Er setzt sich ab von den Pinguin-Diplomaten
Von Verena Vonarburg, Bern. Aktualisiert am 10.06.2010
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Warum immer Fliege? Weshalb nie Krawatte? Paul Seger, 51-jähriger Spitzendiplomat, sagts undiplomatisch, mit Humor, typisch für ihn: «Ich will anders sein als der Rest der Pinguin-Kolonie mit ihren schwarzen Anzügen und weissen Hemden.»
Der neue Erste Mann der Schweiz am UNO-Sitz in New York ist ohnehin nicht einer, den man als diplomatischen Charakter qualifizieren würde. Er redet nicht gewunden, nicht abgehoben, nicht selbstverliebt. «Ich nehme meinen Job ernst, mich selbst nicht. Und ich mache gerne gelegentlich einen schrägen Spruch.» Das helfe auch diplomatisch, schwierige Situationen zu entspannen. Auf dem internationalen Parkett der zahllosen Selbstdarsteller fällt Seger durch Bescheidenheit auf. «Ich bin nicht jemand, der im Rampenlicht stehen will. Meine Arbeit sehe ich als Beitrag zum Wohlergehen des Gemeinwesens.»
Diplomat war sein Kinderwunsch
So undiplomatisch der Basler erscheint: Mit dem Diplomatenberuf erfüllte er sich seinerzeit einen – ungewöhnlichen – Kindheitstraum. In der Primarschule hatte er ein Gedicht zu Papier gebracht: «Ich wär so gerne Diplomat». «Da hatte ich allerdings», lacht er herzhaft, «vor allem die kulinarischen Aspekte hervorgehoben.» Geblieben ist der ernsthafte Teil der Berufung, die «idealistische Ader».
An den Genen kann die Faszination für die Diplomatie nicht liegen, kein Diplomat in der Familie weit und breit. Die Internationalität aber, die ist in die Wiege gelegt. Die Mutter, eine Ungarin aus adligem Haus, der Vater, ein Disponent in der Migros. «Eine interessante Kombination», sagt der Sohn, «zwischen einer mittelständisch-bürgerlichen Komponente und einer etwas nobleren ungarischen Note.»
Steile Karriere
Seger setzt sich nicht nur in Optik und Stil ab, seine Karriere verläuft auch rasanter. Den Wunschposten vor New York, als Chef der EDA-Völkerrechtsdirektion in Bern, hatte der herausragende Jurist 2003 schon mit 44 Jahren antreten können. Weitaus jünger als üblich im diplomatischen Karriereleiterspiel. In dieser Berner Zeit interpretiert er mit der «aktiven Neutralität» das neutralitätspolitische Verständnis neu, er schuf der Aussenministerin damit ein neues Konzept und schürte den Unmut der Rechten.
Für Calmy-Rey ist Paul Seger eine gewichtige fachliche und politische Stütze. Mit New York hat sie ihn belohnt. Als Protégé der Bundesrätin will Seger aber nicht gelten. «Frau Calmy-Rey betreibt keinen Protektionismus. Ihr Vertrauen muss man verdienen.» Der Völkerrechtler und die Chefin teilen Weltanschauung und Parteibuch. Fragen der Menschenrechte, der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie stehen im Zentrum.
Für Argumente, gegen Krieg
Das Angebot, UNO-Botschafter zu werden, kam für Seger überraschend. Begeistert von der Stadt, wo er Anfang der 90er-Jahre bereits als Botschaftssekretär gearbeitet hatte, musste er sich die Zusage nicht lange überlegen. Seger, kein Wunder, ist vehementer Verteidiger der UNO als einziges Forum, das alle Länder der Welt an einen Tisch bringe. «Besser, man wirft sich Argumente an den Kopf als Granaten.» Die Schweiz, lange schon von Kriegen verschont, unterschätze die Funktion der UNO, Spannungen abzubauen.
Segers SP-Mitgliedschaft hängt sogar ganz direkt mit der UNO zusammen. Bis dahin Sympathisant, versprach der EDA-Mann 2002: «Wenn wir als Schweiz es endlich schaffen, der UNO beizutreten, mache ich den Sprung zum SP-Vollmitglied.»
(Tages-Anzeiger)
Erstellt: 09.06.2010, 23:36 Uhr
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Natürlich nicht! Aber typischerweise favorisieren Frauen passive Anlagestrategien.
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Interessante Studie: 25 Minuten „Sex and the City“ schauen, anschliessend urteilen!