Japan-Youngtimer

Es muss nicht immer Mustang sein

Die japanischen Autos der Siebziger haben nur wenige Fans. Dabei sind sie oft skurril, meist robust - und viele Modelle sind seltener als ein klassischer Jaguar.

Wie ein geschrumpftes Muscle Car. Das Mazda 929 Coupé ist inspiriert von den schnellen US-Coupés der frühen Siebziger. Allerdings ist der Japaner zwei Nummern kleiner.

Wie ein geschrumpftes Muscle Car. Das Mazda 929 Coupé ist inspiriert von den schnellen US-Coupés der frühen Siebziger. Allerdings ist der Japaner zwei Nummern kleiner.

Seien wir doch mal ehrlich. Auch wenn ein liebevoll restaurierter klassischer Mercedes oder Jaguar auf Deutschlands Straßen die Blicke auf sich ziehen - wirklich selten sind solche Autos doch nicht. Mit anderen Modellen ist es nicht besser: Ob Citroen DS, Alfa Spider oder offene britische Sportwagen jeder Alters- und Güteklasse, die Liebhaberstücke sind an sonnigen Wochenenden in solchen Stückzahlen unterwegs, dass man sich fragt, ob überhaupt jemals Autos dieser Baureihen verschrottet worden sind.

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So ähnlich sieht das auch Franklin Zeitz. In der Werkstatt seiner Frau Heike in Hafenlohr im unterfränkischen Spessart repariert und verkauft Zeitz Old- und Youngtimer aus aller Herren Länder. Fotos seiner Lieblinge hat er unter www.altelieberostetnicht.com ins Netz gestellt.

Natürlich schraubt Zeitz auch den Lieblingsautos der Szene. Aber neben den altbekannten Klassikern gilt seine Aufmerksamkeit auch einigen Exoten. Seine Lieblinge kommen vor allem aus Japan. "Japanische Autos aus den siebziger Jahren besitzen schlichtweg keine Lobby", erklärt er seine Vorliebe.

Denn den frühen Japan-Importen haftete schon als Neuwagen ein zweifelhaftes Image an: Toyota Corolla, Honda Accord oder Datsun Cherry waren billiger als ihre deutschen Konkurrenten und obendrein meist besser ausgestattet. In den Augen der wertkonservativen deutschen Kundschaft hieß das vor allem: "Das kann ja nichts sein!" Wer sich einen Japaner in die Einfahrt stellte, lebte mit der nachbarlichen Unterstellung, dass es zu mehr einfach nicht gereicht hatte.

Toyota Corolla
Wer sich 1976 solch einen Toyota Corolla zulegte, musste mit dem Spott der Nachbarn rechnen. Japanische Autos galten damals als Billigfuhrwerke.

Wer sich 1976 solch einen Toyota Corolla zulegte, musste mit dem Spott der Nachbarn rechnen. Japanische Autos galten damals als Billigfuhrwerke.

Entsprechend spurlos verschwanden die ersten japanischen Autos nach ein paar Jahren wieder von den Straßen: Einen Toyota Cressida oder Mitsubishi Galant bewahrte kaum jemand auf. Restauriert wurde höchstens mal ein schnittiges Coupé à la Datsun 240Z oder Toyota Celica. Und das auch noch selten genug. Alle anderen wurden verschrottet und vergessen.

"In der Old- und Youngtimer-Szene erfreuen sich Fahrzeuge größerer Beliebtheit, die einen hohen Bekanntheitsgrad und Wiedererkennungswert haben", beschreibt Zeitz die heutige Marktlage. "Und frühe Mazda oder Toyota erkennen höchstens einige wenige, die die Autos damals gefahren sind und zu schätzen gelernt haben.“

Hingucker sind allerdings auch die frühen Japaner. Und das nicht nur, weil sie so selten sind: Denn beim Design orientierten sich die Designer damals vor allem am amerikanischen Geschmack. Oder dem, was sie für den amerikanischen Geschmack hielten. Die Modelle der Siebziger sahen deshalb oft aus wie zu heiß gewaschene US-Cars. Überladen mit Chromblenden. Und im Inneren dekoriert mit teils schaurig anzusehenden Plüsch-Landschaften und Holz-Imitat-Leisten aus Plastik.

Wer Golf oder Kadett fuhr, guckte zur gleichen Zeit allerdings vor allem auf Blech. Und was vor lauter Schmunzeln damals kaum jemand bemerkte: Die japanischen Autos waren technisch fast unzerstörbar. Dafür sorgte gut verarbeitete und meist simpel aufgebaute Motorentechnik, die sich im Bedarfsfall außerdem leicht reparieren ließ. Und die Autos waren sparsam. Schon in den Siebzigern gab es viele Modelle, die mit sieben Litern auf 100 Kilometer auskamen. Kein Zufallsprodukt, sondern Ergebnis einer zukunftsweisenden Philosophie. Der Datsun 280Z beispielsweise wurde in den USA schon Mitte der siebziger Jahre mit einem geregelten Katalysator ausgeliefert.

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Leser-Kommentare

  1. "Die japanischen Autos waren technisch fast unzerstörbar. Dafür sorgte gut verarbeitete und meist simpel aufgebaute Motorentechnik, die sich im Bedarfsfall außerdem leicht reparieren ließ. Und die Autos waren sparsam. Schon in den Siebzigern gab es viele Modelle, die mit sieben Litern auf 100 Kilometer auskamen."

    Amen! Ich fahre einen Mazda 323 von 1978. In Deutschland waere das einzige Manko vielleicht Rost, aber gottlob, hier in Australien regnet es vielleicht zehn Tage im Jahr. Der Verbrauch ist phaenomenal niedrig (vor allem gemessen an dem australischen Schrott a la Ford und Holden, der hier herumfaehrt), Motor und Getriebe wie im Artikel gesagt praktisch unzerstoerbar.

    Japanische Autos wurden vor 30 Jahren mit Sinn und Verstand gebaut. Im Unterschied zu den deutschen Herstellern hat sich das aber auch nicht geaendert.

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  • Von Markus Schleufe
  • Datum 8.12.2009 - 17:31 Uhr
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