Focke Wulf Fw190 A-5

Kurt Tanks Meisterstück - die Focke Wulf Fw 190


Im Jahr 1937 - die Me109 hatte gerade ihren Dienst in den Jagdgeschwadern der Luftwaffe angetreten - begann bei der kleinen Luftfahrtfirma Focke Wulf die Entwicklung eines einsitzigen Jagdflugzeugs in Ganzmetallbauweise, welches die Me109 eines Tages ersetzen sollte. Diese Firma - Focke Wulf Flugzeugbau AG - wurde am 1. Januar 1924 durch Prof. Heinrich Focke, Georg Wulf und Dr. Werner Neumann in Bremen gegründet. Die Produktion begann 1924 mit dem Bau des leichten Transportflugzeugs A16, welches bei diversen Fluglinien Dienst tat. Die Flugzeuge von Focke Wulf waren durch ihre dicken, sehr hoch montierten Tragflächen und stämmige Rümpfe charakterisiert. Später kamen Transporter der "Möwe"-Klasse hinzu: das S 24 Peewit Leichtflugzeug sowie die A 39, A 40 und Fw 43 Hochdecker. All diese Flugzeuge brachten der Firma kaum wirtschaftlichen Erfolg, aber im Jahre 1931 fusionierte Focke Wulf mit der alteingesessenen Firma Albatros-Flugzeugbau und sicherte sich so das Potential von R. Blaser - Albatros´ Chefingenieur. Noch bedeutender war jedoch der Eintritt von Kurt Tank - einem der besten Flugzeugkonstrukteure der Zukunft - in das Unternehmen im selben Jahr. Er übernahm die Leitung von Entwicklung und Flugtests (er war auch ein begnadeter Pilot). Sehr bald begann die Arbeit an Tank´s erstem Projekt - die Fw 44 "Stieglitz" Doppeldecker im Jahr 1931. Der Prototyp flog zum ersten Mal im Spätsommer 1932 und wurde, nach tiefgreifender Überarbeitung, das erste in größeren Stückzahlen georderte Produkt der Firma . Die Fw 56 "Stösser", der erste einmotorige Eindecker von Focke Wulf, wurde 1934 fertiggestellt. Es war das erste Projekt, bei dem Kurt Tank die volle Verantwortung für die Entwicklung und das Design trug. Das nächste wichtige Flugzeug war die Fw 58 "Weihe", ein zweimotoriger Tiefdecker und Focke Wulf´s erstes Ganzmetallflugzeug. Als nächstes folgte die Fw200 "Condor", ein viermotoriger Verkehrsflieger (welcher mit beeindruckenden non-Stop Flügen nach Asien und in die USA Weltrekorde aufstellte) und während des Krieges in die Seeaufklärer/Langstreckentransporterrolle gepresst wurde. Doch ihr bekanntestes Produkt sollte dieser neue Jäger werden, der sich zu einem gefürchteten Gegner der alliierten und russischen Flugzeuge mausern sollte - die Focke Wulf Fw190.

Das RLM zeigt kein besonderes Interesse an der Maschine, weil niemand ernstlich glaubte, ein anderer Jäger könnte je Willi Messerschmitts geniale Me109 übertreffen. Doch Tank und Blaser setzten ihr Projekt fort und schließlich - 3 Jahre nach dem Jungfernflug der Me109 - forderte das RLM detaillierte Informationen über den neuen Jäger an.

Es war geplant, den BMW139 Sternmotor zu verwenden, weil er

in großen Stückzahlen verfügbar war und
weil er die Jumo 211 und DB601-Produktion nicht störte, die bereits jetzt im Rückstand lag.

Ein weiterer Grund war, daß Sternmotoren gegenüber Kampfbeschädigungen weniger anfällig waren als Reihenmotoren mit ihrer Flüssigkeitskühlung.

Der BMW 139 bestand aus 2 fast vollständigen BMW132 Sternmotoren, die ihrerseits wiederum auf dem Pratt&Whitney; Hornet von 1926 basierten. Seine 18 Zylinder mit 55,4 Liter Hubraum lieferten 1550PS. Das Hauptaugenmerk der Konstrukteure lag auf einfachen Detaillösungen, um die Wartung im Feld einfacher zu machen und um die Massenproduktion auch in kleinen verstreuten Betrieben zu ermöglichen. Auch hatten Tank und Blaser aus den Fehlern der Me109 gelernt - das Fahrwerk war breitspuriger und in die Tragflächen gerückt (was deutlich mehr Stabilität bedeutete), die 190 besaß eine höhere interne Treibstoffkapazität und somit eine deutlich größere Reichweite, eine bessere Rundumsicht für den Piloten und natürlich einfachere Handhabbarkeit des Flugzeugs. Dazu wurde das geniale "Kommandogerät" entwickelt - alle Funktionen des Motors und der Luftschraube wurden über den Gasgriff kontrolliert. Das Kommandogerät war ein primitiver Computer, der aus diversen Braunschen Röhren, Druckkapseln und Relais bestand, welcher die meisten Funktionen des Flugzeugs steuerte.
Der Prototyp flog zum ersten Mal am 1.Juni 1939, als der Cheftestpilot Hans Sander von der Firmenstartbahn in Rostock- Marienehe abhob. Sein Bericht war zwiespältig - einerseits zeigte das Flugzeug keinerlei störenden oder gar gefährlichen Eigenschaften, seine Leistungen lagen innerhalb der errechneten Grenzen und es war herrlich zu fliegen, aber leider konnte man das vom Motor nicht behaupten. Einige der unteren Zylinder des hinteren Zylinderrings versagten durch Überhitzung und außerdem erhitzten sie das Cockpit auf über 40°C. Durch die Überhitzung verringerte sich die Lebensdauer des Motors auf 25 Stunden- viel zu wenig für ein Jagdflugzeug. Daher wurde ein Lüfter vor dem Motor auf der Kurbelwelle angebracht und die große Propellerkappe wich einer engsitzenden Verkleidung. Das verringerte zwar die Temperatur, aber das Problem blieb grundsätzlich bestehen. Letztendlich entschied man sich den mittlerweile veralteten BMW139 durch den moderneren und verläßlicheren BMW801 mit 1600PS zu ersetzen. Das brachte einen großen Sprung in punkto Geschwindigkeit und Leistung und verringerte gleichzeitig das Problem der Überhitzung. Der BMW 801 hatte trotz gleicher Größe nur 14 Zylinder, war aber schwerer als der BMW139, doch das Mehr an Leistung und Geschwindigkeit ließ diesen Nachteil schnell vergessen.
Flugtests zogen sich das ganze Jahr 1939 hin (die Fw190V2 stürzte aufgrund technischer Probleme ab), aber erst mit Erscheinen der V5 begann das Flugzeug die Charakteristiken des späteren Jägers zu zeigen. Der Rumpf war verlängert worden und das Cockpit war nach hinten gewandert, der Ölkühler war leicht geändert worden um einen besseren Luftdurchfluß zu erzielen und die Spannweite war auf 10,5m vergrößert worden. Das Flugzeug selbst war viel schwerer und stärker als alle vorhergehenden Prototypen, aber die Höchstgeschwindigkeit sank nur um 10km/h und alle anderen Eigenschaften verbesserten sich spürbar. Jedoch die Hauptnachteile - schlechte Geradeaussicht am Boden, hohe Landegeschwindigkeit und ein generell großer Wendekreis (aus der großen Tragflächenbelastung resultierend) - sollten bis zum Ende der Produktion bestehen bleiben. Die Vorteile jedoch - exzellente Geschwindigkeit, erstaunliche Steig- und Sturzflugeigenschaften, das Fehlen von Flugbegrenzungen, sehr gute Handhabbarkeit und eine robuste Konstuktion - wogen diese bei weitem wieder auf. Nun, da das Flugzeug flog, blieb nur noch die Bewaffnungsfrage zu klären.

Die ersten Vorserienmuster (Focke Wulf Fw190 A-0 and A-1) besaßen nur vier 7,9mm MG17 - eine Bewaffnung, die bald harsche Kritik der Piloten hervorrief. Die Erprobungsstelle Rechlin und die IV/JG 26 arbeiteten in einer Serie von Vergleichstests zusammen.


Fw 190 A-1

Die ersten 6 Flugzeuge für die Erprobungsstaffel 190 (Ekdo 190) wurden am 22.Februar 1941 ausgeliefert. Sie testeten den neuen Jäger im Vergleich zur Me109F2, welche das Standardmodell in den Jagdgeschwadern zu dieser Zeit war. Die Tests zeigten die Überlegenheit der Focke Wulf in punkto Geschwindigkeit, Rollrate, Feuerkraft, Hochgeschwindigkeitsverhalten, Sturzflug, Reichweite und Wendekreis in geringen bis mittleren Höhen. Über 5km jedoch war die Me109 schneller und konnte mit etwa 20km/h davonfliegen. Aber da die Kämpfe großteil unterhalb dieser Höhen stattfanden, waren die Piloten sehr am neuen Jäger interessiert und wollten die Maschine baldmöglichst unter Kampfbedingungen testen. Allerdings verursachten der Motor (das Überhitzungsproblem war noch nicht 100%ig gelöst und das Triebwerk bereitete den Wartungscrews Kopfschmerzen, weil es so modern war) und "Kinderkrankheiten" so viel Chaos, daß das RLM sogar die Einstellung des Projektes empfahl. Das Projekt war in ein gefährliches Stadium eingetreten, da sich Focke Wulf (Flugwerk) und BMW (Triebwerk) gegenseitig für die Probleme verantwortlich machten. Doch im September 1941 konnte die IV/JG 26 schließlich an die Kanalküste verlegen und bereits die ersten Flüge zeigten die große Überlegenheit der Fw190 über die Spitfire V. Ihre erste Begegnung mit der RAF am 6. September 1941 bei Gravelines(Belgien) als ein Schwarm (4 Maschinen) von Focke Wulfs des JG26 eine zahlenmäßig überlegene Spitfire V Patrouille angriff. Sie erzielten 3 bestätigte Abschüsse und erlitten keinerlei Verluste. Wegen der dennoch geäußerten Kritik an der Feuerkraft erhielten die Maschinen zwei 20mm MgFF Maschinenkanonen in in den Außenflügeln und ab der Version A-2 ersetzten die neuen Mg 151/20 20mm Kanonen die tragflächenmontierten Mg17. Diese neue Kanone mit ihrer elektrischen Auslösung paßte hervorragend zur Fw190 mit ihrer hochentwickelten Technik.


20mm Kanone Mg151/20


7,92mm MG Mg17


Bug-Mg17 einer Fw190 A-3


Fw 190 A-2


Trotz des dadurch gestiegenen Gewichts blieb die Spitzengeschwindigkeit mit 613km/h in 6000m Höhe weit über den Leistungen der Spitfire V. Im Frühjahr 1942 wurde die Version A-3 mit dem neuen BMW 801 D-2 und weiteren Detailänderungen an die Luftwaffeneinheiten ausgegeben.


Fw 190 A-3

Die RAF wußte lange Zeit fast nichts über den neuen deutschen Jäger, man hielt sie sogar für erbeutete Curtiss Hawk H75 ( das wäre so als verwechselte man einen Ferrari mit einem Golf) bis der Adjutant der III/JG 2 irrtümlich auf einem RAF Flugfeld landete. Noch nie wurde ein Flugzeug so intensiv getestet und obwohl die RAF die wirkliche Spitzengeschwindigkeit nicht ermitteln konnte, zeigten auch diese Tests, wie sehr die Spitfire V gegenüber der 190 im Hintertreffen war. Aus diesem Grund wurde schließlich der Rolls Royce Merlin in die Spitfire eingebaut, was zur Spitfire Mk IX führte.

Die A-3 führte eine große Anzahl von Umrüstsätzen ein, welche der Fw190 erlaubte, eine Vielzahl unterschiedlicher Rollen Rollen auszufüllen :

Die in nur 80 Exemplaren gebaute A-7 ersetzte die 7,92mm MG17 über dem Motor durch die stärkeren Mg131 13mm MG´s.


Fw190 A-7


13mm Mg MG131 von Rheinmetall

Die A-8 folgte bald und wurde zur meistproduzierten Version von allen (ca 8000 gebaute Exemplare). Sie besaß 2 Mg131 über dem Motor und 4 Mg151/20 in den Tragflächen sowie verstärkten Panzerschutz für den Einsatz gegen die schweren US Bomber. Sie führte außerdem ein Distickstoffeinspritzsystem (GM-1) ein, mit dem die Leistung in großen Höhen kurzzeitig gesteigert werden konnte. Leider war es sehr schwer und auch rohstoffintensiv, aber eine andere verläßliche Lösung war auf die Schnelle nicht greifbar. Eine besonders verzweifelte Art die amerikanischen Bomber zu bekämpfen, war die Aufstellung der sogenannten Sturmstaffeln. Der "Erfinder" dieser Einheiten und ihrer Angriffsart war Major Walther Dahl - Kommodore des JG 301. Ihre Fw190 waren mit 30mm Kanonen in in den Außenflächen und zusätzlicher Panzerung für Pilot und Motor ausgestattet. Sie sollten die Bomber von hinten angreifen (normalerweise ist das Selbstmord) und - falls sie den Bomber nicht abschießen konnten - sollten sie ihn rammen. Sie waren höchst erfolgreich, solange sie von anderen Jägern geschützt wurden die die alliierten Jäger beschäftigten.
Focke Wulf Jäger wurden auch in den Jagdgeschwadern 300, 301 and 302 in einer der gefährlichsten Rollen eingesetzt, die dieses Flugzeug je ausfüllte - als "Wilde Sau"- Jäger gegen die britischen Nachtangriffe. Diese Einheiten waren das Ergebnis des fatalen Angriffs auf Hamburg 1943, als die RAF die deutschen Nachtjäger (oder eher ihr Radar) durch Masseneinsatz kleiner Aluminiumschnipsel - "Windows" oder "Düppel" genannt - neutralisierten. Sie halfen den Zeitraum bis zur Entwicklung neuer Radargeräte zu überbrücken und wurden später immer öfter auch zur Tagjagd eingesetzt.


Fw190 A-8

Die Produktionslinie teilte sich bereits ab der A-3 in die A (Jäger) und F/G (Jagdbomber/Schlachtflieger) Versionen. Diese Jagdbomber hatten zwar eine verringerte Rohrbewaffnung, konnten aber weitaus mehr Bomben und andere Luft-Boden Waffen tragen als die Jagdversionen. Diese Versionen ersetzten die mittlerweile völlig veraltete Ju87 Stuka in der Schlachtfliegerrolle. Dies war nötig geworden, weil sich die Schlachtgeschwader einer stetig größer werdenen Masse an Feindjägern gegenübersahen, denen die Ju87 hilflos ausgeliefert waren und die Verluste auf erschreckende Höhen stiegen. Die Fw190 bot eine viel größere Überlebensfähigkeit, trotz ihrer Schwerfälligkeit mit all den Außenlasten. Mit dem neuen Flugzeug waren die Schlachtgeschwader an der Ostfront höchst erfolgreich - sogar in der Jagdrolle. So erzielte Leutnant August Lambert von der 5./SG2 70 Abschüsse in nur 3 Wochen über der Krim 1944. Er hatte zuweilen 13, 14 oder gar 17 Abschüsse an einem Tag (der beste war Hauptmann Emil "Bully" Lang vom JG 54 mit 18 Abschüssen an einem Tag).
Diverse Waffen machten die Fw190 sehr erfolgreich in der Schlachtrolle gegen feindliche Infanterie- und Panzermassierungen - die SD Abwurfbehälter, die "Panzerblitz" und R4M Raketen. Die SD Abwurfbehälter bestanden aus mehreren Dutzend Kleinstbomben (2 bis 10 kg Einzelgewicht) welche in einem größeren Bombenkörper transportiert wurden. Nach dem Abwurf öffnete sich dieser Körper und die Kleinstbomben fielen auf ein großes Gebiet. Sie waren sehr erfolgreich gegen Truppenkonzentrationen, Fahrzeugkonvois und andere sogenannte "Weichziele". Die steigende Anzahl an Feindpanzern (speziell im Osten) löste die Entwicklung von speziellen Anti-Panzer-Raketen aus. Die sogenannten "Panzerblitz" wurden unter den Tragflächen in Paketen zu je 7 55mm Raketen montiert. Auch sie waren höchst wirksam gegen die sowjetischen Panzer.
Die extreme Festigkeit des Entwurfes des Flugwerkes bewies eine Spezialeinheit, welche Ziele von großer Wichtigkeit mit 1800kg Bomben angriff - weitaus mehr als alle anderen einsitzigen Jagdflugzeuge des Krieges tragen konnten.


Focke Wulf Fw190 F-8/R1 des SG2 in Ungarn 1945

Gleich zu Beginn ihrer Karriere wurde die Fw190 von der Luftwaffe für ihre mangelnde Leistung über 6km kritisiert. Das Problem bestand darin, daß der BMW801 nur einen einstufigen Lader hatte, welcher zwar der Maschine in niedrigen und mittleren Höhen eine exzellente Leistung ermöglichete, aber in großen Höhen versagte. Deshalb testete Tank´s Team diverse A-0 mit Turboladern und unterschiedlichen Tragflächenkonfigurationen. Die Leistungen in großen Höhen waren hervorragend, aber die neue Ausrüstung war so schwer, daß die Gewichtsgrenzen erreicht wurden und somit kein Platz für Bewaffnung übrig blieb. Das Projekt wurde deshalb 1943 eingestellt.
Ein weiterer Versuch der Leistungssteigerung in großen Höhen war die Fw190C. Die Maschine nutzte den DB603 Reihenmotor und einen massiven Hirth Turbolader. Dieser wurde wie bei der P51 derart angeordnet, daß die austretende heiße Luft einen zusätzlichen Schub erzeugte. Das Flugzeug war sehr schnell und agil (ein Prototyp in der Fw190 C-Konfiguration erzielte bereits 1942 beeindruckende 724km/h in 11890 m Höhe) in großen Höhen, aber technische Probleme mit dem Hirt Turbolader - welcher sehr launisch und unzuverlässig war - und politische Opposition gegen den DB603 durch Schlüsselpersonen innerhalb des RLM zwangen Tank zum Abbruch des Projektes 1943.

Im Verlauf des Jahres 1944 wurde immer deutlicher, daß die Fw190 unbedingt einen höhentauglichen Motor benötigte, um mit den Begleitjägern der USAAF konkurrieren zu können. Oberhalb 6km fiel der BMW 801 in ein tiefes Loch - die Maschine wurde langsam und schwerfällig und war kein Gegner für die P51 und P47, welche für Einsätze in diesen Höhen entworfen waren. Deshalb plante Tank den Umbau der Fw190 mit einem flüssigkeitsgekühlten Reihenmotor, welcher genug Leistung in diesen Höhen liefern konnte. Er favorisierte den DB 603, aber aus politischen Gründen mußte er den Bombermotor Jumo213 verwenden. Trotz dieses "Kompromisses" wurde das Modell D der "...beste kolbenmotorgetriebene Jäger des Krieges...". Es erbte die gleichen guten Eigenschaften der A-Modelle, aber es war weitaus besser in großen Höhen als diese und konnte es dort mit den alliierten Jägern aufnehmen. Die Bewaffnung schrumpfte auf zwei 13mm MG131 und zwei 20mm Kanonen MG151/20 in den Tragflächenansätzen. Das war kein Problem, hatten doch viele Piloten schon in der A die äußeren Tragflächenkanonen entfernen lassen, um leichter und damit wendiger zu werden .

Die ersten D-9 Serienmodelle (welche den Löwenanteil an der D-Produktion ausmachten) wurden an die III/JG 54 und I/JG26 geliefert. Die Piloten unter Major Robert "Bazi" Weiss mochten das Flugzeug zuerst nicht - es erschien ihnen häßlich und hatte auch noch einen Bombermotor. Aber schon nach den ersten Flügen waren sie begeistert und überzeugt, den besten kolbenmotorgetriebenen Jäger der Luftwaffe zu haben.


Focke Wulf Fw190 D-9

Sie wurden nach Achmer und Hesepe geschickt, um die Me262 des Kommandos Nowotny bei Start und Landung zu schützen - eine völlige Fehlbesetzung, weil in den niedrigen Höhen "normale" 190er das gleiche tun konnten. Das Problem der Jagdwaffe war, daß durch Treibstoffknappheit nur kleine Verbände gegen riesige alliierte Angriffsverbände geschickt werden konnten und daß die meisten Piloten so schlecht ausgebildet waren, daß sie genug damit zu tun hatten, das Flugzeug in der Luft zu halten. Daher hatten die gut trainierten alliierten Jagdpiloten oftmals leichtes Spiel und die "Dora-9" konnten ihr wahres Potential nicht zeigen.
Die anderen Versionen der "Dora" waren D-10, D-11, D-12 und D15. Die Fw190 D-10 war eine vorgeschlagene Version, die auf der D-9 basierte, aber eine zusätzliche 30mm Kanone einführte, welche durch die Propellernabe feuerte. Die D-11 flog ohne Bug-MG´s, führte dafür aber 2 Mk108 30mm in den Tragflächen ein. Sie waren als Jäger für niedrige/mittlere Höhen sowie als Jagdbomber/Schlachtflieger geplant. Einige Maschinen flogen für die sogenannte "Papagei-Staffel" (Jagdschutzstaffel für die Me262 des JV 44 in München/Riem) - der Name leitet sich aus der grellen Bemalung der Unterseite in rot mit weißen Streifen ab, welche als Identifizierungsmerkmal für die Flak diente - und für die Verbandsführerschule der Luftwaffe in Bad Wörishofen (150km westlich von München). Die D-15 hatte einen Jumo 213F und eine Mk108 , welche durch die Propellernabe feuerte.

Der Nachfolger der Focke Wulf190 sollte die Ta152 - bereits nach Kurt Tank benannt - werden. Sie basierte auf den Fw190D Modellen und war in 2 Versionen geplant/gebaut worden. Die Focke Wulf Ta152C sollte die Fw190 in der Jäger- und Jagdbomberrolle ersetzen.


Focke Wulf Ta152 C-0 Prototyp

Sie war mit einem DB603L ausgestattet und hatte noch die Spannweite der Fw190D. Sie kam nie über den Prototypenstatus hinaus, weil ihr "großer Bruder" - die Ta 152H - oberste Priorität hatte. Die Ta 152H war durch und durch ein Höhenjäger. Sie besaß einen Jumo213F und eine gewaltige Spannweite für mehr Auftrieb in großen Höhen und gute Manövrierbarkeit in geringen Höhen. Beide Versionen hatten eine 30mm Kanone zwischen den Zylinderblöcken und zwei 20mm Kanonen MG 151/20 in den Tragflächenansätzen, wobei die Ta152C noch zwei 20mm Kanonen in den äußeren Tragflächen besaß. Als Kurt Tank in einem Ta 152H Prototypen über Rechlin von P51D angegriffen wurde, entkam er mühelos indem er Vollgas gab - die P51 konnten ihm nicht folgen. Insgesamt wurden 26 Prototypen und 67 Vorserienmaschinen gebaut - einer der Prototypen testete sogar schon die neue MG213 Revolverkanone, welche der "Großvater" der heutigen ADEN und DEFA Kanonen ist. Die I/JG 301 sollte vollständig mit dem neuen Jäger ausgestattet werden, aber erhielt nie ausreichend Maschinen und im Einsatz konnten Ta152H und Fw190A-9 nicht gemeinsam eingesetzt werden. Deshalb wurden die Ta152 an den Gruppenstab abgegeben, wo sie Jagdschutz für die A-9 der anderen Gruppen flogen. Sie waren exzellente Jagdflugzeuge, hatten aber immer noch Kinderkrankheiten (Laderfehler, Motorprobleme,...). Das bekannteste Ta152H As - Oberfeldwebel Willi Reschke - erzeilte einige seiner Abschüsse in der Ta152H. Unter ihnen ist eine Tempest, die er in geringer Höhe auskurven konnte. Der Tempestpilot kurvte zu eng , verursachte einen Strömungsabriß und trudelte in den Boden.


Focke Wulf Ta152 H-0

Die Ta152 war die Creme de la Creme der Kolbenmotor-Jäger und wäre mit Sicherheit der Standardjäger der Luftwaffe geworden - wenn der Krieg nicht 1945 geendet hätte.

Varianten der Fw190 und Ta152



Fw190 V1 bis V80
Prototypen und Experimentalflugzeuge von 1939-44 für alle Serien A-G und Ta152
Fw190 A-0
9 Maschinen mit kleiner, 11 mit großer Spannweite, Vorserienmuster mit BMW 801C-1, vier 7,92mm MG17
Fw190 A-1
vier 7,92 mm MG17
Fw190 A-2
zwei 20mm Kanonen MGFF und zwei 7,92mm MG17, BMW 801 C-2
Fw190 A-3
vier 20mm Kanonen und zwei 7,92mm MG17, BMW 801 D-2, U1&U8=Jagdbomber, U3= Nahunterstützung, U4=Aufklärung, "Trop" für Mittelmeer und Afrika
Fw190 A-4
FuG16Z Funkausrüstung, BMW 801 D-2 mit MW50 Wasser/Methanol Einspritzung,U1 & U8= Jagdbomber, U4=Nahunterstützung, R6=Bomber Zerstörer, Trop, Einführung von Rüstsätzen
Fw190 A-5
leicht verlängerte Motoraufängung des BMW 801 D-2,U2 &U3= Nachtjagdbomber, U4=Aufklärung, U6 & U8=Jagdbomber, U11 & U16=Bomber Zerstörer,U13=Nahunterstützung, U14 &U15=Torpedobomber, U17=Prototyp für F-Modell, Trop
Fw190 A-6
FuG16Z & FuG25 Funkausrüstung, leichtere Tragwerkstruktur, R1 bis R4=Bomber Zerstörer, R4 Höhenjagdaufklärer mit BMW 801 TS, R6=Bomber Zerstörer mit WfGr21
Fw190 A-7
zwei 20mm Kanonen MG151/20 und zwei 13mm MG Mg131
Fw190 A-8
FuG15ZY Funkausrüstung, GM-1 System, R1 bis R6 wie Fw190A-6, R7=gepanzerte Cockpithaube,R11=Allwetterjäger mit PKS12S/FuG125 Funkausrüstung und 30mm Kanonen,U1=zweisitziges Schulflugzeug, U3=obere Komponente von "Mistel"-Paketen, U11=Jäger/Torpedobomber
Fw190 A-9
BMW 801F, Rüstsätze wie Fw190 A-6, R11=BMW 801TS, R12=zwei 30mm Kanonen MK108
Fw190 A-10
Prototoypen mit BMW 801 TS/TH, 3 Schlösser für Bomben/Zusatztanks, vier 20mm Kanonen und zwei 13mm MG´s
Fw190 B-0
3 Prototypen durch Umbau von Fw190 A-1 gebaut, verscheidene Tragflächenformen, Ausfall von Druckkabine führte zum Abbruch, 1 nicht fertiggestellte Fw190 B-1
Fw190 C-0
6 Prototypen, inklusive einer umgebauten Fw190 A-0,verschiedene Motoren mit Hirth Turbolader, Entwicklung abgebrochen
Fw190 D-0
Vorserie durch Umbau von Fw190 A-7, Junkers Jumo 213A mit Ringkühler, erste "Langnasen-Fw190"
Fw190 D-9
Jumo 213A, zwei 20mm Kanonen Mg151/20 und zwei 13mm Mg131, meist "Bubble"-Cockpithaube, R11= Allwetterjäger mit FuG215 Funkausrüstung
Fw190 D-10
2 Prototypen durch Umbau von Fw190 D-0, einzelne 30mm Mk108 zwischen den Zylindereihen, keine 13mm Bug-MG´s
Fw190 D-11
7 Prototypen, zwei 20mm und zwei 30mm Kanonen in den Tragflächen, keine Rumpfwaffen, R20=PKS12S Funkausrüstung, R21=FuG215 Funkausrüstung
Fw190 D-12
einzelne 30mm und zwei 20mm Kanonen, Jumo 213F mit Zusatzpanzerung, R5=nahunterstützung, R11=Allwetterjäger, R21=MW50 Wasser/Methanol Einspritzung, R25=Jumo 213EB
Fw190 D-13
Jumo 213EB, drei 20mm Kanonen, R5, 11,21 und 25 wie bei D-12
Fw190 D-14
DB 603A, 2 Prototypen durch Umbau von D-9 und D-12
Fw190 D-15
DB 603EB, nicht fertiggestellt, geplanter Umbau von Fw190 A-8 und F-8
Fw190 E
nicht fertiggestelltes Jagdaufklärerprojekt
Fw190 F-1
gepanzerter Jagdbomber, ETC 501 und 2 ETC 50 Bombenschlösser, "Bubble"-Cockpithaube
Fw190 F-2
wie F-2, aber mit ER4-Anbausatz für Bombenschlösser
Fw190 F-3
Anbaumöglichkeitfür Zusatztanks unter den Tragflächen, R3=zwei 30mm Kanonen unter den Tragflächen
Fw190 F-8
Möglichkeit zum Anbau von Raketen und anderen Waffen gegen "Weichziele", U1=geplanter Zweisitzer für Umschulung, U2&U3= Torpedobombenträger, U14=Torpedobomber, R1, 2, 3, 5, 8, 11, 14, 15 & 16 waren diverse Waffenkombinationen
Fw190 F-9
gepanzerte Version der A-9, BMW 801TS, parallele Produktion
Fw190 F-10 bis F-14
nicht beendete Projekte
Fw190 F-15
1 Prototyp, Flugwerk der Fw190 A-8, BMW 801 TS/TH
Fw190 F-16
1 Prototyp, erhöhte Panzerung, BMW 801 TS/TH
Fw190 G-0
zwei 20mm Kanonen, maximale Bombenzuladung 1000kg
Fw190 G-1
verstärktes Fahrwerk, eine 1800kg Bombe, Junkers Bombenschloß
Fw190 G-2
wie G-1 aber Messerschmitt Bombenschloß
Fw190 G-3
wie G-1, aber Focke Wulf Bombenschloß, R5=vier 50kg Bomben unter den Tragflächen
Fw190 G-4
drei ETC 503 Bombenschlösser
Fw190 G-7
Ausrüstung mit 900l Zusatztank möglich
Fw190 G-8
BMW 801D-2, indentisch mit Fw190 A-8, GM1 System
Fw190 H-1
vorgeschlagener Höhenjäger mit DB 603G, nicht fertiggestellt
Ta152 A-1
nicht beendetes Projekt, wie Fw190 D-9 aber mit FuG24 Funkausrüstung
Ta152 A-2
wie A-1, aber vier 20mm Kanonen
Ta152 B-1
nicht fertiggestelltes Projekt mit 30mm Motorkanone
Ta152 B-2
wie B-1 aber mit GM1 System
Ta152 B-3
geplanter Nahunterstützungsjäger mit zusätzlicher Panzerung
Ta152 B-4
projektierter schwerer Jäger, R1=zwei 13mm Mg und zwei 20mm Kanonen, R2=drei 30mm Kanonen und zwei 20mm Kanonen
Ta152 B-5
ein fertiggestellter Prototyp (Fw190V53), drei 20mm Kanonen, drei R11 Prototypen fertiggestellt (Ta152V19, V20 und V21)
Ta152 C
3 fertiggestellte Prototypen, DB603L, Allwetterjäger
Ta152 C-0 & C-1
3 fertiggestellte Prototypen, DB 603L, diverse Rohrwaffenkonfigurationen
Ta152 E-1
Jagdaufklärer, 2 fertiggestellte Prototypen
Ta152 E-2
Höhenversion der E-1, 1 fertiggestellter Prototyp (Ta152V26)
Ta152 H
Höhenjäger, Jumo 213E, 3 umgebaute Fw190 (Fw190V29, V30 und V32) als Prototyp fertiggestellt
Ta152 H-0
20 Vorserienflugzeuge, 1944 in Cottbus gebaut, Jumo 213EB, R11, 21 und 31 mit verschiedenen Funkausrüstungen und Einspritzsystemen
Ta152 H-1
ein Prototyp (Ta152V26) umgebaut aus Ta152 E-2 und ca ein Dutzend fertiggestellte Jäger, Ta152 H-10 geplanter Jagdaufklärer
Ta153
ein Prototyp umgebaut aus Fw190V32/Ta152H mit großer Spannweite

Quellen


"Jäger des 2. Weltkrieges" Orbis Publishing Ltd 1998
deutsche Ausgabe von Weltbild und Bechtermünz Verlag 1998

"Die großen Luftschlachten des 2. Weltkrieges - Flugzeuge, Siege, Niederlagen" Aerospace Publishing Ltd.
deutsche Ausgabe von Neuer Kaiser Verlag GmbH Klagenfurt

Link zur Quellseite dieses Berichts: http://www.fortunecity.de/kunterbunt/ostsee/122/


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