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02.10.2009

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Ausland

Machthaber in Guinea mit Bundeswehr-Ausbildung

Unruhen in Guinea

Oberst Camara - der "deutsche" Putschist

Angetreten war Oberst Camara 2008 mit dem Versprechen, Guinea in die Demokratie zu führen. Mittlerweile jedoch hat er viele ehemalige Weggefährten gegen sich aufgebracht. Kritische Fragen nach einer zivilen Regierung beantwortet Camara oft auch auf Deutsch - er wurde bei der Bundeswehr ausgebildet.

Von Marc Dugge, ARD-Hörfunkstudio Nordwestafrika

Hauptmann Moussa Camara (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Putschist mit rotem Barrett: Oberst Camara. ]
Die Proteste in Guinea richteten sich gegen den Führer der Putschisten, Oberst Moussa Dadis Camara. Nach dem Tod des langjährigen Diktators Lansana Conté hatte er im Dezember 2008 die Macht an sich gerissen und versprochen, das Land in die Demokratie zu führen. Mit einer zivilen Regierung, versteht sich. Nun wird immer deutlicher: Camara spielt mit dem Gedanken, sich selbst zur Wahl zu stellen.

Noch vor neun Monaten hatten ihm alle zugejubelt, als er die Macht übernommen hatte. Ruhig, leise, ohne Blutvergießen. Den Putsch wird schnell "Le Putsch Allemand" genannt , der "deutsche Putsch" - da er ihn mit einigen Vertrauten auf Deutsch vorbereitet haben soll. Eine Sprache, die außer ihm und seinen Vertrauten kaum jemand in Guinea spricht.

Abzeichen der deutschen Fallschirmspringer

Deutsch gelernt hat er unter anderem an der Führungsakademie der Bundeswehr - an seinem roten Barrett steckt stets ein Abzeichen der deutschen Fallschirmspringer. Bei einer Fernsehdiskussion sagte Camara kürzlich: "Ich habe in Deutschland meine Grundausbildung gemacht! Gruppenführer! Zugführer! Fallschirmspringerlehrgang! Wenn ich nach Deutschland zurückkehre, werde ich das als Präsident tun. Die Bundeskanzlerin soll mich empfangen - das ist das Mindeste, was ich an Respekt erwarte!"

Weitere Informationen:

Oberst Camara hat an mehreren Ausbildungslehrgängen der Führungsakademie der Bundeswehr teilgenommen. Dort werden seit 1962 ausländische Offiziere aus der ganzen Welt aus- beziehungsweise weitergebildet. Camara ist Staatsbürger von Guinea.
 

"Ich bin Präsident"

Camara ist geladen, seine dunkle Sonnenbrille hat er abgezogen, die Augen funkeln vor Wut. Gerade hat ihn der deutsche Botschafter in Guinea vorsichtig gefragt, ob er gedenke, sein Versprechen einzuhalten. Das Versprechen, bei den kommenden Wahlen nicht als Präsident zu kandidieren, um eine zivile Regierung zu ermöglichen. Camara explodiert förmlich. Allein die Frage ist für ihn ein Affront: "Ich bin bei mir. Das ist mein Land. Ich bin Präsident. Respektieren Sie meine Autorität. Ich schätze Deutschland und seine Autoritäten sehr. Behandeln Sie mich nicht wie ein kleines Kind. Ich bin Präsident. Präsident von Guinea!" 

Vorschusslorbeeren verspielt

Neun Monate nach dem Putsch sind bei Camara die Nerven gespannt. Dabei hatte er so viele Vorschusslorbeeren bekommen - auch in Guinea. Im Militär galt er eher als Außenseiter. Camara war keiner aus der alten Machtclique. Camara war einer, der integer und besonnen ist und es mit dem Kampf gegen Armut und Korruption ernst meint. Deshalb wurde er von den Guineern begeistert begrüßt. Das ist lange vorbei. Zu der Protestkundgebung gegen ihn im Stadion von Conakry sollen am Montag 50.000 Menschen gekommen sein - doppelt so viele, wie für das Stadion zugelassen sind.  

Nach dem Tod von Präsident Conté war es Camara zunächst gelungen, die Machtkämpfe der Militärs in Schach zu halten. Und er hat dafür gesorgt, dass das Land nicht ins Chaos abgerutscht ist. Heute ist sich kaum einer sicher, ob ihm das noch bis zu den angekündigten Wahlen im Januar gelingen wird.

Stand: 29.09.2009 16:36 Uhr
 

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