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Bayerischer Rundfunk

25.09.2009


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Inhalt

Nazis, Skalps und Kino Inglourious Basterds

Von Marius Zekri
Stand: 18.08.2009

Szene aus Inglourious Basterds

Die junge Bauerstochter Shosanna (Melanie Laurent) kann als einzige entkommen, als der ebenso sinistre wie charmante SS-Oberst Landa (Christoph Waltz) ihre Familie ermordet. Sie flieht nach Paris und eröffnet dort ein Kino. Zeitgleich schart der amerikanische Leutnant Raines (Brad Pitt) eine Gruppe jüdischer Soldaten um sich, mit denen er in Frankreich Nazis töten will.

Die Wege aller Beteiligten kreuzen sich ein paar Jahre später, als in Shosannas Pariser Kino die Premiere eines Nazi-Propagandafilms stattfindet und Shosanna und Raines unabhängig voneinander die Gelegenheit nutzen wollen um die Elite des Dritten Reichs zu ermorden und den Krieg zu beenden.

Kritik:

Bewertung
Vier von fünf Sternen

der bislang beste Tarantino

Die ersten Fragmente der Geschichte klangen gruselig – Tarantino dreht das Remake eines italienischen B-Movies aus den 70ern über einen Trupp jüdischer US-Soldaten, der während des zweiten Weltkrieges in Frankreich Nazis skalpiert. Tarantino-Fans und Tarantino-Gegner hatten da wohl das gleiche Bild vor Augen – und das war sehr blutig. Doch herausgekommen ist etwas ganz anderes. Klar wird in "Inglourious Basterds" gemordet und gemetzelt, es wird skalpiert, erschossen und erschlagen – aber da hat Tarantino schon schlimmeres gezeigt.

Überhaupt ist die Story von den skalpierenden Amerikanern mehr Beiwerk, denn die eigentliche Geschichte dreht sich um etwas ganz anderes – das Kino und welche Macht es haben kann. Zum einen was die Story des Films selbst angeht – nur das Kino hat die Möglichkeit, Phantasien auszuleben und selbst die Geschichte zu verändern, wenn auch nur auf der Leinwand. Zum anderen findet der Showdown in einem Kino statt – und das ganz nach Tarantino-Art, es kracht und knallt ständig und Tarantino zeigt, dass auch ein zerstörtes Kino und ein schlechter Film (eben jenes Nazi-Propagandawerk, zu dessen Premiere Hitler und Co angereist sind) immer noch zu etwas gut sein kann. (In diesem Fall die Ermordung der Nazi-Elite).

"Inglourious Basterds" beginnt mit den Worten "Es war einmal... ". Der Film ist eine Sammlung von Märchen, vieler kleiner Stories, die sich am Schluss zu einer einzigen Geschichte zusammenfügen – virtuos erzählt von Quentin Tarantino.

Auch bei der Besetzung bewies er das richtige Händchen. Der Österreicher Christoph Waltz, bislang mehr unter Theaterfreunden bekannt, spielt als SS-Mann Landa alle anderen an die Wand. Allein seine Darstellung lohnt den Gang ins Kino. Doch auch die übrigen Schauspieler sind brilliant. Brad Pitt als nuschelndem US-Offizier mit hartem Südstaaten-Dialekt auf der Leinwand zuzusehen, macht genauso viel Spaß wie Til Schweiger, Daniel Brühl, August Diehl und Melanie Laurent bei der Arbeit zu beobachten. Die junge Französin Laurent ist übrigens neben Waltz die zweite Entdeckung dieses Films. Und auch alle anderen Schauspieler, die teilweise nur sekundenlange Auftritte haben (etwa Christian Berkel, der als Kneipenwirt nur ein paar Mal durchs Bild läuft) sind großartig. Einzig enttäuschend ist Diane Kruger, die sich durch die Story chargiert als hätte sie ihre Schauspielerfahrungen bei "Richterin Barbara Salesch" gesammelt – allerdings: wer weiß, ob Tarantino das nicht genauso gewollt hat?

Im Vorfeld wurde viel über "Inglourious Basterds" geunkt und das Geheimnis, das um die Dreharbeiten in und um Berlin gemacht wurde, war die beste PR für diesen Film. Alle wollten schließlich wissen, was das Ergebnis des rund sechsmonatigen Drehs in der Hauptstadt ist.

Bei seiner Weltpremiere auf dem Filmfestival in Cannes wurde "Inglourious Basterds" von Kritikern wie Fans kontrovers diskutiert und kam nicht überall gut weg. Bei der Deutschlandpremiere in Berlin dagegen wurde Tarantino wie ein Guru gefeiert und der Film von allen gelobt, die ihn gesehen haben.

Allerdings: "Inglourious Basterds" ist kein Massenvergnügen. Man muss schon Spaß daran haben, sich drei Stunden lang in ein Kino zu setzen und einen Film zu sehen, der in drei Sprachen und mit vielen Untertiteln daher kommt. Und man muss sich auf Tarantinos manchmal doch sehr eigenwilligen, aber nie langweiligen Erzählstil einlassen. Doch wer das tut, wird mit einem der beeindruckensten und ungewöhnlichsten Filme des Jahres belohnt.

Fazit: Man nehme: einen Regisseur, der von seinen Darstellern verehrt wird, brilliante Schauspieler, die sich auch in der kleinsten Nebenrolle noch ein Bein ausreißen und eine Geschichte die verrückt klingt und trotzdem funktioniert – heraus kommt "Inglourious Basterds".

Infos:

  • Originaltitel: Inglourious Basterds
  • Genre: Drama
  • Regie: Quentin Tarantino
  • Drehbuch: Quentin Tarantino
  • Darsteller: Christoph Waltz, Brad Pitt, Eli Roth, Til Schweiger, Daniel Brühl, Melanie Laurent, August Diehl, Diane Kruger
  • Kamera: Robert Richardson
  • Musik: Mary Ramos (Music Supervisor)
  • Kinostart: 20. August 2009
  • FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
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