Marcus Essinger · Jürgen Hofmann · Heribert Kittel · Simon Meister

 

- Handballkreis Bergstraße -

sowie das

Handball-Leistungszentrum Bergstraße

Wurftraining - Stemmwurfschulung

Ein Skript zur Stemmwurfschulung im Kinder- und Jugendbereich unter Einbeziehung eines Lehrposters mit Talant Duishebaew

Skriptensammlung, Band 1 für Übungsleiter

Ó by HK Bergstraße und HLZ Bergstraße 1999


Einleitung

Diese Skriptenreihe soll allen Trainerinnen und Trainern des Kinder- und Jugendbereichs eine Orientierung und Hilfe geben, die sich im täglichen Kampf um geeignete Trainingsmaßnahmen für wesentliche Bausteine im Handballtraining befinden.

Dabei soll deutlich werden, daß der Schlagwurf (gleichzusetzen mit Kern- oder Stemmwurf) vielleicht als die Basis des Handballspiels angesehen werden muß:

Folgt man den Empfehlungen des DHB, so soll von der Handball-Grundschule an auf das Tor geworfen werden, schließlich ist das der Zielgedanke und die Motivation für das Handballspiel überhaupt. Häufig wird der Fehler gemacht, Kindern zu schnell den Sprungwurf näherzubringen, ohne daß sie einen ausreichend gekonnten Schlagwurf ausführen können. Dies ist unserer Meinung nach der falsche Ansatz, da der entscheidende Punkt für einen Wurf der Aufbau von Körperspannung und einer richtigen Armhaltung ist. Das kann allerdings nur über den Schlagwurf erfolgen, da hier die stabilste Lage im Raum vorhanden ist, an der sich der Anfänger orientieren kann.

Aus diesem Ansatz heraus ist dieses Skript entstanden, welches den Jugendtrainerinnen und Jugendtrainern, deren tägliche Trainingsarbeit nicht hoch genug anzurechnen ist, mit einem Lehrposter des Philippka-Verlags überreicht wurde. Unsere Bitte ist, diese Poster in den Hallen, soweit wie möglich, auszuhängen, um die Kinder und Jugendlichen, sicherlich aber auch die Aktivenmannschaften, zu animieren, die Schlagwurfvariationen, die auf dem Poster exemplarisch von Talant Duishebaew durchgeführt wurden, zu imitieren. Die Lehrposter können beim Philippka-Verlag, Postfach 6540, 48034 Münster, Tel.: 0251-23005-0, Fax: 0251-2300599 für ein geringes Entgelt nachbestellt werden.

Der Handballkreis Bergstraße bedankt sich beim Philippka-Verlag bei den zur Verfügung gestellten Postern und wünscht sich eine Verbreitung dieser in den Sporthallen des Handballkreises Bergstraße (und selbstverständlich auch darüber hinaus).

Dies ist der erste "Band" einer vom Handballkreis Bergstraße für die Jugendtrainer herausgegebenen Informationsschrift, wir werden versuchen, in Zukunft weitere solcher Skripten herauszugeben. Über Rückmeldungen, Verbesserungsmöglichkeiten und weitere Themenvorschläge wären wir sehr dankbar und bitten diese an den Kreislehrwart weiterzugeben. Diese "Trainerbriefe" sind auch unter http://www.bergstrasse.de/handballkreis abrufbar, dort finden Sie ein weites Angebot zum Thema Handball. Das Skript kann gegen einen Preis von 5.-DM / Stück + Versandkosten bei untenstehender Adresse bestellt werden.

In der Hoffnung den Handball wieder etwas voranzubringen und den Trainerinnen und Trainern "brauchbares" Praxismaterial mit theoretischen Hintergrund geben zu können wünsche ich bei der Lektüre und der Umsetzung viel Spaß und Erfolg,

Jürgen Hofmann

- Kreislehrwart -

Anschrift: Jürgen Hofmann, Rottmannstraße 2-4, D-69121 Heidelberg, Tel.: + Fax 06221-484044, e-mail: handballkreis@bergstrasse.de.


Marcus Essinger · Jürgen Hofmann · Heribert Kittel · Simon Meister

Wurftraining - Stemmwurfschulung

Referat im Rahmen der Trainerweiterbildung im Handballkreis Bergstraße 1999

Beobachtet man Weltklassespieler wie Magnus Anderson, Andrej Siniak, Talant Duishebaew oder Daniel Stephan, so fällt auf, daß diese einen Großteil ihrer Tore aus dem Stemmwurf erzielen, wobei sie dabei sehr variabel agieren. Umso verwunderlicher, daß diese technischen Grundfertigkeiten im Training zusehends vernachlässigt werden. Gerade innerhalb der Grundschulung ist zu verzeichnen, daß die jungen Handballer eher einen Sprungwurf als einen guten Stemmwurf beherrschen. Unser Ansatz geht in eine andere Richtung, da wir der Meinung sind, daß vor der Schulung des Sprungwurfs ein intensives Üben des Stemmwurfes erforderlich ist.

Der nun folgende Beitrag soll Grundelemente des Stemmwurfs verdeutlichen und zusätzlich die verschiedenen Stemmwurfvariationen analysieren und Trainingsformen zum Erwerb vorstellen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit will dieses Skript nicht erheben, zumal die jeweilige Ausführung eines Stemmwurfes typabhängig ist. Gerade diese kleinen persönlichen Variationen machen letztendlich häufig den Erfolg aus.

Analyse des Stemmwurfs

1. Differenzierungsmöglichkeiten des Stemmwurfs

In der Regel unterscheiden sich Stemmwürfe durch die:

Diese beschriebenen Optionen sind nun untereinander kombinierbar (z.B. Ballannahme aus dem Dribbling mit anschließendem Hüftwurf aus dem Lauf). Im folgenden Abschnitt werden die spielrelevantesten Variationen vorgestellt, ihre Vor- und Nachteile diskutiert und ihre Trainierbarkeit und korrekte Ausführung erklärt.

Bild 1: Variationsbreite der Ballannahme

Methodische Übungsreihe zum Schlagwurf

Gerade die oft auftretenden Schwächen im Wurf machen es erforderlich, nach neuen methodischen Möglichkeiten zu suchen. Für unsere ausgewählte und im Handball-Leistungszentrum mehrfach erprobte methodische Übungsreihe werden entweder Tennisbälle oder Minihandbälle verwendet.

Alle Übungen werden von den Kindern mit einem ganzheitlichen Lernverfahren erarbeitet. Die erprobte methodische Übungsreihe zeichnet sich durch eine hohe Effektivität aus, weil es sich um einfache Übungen handelt, die dann Schritt für Schritt auf den Schlagwurf hinarbeiten. Ausgangspunkt der Übungsreihe ist der einfache Bewegungsablauf des beidhändigen Werfens und Prellens mit paralleler Daumenhaltung aus der parallelen Grundstellung auf den Boden. Die Grundhaltung wird anschließend durch eine neue Information schrittweise bis zur Grobform des Schlagwurfes verändert. Anbei die einzelnen Schritte:

  1. Jedes Kind erhält einen Tennisball oder einen Minihandball und sucht sich damit einen freien Platz in der Halle. Der Ball wird mit beiden Händen gefaßt und mit leicht gebeugten Armen vor dem Körper gehalten. Das Kind nimmt eine leichte Grätschstellung ein und wirft den Ball nach einer kurzen Auftaktbewegung auf den Boden. Anschließend mehrfaches Wiederholen.
    Wer schafft es, den Ball gleich wieder mit der entsprechenden Handhaltung zu fangen und sofort wieder auf den Boden zu werfen? Übe rhythmisch diese Bewegungsfolge WERFEN - FANGEN - WERFEN.... (Abbildung 1).

  2. Nach dieser Übung suchen sich alle Kinder einen Platz, von dem sie den Ball gegen die Wand werfen können (Abstand zwei bis drei Meter). Die Grundhaltung (Grätschstellung und Halten des Balles wie unter 1. beschrieben) bleibt bestehen. Die Kinder führen den Ball aber jetzt mit leicht gebeugten Armen über den Kopf und werfen ihn anschließend mit beiden Händen gegen die Wand. Wichtig ist, daß der Ball über Kopfhöhe die Wand erreicht.
    Wer kann den zurückspringenden Ball gleich wieder in der richtigen Handfassung vor dem Körper, in Gesichtshöhe, fangen und sofort wieder gegen die Wand werfen? Wieder zahlreiche Wiederholungen (Abbildung 2).

  3. Die Übenden stehen in mittlerer Grätschstellung, der Ball wird mit leicht gebeugten Armen über dem Kopf in schon bekannter Handfassung gehalten. Der Rechtshänder führt mit dem gehaltenen Ball über Kopf eine Vierteldrehung nach rechts aus, wobei der rechte Fuß nur leicht mitdreht, während der linke Fuß angehoben und mit dem Fußballen vor dem Körper neu aufsetzt, so daß jetzt die linke Körperseite in Wurfrichtung (zur Wand) zeigt. Durch die Vierteldrehung wird die Wurfarmschulter zurückgenommen, un die rechte Wurfhand gelangt hinter den Ball, während die linke Hand nur noch Haltfunktion hat. Aus dieser Haltung wird der Ball gegen die Wand geworfen. Wichtig ist, daß nach der Ausführung der Vierteldrehung der Ball sofort geworfen wird.
    Wer kann den Ball sofort nach dem Wurf wieder fangen, in die Grätschstellung zurückgehen und dann anschließend wiederum die Bewegungsfolge mit der Vierteldrehung ausführen? Erneut mehrere Wiederholungen und nun variierender Abstand zur Wand (Abbildung 3).

  4. Bewegungsablauf wie unter 3. beschrieben, aber jetzt erfolgt während des Ausführens der Vierteldrehung das Rücknehmen des fast gestreckten Wurfarms und das gleichzeitige Vornehmen des linken Armes (zeigt in etwa in Wurfrichtung). Danach wird sofort geworfen. Dabei ist auf das flüssige Ausführen von der VIERTELDREHUNG - WURFARMRÜCKNAHME - ZEIGEN DES LINKEN ARMES IN WURFRICHTUNG - WURF zu achten. Diesen Ablauf gilt es immer wieder zu üben (Abbildung 4).

  5. Wie 4., aber darauf achten, daß der Wurfarm am Kopf vorbeigeführt wird.

 

Bild 2: Übungsreihe Schlagwurf (aus: LÜTHGEHARM, Rudi (1987): Kinder Lernen und Üben den Schlagwurf.)

 

1.1 "klassischer" Einstemmschritt mit Abwurf in Schulterhöhe

Bewegungsbeschreibung:

Der Anlauf erfolgt nach der Ballannahme mit drei rhythmisch gestalteten Schritten und beginnt beim Rechtshänder mit links (Linkshänder beginnen mit rechts) und endet mit einem Stemmschritt auf dem linken (rechten) Fuß. Der Wurfarm wird geradlinig zurückgeführt und ist in der Endposition der Ausholbewegung als "Verlängerung" der Wurfarmschulter annähernd gestreckt. Im Anlauf erfolgt eine Verwringung des Rumpfes. Die "Nichtwurfhandschulter" zeigt in Wurfrichtung. Ausholbewegung und Verwringung erzeugen eine Bogenspannung. Im dritten Schritt erfolgt die Stemmbewegung. Gleichzeitig beginnt der Armzug mit einer Gewichtsverlagerung auf das Stemmbein. Bei der Wurfausführung ist darauf zu achten, daß der Ellenbogen nicht unter Schulterhöhe absackt und der Abwurf in/über Kopfhöhe erfolgt. Der letzte Impuls kommt über das nachklappende Handgelenk. Die schnelle und kraftvolle Bewegung ist fließend auszuführen.

Vorteile:

Der Wurf ist unabhängig von der Ballannahme einfach zu koordinieren. Durch die Bogenspannung und die weite Ausholbewegung wird der Wurf sehr kraftvoll, durch die stabile Körperposition auch sehr präzise.

Nachteile:

Aufgrund des 3-Schritt-Rhythmusses ist die Wurfabsicht gut zu erkennen. Es empfiehlt sich, im fortgeschrittenen Stadium den Anlauf auf einen Stemmschritt zu verkürzen.

Schulung:

Die Schulung kann einerseits mit Spielformen erfolgen. Das Problem besteht dabei, daß der Trainer nur sehr schwer Bewegungskorrekturen geben kann. Entscheidend ist, daß jede Form des Wettkampfs zur Folge hat, daß die Aufmerksamkeit der Spieler auf den Sieg gerichtet ist und somit die technischen Vorgaben nur sekundär beachtet werden. Andererseits sehen viele Spieler und Trainer stumpfe Übungsformen als nicht mehr zeitgemäß an. Trotzdem kann man, um Techniktraining isoliert durchzuführen, nicht auf solche Übungsformen verzichten, da sie dem Trainer die besten Eingriffsmöglichkeiten zur Beobachtung und Korrektur geben. Unter Umständen kann man, je nach Platzangebot, noch einzelne Spieler differenziert mit diversen Übungsformen konfrontieren. Dies ist gerade im Kinderhandball eine wesentliche Forderung, um den verschiedenen Entwicklungsniveaus gerecht zu werden. Hier muß mit sehr viel Engagement und Variation versucht werden, keine Eintönigkeit entstehen zu lassen (oftmals langen schon motivierende Worte und Lob des Trainers). Schon mit allen Variationsmöglichkeiten der Ballannahme kann eine Monotonie verhindert werden.

Es muß hier noch verdeutlicht werden, daß ein gut ausgeprägtes Wurfbild nur mit viel Übung zu erreichen ist, da das Werfen im Bewegungsalltag der Kinder und Jugendlichen nicht mehr so existent ist, wie das vor einigen Jahren noch der Fall war.

Zu achten ist ebenso auf die Stellung des Ellenbogens, der insbesondere im Mädchenhandball häufig beim Wurf unter Schulterhöhe absackt und damit eine Art "Stoßen" des Balls herbeiführt. Der letzte Schritt vor dem Wurf darf auch nicht zu lang sein, da sonst keine Stemmwirkung erzielt wird. Wichtig ist noch, daß die Spieler beim Wurf nicht ineinandersacken, sondern versuchen, "groß" zu bleiben (Lernhilfe: Würfe über eine Zauberschnur). Beim Wurf sollten die Kinder in diesem Stadium mit beiden Beinen Bodenkontakt halten.

1.2 "klassischer" Einstemmschritt mit Abwurf hüfthoch

Bewegungsbeschreibung:

Anlaufgestaltung wie in 1.1. Der Wurfarm wird ebenfalls wie oben beschrieben geführt. Der Rumpf allerdings wird beim Stemmschritt nach vorne-unten gebeugt, sodaß die "Nichtwurfarmschulter" wieder in Wurfrichtung zeigt. Dadurch wird der Ball in niedriger Höhe abgeworfen, im Idealfall um die Hüfte des Gegners. Das bedeutet, daß der gesamte Arm bei der Wurfbewegung von der Ausgangslage über der Schulter unter die Schulter gezogen wird. Die nachfolgenden Bewegungen sind identisch zum "klassischen" Stemmwurf.

Vorteile:

Der Stemmwurf hüfthoch ist für den Torhüter nur schwer zu erkennen. Durch den Einstemmschritt und die nach wie vor weite Ausholbewegung bleibt der Wurf sehr kraftvoll.

Nachteile:

Da die Präzision des Wurfes extrem vom Einsatz des Handgelenks abhängig ist, ist er gerade für Kinder schwer zu plazieren. Für eine gute Ausführung dieses Wurfes ist es von wesentlicher Bedeutung, wie gut der Ball in der Hand gefaßt werden kann.

Schulung:

Entscheidend hierbei ist, durch Zielvorgaben den Handballspielern Möglichkeiten zu geben, diesen Wurf zunächst ohne Gegnereinwirkung zu trainieren. Auch hier sind sämtliche Variationsmöglichkeiten der Ballannahme ins Training einzubinden.

1.3 "klassischer" Einstemmschritt mit Abknicken

Bewegungsbeschreibung:

Zunächst ändert sich am Anlauf und der Armhaltung nichts (wie 1.1). Beim Stemmschritt neigt sich der Rumpf auf die Gegenwurfarmseite. Der Abwurf erfolgt nun über dem Kopf.

Tip: Man kann den letzten Stemmschritt auf die Wurfarmgegenseite verlagern, dann ist nicht so ein starkes Abknicken erforderlich.

Vorteile:

Schwer zu antizipierender Wurf für Abwehrspieler und Torwart.

Nachteile:

Präzisionsdefizit aufgrund des starken Handgelenkeinsatzes und der instabilen Körperhaltung. Der Wurf ist nicht sehr fest, da man die Schultermuskulatur nicht so gut einsetzen kann. Schwierig zu koordinieren.

Schulung:

Wie bei 1.1 und 1.2. Trotz der scheinbar vielen Nachteile sollte diese Form doch trainert werden, da der Überraschungseffekt für den Torerfolg eine große Rolle spielt.

1.4 Überkreuzschritt mit Abwurf in Schulterhöhe

Bewegungsbeschreibung:

Ebenfalls ein 3-Schritt-Rhythmus, bei dem der zweite Schritt (rechter Fuß bei Rechtshändern) hinter den den Stemmschritt ausführenden Fuß gesetzt wird, sodaß sich die Beine für kurze Zeit überkreuzen. Die Wurfarmbewegung bleibt wie bei 1.1 beschrieben erhalten. Der Rumpf kommt in eine extrem starke Verwringung.

Vorteile:

Die extrem starke Verwringung im Rumpf bewirkt eine weitere Ausholbewegung und eine explosive Auflösung der Verwringung mit der Übertragung dieser Energie auf den Wurf.

Nachteile:

Da der Wurf praktisch nur im 3-Schritt-Rhythmus erfolgen kann (bzw. bei Ballannahme im Überkreuzschritt auch im 2-Schritt-Rhythmus), ist die Wurfabsicht für die Abwehr gut erkennbar. Desweiteren ist er technisch anspruchsvoller und insbesondere bei Anspielen von der Wurfarmgegenseite schwierig auszuführen.

Schulung:

Es empfiehlt sich die Anlaufgestaltung zunächst ohne Ball auszuführen und erst in einem weiteren Schritt den Ball hinzuzunehmen. Wichtig ist, daß die Spieler die Bewegung mit der zugehörigen Verwringung automatisieren.

1.5 Laufwurf mit Abwurf in Schulterhöhe

Bewegungsbeschreibung:

Im Vergleich zum Stemmwurf ist die Ausholbewegung des Wurfarmes beim Laufwurf wesentlich kürzer. Dies begründet sich darauf, da die Gegenwurfarmschulter nicht in Wurfrichtung zeigt und der Rumpf sich nicht verwringt, sondern frontal zur Wurfrichtung zeigt. Der Ellenbogen ist erneut Schulterhoch, das Handgelenk ist über Kopfhöhe. Der Anlauf soll dem Torwart und dem Abwehrspieler keine Möglichkeit geben, den genauen Wurfzeitpunkt zu erkennen. Dies wird erreicht, indem keine Stemmbewegung der Beine erfolgt, sondern aus dem natürlichen Lauf geworfen wird. In vielen Fällen erfolgt nun der Abwurf, wenn das Wurfarmbein vorne ist.

Vorteile:

Der Wurf lebt vom Überraschungsmoment und ist in der Grobform recht einfach zu koordinieren und zu erlernen. Trotzdem kann bei guter Ausführung eine entsprechende Wurfhärte erreicht werden. Dies ist unter Umständen abhängig von der Explosivität der Anlaufgestaltung.

Nachteile:

Um eine Wurfhärte zu erreichen muß eine gute Schultermuskulatur vorhanden sein und das Zusammenspiel Beine - Körper - Arme optimiert werden.

Schulung:

Diese Wurfart kann hervorragend beim Einwerfen der Torhüter als koordinatives Element von den Feldspielern praktiziert werden. Bei der Schulung ist darauf zu achten, daß die Wurfbewegung sich unabhängig von der Laufbewegung abspielt und die Laufbewegung durch den Wurf nicht beeinträchtigt wird.

1.6 Allgemeine Anmerkungen

Die unter 1.1 - 1.5 vorgestellten Würfe zeigen nur einen kleinen Ausschnitt der Variationsmöglichkeiten. Wichtig sind hier die vorgestellten Bewegungsgrundmuster, die bei Variation jeweils neu kombiniert werden müssen. Wie bei allen hier vorgestellten Würfen ist beim Erwerb der Grobform darauf zu achten, zunächst ohne Gegnereinwirkung zu üben. Erst in einem zweiten Schritt, wenn also eine gewisse Bewegungserfahrung der Spieler vorhanden ist, sollten zusätzliche Hilfsmittel (Matten, Hürden etc.), sowie Abwehrspieler hinzugenommen werden.

Wichtigste Aufgabe des Trainers in der Grundschule ist es, den Kindern ihre Fehlerquellen mitzuteilen und Übungen zum Verbessern der fehlerhaften Bewegungen anzubieten. Denken Sie daran, daß sich Kinder höchstens auf einen Punkt Ihrer Korrektur konzentrieren können. Üben Sie Geduld und ermuntern Sie die Kinder häufig mittels Lob. Gehen Sie erst wenn die Grundübung in der Grobform gekonnt wird zu einer weitergehenden Bewegungsabfolge weiter.

Bei allen Würfen ist darauf zu achten, daß sie mit den diversen Ballannahmemöglichkeiten variiert werden. Im Aufbautraining und Leistungstraining können bei dem Wurftraining, wenn die Feinform der Bewegungen gekonnt wird, entsprechend Gewichtsbälle benutzt werden (ab A-Jugend).

Beispiel: Grundtechniken erlernen: Methodisches Vorgehen beim Schlagwurf

Ausgangsniveau und Bewegungsausführung durch Beobachtung beurteilen

 

Grundform gekonnt

Grundform fehlerhaft

ê ê

Grundformen methodisch weiterentwickeln:

  1. Anlaufrichtung variieren

    · diagonal nach innen

    · diagonal nach außen

    · gerade

  2. Schrittzahl variieren

    · Beispiel: Ball in unterschiedlichen Distanzen zum Torraum aufnehmen und werfen

  3. Armführung / Körperhaltung variieren

    · Schlagwurf zur Wurfarmgegenseite

  4. Bewegungsdynamik variieren

    · schnell oder verzögert werfen

  5. Abwurfhöhe variieren

    · Achtung: Schlagwürfe hüfthoch können Spielanfänger in der Regel noch nicht realisieren. Hier können lediglich vorbereitende Übungen mit kleineren Bällen erprobt werden.

  6. Mit anderen Aktivitäten variieren
  • Nach einer Wurf- oder Paßtäuschung werfen.

Fehlerbild

Ursachen

Konsequenzen

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Beispiel:

Der Wurf ist zu schwach, der Ball kommt kaum bis zum Tor

Bewegung wird zu langsam ausgeführt. Mangel an Wurfkraft

  • Kräftigungsübun-gen absolvieren wie z.B. Hangeln, Schwingen, Stützen. Übungen mit schnellen Armaktionen.

Beispiel:

Es findet kein Überkopfwurf statt, vielmehr wird der Ball von unten geschockt. Es ist keine Ausholbewegung zu sehen. Das "falsche" Bein ist vorne.

Keine, falsche oder unvollständige Bewegungsvorstellung

  • Trainer bzw. Mitspieler machen die Bewegung vor.

  • Lernhilfen (farbigen Punkt auf den "richtigen" Schuh kleben).

  • Korrektursituation schaffen z.B. Bananenkarton aufstellen und sagen: "wirf so feste gegen den Karton, daß er weit rutscht".

Beispiel:

Die Anlaufgeschwindigkeit ist zu hoch, es erfolgt keine Kraftübertragung in den Wurf

Koordinationsmängel

  • Markierungen, die mit den Füßen betreten werden müssen.

  • Klatsch-Rhythmus vorgeben.

  • Aus dem Stand angehen oder dem Angehen üben lassen.

Beispiel:

Der Wurf erfolgt auf den Torwart oder verfehlt das Tor

Mangelnde Wahrnehmung: Blick, Aktion auf Ball / Eigenbewegung orientiert. Mangelnde Präzision.

  • Größere Ziele vorgeben.

  • Kleinere Bälle benutzen lassen. Entfernung zum Ziel verringern.

Bild 3: Technik erlernen, Beispiel Schlagwurf (aus DHB-Handbuch 1, 1999, S. 179)

Praxisteil

2. Spiel- und Übungsformen zum Grundtechnikerwerb "Stemmwurf"

2.1 Paß-/Wurfserien in Gassenformx· < - - - - - - - > x

unter Berücksichtigung der Grundtechnikelemente wie:

2.2 Paß-/Wurfserien gegen die Wandx· < - - - - - - - >|

      1. Aus dem einfachen Stemmschritt gegen die Wand werfen und fangen.

      2. Im Dreischrittrhythmus / nach Prellen / nach Zuspiel gegen die Wand werfen und wieder fangen.

      3. Auf ein Ziel gegen die Wand werfen (auch als Gruppenwettbewerb: herunterwerfen von an die Wand geklebten Zetteln), verschiedene Markierungen an der Wand treffen.

      4. Zielwurf-Parcours mit unterschiedlichen Aufgaben (1. Wurf aus dem Stemmschritt, 2. Wurf aus dem Anprellen, 3. Wurf aus dem 3-Schritt-Rhythmus etc.).

      1. Die Partner stehen nebeneinander und werfen sich den Ball über die Wand zu (indirekt, direkt, in den Lauf etc.).

      2. Die Partner stehen hintereinander, der Werfer muß jetzt Platz für den Fänger machen.

      3. Handballsquash: Es gibt ein Feld, Ziel muß es sein, den Ball so gegen die Wand zu spielen, daß der Ball im Feld landet, ohne daß ihn der Mitspieler fangen / berühren kann. Als Feld können zwei Matten dienen. Der Spieler muß außerhalb der Matten stehend werfen!

Variation: Ohne Feldbeschränkung muß in ein Ziel an der Wand geworfen werden.

Variation: Spiel mit zwei Mannschaften und dementsprechend größerem Feld. Der Ball muß von dort, wo er gefangen wurde geworfen werden.

Variation: Der Ball wird gegen ein schräg gestelltes Reutherbrett geworfen, sodaß der Gegenspieler ihn möglichst nicht vor dem Bodenkontakt fangen kann.Der Torraum wird durch zwei Matten gebildet

      1. Haltet das Feld frei: Jede Mannschaft versucht ihre Spielfeldhälfte möglichst "sauber" zu halten und wirft die Bälle möglichst schnell wieder auf die andere Seite. Auf Pfiff werden die Bälle gezählt.

        Variation: Der Ball muß jeweils einmal abgespielt werden, bevor er auf die gegnerische Seite geworfen wird.

      2. Komplexere Übungsformen mit entsprechendem Positionswechsel.

        Bild. 4: Komplexe Übungsform zum Werfen und Passen (Positionswechsel mit dem Gegenüber nach Ballabgabe)

      3. Hetzball im Feld:

        Spieler der Mannschaft A laufen durchs Feld, Spieler der Mannschaft B stehen in Reifen verteilt, die sie nicht verlassen dürfen. Die Mannschaft B soll versuchen, sich den Ball so zuzuspielen, daß sie einen Spieler der Mannschaft A abwerfen können. Ein Spieler der Mannschaft B ist als Ballaufsammler tätig, damit der Ball wieder ins Spiel gelangt.

      4. Hüte abtreffen:

        Team A versucht einen oder zwei Markierungskegel des Teams B umzuwerfen, ohne den Raum zu betreten, in dem die Kegel stehen (Kegel sollten nicht im direkten Spielfeld stehen, so muß auch noch etwas gezielt werden.)

      5. Kastenball mit Kastenabbau:

Team A versucht den Kasten von Team B ( evtl. mit Aufsetzer) zu treffen. Bei Torerfolg wird ein Kastenteil weggenommen. Welche Mannschaft hat den Kasten am schnellsten abgeräumt?

2.3 Paß-/Wurfserien auf Zielex· - - - - - - - > 

      1. Partnerweise gegenüberstellen mit Kastenteil in der Mitte, Würfe durch quer oder hochgestellte Kastenteile (Vorsicht bei umstürzenden Kastenteilen!). Dies ist auch als Wettbewerb möglich (Treffer zählen).

      2. Kartontreiben (Kastentreiben) in der Zweiergruppe: Bananenkiste soll so schnell wie möglich über eine gewisse Distanz getrieben werden. Viele Zweiergruppen spielen gegeneinander.

        Variation: 2 Mannschaften haben die Aufgaben, ihre Bananenkisten ins Tor zu treiben, welche Mannschaft ist zuerst fertig?

      3. Herunterwerfen von starren Zielen (Hütchen, Bälle) von Bänken auf Zeit (Mannschaftswettkampf gegeneinander, Einzelwettkampf: wer trifft die meisten?) bzw. bis alles abgeräumt ist.

        Variation: 2 Bänke werden hintereinandergestellt, auf der jeweiligen entfernten Bank liegen die Bälle der eigenen Mannschaft, die getroffen werden müssen.

        Bild 5: Zielwerfen, erschwerte Ausführung

      4. Mattenrutscher gegen Zielwerfer:

Dabei muß eine Mannschaft versuchen, möglichst schnell einen Weichboden über eine bestimmte Strecke zu befördern, indem sie sich auf die Matte wirft (in 2er-Gruppen). Diese Zeit kann die andere Mannschaft nutzen, um Ziele abzuwerfen. Anschließend Wechsel.

      1. Sautreiben
        2 Mannschaften stehen sich gegenüber, jeder hat einen Ball. Der Trainer legt einen Gewichtsball in die Mitte, den die Spieler auf die andere Seite treiben müssen. Darauf achten, daß Abwurflinien eingehalten werden (zur Not: Bank als Abwurfmarkierung quer legen). Hinweis: Jeder sollte den Ball, den er holt auch werfen!

        Variation: In einem quadratischen Spielfeld stehen sich 4 Mannschaften gegenüber

        Variation: Der Ball wird durch die Gasse gerollt und die Treffer der Mannschaften werden gezählt.

        Variation: Mannschaft A bildet Gasse, Mannschaft B läuft nacheinander durch diese Gasse und darf abgeworfen werden. Die Treffer werden gezählt. (Vorsicht, auch hier gilt, daß die Kinder noch nicht zu fest werfen dürfen oder: Treffer gelten nur im Fußbereich!).

        Variation: Spieler A und B geben sich Pässe durch die Gasse, die anderen Spieler müssen versuchen, den Ball in der Luft zu treffen.

        Variation: Medizinball durch Bankgasse treiben. 2 Mannschaften versuchen von Ihrer Abwurflinie einen Medizinball durch die Bankgasse zu treiben. Welcher Ball überrollt als erster die Ziellinie?

      2. Ball des Partners abwerfen: A prellt seinen Ball (wirft seinen Ball in die Luft), B versucht diesen abzuwerfen, wenn er nicht in der Hand von A ist (Verletzungsgefahr!).

      3. Zwei Spieler passen sich einen Ball zu, ein anderer versucht eben diesen Ball im Flug zu treffen.

      1. Zielwurfserien auf das Tor ohne Torwart (Abhängen von Zielbereichen, "Holz" ist Punkt etc.)

      2. Wurfserien zum Einwerfen des Torwarts und Vorgabe der Ecken.

      3. Reagieren auf das Zeigen der Ecke durch den hinter dem Tor stehenden Trainer.

      4. Wer wirft aus der größten Distanz auf das Tor (ohne Auftippen des Balls)? In 2-Meter-Schritten versuchen die Spieler immer wieder die gleiche Aufgabe zu bewältigen, wer wirft mit der größten Distanz auf das Tor?

      5. Welcher Ball prellt am höchsten? Die Kinder stehen auf einer Bank und versuchen in 2 Meter vor ihnen liegende Reifen zu treffen. Welcher Ball prellt am höchsten?

      6. Der Trainer hält den Ball in seiner rechten Hand, die Kinder laufen geradlinig an ihm vorbei, sodaß sie den Ball auf ihrer Wurfarmseite annehmen können und werfen auf das Tor

        Variation: Ballannahme von der Wurfarmgegenseite

        Variation: Trainer hält den Ball erst hinter dem Körper und im letzten Moment gibt er ihn "frei". Der Schütze muß darauf reagieren und werfen.

      7. Die Kinder werden durchnumeriert und werfen bei Aufruf Stemmwurf auf das Tor. Es können Ziele angegeben werden (nur flache Bälle, nur Aufsetzer etc.)

      8. Komplexübungen mit Einwerfen der Torhüter:

· Die Kinder stehen an der Mittellinie in zwei Gruppen. Abwechselnd läuft immer ein Kind jeder Gruppe auf den Trainer zu. Der rollt einen Ball nach rechts oder links. Nach dem das Kind den Ball erlaufen hat, schließt es mit Torwurf ab.

Es können auch gleichzeitig zwei Kinder loslaufen, die Bälle werden auf beide Seiten verteilt.

· 2 Reihen werden auf den Halbpositionen bei 11m gebildet. Jeder bis auf den ersten Spieler hat einen Ball. Der erste Spieler mit Ball gibt einen Pass auf den Spieler der anderen Halbposition ohne Ball, der dann wirft (vorgegebene Ecke). Anschließend erhält jetzt der Paßgeber eine Ball von der anderen Halbposition etc. Später ist das ganze auch noch in der Stoßbewegung bzw. mit Kreuzen möglich.

· Es wird eine beliebige Zahl von Durchbruchräumen markiert und numeriert. Die Kinder starten von dem Mittelkreis nacheinander. Sobald der Trainer einen Durchbruchraum nennt, muß der Spieler diesen passieren, erhält ein Anspiel vom Trainer und wirft aufs Tor

 

2.4 Übungsformen zur Wurfvariationsschulung

Neben Matten oder sonstigen Hilfsmitteln ist im weiteren Verlauf der Schlagwurf- und Variationsschulung immer mehr auch der direkte Abwehrspieler von Bedeutung. Dieser hat zunächst nur passive Funktionen und wird im Verlauf der Übungen immer mehr aktiv den Werfer bedrängen, damit dieser vermehrt zu richtigen Wurfentscheidungen gezwungen wird.

· Aufstellen eines Weichbodens an der 9-m-Linie in der Mitte, aus dem Anprellen Richtung Weichboden setzen des Stemmbeines unmittelbar neben den Weichboden und Abknicken zur Wurfarmgegenseite mit Wurf auf das Tor. Ziel sollte es sein, in die Wurfarmecke zu zielen, erst später Variation mit Torwart.

· Aufbau wie bei Knickwurf nur wird jetzt an der Wurfarmseite seitlich vorbeigeworfen. Ziel sollte hier die lange Ecke sein.

· Unter einer etwa hüfthoch gespannten Schnur durchwerfen.

· Wichtig beim Üben von Laufwürfen ist, daß wirklich keinerlei Einstemmbewegung zu sehen ist, die Laufbewegung also ganz natürlich, ohne Ausweichbewegungen des Körpers auch beim Wurf bleibt.

· Variation der Würfe mit Täuschungsbewegungen sind selbstredend erst für fortgeschrittene Spieler möglich, zu denken ist an eine Täuschung Hüftwurf (Knickwurf) mit ausgeführtem Knickwurf (Hüftwurf). Entscheidend ist der späte Moment der wirklichen Wurfabsicht.

· Antäuschen eines Laufwurfs mit Abschluß Sprungwurf. Diese Täuschung bedarf ein schon ausgeprägtes Greifverhalten des Balls, da hier der Ball sehr schnell zweimal in die Wurfauslage gebracht werden muß.

2.5 Bei allen Paß- und Wurfserien ist zu beachten:

Weitergehende Literatur: