Nachrichten aus dem Ressort Politik

Die "rote Lilo" verlässt die SPD

VON JöRG JANSSEN - zuletzt aktualisiert: 09.04.2009 - 02:30

Bundesweit bekannt wurde Lilo Friedrich aus Monheim, weil sie als Ex-Bundestagsabgeordnete nur einen Job als Putzfrau fand. Nun trennt sie sich im Streit von der SPD. Sie engagierte sich für eine freie Wählergemeinschaft, die SPD wollte sie ausschließen.

Monheim. Ihr Haarschopf ist ihr Markenzeichen: Er leuchtet rot, rot-orange – so wie die politische Farbe, der sich Lilo Friedrich seit einem Vierteljahrhundert verpflichtet fühlt. Dieser Lebensabschnitt ist seit dieser Woche Vergangenheit. Denn die bürgernahe Sozialdemokratin aus Monheim, die für den Wahlkreis Mettmann-Süd 1998 bis 2005 im Bundestag saß, gab wie ihr Mann, der Kreistagsabgeordnete Karl-Heinz, ihr Parteibuch zurück. Damit kam die Mutter von zwei leiblichen und vier Adoptivkindern dem zuvor, was ihre Genossen längst eingefädelt hatten: ein Parteiausschluss-Verfahren.

Friedrichs Begründung: "Im Herzen bleibe ich der Idee der sozialen Gerechtigkeit treu, aber auf die Intrigen und Spielchen in meiner Heimatstadt hatte ich einfach keine Lust mehr." Die Wunden klaffen tief. So tief, dass auch ein Anruf des Generalsekretärs der NRW-SPD, Michael Groschek, nichts mehr änderte. Groschek hatte Montagabend zum Hörer gegriffen ("Das kannst du doch nicht machen"), um den Abgang der durch zahlreiche Talkshow-Auftritte prominent gewordenen Ex-Hinterbänklerin doch noch zu verhindern.

Der Sündenfall der "roten Lilo", die seit dem Ende ihrer Parlamentskarriere mangels Jobangeboten ihr Geld als Putzunternehmerin verdient, heißt "Menschen für Monheim". Erst vor einer Woche gegründet, mischt die aus verschiedenen Sozial-, Christ- und Freidemokraten sowie parteilosen Bürgern zusammengewürfelte freie Wählergemeinschaft die Volksparteien der Kleinstadt am Rhein auf. Friedrich ist Vizechefin der bunten Truppe, die einen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schickt und möglichst in den nächsten Stadtrat einziehen möchte (siehe Info).

Zu viel für ihre Parteifreunde. Denn die setzen derzeit alles daran, die 1999 an die CDU verlorene einstige SPD-Hochburg im August zurückzuerobern. Ursula Schlößer, blasse Chefin der örtlichen SPD-Ratsfraktion, soll Bürgermeisterin werden. Angesichts von sieben Kandidaten für den Rathaus-Chefsessel und der künftig reichenden relativen Mehrheit gleich im ersten Wahlgang kein völlig aussichtsloses Unterfangen.

"Blauäugig", nennt Friedrich, zu deren Gegnern die einst mächtige, in Monheim lebende Ex-Landtagspräsidentin Ingeborg Friebe gehört, denn auch ihr erst wenige Tage altes Statement, in dem sie noch auf Duldung durch die Genossen gehofft hatte: "Ein Engagement bei den freien Wählern muss meine Partei ertragen. Freiwillig werde ich die SPD jedenfalls nicht verlassen."

Doch genau das tat die in Wesel geborene Katholikin, die als Vorsitzende des Verbands der Pflege- und Adoptiveltern Anfang der 80er Jahre in Kontakt mit der Bundespolitik gekommen war, nun doch. "Sippenhaft" – so nennt die 60-Jährige, die erst in fünf Jahren in den Genuss einer Abgeordneten-Pension kommen wird, den Umstand, der ihr den Austritt erleichterte. Gemeint ist die doppelte Demontage des Ehepaars Friedrich. Denn die Monheimer Sozialdemokraten hatten ihrem mit Abstand prominentesten Mitglied zuletzt nicht nur den Vize-Parteivorsitz sowie einen Wahlkreis für den Stadtrat verweigert. Sie ließen Ehemann Karl-Heinz, dem auch politische Gegner eine gute Arbeit im Mettmanner Kreistag bescheinigten, gleich mit über die Klinge springen und stellten ihn nicht wieder auf.

"In der Politik geht es oft nicht um Engagement oder Qualität, sondern darum, welche Freunde, Beziehungen und Netzwerke dich wohin haben wollen", sagt die Ex-Volksvertreterin. "Ich habe mich oft fremdbestimmt gefühlt, jetzt fühle ich mich frei", freut sie sich über den Neubeginn in der Wählergemeinschaft. Chancen auf den Einzug in den Stadtrat hat die "rote Lilo", die manch ein Sozialdemokrat hinter vorgehaltener Hand gerne als SPD-Bürgermeister-Kandidatin gesehen hätte, allemal. "Sie spricht wie wir, sie versteht uns; sie ist eine aus dem Volk", sagen die, die sie mögen. Eine aus dem Volk, für die in in einer Volkspartei irgendwie kein Platz mehr war.

Quelle: Rheinische Post

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