11.10.2010
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Mindestens 25.000 Menschen haben am Samstag in München gegen eine Verlängerung der Atomkraftnutzung demonstriert. Sie bildeten eine zehn Kilometer lange Menschenkette. Auf der Schlusskundgebung kritisierte Oberbürgermeister Christian Ude die Bundesregierung.
Stand: 10.10.2010
Die Veranstalter sprachen sogar von 50.000 Teilnehmern. Die Polizei bleibt hingegen bei einer Schätzung von rund 25.000 Menschen, die sich friedlich in der Münchner Innenstadt versammelt haben.
Die Teilnehmer bildeten eine etwa zehn Kilometer lange Menschenkette durch die Münchner Innenstadt, die von der CSU-Zentrale und dem bayerischen Wirtschaftsministerium bis zum Umweltministerium am Arabellapark reichte. Immer wieder riefen die Atomkraftgegner "Abschalten, abschalten". Auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) skandierte diese Forderung nach einem Aus für Atomkraftwerke mit.
Mit Plakatensprüchen griffen Demonstranten die Bundesregierung und die geplante Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke an. "Merkel räum' die Asse auf und nimm die Fässer mit nach Haus'", hieß es zum Beispiel mit Blick auf die ungeklärte Frage der Endlagerung von Atommüll.
Bei der Abschlusskundgebung auf dem Odeonsplatz kritisierte Ude die Energiepolitik der Bundesregierung als verantwortungslos. Der Union und der FDP seien die Gewinne der Stromkonzerne wichtiger als die Sicherheit der Bürger. "Der heutige Tag zeigt, dass die Menschen wieder bereit sind, gegen eine solche Politik auf die Straße zu gehen", sagte der Oberbürgermeister. Zu Beginn der Demo hatte die Fraktionschefin der bayerischen Grünen im Landtag, Margerete Bause, gerufen: "Wir wollen diesen schmutzigen Atom-Deal nicht und tun alles, um ihn zu verhindern."
Unter den Atomkraftgegnern waren auch viele ältere Menschen und Familien mit Kindern. Zahlreiche Künstler von der Biermösl Blosn über Haindling bis zu Christoph Süß & Band engagierten sich ebenfalls. Insgesamt war es die größte Anti-Atomkraft-Demo in München seit 1985, als sich zwischen 30.000 und 50.000 Menschen gegen die damals geplante Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf wehrten.
Ein Sonderzug und 60 Reisebusse hatten die Teilnehmer an verschiedene Sammelpunkte in der Münchner Innenstadt gebracht. Organisiert wurde die Menschenkette durch die "Kettenreaktion Bayern", ein breites Bündnis aus Bürgerinitiativen, Oppositionsparteien und und Naturschutzverbänden.
Allein die SPD hatte für die Veranstaltung mehr als 100.000 Flugblätter drucken lassen. "Auch die Österreicher kommen, die SPÖ schickt Busse", so SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen. Unmut regt sich nämlich auch über die Grenzen Bayerns hinweg. Die Landesregierung von Oberösterreich sprach sich beispielsweise für die Abschaltung von Isar 1 in Landshut aus. Die Hauptstadt Linz ist nur etwa 100 Kilometer von dem Kernkraftwerk entfernt.
Dieter Janecek, Landesvorsitzender der Grünen, sagte im Vorfeld, die CSU habe in der Atompolitik "treffsicher ihren Status als Volkspartei in Frage gestellt". "Wir haben ein einzigartiges Bündnis aufgestellt", so Janecek. "Wir setzen sehr darauf, dass die Stimmung auch in konservativ-bürgerlichen Kreisen kippt." Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger warf CSU und FDP vor, sie machten Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung. "Die können nicht auf Dauer gegen drei Viertel der Bevölkerung regieren." Deshalb wolle man CSU und FDP zur Vernunft bringen, "indem wir Druck im bürgerlichen Lager machen".
Die Linken-Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter betonte, 2010 würden in Deutschland elf Milliarden Kilowattstunden zu viel Strom produziert werden. Es würde viel weniger benötigt werden. "Die sieben ältesten Kernkraftwerke könnten sofort abgestellt werden."
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