SPD: Behörde treibt Uni-Umzug heimlich voran
Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Biologie, Geowissenschaften sollen an einem Standort zusammengeführt werden.
Von Jan Haarmeyer
Wird zurzeit in aller Stille eine Teilverlagerung der Hamburger Universität vorbereitet? Diesen Verdacht hegt SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt. Grund ist eine öffentliche Ausschreibung, die für erhebliche Unruhe sorgt, weil Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach den Wissenschaftsausschuss nicht informiert hat. "Das ist auch nicht üblich", sagt die CDU-Politikerin. Stapelfeld aber fragt sich: "Wozu dient dieses Verschweigen? Ich finde es nicht gut, dass dem Parlament diese Information vorenthalten worden ist."
Und darum geht es: Im "Amtlichen Anzeiger", dem Blatt für behördliche Mitteilungen vom 23. Januar 2009, findet sich eine Auftragsbekanntmachung zur Erstellung eines "Raum- und Funktionsprogramms für die MIN-Fakultät der Universität Hamburg (Fakultät Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften)". Auftraggeber: die Behörde für Wissenschaft und Forschung. Der Auftrag an Architekten- oder Planungsbüros lautet, die zu betrachtenden sechs Einheiten Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Biologie und Geowissenschaften, die bisher über die Stadt verteilt sind, "an einem Standort zusammenzuführen". Der für das Raum- und Funktionsprogramm zu berücksichtigende Flächenbedarf "beträgt ca. 160 000 qm" reine Nutzfläche. Hinzu kommen Flächen für eine Mensa. Als Bearbeitungszeit stehen sechs Monate zur Verfügung, die Fertigstellung ist zum Oktober 2009 terminiert.
Die Frage ist: Warum findet jetzt eine Ausschreibung statt, dessen Ergebnis erst im Herbst vorliegen wird - wenn nämlich bereits im Frühjahr vier Zukunftsszenarien für eine Sanierung der Universität präsentiert werden, von denen dann eines realisiert werden soll? Der Verdacht: Hier wird die Variante einer Teilverlagerung präjudiziert. "Nein", sagt Herlind Gundelach. "Die Raum- und Funktionsplanung ist in allen vier Szenarien Grundlage für weitere Planungsschritte - unabhängig vom Standort."
Das sieht Stapelfeldt anders. Für sie ist mit solch einem Auftrag Variante eins der Uni-Sanierung quasi vom Tisch. Dieses zurzeit geprüfte Szenario sieht nämlich eine komplette Sanierung der Gebäude bei laufendem Betrieb am bisherigen Standort vor. "Über eine Sanierung der Universität ohne zusätzliche Neubauten ist ohnehin nicht mehr ernsthaft geredet worden", sagt Stapelfeldt. "Jeder weiß, es geht schon lange auch um Neubauten, zum Beispiel für die Informatik, die aus Stellingen zum Campus zurückkehren soll."
Auch Variante zwei benötigt im Grunde kein Raum- und Funktionsprogramm für die MIN-Fakultät mit einem Flächenbedarf von 160 000 (!) qm, weil sie vorsieht, Verdichtungspotenziale im Uni-Viertel auszuschöpfen. Dabei käme man ohne Abriss aus, könnte zusätzlich rund 50 000 qm Nutzfläche in Eimsbüttel schaffen und würde die nach Expertenschätzungen maroden 50 Prozent des gegenwärtigen Bestands sanieren. Stapelfeldt: "Ich erwarte, dass diese Alternative weiterhin ernsthaft geprüft wird. Sonst wären die Universität selbst, die Öffentlichkeit und nicht zuletzt das Parlament tatsächlich hinters Licht geführt."
Interessant ist die Ausschreibung im Hinblick auf Szenario drei. Dieses sieht nämlich eine Teilverlagerung der Uni an anderer Stelle, eventuell auf den Kleinen Grasbrook im Hafen, vor. Ein Plan, vor dem Gundelachs Parteikollege und CDU-Hafenexperte Olaf Ohlsen seit Wochen warnt: "Hände weg vom Kleinen Grasbrook." Ob mit der Ausschreibung die Teilverlagerung präjudiziert wird? "Das ist ohne weitere Kenntnis des Vorgangs und der Beweggründe der Wissenschaftsbehörde nicht von der Hand zu weisen", sagt Stapelfeldt. "Wer die Anforderungen an ein Raum- und Funktionsprogramm flächenmäßig so hochschraubt, dass diese am Standort Rotherbaum nie zu erfüllen wären, hat natürlich anderes im Sinn. Eine Teilverlagerung ist aber bislang von der Präsidentin der Universität kategorisch ausgeschlossen worden. Jetzt werden wir sehen, wie belastbar diese Haltung ist."
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