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Carl Ludwig Engel und das klassizistische Helsinki

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Carl Ludwig Engel und das klassizistische Helsinki

Wer jemals Helsinki besucht hat, kommt an dem herrlichen Empire-Zentrum um den Dom am Senatsplatz im Herzen der Stadt nicht vorüber. Es wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Carl Ludwig Engel, dem aus Berlin-Charlottenburg stammenden Architekten, geschaffen.

Carl Ludwig Engel (1778-1840) studierte mit Friedrich Schinkel an der Berliner Bauakademie und begann seine Karriere in der preußischen Bauverwaltung. 1809 kam er nach Reval und St. Petersburg, 1814-1815 nach Turku und 1816 nach Helsinki, wo ihn Zar Alexander I. mit der Stadtplanung der neuen Hauptstadt des autonomen Großfürstentums Finnland beauftragte. Ab 1824 war er Intendant, d.h. der oberste Leiter der finnischen Baubehörde und prägte maßgeblich die finnische Architektur seiner Epoche.

Das Werk Engels, das sich organisch an die neoklassizistische Stilepoche der Französischen Revolution und des Empires des napoleonischen Kaiserreichs anschließt, führte maßgeblich dazu, dass Helsinki in nur 25 Jahren von einer unbedeutenden Kleinstadt zu einer europäischen Hauptstadt aufsteigen konnte. Die Stadt verdankt Engel ihr klassizistisches Zentrum mit seinen hellen verputzten Fassaden und Säulen. Das Wahrzeichen der Stadt, der weiße Dom am zentral gelegenen Senatsplatz, stammt aus der Feder Engels. Die Ausstellung zeigt Zeichnungen und Skizzen sowie Fotos seiner Gebäude im heutigen Helsinki, aber auch nicht realisierte Bauvorhaben. Maßgeblich zum Zustandekommen der Ausstellung trugen die Stadt Helsinki und das finnische Zentralamt für Denkmalpflege bei.

Die weiße Stadt des Nordens

Helsinki, Geschichte und Daten

Helsinki wurde im Jahre 1550 vom schwedischen König Gustav Wasa gegründet und 1640 ein wenig südwärts an die Küste verlagert. 1808, zu Beginn des russisch-schwedischen Krieges, wurde Helsinki von den Truppen des russischen Kaisers Alexander I eingenommen. 1809, nach der Kapitulation der Festung Sveaborg wurde Finnland als autonomes Großfürstentum in das russische Kaiserreich eingegliedert.

Für das alte Helsinki leitete der Krieg eine neue Ära ein. 1812 machte Kaiser Alexander I. Helsinki zur neuen Hauptstadt, 1827 wurde die einzige Universität des Landes von Turku, der alten Hauptstadt, nach Helsinki verlegt. Ein Grossbrand hatte zuvor große Teile der Holzhausstadt vernichtet, und so war der Weg frei für den Bau der neuen, repräsentativen Hauptstadt. Geprägt wird der alte Stadtkern durch die neoklassizistischen Bauten des in Berlin geborenen Architekten Carl Ludwig Engel, der als Hofarchitekt des Kaisers auch in Tallinn (Reval) und St. Petersburg seine Spuren hinterlassen hat. Es entstand ein großzügiges Stadtbild im nüchtern, klassizistischen Stil. Helle Fassaden und breit angelegte Straßen prägen die "weiße Stadt des Nordens" heute noch. Helsinki ist somit in seinem heutigen Erscheinungsbild eine ausgesprochen junge Metropole.

Im 19. Jahrhundert wurde Helsinki Verwaltungs-, Universitäts- und Garnisonsstadt und stieg zum größten Industriezentrum des Landes auf. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl Helsinkis auf über 100 000 angewachsen. In der Architektur vom Ende des 19. Jahrhunderts spiegeln sich die zunehmende Industrialisierung des Landes, wachsender Wohlstand sowie europäische Einflüsse. Ihre prominentesten Vertreter sind die Neorenaissancebauten an der Esplanade, der Aleksanterinkatu und am Erottaja. Die Architektur der Jahrhundertwende ist durch die sogenannte Nationalromantik geprägt. Damals entstanden die Jugendstilstadtteile Katajanokka, Eira und Ullanlinna.

1917 erlangte Finnland seine Unabhängigkeit und Helsinki wurde die Hauptstadt der neuen, selbständigen Republik. Während des schnellen Wachstums der Stadt in den zwanziger und dreißiger Jahren wurden etliche neue Stadtteile gegründet, darunter das idyllische Käpylä und Etu-Töölö. Im zweiten Weltkrieg konnte Finnland erfolgreich seine Selbständigkeit verteidigen, und Helsinki überstand den Krieg vergleichsweise unbeschadet. Während des Kalten Krieges nahm Finnland eine besondere politische Rolle ein. Einerseits war das Land neutral, andererseits bestand seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine sehr enge Beziehung zur Sowjetunion. Durch den intensiven Handel mit der Sowjetunion brachte es Finnland, das vor dem Krieg keine nennenswerte Industrie besaß, bis Ende der achtziger Jahre zu beträchtlichem Wohlstand. Nach dem ökonomischen Zusammenbruch des Ostblocks erlitt die wirtschaftliche Entwicklung des Landes allerdings einen schweren Rückschlag, denn die Bestellungen aus Russland blieben von einem zum anderen Tag aus. Zeitweise betrug die Arbeitslosigkeit hier über 20 Prozent. Mittlerweile ist Finnland - mit seiner stolzen Hauptstadt Helsinki - als nordischer Wohlfahrtsstaat Mitglied der Europäischen Union.

Heute ist Helsinki die Hauptstadt Finnlands und ein Ort wichtiger internationaler Tagungen, wie zum Beispiel der KSZE-Konferenz. Die Stadt hat etwa eine halbe Million Einwohner, der Großraum Helsinki zählt circa 1,2 Millionen Einwohner. Im Jahre 2000 feierte Helsinki seinen 450. Geburtstag und wurde zur Kulturhauptstadt Europas gewählt.

Der Nordische Klassizismus

Ausstellung zum Werk des Architekten Carl Ludwig Engel

1990 waren 150 Jahre seit dem Tod Carl Ludwig' Engels vergangen. Aus diesem Anlass führte man in der Krypta der Nikolaikirche von Helsinki (inzwischen Dom) eine Ausstellung über sein gesamtes, umfassendes architektonisches Schaffen in all seiner Vielseitigkeit durch. Insgesamt wurden nahezu 450 Originalzeichnungen präsentiert, die zum größten Teil im Finnischen Nationalarchiv und im Zentralamt für Museen und Denkmalpflege aufbewahrt werden. Federführend waren bei der Gestaltung der Ausstellung das Institut für Kunstgeschichte der Universität Helsinki sowie die Abteilung für Baugeschichte des genannten Zentralamts.

1996 nahm Prof. Dr. Ahti Jäntti, der Leiter des Finnland-Instituts in Deutschland, Verbindung mit dem Finnischen Zentralamt für Museen und Denkmalpflege auf und schlug vor, die Ausstellung auch nach Berlin, in die Geburtsstadt Engels, zu bringen. Die vorliegende Ausstellung wurde vom 28. Mai bis zum 15. August 1999 im Märkischen Museum Berlin-Mitte erstmals vorgestellt. Die Zeichnungen Engels sind als hochwertige Farbkopien zu sehen, da weder das Finnische Nationalarchiv noch das Zentralamt eine Möglichkeit sahen, diese Zeichnungen, die zu den wertvollsten in Finnland zählen, für eine Wanderausstellung zur Verfügung zu stellen.

Carl Ludwig Engel, der auch in Tallinn (Reval), St. Petersburg, und Turku tätig war, wird hier vor allem als Architekt von Helsinki, der neuen Hauptstadt des autonomen Großfürstentums Finnland, vorgestellt. Diese Einschränkung ist umso besser begründet, als der Beginn des 19. Jahrhunderts zeitlich mit den Aufbaumaßnahmen vieler europäischer Hauptstädte, wie Rom, Paris, Karlsruhe und München sowie Athen zusammenfällt. Für Finnland und Helsinki war vor allem die Gestaltung von St. Petersburg in der neoklassischen Tradition des Palladianismus von zentraler Bedeutung. Carl Ludwig Engel als Erneuerer Helsinkis steht damit in einem größeren zeitgeschichtlichen Zusammenhang.

Engel zählte zweifellos zur ersten Garde der Architekten seiner Zeit. Er blieb trotzdem außerhalb der Fachwelt weitgehend unbekannt, weil es kaum Möglichkeiten gab, sein Schaffen ausreichend auf internationalen Foren zu präsentieren und Publikationen über ihn weitgehend in finnischer Sprache erschienen sind.

Für die Initiative, das Werk Engels der deutschsprachigen Öffentlichkeit vorzustellen, ist daher vor allem dem Finnland-Institut in Deutschland zu danken. Für die Realisierung der Ausstellung und die Zusammenarbeit gebührt der Dank vor allem der Stadt Helsinki und der Stiftung Stadtmuseum Berlin bzw. dem Märkischen Museum. Der Katalog zur Ausstellung ist eine gekürzte Fassung des Kurzkatalogs von 1990, in den - außer den Texten zu den Ausstellungsexponaten selbst - auch einige weitere Texte aus dem ursprünglichen Katalog aufgenommen wurden, um die Vielseitigkeit in Engels Schaffen zu zeigen.

Carl Ludwig Engel

Leben und Werk

Carl Ludwig Engel kam am 3. 7. 1778 als Sohn eines Berliner Maurermeisters zur Welt. Er erlernte das Maurerhandwerk und setzte seine Ausbildung an der Berliner Bauakademie fort. 1800 legte er das Examen in der Feldmesskunst ab, 1804 das Examen in der Architektur. Danach begann er seine Karriere in der preußischen Bauverwaltung und war als Baukondukteur unter der Leitung verschiedener Oberbauräte tätig.

Napoleons Sieg über Preußen 1806 führte zur Lähmung der Bautätigkeit im Lande, und über kurz oder lang musste sich Engel anderswo nach Arbeit umsehen. 1809 trat er die Stelle des Stadtbaumeisters in Reval (Tallinn) an. Da sich seine dortigen Arbeitsaufgaben jedoch stets verringerten, trat er schon nach wenigen Jahren in die Dienste eines Industriellen, für den er 1814-1815 etwa ein Jahr lang in Turku tätig war. Während dieses ersten Aufenthalts in Finnland machte Engel die Bekanntschaft von Johan Albrecht Ehrenström, eine für sein künftiges Leben entscheidende Begegnung. Ehrenström leitete den Wiederaufbau von Helsinki, das durch einen Brand fast vollständig zerstört worden war, und war gerade auf der Suche nach einem fähigen Architekten für den Wiederaufbau der neuen Hauptstadt des autonomen Großfürstentums Finnland.

Engel blieb jedoch nicht in Finnland, sondern reiste im März 1815 von Turku nach St. Petersburg, auch diesmal für einen privaten Auftraggeber. Als er sich Anfang 1816 eben auf die Rückkehr in seine Geburtsstadt Berlin vorbereitete, nahm sein Leben die entscheidende Wende. Zar Alexander I, dem Ehrenström Engels Zeichnungen vorgelegt hatte, ernannte Engel zum Architekten des Helsinkier Neubaukomitees. Diese Aufgabe bot ihm völlig neue Möglichkeiten. Engel war jetzt quasi als Beauftragter des Zaren selbst unterwegs, und seine neue Aufgabe galt der Planung und dem Bau einer ganzen Stadt. Eine architektonische Herausforderung, die Organisationstalent, selbständiges Arbeiten und hohe künstlerische Qualitäten verlangte. Auch wenn Engel seinen Auftrag in Helsinki anfangs zweifellos als ein Intermezzo ansah, es wurde eine Lebensaufgabe daraus.

Dank seiner Fähigkeiten und seiner gründlichen Fachkenntnisse stieg Engel rasch zum führenden Architekten des Landes auf. Das Petersburger, der palladianischen Richtung des Klassizismus verschriebene, Empire trat seinen Siegeszug in Finnland an. Um die Jahre 1819-1820, als die ersten Bauten Engels in der Hauptstadt noch im Entstehen waren, galten Engels Planungsaufträge immer öfter Bauvorhaben auch außerhalb Helsinkis. 1824 ernannte der Zar den anfangs widerstrebenden, seine Rückkehr nach Berlin vorbereitenden Architekten zum obersten Leiter der finnischen Baubehörde. Auch nach dieser Beförderung blieb Engels wichtigstes Arbeitsfeld Helsinki. Daneben baute er ländliche Kirchen, Verwaltungsbauten in den Provinzen, Institutsgebäude und entwarf die Bebauungspläne zahlreicher Städte.

Engel starb am 15. 5. 1840 in Helsinki. Während eines Vierteljahrhunderts hatte er praktisch allein das architektonische Feld Finnlands dominiert. Die ganzen 1840er Jahre sind gewissermaßen als Zwischenphase in der Entwicklung der finnischen Architektur anzusehen, da unter Engels wenigen Mitarbeitern und Schülern keiner war, der neue Wege gewiesen hätte. Dies sollte Architekten vorbehalten bleiben, die, wie Engel, von auswärts nach Finnland kamen.

Das Schaffen Carl Friedrich Engels in Helsinki

Der Senatsplatz, das Zentrum des Großfürstentums

Senatsplatz (87-KB-JPG)
Senatsplatz (87-KB-JPG)
Lithographie 1837,
Fredrik Tengström
© Finnisches Nationalarchiv
Der Senatsplatz in Helsinki, eine der bedeutendsten Platzschöpfungen des 19. Jahrhunderts in Europa, entstand in Zusammenarbeit zwischen Johan Albrecht Ehrenström und Carl Ludwig Engel. Er wurde bewusst als der zentrale Verwaltungsplatz der Hauptstadt des Großfürstentums Finnland konzipiert.

Seine Grundstruktur erhielt der Platz im Bebauungsplan von 1812. Er ist ein sich in ost-westlicher Richtung erstreckendes Rechteck, an dessen nördlicher Seite Ehrenström auf einem Hügel die Hauptkirche der Stadt unterbrachte; der östliche Rand des Platzes wurde für einen Senatsbau reserviert und der westliche Rand für den Palast des Generalgouverneurs.

Das 1804 erbaute Rathaus in der nordöstlichen Ecke des Platzes blieb stehen, erhielt aber ein symmetrisches Pendant in der nordwestlichen Ecke. Die Hauptwache wurde zwischen diesen beiden Gebäuden untergebracht.

In seiner Struktur ist der Helsinker Senatsplatz fest in der Platztradition des europäischen Klassizismus verankert. Sein direktes Vorbild dürfte der Gustaf-Adolfs-Platz in Stockholm gewesen sein.

Der Bebauungsplan von 1817

Bebauungsplan von 1817 (127-KB-JPG)
Bebauungsplan von 1817
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© Finnisches Nationalarchiv
Nachdem Carl Ludwig Engel 1816 zum Oberarchitekten von Helsinki berufen wurde, entstand 1817 ein neuer Bebauungsplan. Hier wurden die Erweiterung der Stadt und die Lage der öffentlichen Gebäude endgültig festgelegt. Damit konnte der Bau Helsinkis als Hauptstadt Finnlands beginnen.

Der Umbau des Bock'schen Hauses zur Residenz des Generalgouverneurs

Die lange Baugeschichte des Bock'schen Hauses geht auf das Jahr 1763 zurück, als der Stadtrat Gustaf Johan Bock sich am Südrand des Großen Marktes (des späteren Senatsplatzes) ein zweigeschossiges Steinhaus bauen ließ. Die Russen übernahmen das Haus im März 1808 und als Alexander I. Helsinki im Frühjahr 1812 zur Hauptstadt ausrief, gab er gleichzeitig die Anweisung, die restlichen noch in Privatbesitz befindlichen vier Zehntel des Hauses für die Krone zu erwerben.

Im Frühjahr 1816 wurde auf Befehl des Zaren die Umgestaltung zur Residenz des Generalgouverneurs in Angriff genommen. Die Hausfassade zum Senatsplatz hin wurde durch einen repräsentativen ionischen Tempelgiebel akzentuiert. Erstmals wurden in Helsinki vollplastische Säulen als Fassadenelemente benutzt. Den größten Raum des Bauwerks, den Ballsaal, brachte Engel im zweiten Geschoss des neu zu errichtenden westlichen Flügelbaus unter. Die Wandflächen sind durch kannelierte ionische Doppelpilaster aufgegliedert, die ein Gebälk und einen breiten, mit Palmettenranken geschmückten Fries tragen. Als der Saal 1817 fertig war, war er einer der repräsentativsten Räume des Großfürstentums.

Das Senatsgebäude

Der Beschluss zur Errichtung des wichtigsten Verwaltungsbaus des Landes, des Senatsgebäudes, wurde 1816 gefasst. Gleichzeitig wurde bestimmt, dass sowohl der Senat als auch die wichtigsten Zentralverwaltungen bis Oktober 1819 von Turku nach Helsinki zu verlegen seien. Engel begann mit der Planung des Senatsgebäudes 1817, die endgültigen Zeichnungen im typischen Petersburger Empire waren 1818 fertig.

Engel gliederte das weitläufige Raumprogramm des Senats um einen rechteckigen Hof, und zwar so, dass die wichtigsten Räume, wie der Sitzungssaal des Kaisers und die Wirtschafts- und Rechtsabteilungen des Senats, in den dem Senatsplatz zugewandten dreigeschossigen Flügel zu liegen kamen. Die Hauptfassade des Senats ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie gut Engel eine in ihren Maßen balancierte, in architektonischer und funktionaler Hinsicht klar gegliederte Fassade zu gestalten verstand.

Der Hauptflügel des Senats wurde 1818 bis 1822 gebaut. Der Flügel zur Aleksanterinkatu hin mit seiner schönen ionischen Säulenordnung entstand 1824. Für die Front zur Ritarinkatu hin musste Engel 1824-1825 neue Zeichnungen anfertigen. Dieser ursprünglich zweigeschossige, später erhöhte Flügel entstand 1826 bis 1828.

Die Nikolaikirche

Nikolaikirche (126-KB-JPG)
Nikolaikirche (126-KB-JPG)
Entwurf 1822, C. F. Engel
© Finnisches Nationalarchiv
In Ehrenströms Bebauungsplänen war der Standort der lutherischen Hauptkirche Helsinkis auf dem Felsen zur Nordseite des künftigen Senatsplatzes eingezeichnet. Bei Engel kommt die Kirche zum ersten Mal in seinem Entwurf der Hauptwache von 1818 vor. 1819 begann Engel mit der eigentlichen Planung der Kirche. Die Zeichnungen wurden 1822 genehmigt, der Grundstein wurde 1830 gelegt.

Die Nikolaikirche ist Engels Empireversion der in Europa seit der Renaissance verbreiteten Mittelkirche, eine äußerst konsequente, symmetrische und gleicharmige Kreuzkuppelkirche mit einer zentralen Kuppel. Die äußere Säulenordnung der Kirche ist korinthisch, die Galerien im Innern werden von ionischen Säulen getragen. 1858 musste Engel gegen seinen Willen Entwürfe für die Freitreppe anfertigen, die an die Stelle der zum Abriss verurteilten Hauptwache trat. Mit ihr veränderte sich der Charakter sowohl des gesamten Platzes als auch der Kirche: Der geschlossene Platz öffnete sich jetzt zur Kirche und die Kirche ihrerseits zum Platz hin.

Der Umbau des Heidenstrauch'schen Hauses zum Kaiserpalast

Heidenstrauch'sche Haus (96-KB-JPG)
Heidenstrauch'sche Haus
Entwurf 1839, C. F. Engel
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© Finnisches Nationalarchiv
Carl Ludwig Engel wurde im Herbst 1836 um ein Gutachten über die Nutzbarkeit des Heidenstrauch'schen Hauses als Palast des Generalgouverneurs und kaiserliche Residenz gebeten. Die Anpassung des vorbestimmten Raumprogramms an das alte Kaufmannspalais führte zu einem langwierigen Planungsprozess, der erst im Februar 1839 zu seiner Lösung kam, als der Kaiser die Umwandlung des bisherigen Gebäudes des Generalinspekteurs des finnischen Militärs in die Residenz des Generalgouverneurs verfügte. Damit verblieb das Heidenstrauch'sche Haus ausschließlich als kaiserlicher Palast ausersehen. Carl Ludwig Engel fertigte danach die endgültigen Pläne an, der Kaiser genehmigte die Zeichnungen im Februar 1840, und die Änderungsarbeiten kamen in Gang.

Von den Plänen sind leider nur Engels geschickt lavierte Serien zu zweien der Säle, dem großen und dem kleinen Speisesaal, erhalten, jedoch keine Bilder des festlichsten Raumes des ganzen Hauses, des großen Ballsaals, oder der kaiserlichen Kapelle. Die Architektur der Speisesäle zeigt einen in Engels früherem Werk bis dahin relativ fremden, stilistischen Umbruch. Die Formensprache des kleinen Speisesaals ist mit seinen Spitzbögen und dekorativen Motiven eindeutig neugotisch. Carl Ludwig Engel sollte den kaiserlichen Palast im fertigen Zustand nicht mehr zu sehen bekommen, denn die Änderungsarbeiten schritten langsam voran und waren im Großen und Ganzen erst 1843 beendet.

Die heilige Dreifaltigkeitskirche

In Ehrenströms Bebauungsplänen war auch der Standort für eine "russische" Kirche eingezeichnet. Dieser befand sich auf dem Felsen über dem Senatsplatz auf gleicher Höhe mit der künftigen Nikolaikirche. Engel begann noch 1822 mit der Erstellung mehrerer Pläne. Die endgültigen Zeichnungen, die erst 1824 entstanden, dürften sich heute in St. Petersburg befinden. Auf diesem Plan war die Kirche von dem hohen Felsen an der Unioninkatu verlegt worden. Die Kirche wurde 1826 gebaut und 1827 eingeweiht. Von Bäumen umgeben, ist sie ein Teil einer für jene Zeit typischen, aus Parks und Monumentalbauten zusammengesetzten Einheit. Die Gliederung der Kirche entspricht der der zahlreichen Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts gebauten russischen Garnisonskirchen. Ihr wichtigstes Vorbild scheint die von Domenico Trezzini Anfang des 18. Jahrhunderts in St. Petersburg errichtete Peter-Pauls-Kathedrale gewesen zu sein.

Das Hauptgebäude der Universität

Universitätsbibliothek (97-KB-JPG)
Universitätsbibliothek
Entwurf 1833, C. F. Engel
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© Universitätsbibliothek Helsinki
Als nach dem Brand von Turku die dortige Akademie die Wiederaufnahme ihrer Arbeit plante, kam am 25.10.1827 der kaiserliche Erlass, in welchem die Akademie aufgefordert wurde, mit dem neuen Namen Kaiserliche Alexander-Universität schon im darauffolgenden Jahr nach Helsinki umzusiedeln. Carl Ludwig Engel erhielt den Auftrag, die Baupläne auszuarbeiten. Als Standort der Universität wurde das "Giraffenviertel" gegenüber dem Senatsgebäude gewählt.

Schon am 20.11.1827 hatte Engel die ersten Entwürfe angefertigt. An der Raumeinteilung ist am interessantesten der axial gegliederte Mittelteil: ein bis zum letzten Geschoss offenes, auf drei Seiten von dorischen Säulen umgebenes Vestibül und dahinter die halbrunde Aula mit ihren korinthischen Säulen. Die nächsten Vorbilder dürften in den Petersburger Empirepalästen, und vor allem in der von M. F. Kazakow gebauten und von Gilardi erneuerten Moskauer Universität zu suchen sein. Die verschiedenen Funktionen der Gebäude wurden von Engel durch Verwendung unterschiedlicher Ikonographie und Symbolik manifestiert.

Die Sternwarte in Helsinki

Bei der Planung der Helsinkier Sternwarte wurden die neuesten Beobachtungsverfahren der Zeit berücksichtigt. Die Sternwarte wurde im September 1834 fertiggestellt und bietet Raum für drei Meridiankreisapparaturen. Der ganze Bau bezeugt Engels Fähigkeit, funktional bedingte Anforderungen mit hochklassiger Architektur zu vereinen.

Das Amtsgebäude des Generalinspekteurs

Amtsgebaeude des Generalinspekteurs (112-KB-JPG)
Amtsgebaeude des General-
inspekteurs (112-KB-JPG)
Entwurf 1820 C. F. Engel
© Finnisches Nationalarchiv
Die Baupläne wurden 1819 in Auftrag gegeben, und Anfang des darauffolgenden Jahres legte Engel die fertigen Zeichnungen vor, die der Regent genehmigte. Der Bau begann unverzüglich und 1822 war das Gebäude mehr oder weniger fertig und teilweise schon bewohnbar. Die längste Zeit während der Autonomieperiode (1840 bis 1917) fungierte es als Residenz des Generalgouverneurs und beherbergt heute die Repräsentationsräume des Staatsrats. Der Bau wurde mehrfach renoviert und instand gesetzt, befindet sich aber äußerlich nach wie vor in dem Zustand, wie Engel ihn entworfen hatte.

In seinen Ausmaßen und Innenräumen unterschied sich dieses Amtsgebäude kaum von den Bürgerhäusern der Zeit, aber seine äußerst repräsentative Hauptfassade mit ihrem breiten Mittelrisalit und ihren Säulen zeugte davon, dass es sich um die Residenz eines hohen Militärs und Verwaltungsbeamten, des Generalinspekteurs der finnischen Streitkräfte und letzten Endes um einen Sitz der öffentlichen Macht handelte.

Das Haus Sundmann

Das Haus für Seekapitän Gustaf Sundman am Eleläranta Nr. 10 war einer der ersten Wohnhausentwürfe Engels in Helsinki. Die Zeichnungen stammen aus dem Jahre 1817, das Haus selbst war 1820 fertig. Die funktionale Gliederung des zweistöckigen Hauses folgt dem in Helsinki üblichen Schema: Das Erdgeschoss ist für Läden und Lager reserviert, das Hauptgeschoss zum Wohnen. Seine Fassadengliederung repräsentiert jedoch eine neue Stilphase. Neu sind auch viele Fassadendekors und die reichen Stuckverzierungen, unter welchen man Symbole wie den Delphin als Glücksbringer der Seeleute und den Dreizack des Neptun als Beschützer der Seeleute findet.

Pläne für eine Arbeits- und Besserungsanstalt in Helsinki

Im Jahre 1823 entstand ein Memorandum über die Gründung einer Arbeits- und Besserungsanstalt in Helsinki, die sowohl für Zwangsarbeiter als auch für Asoziale gedacht war. Die von Engel 1826 fertiggestellten, endgültigen Entwürfe spiegeln in ihrer Raumeinteilung Grundprinzipien einer neuen Gefängnisideologie. Die Anstalt wurde in Abteilungen für Zwangsarbeiter und Asoziale und diese wiederum in zwei Klassen geteilt. Ein neuer Gefangener kam zuerst in die untere Klasse und wurde nach Ablauf seiner Strafzeit nur freigelassen, falls er dank seines guten Betragens in die obere Klasse aufgerückt war.

Die Außenarchitektur der Anstalt unterscheidet sich von Engels typischem Klassizismus. Engel sagte selbst, dass er für das Gefängnis die einfachen Formen nordeuropäischer mittelalterlicher Burgen gesucht habe. Damit wollte er die "Kraft, Festigkeit und Beständigkeit" des Gefängnisses zum Ausdruck bringen.

Ansprechpartner:
MA 18, Referat Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (01) 4000-88720
Telefax (01) 4000-99-88720

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