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Euro nach Dollar als zweitwichtigste Währung der Welt etabliert

Graphiken und Tabellen

Graphik 1: Währungsstruktur der Devisenreserven

Währungsstruktur der Devisenreserven

Skalierbare Graphik (EPS)

 

Graphik 2: Umsätze im Devisenhandel

Umsätze im Devisenhandel

Skalierbare Graphik (EPS)

 

Der Euro hat seit seiner Einführung international an Bedeutung gewonnen. Zwar spielt der US-Dollar weiterhin die Hauptrolle im Weltfinanz- und Weltwährungssystem. Doch hat sich der Eur o als zweitwichtigste Währung der Welt fest etabliert. Von einem gleichwertigen Nebeneinander oder gar einer Ablösung des Dollar als Welt-Leitwährung ist der Euro allerdings weit entfernt. Da sich Verschiebungen im internationalen Währungsgefüge nur langsam vollziehen, wird sich die augenblickliche Rangfolge in naher Zukunft nicht ändern. Zum Erfolg der Gemeinschaftswährung auf der internationalen Bühne trägt vor allem das Vertrauen der internationalen Anleger in die Stabilitätspolitik des Eurosystems bei.

Prof. Allan Meltzer, Carnegie Mellon University;
Handelsblatt, 02.01.2007

„Solange es die USA anderen Ländern erlauben, eine exportorientierte Wachstumsstrategie zu betreiben und sie selbst an ihrem importorientierten Konsum festhalten, werden andere Länder den Dollar als wichtigste Reservewährung halten. Der Euro wird die zweitwichtigste Währung bleiben."

Prof. Barry Eichengreen, University of Berkeley;
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.06.2008

„Ich teile nicht die Einschätzung, dass es global nur Platz für eine dominante Leitwährung gibt. In zehn Jahren werden Dollar und Euro ungefähr in derselben Weise als internationale Währungen für Reserve- und Transaktionszwecke gelten.“

Prof. Jeffrey Frankel, Harvard University;
Welt am Sonntag, 20.04.2008

„Der Euro dagegen ist ein glaubwürdiger Herausforderer: Die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone ist ungefähr so groß wie die amerikanische, und der Euro hat sich als besseres Wertaufbewahrungsmittel erwiesen als der Dollar. ... bereits 2015 könnte der Euro den Dollar überholt haben.“

Die Bedeutung einer Währung lässt sich unter anderem an ihrer Verwendung als internationale Reserve- und Ankerwährung ablesen. Als Reservewährung etwa ist der Euro seit seiner Einführung immer beliebter geworden. 1999 lauteten 18% aller weltweit erfassten Devisenreserven auf Euro. Dieser Wert entsprach der Summe seiner Vorgängerwährungen. Zur Jahresmitte 2008 (jüngere Daten liegen noch nicht vor) lag der Anteil des Euro an den Währungsreserven hingegen bei 27% (Graphik 1). Dieser Zuwachs ist in erheblichem Maße auf die Aufwertung des Euro zurückzuführen; der Euro war Ende Juni um fast 48% höher bewertet als im Durchschnitt des Jahres 1999. Der Anteil des US-Dollar als Reservewährung fiel im selben Zeitraum entsprechend von über 70% auf knapp 64%. Damit liegt der Dollar aber weiterhin klar vor dem Euro; zudem hat der Dollar zwischenzeitlich wieder deutlich aufgewertet. Wechselkursbereinigt vollziehen sich die Verschiebungen zwischen den Währungen deutlich langsamer, aber auch in dieser Betrachtungsweise hat der Euro an Gewicht gewonnen.

Als Ankerwährung hat der Euro ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Mittlerweile verwenden etwa 50 Länder den Euro als Anker- oder Referenzwährung, darunter viele Kleinst- und Zwergstaaten; sie koppeln den Wechselkurs ihrer Währung an den Euro. Zum Teil ist – wie im Falle Russlands – der Euro auch Bestandteil eines Währungskorbes, an den die heimische Währung gebunden ist.

Wichtige Indikatoren sind aber auch solche, die stärker von privaten Wirtschaftsakteuren beeinflusst werden. Von Interesse ist etwa die Verwendung des Euro als Anlage- oder Transaktionswährung.

Im Devisenhandel dominiert zwar weiterhin der US-Dollar; über 86% aller Devisentransaktionen werden immer noch in Dollar abgewickelt (Graphik 2). Während der Anteil des Dollar, oder auch der des Yen (16,5%), in den letzten Jahren zugunsten der Währungen von Schwellenländern und anderen Industrieländern leicht zurückging, blieb der Anteil des Euro aber in etwa stabil; er liegt bei 37% (die Anteile der Währungen am Devisenhandel addieren sich in der Summe zu 200%, da zu jedem Geschäft zwei Währungen gehören).

Die Bedeutung des Euro als Transaktions- und Abwicklungswährung wächst. Im Euro-Raum steigt der Anteil der Rechnungen, die an Empfänger außerhalb des Euro-Gebietes in der heimischen Währung gestellt sind. Dieser Anteil ist in Deutschland übrigens am höchsten. Bei den deutschen Ausfuhren in Länder außerhalb des Euro-Raums werden mittlerweile gut zwei Drittel in Euro fakturiert. Aber auch Länder außerhalb des Euro-Gebiets wickeln realwirtschaftliche Geschäfte immer häufiger in Euro ab. Dies gilt vor allem für die mittel- und osteuropäischen Länder der EU, die den Euro noch nicht eingeführt haben.

Als Währung für internationale Anleihen hat der Euro inzwischen ebenfalls mehr Gewicht: Er hatte 2007 einen Anteil von gut 32% am Umlauf von internationalen Schuldverschreibungen (Anleihen und Geldmarktpapiere, die aus Sicht des Schuldners in Fremdwährung emittiert wurden). Das waren rund zehn Prozentpunkte mehr als 1999, was in gleichem Maße zu Lasten des US-Dollar (43%) und des japanischen Yen (5%) ging.

Insgesamt ist die internationale Stellung des Euro sehr stark durch eine regionale Konzentration geprägt. Vor allem in Ländern mit geographischer oder institutioneller Nähe zum Euro-Raum ist die Gemeinschaftswährung von Bedeutung. So spielt der Euro am Finanzplatz London eine wesentlich bedeutendere Rolle als in New York oder Hongkong. Bei den EU-Ländern aus Mittel- und Osteuropa ist der früher oder später zu erwartende Beitritt zum Eurosystem eine wichtige Triebfeder für die Verwendung des Euro.

Auch die Verwendung des Euro in Bargeldform ist durch eine derartige regionale Konzentration gekennzeichnet, zum Beispiel auf die Staaten des ehemaligen Jugoslawien. Vielfach werden Euro-Banknoten als Zahlungsmittel, hauptsächlich aber zur Wertaufbewahrung genutzt. In vielen Ländern knüpft der Umlauf von Euro-Banknoten an Traditionen aus D-Mark-Zeiten an. Der genaue Anteil des Euro-Bargelds, der außerhalb des Euro-Raums umläuft, lässt sich nicht ermitteln; Schätzungen zu Folge dürfte er bei fast einem Fünftel liegen.

Die zunehmende internationale Bedeutung des Euro ist nicht das Ergebnis einer zielgerichteten Förderpolitik. Das Eurosystem trifft weder Maßnahmen, um die internationale Bedeutung des Euro zu fördern, noch um sie zu behindern; es nimmt eine neutrale Position ein. Die Nachteile, die sich aus einer Leitwährungsrolle ergeben können, sind für den Euroraum mit seinem vergleichsweise tiefen und liquiden Kapitalmarkt zwar von geringerem Gewicht: Den Erträgen in Form von Geldschöpfungsgewinnen, die dadurch entstehen, dass im Ausland unverzinsliche oder niedrig verzinste Anlagen in inländischer Währung gehalten werden, stehen im Prinzip aber auch Risiken gegenüber. Besonders ein Leitwährungsland mit einem relativ kleinen Kapitalmarkt wird unter Umständen abhängiger von Stimmungsumschwüngen der Anleger; das wirkt sich dann negativ auf die heimische Realwirtschaft aus. Daher hatte etwa die Bundesbank seinerzeit die Internationalisierung der D-Mark nicht aktiv gefördert.

Das Eurosystem sieht die wachsende internationale Bedeutung des Euro mit gutem Grund als Ergebnis eines marktbestimmten Prozesses an. Die Verwendung einer Währung als internationales Reserve-, Zahlungs-, Anlage- und Rechenmittel hängt letztlich von verschiedenen Faktoren ab: etwa von der Größe des Währungsraums, der internationalen Verflechtung, der Finanzmarkttiefe oder der Qualität der Stabilitätspolitik. Der Euro-Raum ist in den letzten zehn Jahren gewachsen, bald sind es 16 Länder mit 325 Millionen Einwohnern. Die Integration der Finanzmärkte ist vorangeschritten, und der EZB-Rat hat seinen stabilitätsorientierten Kurs konsequent verfolgt. Vertrauen in die Stabilität einer Währung ist eine grundlegende Voraussetzung für ihre internationale Akzeptanz. Dies lehren die Erfahrungen damals mit der D-Mark und heute mit dem Euro. Die gewachsene internationale Bedeutung des Euro ist somit auch ein Beleg für eine im Großen und Ganzen positive Stabilitätsbilanz in den ersten zehn Jahren der Währungsunion.

Eine grundsätzliche Abkehr vom Dollar hin zum Euro ist derzeit nicht erkennbar. Die internationale Bedeutung einer Währung ändert sich traditionell nur langsam. So löste z. B. der Dollar das britische Pfund erst 1945 als Leitwährung ab, obwohl die Wirtschaftsleistung der USA die Großbritanniens bereits seit 1872 überstieg. Auch bei den Exporten und als größter Gläubiger hatten die USA die Briten schon Jahre zuvor überholt. Insofern ist auch heute zu erwarten, dass es in der mittleren Frist nur schrittweise Veränderungen in der internationalen Verwendung der Währungen geben wird.

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