychologischen Thesen Zuhörer an. Es entwickelte sich eine "konspirative Gruppenkultur", "aus dem subversiven Gesprächskreis entstand eine Therapiegruppe" (1) und eine  "Psychologische Lehr- und Beratungsstelle", die er ab 1967 als "Zürcher Schule" bezeichnete. Lieblings "utopische Heilsbotschaft: Errettung der Welt durch psychologische Menschenkenntnis" (1) 

Während Friedrich Liebling nur in der Schweiz tätig war, wurden in Deutschland die ersten VPM- Organisationen gegründet: 1977: GFPM Berlin Vereinsregister VR 5495, 1979: VFPM Köln VR 7805, 1980: GFPM Hannover VR 4672, 1981: VPM Erlangen VR 604, 1981: IPM Freiburg VR 1383. Alle diese Vereine haben "Förderung der psychologischen Menschenkenntnis" im Vereinsnamen. Die organisatorische Struktur des VPM ist somit in Deutschland und noch zu Lebzeiten von Liebling entstanden. Nach Lieblings Tod setzten in der Schweiz erbitterte Kämpfe um seine Nachfolge ein. Es ging um Lieblings beträchtliches Erbe und um Einfluß. Die deutschen Vereine blieben davon scheinbar unberührt.  

Dr. Annemarie Buchholz-Kaiser wurde unangefochtene Führungsperson, als "fachliche Leiterin" bezeichnet. Der VPM "rückte unter der eisernen Lady 1988 scharf nach rechts. Die Alt-Achtundsechziger wandelten sich von heute auf morgen in Wertkonservative ..." (1). Als "Altachtundsechziger und Graswurzelstratege" wurde später in mutmaßlich unfreundlicher Absicht ein Kritiker (2) bezeichnet.  

Erst ab 1988 wurde der VPM öffentlich kritisiert, zunächst in Zürich von Schülern und Studenten, die dem VPM Unterwanderung vorwarfen. Dort wurde der VPM-kritische Verein "Psychostroika" gegründet. Es entstand Bunkermentalität. Kritiker wurden massiv angegriffen, die Presse überwacht, ein TV-Reporter mit Wasser übergossen.  

Zahllose Prozesse wurden geführt (4), ganzseitige Anzeigen veröffentlicht, so "gegen den organisierten Schreibtischmord" (5) 

Dem VPM wird vorgeworfen, seine Anhänger mit Hilfe von Psychologie und Psychotherapie abhängig zu machen und sozial zu isolieren. Da dies naturgemäß schwer belegbar ist, werden immer wieder zahlreiche Indizien angeführt, die teils in die Liebling-Zeit zurückreichen. So wird berichtet, daß ein erheblicher Teil der männlichen Anhänger sich hat sterilisieren lassen. Die teils anekdotischen Berichte sollen auch den massiven Gruppendruck belegen, dem die Anhänger ausgesetzt seien.  

Der VPM bezeichnet sich als "psychologisch orientierter ... wissenschaftlicher Fachverein". Die Psychologie wird einem Naturgesetz gleichgestellt: "Die Richtigkeit psychologischer Befunde läßt ebensowenig Vieldeutigkeiten zu wie die Richtigkeit des Fallgesetzes. Es gibt keine 'Toleranz' zu sagen, der Stein könne unter den gegebenen Naturgesetzen auch einmal nach oben fallen" (5). Der Psychologieprofessor Wolfgang Michaelis (3) zu einem derartigen Anspruch: "Wissenschaft von gestern - geradezu groteske Rückständigkeit". Über die "fachliche Leiterin" wegen fehlender einschlägiger Examina: "Nach üblichen Maßstäben inkompetent".  

Der VPM gibt sich unpolitisch, nimmt aber massiv Einfluß auf die Politik zu Bildung und Gesundheit, insbesondere zu Drogen und Aids. Seit 1993 werden Kongresse mit dem Titel "Mut zur Ethik" veranstaltet, von Kritikern als "Plattform für Kalte Krieger" (3)angesehen. Zur "Europäischen Arbeitsgemeinschaft Mut zur Ethik" gehört auch der BAQS - Bund der Arbeitskreise für ein qualifiziertes Studium. Die AQS-Arbeitskreise beteiligen sich an Wahlen zu den Studentenparlamenten. Die Zeitung "Zeitfragen" gilt als dem VPM nahestehend.  

Literatur und Anmerkungen:  

Eugen Sorg: Lieblingsgeschichten, 1991, ISBN 3-85504-130-x -   
Hugo Stamm: VPM - Die Seelenfalle, 1993, ISBN  3-85932-123-41   
(1) Nordhausen/von Billerbeck: Psycho-Sekten, 1997, ISBN 3-86153-135-6 2   
(2) Hansjörg Hemminger: VPM, 1994, ISBN 3-583-50663-43   
(3) Efler/Reile: VPM-Die Psychosekte, 1995, ISBN 3-499-19911-44   
(4) Liste mit Entscheidungen und Zitaten daraus bei AGPF  
(5) Anzeige v. 24.1.916   
(6) Hrsg.: VPM. Zu Theorie und Tätigkeit des VPM,1990, S. 6  


Ingo Heinemann 4.2.98
 
 
 

Bücher über den VPM
 
 
 
Efler u. Reile (HG):  VPM - Die Psychoysekte  
Weitere Autoren: Henry Goldmann, Klaus Christoph, Brigitte Buddelmann, Gerd Adler, Wolfgang Michaelis, Hugo Stamm, Monika Schipmann, Stefan Borkert  
Rowohlt, Reinbek 1995, 1490-ISBN 3 499 19911 4
Der VPM wird eingehend behandelt in:  

Nordhausen, Frank und von Billerbeck, Liane:  
Psycho-Sekten. Die Praktiken der Seelenfänger  
Ch. Links Berlin 1997, ISBN 3-86153-135-6

Stamm Hugo:  VPM - Die Seelenfalle - "Psychologische Menschenkenntnis" als  Heilsprogramm, Werd-Verlag Zürich 1993, ISBN  3-85932-123-4 Sorg Eugen:  Lieblingsgeschichten - Die "Zürcher Schule" oder Innenansichten eines Psycho-Unternehmens, Weltwoche-ABC-Verlag Zürich 1991, ISBN 3-85504-130-x
Hemminger Hansjörg: VPM - Der 'Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis' und Friedrich Lieblings 'Zürcher Schule'  
EPD München 1994, ISBN 3-583-50663-4
 
 
 



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