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20.06.2010

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Vatikan rehabilitiert Skandal-Priester
Polen reagiert empört

Vatikan rehabilitiert Skandal-Priester

Vor acht Jahren musste der damalige Erzbischof von Posen, Juliusz Paetz, zurücktreten. Ihm war vorgeworfen worden, jahrelang Priester und Seminaristen sexuell missbraucht zu haben. Nun hat der Vatikan Paetz begnadigt - ohne Angabe von Gründen. Polens Öffentlichkeit und auch die Kirche reagieren empört.

Von Ludger Kazmierczak, ARD-Hörfunkstudio Warschau

Die Begnadigung des "Skandal-Bischofs" Juliusz Paetz verdrängt sogar die bevorstehende Präsidentenwahl von den Titelseiten der polnischen Tageszeitungen. "Entweder Paetz oder ich" zitiert die liberale "Gazeta Wyborcza" den Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki, der aus Protest gegen die Entscheidung des Vatikan seinen Rücktritt eingereicht haben soll.

Der frühere polnische Erzbischof Julisz Paetz (undatiertes Foto) (Foto: picture-alliance / dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Legt sich der milde Schleier der Vergebung über die Vorwürfe gegen Paetz? ]
Auch der Publizist Tomasz Terlikowski schüttelt mit dem Kopf über die Rehabilitierung eines Mannes, der wegen der sexuellen Belästigung angehender Priester und Kapläne 2002 als Bischof zurücktreten musste: Die Entscheidung trage nur dazu bei, alle Worte, Gesten und Aktivitäten von Benedikt XVI. nach den Pädophilie-Skandalen bloßzustellen. "Denn einerseits fallen im Vatikan Worte der Entschuldigung, gleichzeitig aber verabschieden hochrangige Mitarbeiter der Kurie solche Dekrete. Wenn jemand den Papst kompromittieren wollte, dann ist es ihm leider zu einem gewissen Grad gelungen."

Verlust aller Ämter aufgehoben

Paetz war vor acht Jahren suspendiert worden, weil sich schwerwiegende Vorwürfe gegen ihn bestätigt hatten. Studenten des Priesterseminars in Posen hatten damals angegeben, der Bischof habe sie unsittlich berührt, zweideutige Küsse verteilt und anzügliche Bemerkungen gemacht. Paetz verlor nicht nur sein Bischofsamt, sondern auch die Befugnis, Priester zu weihen und die kirchlichen Sakramente zu spenden.

Nach dem jüngsten Beschluss des Vatikan darf der heute 75-Jährige diese Aufgaben wieder ausüben. Ein Skandal, meint der Journalist und Theologie-Experte Marek Zajac. Er fordert: "Wenn der Vatikan Erzbischof Paetz rehabilitieren will, dann soll er Schwarz auf Weiß belegen, dass die damaligen Vorwürfe gegen ihn unbegründet waren. Wenn der Vatikan das nicht tut, wäre das empörend."

Motive bleiben rätselhaft

Screenshot der polnischen Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Kein Verständnis für den Vatikan: die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" ]
Warum der Heilige Stuhl die Verbote aufgehoben und Paetz rehabilitiert hat, bleibt vorerst ein Rätsel. "Die Entscheidung sei jedenfalls erstaunlich", schreibt die "Gazeta Wyborcza" in einem Kommentar. "Heute entschuldigt sich Benedikt XVI. für den Missbrauch in der katholischen Kirche", so der Kommentator, "gleichzeitig aber läßt er zu, dass das Ansehen der Kirche weiter beschmutzt wird".

Tomasz Terlikowski geht noch einen Schritt weiter und verweist auf die Phädophilie-Skandale in anderen Ländern: "Wenn jemand will, dass die Kirche in Polen den gleichen Weg einschlägt wie die Kirchen in Irland, Spanien oder Holland, dann ist er auf dem besten Weg, dieses Projekt zu realisieren."

Stand: 18.06.2010 14:13 Uhr
 

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