Der Wiener Untergrund - eine Spurensuche
Wien, die Donaumetropole, liegt am östlichen Ende des Alpenbogens,
der sich von Nizza aus über die Schweiz bis zum Wienerwald und seinen
Ausläufern jenseits der Donau spannt. Den Übergang zu den Karpaten,
die bereits bei den Hainburger Bergen beginnen, bedecken kilometerdicke
Gesteinsschichten des Wiener Beckens, das sich rund 200 Kilometer von
Gloggnitz bis nach Napajedl in Südmähren spannt und gerade
kaum 60 Kilometer breit wird. Damit sind auch die wesentliche Stichworte
für die Geologie Wiens gegeben: Flyschzone, Wiener Becken und Donau,
zu ergänzen wären noch die Eiszeiten.
Flächenmäßig wird die Stadt zu 79 % vom Wiener Becken
eingenommen, zu 20 % von der Flyschzone und zu einem Prozent von den
Kalkalpen. Landschaftlich bilden die Berge im Westen und Norden der Stadt
vom Lainzer Tiergarten über den Hermannskogel (542 Meter), den Kahlenberg
(484 Meter), den Leopoldsberg (425 Meter) bis zum Bisamberg (358 Meter) einen Bereich,
der zur Flyschzone gerechnet wird. Der heute nicht mehr gebräuchliche
Name, "Sandsteinzone" oder "Sandsteinwienerwald" beschreibt
ziemlich genau aber nicht ganz umfassend worum es geht. In der Realität
gibt es neben Sandsteinen auch Mergel, beziehungsweise Tonmergel. Genauer gesagt
handelt es sich um Wechselfolgen von Sandsteinen und Mergeln (= kalkhaltige
Tone).
Nachdem Sandsteine - es sei denn sie sind extrem
tiefgründig verwittert
- für die Anlage von Friedhöfen nicht gerade prädestiniert
sind, gilt es einen Blick auf die Mergel zu werfen. Generell bewegen
wir uns bei den Ablagerungen der Flyschzone in der dunklen Tiefsee der
Kreide und Tertiärzeit. Wobei die Sandsteine als Trübeströme
(= Turbidite) interpretiert werden, die zunächst als lockere Sandmassen
vom Kontinentalschelf - ausgelöst etwa durch ein Erdbeben - lawinenartig
in die Tiefsee rasten, ehe sie dort zu Sandsteinen verfestigt wurden.
Darüber folgte feinster Tiefseemeeresschlamm, denn wir heute als
Ton, Mergel oder Kalkmergel zwischen den Sandsteinen finden. Wobei man
hier mit geringem Aufwand eine relative Tiefenangabe machen kann: liegt
reiner Ton vor, der mit 10% Salzsäure (eine geologische Routineuntersuchungen,
die jeder selbst nachvollziehen kann) nicht aufbraust, so handelt es
sich um Tiefseeablagerungen unter der Kalkkompensationsgrenze (in cirk.
1000 bis 3500 Meter Wassertiefe). Das ist jener Bereich in der Tiefsee, wo
winzige Reste kalkiger Mikroorganismen vom Wasser gelöst werden.
Liegt Mergel oder Kalkmergel vor, das ist Ton mit geringem Kalkgehalt,
befinden wir uns schon einige hundert Meter höher, aber immer noch
in der lebensfeindlichen Tiefsee.
In der Ruhe der Tiefsee des Wienerwaldes
Bildlich gesprochen liegen die Gräber in den wenigen Friedhöfen
der Flyschzone in der ehemaligen Tiefsee. Wenn einst die Wassertiefe
bis zu mehrere tausend Meter betragen haben mag, so verdanken wir der
alpinen Gebirgsbildung mit der Heraushebung des Alpenkörpers, dass
in Wien jene einst in der Meerestiefe abgelagerten Gesteine heute weit
oben liegen, wo sie die Gipfelflur der Wiener Ausflugsberge bilden
und auf die jüngeren Ablagerungen des Wiener Beckens quasi hinunter
schauen.
Doch Mergel sind nicht gleich Mergel, zu unterschiedlich ist die Flyschzone,
wo verschiedene Ablagerungsbereiche und verschiedene geologische Alter
unterschieden werden. Beim Hütteldorfer Friedhof oder Baumgartner
Friedhof bettet man Tote in rote und grüne Tone ("Bunte Schiefer")
der kreidezeitlichen Hütteldorf Formation (99 - 84 Millionen Jahre).
Anders verhält sich die Lage beim Neustifter Friedhof: Hier befindet
sich schräg vis á vis vom Eingang eine Tafel des Wiener Naturdenkmales
mit der Nummer 114: Die dort senkrecht stehenden Gesteinsschichten am
Strassenrand sind Mergel der Laab Formation (55 bis 37 Millionen Jahre)
der Tertiärzeit. Auch der Friedhof in Hadersdorf Waidlingau liegt
in diesen sehr tonreichen, leicht verwitternden Schichten.
Völlig anders ist die geologische Ausgangslage in den Niederungen
und Terrassenlandschaften des Wiener Beckens wo die Mehrzahl der Friedhöfe
liegen. Hier sind die ältesten Ablagerungen maximal 15 Millionen
Jahre alt, aber dennoch haben die Sande und Tone einiges zu bieten: Muschel
und Schneckenreste hat schon so mancher Totengräber beim Schaufeln
ergraben und eingesteckt. Und damit sind wir beim Meer des Wiener Beckens,
das in seinen besten Zeiten tropische Lebensvielfalt beheimatete.
Im tropischen Meer des Wiener Beckens
Zunächst senkte sich vor rund 17 Millionen Jahren in der unteren
Miozänzeit des Tertiärs der Untergrund zwischen dem sich langsam
formierendenen Alpenkörper im Westen und den Karpaten im Osten ab.
Langsam aber stetig suchte das Wasser einen Weg in der jungen Sencke.
Das Klima im mittleren Miozän war vor rund 15 Millionen Jahren bedeutend
wärmer: Korallen, Rotalgen und Haie tummelten sich im Meer. Helle
Kalke ("Leithakalk") lagerten sich in Nussdorf ab, ein Vorläufer
der Liesing mündete als flaches Delta bei Kalksburg ins angenehm
warme Meer des Wiener Beckens; das marine Leben schwelgte im Optimalbereich.
Tone wurden als feiner Schlamm in ruhigeren, das heißt auch etwas
tieferen Wasserbereichen abgelagert, Sande standen im Einflußbereich
zumindest gelegentlicher Wasserbewegung und Strömung. Je gröber
der Sand, desto größer auch der Wellenschlag oder die Strömung.
Diese Grundgesetze des "Aktualismus" galten damals wie heute.
Das Wiener Beckens war vor rund 17 Millionen Jahren durch Absenkung des
Untergrundes am Überganz zwischen den Alpen und den Karpaten entstanden.
Heute stößt man beim Kalksburger Friedhof, beim Nußdorfer
Friedhof, beim Heiligenstädter Friedhof, am Dornbacher Friedhof
oder beim Pötzleinsdorfer Friedhof in Sanden und Tonen auf Reste
dieser einstigen tropischen Lebensvielfalt, wo sich vor 15 Millionen
Jahren noch Korallen, Rotalgen und Haie im Meer tummelten.
In weiterer Folge stieg vor rund 13 Millionen Jahren der Salzgehalt im
Meer des Wiener Beckens; Korallen und Rotalgen konnten mit den neuen
Anforderungen nicht mehr mithalten und starben aus. Als Konsequenz der
neuen Lebensumstände etablierten sich nur mehr wenige Arten, allen
voran hoch spezialisierte Muscheln und Schnecken finden sich massenhaft
in Sanden und Tonen in den Friedhöfen von Hietzing, am Südwest
Friedhof, am Hetzendorfer Friedhof, am Döblinger Friedhof, am Hernalser
Friedhof oder in den Friedhöfen von Lainz, Mauer und Grinzing.
Der Beginn des Endes des Wiener Beckens war dessen Aussüssung: sinkender
Salzgehalt, zunehmender Süsswassereinfluß durch randliche
Flüsse machten aus dem einstigen Korallenmmeer beginnend vor 11
Millionen Jahren zunehmend ein Binnenmeer. Sande und blaugraue Tone,
wie wir sie aus Inzersdorf und Hennersdorf für die Ziegelherstellung
kennen, dominieren nunmehr.
Einige dickschalige Muscheln (Congerien) und
ganz typische, sich rasch weiterentwickelnde Schnecken (Melanposiden)
bevölkern die Gewässer.
Die Wassertiefe war wahrscheinlich unter 100 Meter. Beweise dafür
liefern im Süden Wiens beispielsweise der Inzersdorfer Friedhof
oder der Meidlinger Friedhof.
Als das Wiener Becken zunehmend verlandet war, griff die Donau in das
Weichbild ein. Mündete sie bislang noch in der Höhe von Mistelbach
in das Wiener Becken, drängte sie mit Hilfe der Corrioliskraft nach
Süden. Die weiteren Stationen waren der Sattel von Königsbrunn
und dann der endgültige Donaudurchbruch zwischen Kahlenberg und
Bisamberg. Damit befinden wir uns auch schon im Wechselspiel der Eiszeiten,
das vor rund 1,8 Millionen Jahren begann. Charakteristische Zeugen dafür
sind im Flachland entlang der Flüsse die verschiedenen Terrassenniveaus.
Je höher die Kiesablagerung heute über dem Talgrund liegt,
desto älter ist sie auch.
Dieses Wechselspiel zwischen Ablagerung (Akkumulation) in der Kaltzeit – wo
das Jahresmittel der Temperatur rund 10 bis 12 Grad unter dem heutigen
lag – und Abtragung (Erosion) in der nächst folgenden Warmzeit
wiederholte sich immer wieder.
Heute finden wir in Wien als Reste der einzelnen Eiszeiten die Laaerberg
Terrasse, die Wienerberg Terrasse, die Arsenalterrasse, die Theresianum
Terrasse, die Stadt Terrasse mit dem Stefansdom und die Prater Terrasse.
Besonders eindrucksvoll ist die Terrassenstufe bei der Ruprechtskirche
oder der Strudelhofstiege zu sehen. Die Kiese sind stellenweise zu Konglomeraten
verfestigt, so benötigen Totengräber an manchen Stellen des
Zentralfriedhofes sogar den Krampen um die geforderte Grabtiefe zu erreichen.
Bedeckt wurden die einzelnen Terrassen mit Ausnahme der am tiefsten liegenden
(= Prater Terrasse), von eiszeitlichem Staub, besser bekannt als Löss.
Dieses gelbe Sediment bildet lockere Böden in denen Leichen in weniger
als 10 Jahre verwesen.
Diese optimalen Vorraussetzungen erkannte schon 1869 der Geologe Dionysus
Stur, der einen umfangreichen Bericht anläßlich der Planung
des Wiener Zentralfriedhofes verfasste. Breiten Raum widmet er darin
den günstigen Eigenschaften des Lösses. “Die Leichen
werden ... in einen aussergewöhnlich trockenen Boden gelegt, welcher
in der Art eines Filtrums alle Feuchtigkeit aufsaugt, und die Bewegung
der in ihm gelangenden Feuchtigkeit in jeder Beziehung sehr verlangsamt.
Es ist natürlich, dass der Löss sich in gleicher Weise auch
gegen die in der Leiche enthaltene Feuchtigkeit verhalten wird und somit
auf die Leiche austrocknend wirken wird.”
Heute sind weite Teile der Stadt beiderseits der Donauniederung von Löss
bedeckt, Einblicke bieten unter anderem Gräber am Zentralfriedhof,
oder am Stammersdorfer Friedhof.
Literaturverzeichnis:
http://www.magwien.gv.at
FUCHS, W. (1985): Geologische Karte der Republik Österreich Blatt 59 WIEN,
1:50.000, Geol. B.-A., Wien
GRILL, R. (1954): Geologische Spezialkarte der Republik Österreich Blatt
GÄNSERNDORF, 1:75.000, Geol. B.-A., Wien
KÜPPER, H. (1968): Bundesländerserie: Wien, Verhandl. Geol. B.-A.,
20 Tab., 206 S., Wien.
SCHNABEL, W. (1997): Geologische Karte der Republik Österreich Blatt 58
BADEN, 1:50.000, Geol. B.-A., Wien
Der Wiener Zentralfriedhof – der geologische
Befund
Die Anlage eines neuen Friedhofes erfordert
eine Menge Überlegungen,
als Beispiel für die Weitsichtigkeit des Wiener Gemeinderates sei
auf eine umfangreiche geologische Studie im Jahrbuch der “k.k.
geologischen Reichsanstalt” des Jahres 1869 verwiesen.
Dionysus Stur, seines Zeichens k.k. Bergrath und Chefgeologe der k.k.
geologischen Reichsanstalt legte eine 20-seitige Arbeit mit dem Titel:
“
Die Bodenbeschaffenheit der Gegenden südöstlich bei Wien. Ein
Bericht über die, der Gemeinde Wien zur Anlage eines Centralfriedhofes
offerirten Flächen in den Gemeinden: Kaiser-Ebersdorf, Rannersdorf,
Himberg, Pellendorf und Gutenhof.”
Nach der Darstellung der verwendeten Unterlagen und der Schotter des
Steinfeldes widmete er ein breites Kapitel dem Löss und seinen Eigenschaften,
wo unter anderem zu lesen ist:
“Es ist ein lichtgelbbrauner, stellenweise etwas sandiger und
kleine Glimmerschüppchen enthaltender poröser Lehm von sehr
geringer Festigkeit, indem er sich in den meisten Fällen zwischen
den Fingern leicht zu Staub zerdrücken läßt.
....
Die Eigenthümlichkeit des Thones, das Wasser an sich zu halten,
zu binden und es sehr langsam wieder verdunsten zu lassen, kommt dem
Löss im hohen Grade zu. Er bildet allenthalben, wo er vorkommt,
einen lockeren, leichten, in der Regel trockenen Boden, der in jeder
Jahreszeit leicht bearbeitet werden kann.
....
Hierzu ist zu bemerken, dass der Löss allenthalben diese Eigenthümlichkeiten
mit nur geringen Modificationen zeigt, sich überall bei einer Gleichförmigkeit
verhältnismässig sehr leicht mit Haue und Schaufel bearbeiten
lässt, Einstürzen und Nachrutschungen nicht ausgesetzt ist,
kurz für Erdbewegungsarbeiten genau dasselbe Material bildet wie
der Meerschaum für die Bildhauerarbeit.
....
Die offerirte Fläche bei Kaiser-Ebersdorf liegt südlich von
Neugebäude, nahe zu Simmering. Ein Fünfeck bildend wird diese
Fläche im Norden von der Simmering-Schwechater Strasse tangirt,
nach Südwest dagegen von den Linien der Raaber Bahn und des Neustädter
Canals. Beide Flächen (Bemerkung: Die andere Fläche ist
ein Gebiet in Rannersdorf) sind von einer ununterbrochenen Lage von
Löss
bedeckt, welcher auf dem Diluvial-Schotter lagert.
...
Aus diesen Beobachtungen folgt, dass in der Rannersdorfer Fläche
die Lössdecke nicht unter zwei Klftr., in der Kaiser-Ebersdorfer
Fläche nicht unter einer Klafter mächtig sei. Man wird somit
bei den in einem Friedhofe vorkommenden Grabungen kaum je in die Lage
kommen, den Löss durchzuteufen. Geschieht dies doch, so wird man
auf den unter dem Löss lagernden, etwa 6 Klftr. mächtigen Diluvial-Schotter
stossen.
.....
Aus dieser Darstellung der Verhältnisse des Untergrundes und der
Wasserführung desselben ziehe ich für die offerirten Flächen
bei Rannersdorf und Kaiser-Ebersdorf gemeinschaftlich die folgenden Folgerungen:
V o r e r s t i n H i n s i c h t a u f d i e V e r w e s u n g d e r
L e i c h e n.
Die Leichen werden in beiden Flächen in den Löss, in einen
aussergewöhnlich trockenen Boden gelegt, welcher in der Art eines
Filtrums alle Feuchtigkeit aufsaugt, und die Bewegung der in ihm gelangenden
Feuchtigkeit in jeder Beziehung sehr verlangsamt. Es ist natürlich,
dass der Löss sich in gleicher Weise auch gegen die in der Leiche
enthaltene Feuchtigkeit verhalten wird und somit auf die Leiche austrocknend
wirken wird. Bei stärkeren anhaltenden Regengüssen wird allerdings
der Feuchtigkeitsgrad auch in der Umgebung der Leiche, da ja das Grab
erst gegraben wurde, daher die Feuchtigkeit in dasselbe leichter eindringen
kann, eine Aenderung erfahren; doch bei abermaliger Aenderung des Feuchtigkeits – Zustandes
in der Atmosphäre wird abermals eine Austrocknung der Leiche beginnen,
und die in sie gedrungenen Feuchtigkeit von der unberührten trockenerern
Lössmasse der Wände abermals aufgesaugt werden. Der Löss
wird somit austrocknend auf die Leichen wirken, und durch diese Wirkung
einen Verwesung der Leichen wohl ebenso schnell herbeiführen, als
es in irgend einem anderen denkbaren Falle möglich ist.
In H i n s i c h t a u f d i e M ö g l i c h k e i t e i n e r A
u s b r e i t u n g u n d V e r s c h l e p p u n g e p i d e m i s c
h e r K r a n k h e i t e n a u s d e m F r i e d h o f e dürften
die Eigenschaften des Lösses die grösste Garantie bieten gegen
eine solche Verschleppung. Die Verwesungs-Producte der Leiche dürften
im Löss besser um die Leiche concentrirt bleiben als in irgendeinem
anderen Boden, da in diesem die Bewegung des Wassers, die langsamte folglich
auch die geringste ist. Die Eigenthümlichkeit des Lösses, von
Regengüssen fortgeschwemmt, an ruhigeren weniger bewegten Stellen
des Wassers wieder genau in der ursprünglichen Form abgelagert zu
werden, so dass ein Löss auf der zweiten Lagerstätte von dem
ursprünglich abgelagerten Lösse kaum zu unterscheiden ist,
gibt hinreichend Garantie für einen möglichst vollkommenen
Verschluss des Grabes durch die auf die Leiche geworfene Lössmasse.
Die beim Zuscharren des Grabes allenfalls unausgefüllte gebliebenen
Zwischenräume wird der nächste Regen ausgleichen und vollkommen
verschliessen, wenigstens ebenso vollkommen als in irgendeinem anderen
Boden.
In H i n s i c h t a u f d i e G r a b u n g d e r G r ä b e r dürfte
es kaum einen leichter, und ohne alle Vorrichtungen bequemer zu bearbeitenden
Boden geben als der Löss ist. Seine Eigenschaft in senkrechten Wänden
anzustehen, macht es möglich eine Reihe von Gräbern im Vorrath fertig
zu halten, ohne dass sie einstürzen, wodurch die Erdbewegungsarbeiten
zweckmässig eingetheilt, die Arbeit überhaupt sehr erleichtert werden
kann.
....
Da die Feststellung der wirklichen Mächtigkeit der Lössmasse in allen
Theilen des zur Anlage des Friedhofes zu verwendenden Fläche, nach Vorangehendem
von sehr grosser Wichtigkeit ist und die Mächtigkeit der Lössmassen
oft auf kurzen Strecken sehr veränderlich ist, wäre es rathsam vor
der endgültigen Entschliessung, die zu dieser Feststellung nothwendigen
Nachgrabungen durchführen zu lassen, um so mit grösserer Sicherheit
und Beruhigung gegenüber jeder Art von Befürchtungen, zur Anlage
eines Centralfriedhofes schreiten zu können.
Zum Schlusse mag es erlaubt sein zu bemerken, dass die Verschleppung und Verbreitung
der Krankheitsstoffe, wenn solche jemals aus den Friedhöfen in der That
constatirt wurde entschieden kaum je aus den verschlossenen Gräbern, gewiss
stets nur aus den auch über 48 Stunden offen gebliebenen, wegen nicht
völliger Belegung der Grabschachte nicht zugescharrten Gräbern stattgefunden
haben dürfte. Wenn in dieser Richtung eine gehörige strenge Aufsicht über
die Arbeiten in den Friedhöfen, insbesonders zur Zeit der Epidemien gehandhabt
wird, so wird die Umgebung der Friedhöfe keinen Grund haben über
die Verderbniss, respective Verpestung der Luft zu klagen.”
Literatur:
STUR, D. (1869): Die Bodenbeschaffenheit der Gegenden südöstlich
bei Wien. - Ein Bericht über die, der Gemeinde Wien zur Anlage eines
Centralfriedhofes offerirten Flächen in den Gemeinden: Kaiser-Ebersdorf,
Rannersdorf, Himberg, Pellendorf und Gutenhof. – Jahrbuch k.k.
Geol. Reichs.-A., Bd. 19, IV. H., S., 465-484, 2 fig., Wien
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