Du möchtest über deine Erfahrungen mit Rassismus an Schulen berichten?
Schreib uns deine Geschichte oder mache einen Termin:
info(at)neras.de

Um den
NeRaS Newsletter
zu erhalten,
schicke einfach eine Anfrage an
info(at)neras.de

Eine Gesellschaft, die Rassismus toleriert, verletzt die Menschenrechte und ist nicht demokratisch.
Rassismus entwürdigt sowohl Opfer als auch Täter. NeRaS kritisiert und bekämpft alle Formen von Rassismus und Diskriminierung.

(Ne)tzwerk (R)assismus (a)n (S)chulen

Politische Forderungen - Empowerment - Workshops

Wir arbeiten u.a. daran, individuelle Fälle von Rassismus an Schulen zu sammeln und zu dokumentieren, um damit sowohl die betroffenen Individuen auf Ihren Wegen zur Gleichberechtigung zu stärken und zu unterstützen als auch um institutionellen Rassismus an Schulen für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen und zu beenden. Zu unseren Aufgaben gehört außerdem darüber zu informieren, was Rassismus eigentlich ist und warum wir alle im Alltag davon betroffen sind. Dabei wollen wir auch auf Schulen verweisen, welche sich dieses Themas bereits angenommen haben und somit Beispielhaft eine Führungsrolle übernehmen, z.B. weil sie an ihren Schulen nicht nur interkulturelle, sondern zusätzlich auch antirassistische Pädagogik eingeführt haben. Da Rassismus ein Alltagsphänomen ist, ist es in der Regel nicht schwierig, SchülerInnen und LehrerInnen zu finden, die Erfahrungen zu diesem Thema haben. Leider gibt es darüber bisher nur wenige Dokumentationen. Dies wollen wir ändern.

Netzwerk erforscht und bekämpft Rassismus an Schulen
NeRaS
Wir sprechen über Rassismus an Schulen!

Es wird öffentlich wenig darüber gesprochen, aber an unseren Schulen gibt es immer wieder Fälle von - bewusster oder unbewusster - rassistischer Ausgrenzung und Diskriminierung. Wir erfahren darüber durch Berichte von SchülerInnen und Eltern und aus der Forschung. Das Netzwerk NeRaS hat mit SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen, schulischen Beratungsstellen und Jugendhilfeeinrichtungen darüber gesprochen, wo Fälle von rassistischer Ausgrenzung und Diskriminierung bekannt werden und wie mit ihnen umgegangen wird. Erste Eindrücke und Aspekte aus diesen Gesprächen haben wir auf einer Veranstaltung im Juni 2010 in Hamburg vorgestellt.

Nun wollen wir weiterarbeiten mit dem Ziel, Schulleitungen, LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern aufzufordern und herauszufordern, über Vorfälle von Rassismus und Diskriminierung, die sich an ihren Schulen ereignen, zu sprechen und diese konsequent und konstruktiv zu bearbeiten mit dem Ziel, rassistische Ausgrenzung und ethnische Diskriminierung an ihren Schulen abzubauen und Betroffene zu schützen. Uns geht es darum gemeinsam mit allen Beteiligten die Mechanismen von ethnischer Diskriminierung an Schulen sichtbar zu machen und grundlegenden Veränderungen durchzusetzen, die SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen stärken und den institutionellen Rassismus an Schulen abbauen.

NeRaS ist offen für Menschen, die sich in diesem Sinne engagieren wollen - SchulleiterInnen, LehrerInnen, SchülerInnen, politische AktivisInnen, WissenschaftlerInnen und andere.

“Der einzige wirkliche Rückschritt ist, einfach mal ungezwungen frei heraus zu behaupten "ich bin doch kein Rassist". Denn rassistische Tendenzen hat fast jeder, man "wird" nicht zum Rassist, sondern man arbeitet eher hart daran, keiner mehr zu sein. Wer am wenigsten darüber nachdenkt ist daher leider oft auch am infiziertesten, weil...
(Quelle und Fortsetzung: Der Braune Mob )

Quelle: http://www.ida-nrw.de

Schulen verwehren sich oft sehr vehement gegen den Diskriminierungsvorwurf, was Gespräche und Problemlösungen verhindert.
 (Quelle: www.basisundwoge.de)

Beispiel: Ein Lehrer sagt zu einer Schülerin:
„Wärst du nicht verschleiert, wärst du nicht so blockiert.“

Aber es geht nicht nur um direkte Diskriminierung, sondern mindestens genau so sehr um indirekte, insbesondere institutionelle Diskriminierung:

“Indirekte Diskriminierung resultiert oft aus der Anwendung gleicher und scheinbar neutraler Regeln, die bei verschiedenen Gruppen grundsätzlich ungleiche Chancen ihrer Erfüllung zur Folge haben.”

Die berliner Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung hat 2008 vom rechtwissenschaftlichen Institut der Humbold-Universität ein Gutachten erstellen lassen zu der Frage, wie der Schutz vor Diskriminierung im Bildungsbereich aus rechtlicher Sicht zu werten ist. Es umfasst eine Analyse und Handlungsempfehlungen.

Darin heißt es unter anderem:

Aus juristischer Sicht fehlen insbesondere Regeln zum Beschwerdeweg, zur Beweislast, zum Maßregelungsverbot, zur Unterstützung durch Verbände und zu Maßnahmen der Prävention.
( ... )
Insgesamt muss die Kompetenz zur frühzeitigen Wahrnehmung von Diskriminierung im Bildungsbereich (wie auch andernorts) deutlich gestärkt werden. Nur dann können Betroffene auch davor geschützt werden, sich selbst nochmals stigmatisieren zu müssen, um Probleme sachgerecht anzugehen. Gerade weil ein Ziel von Diskriminierung ist, Menschen zum Schweigen zu bringen, dürfen Verantwortliche nicht darauf warten, bis sich jemand beschwert, bevor sie handeln. Dazu gehört die durchgängige Integration des Themas Diskriminierung (oder: Schule der Vielfalt) in die Aus- Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte. In Berlin werden spezielle Fortbildungsangebote der Bildungsverwaltung zu Homophobie von den Lehrer_innen nicht angenommen und Handreichungen liegen ungenutzt in den Schulen.
Auch externe Fortbildungsangebote durch NGOs für Schüler_innen und Lehrer_innen sind nicht weit verbreitet.
 
Zu den dringendsten Aufgaben der Bildungspolitik gehört auch die Überwindung der Bildungsbenachteiligung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Sie stellen über ein Viertel der gesamten Berliner Schülerschaft, in einer wachsenden Zahl von Schulen bilden sie die große Mehrheit. Berlin beteiligt sich daher mit neun anderen Bundesländern am bundesweiten Programm „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ (BLK Projekt FörMig, bis 2009). Jenseits des Programms müssten Kompetenzen zum Umgang mit Diskriminierung in der Lehramtsbildung integriert werden.”

 

Die Wissenschaftler Mechtild Gomolla und Frank-Olaf Radtke kommen in ihrer Studie “Institutionelle Diskriminierung - Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule” zu dem klaren Ergebnis, dass die Organisation der Schulen in Deutschland einen nicht unwesentlichen Teil der Veratnwortung dafür tragen, Schüler mit Migrationshintergrund zu banchteiligen, ähnlich wie es noch vor wenigen Jahren in Deutschland auch bei der institutionellen Diskriminierung und Benachteiligung von Mädchen gegenüber Jungen in deutschen Schulen der Fall war.

“Von heute aus betrachtet, wird man sich schnell einig sein darüber, dass die Ungleichbehandlung von Jungen und Mädchen im Bildungssystem, bis in die sechziger Jahre noch ein Verhältnis der Geschlechter von zwei zu eins auf den Gymnasien hervorbrachte, nicht dadruch behoben worden ist, dass Defizite diagnostiziert und die Mädchen individuell gefördert und in Sonderkursen und durch intensive nachmittagliche Betreuung und Hausaufgebenhilfe kompensatorisch auf ihren heutigen Schulerfolg vorbereitet worden wären. Erreicht wurde die Veränderung der Vältnisse nicht mit Pädagogik, sondern durch eine Politisierung der Diskussion über Ungleichheit und Ungleichbehandlung, in deren Folge es zu einer Reorganisation der Struktur des Bildungsangebots für Mädchen, einer Änderung der Selektionspraktiken in den Schulen und einer Delegitimation von Begründungshaushalten kam, die bis dahin die Entscheidungen gültig machten. ... Migrantenkinder nehmen heute als ganze Bevölkerungsgruppe die schlechten Chancen des dreigliederigen Schulsystems wahr. ... Spektakulärer Beleg ist die große Differenz aller wichtigen Abschlußquoten für die deutschen und die nicht-deutschen Schülergruppen.” (Gomolla - Seite 22)

“Man kann daraus schließen, dass sich die bisher fast durchgängig verfolgte Strategie erschöpft hat, die Bildungsungleichheit entweder bei den benachteiligten Schülern selbst durch Förderung zu kurieren, oder zur Vermeidung von Diskriminierung beim Bewußtsein ihrer LehrerInnen durch Aus- und Fortbildung anzusetzen. Sie übersieht die Kräfteverhältnisse in der Rationalität und Eigenlogik der Entscheidungspraxis. ... Erst wenn sich die Mitgliedschaftsbedingungen der Organisation ändern, wird wich auch sein Denken und Begründen umstellen können.”

“... Die genaue Analyse der Mechanismen der Diskriminierung in einzelnen Schulen sollte auf Möglichkeiten der Intervention aufmerksam machen. Dazu gehört es erstens, die Wahrnehmung der beteiligten Entscheider auf die Ergebnisse und Folgen ihrer Praxis zu lenken. ... Die zweite Ebene betrifft die rechtlichen Bestimmungen. Man muss die derzeit noch gegebenen Ungleichheiten in Erlassen und Verwaltungsvorschriften genau untersuchen ... Auf lokaler Ebene kommt drittens der Schulentwicklungsplanung in bezug auf die Herstellung von Wahlfreiheit und Chancengleichheit erklärtermaßen große Bedeutung zu. ... Auf kommunaler Ebene ließe sich viertens schließlich gerade im Zuge der Autonomisierung und damit verbundenen Evaluationsdebatte ein Beobachtungs- bzw. Monitoring System installieren, mit dem regelmäßig die Bildungsbeteiligungsdaten verglichen werden können.

“... Alle diese Maßnahmen hätten darauf zu zielen, jenes latente Selbstverständnis, das wir in den Äußerungen der befragten SchulleiterInnen und LehrerInnen angetroffen haben, dass man für die Probleme der Migranten eigentlich nicht zuständig sei, umzudrehen. Dann ginge es um die Vorstellung, dass gerade die Schule sich der Herausforderung der Migration stellen und ein prominentes Instrument der Gesellschaft sein kann, Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung aufzugreifen und zu bearbeiten.” (Gomolla Seite 292)