Von unserem Redaktionsmitglied KAI VON STOCKUM
Verl (gl). Es gebe acht schuldenfreie Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, hat das Statistische Landesamt Düsseldorf am Mittwoch mitgeteilt. Das sind Issum im Kreis Kleve, Raesfeld und Reken im Kreis Borken, Niederzier im Kreis Düren, Olfen im Kreis Coesfeld, Roetgen im Kreis Aachen, Langenfeld im Kreis Mettmann und Breckerfeld im Ennepe-Ruhr-Kreis. Aber wo ist Verl im Kreis Gütersloh?
Ist die Stadt etwa nicht schuldenfrei? Was ist mit den Millionen an Guthaben auf den verschiedenen Konten? Ein Anruf im Rathaus trägt zur Beruhigung bei. Tatsächlich verfügt Verl über etwa 50 Millionen Euro, die bei verschiedenen Banken deponiert sind. Aber es gibt auch finanzielle Verpflichtungen, die die Stadt zu tragen hat.
„Ich weiß, dass die Aufstellung des Statistischen Landesamts immer wieder zu Verwirrung führt“, sagte gestern Kämmerin Susanne Koch (kleines Bild) auf „Glocke“-Anfrage. Der Kernhaushalt sei, und das versichert die Verwaltung, dennoch schuldenfrei. „Und dieser Etat ist der wichtigste“, sagt Koch. Sie erklärt das Fehlen Verls in der Aufstellung dadurch, dass die Eigenbetriebe der Stadt unter die Lupe genommen worden sind.
„Und diese haben tatsächlich noch Zahlungsverpflichtungen“, erklärt die Kämmerin. Ende 2008 beliefen sich diese auf etwas mehr als elf Millionen Euro, wobei mehr als die Hälfte ein interner Kredit, also eine Ausleihe der Stadt an ihre Abwasserbetriebe, ist. Es gibt aber auch Listen schuldenfreier Städte älteren Datums, auf denen Verl auftaucht. Allerdings – wie von der Kämmerin erläutert – wurden dabei die Eigenbetriebe außen vor gelassen.
Die höchste Last drückt im Übrigen die zwischen Bonn und Köln gelegene Stadt Siegburg: Dort kommen auf jeden Einwohner mehr als 6800 Euro Miese. Das größte Minus hat Oberhausen vorzuweisen: Die Angaben bewegen sich zwischen 1,4 und 1,8 Milliarden Euro. Statistisch gesehen ist jeder Einwohner in Nordrhein-Westfalen mit etwa 3000 Euro verschuldet. Auf Verl bezogen dürfte das Bild ein völlig gegensätzliches sein: Betrachtet man nur die Rücklagen und lässt die Eigenbetriebe und andere Verpflichtungen außen vor, steht jeder Einwohner mit etwa 2000 Euro im Plus.
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Bild: Abwassermeister Bernhard Weidemann im Klärwerk an der Varenseller Straße: Für dieses und das in Sende bestehen noch finanzielle Verpflichtungen, weshalb die Stadt Verl nicht auf der Liste der schuldenfreien Städte und Gemeinden auftaucht.
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