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Dr. phil. Jörg Theis

Angstvermeidung durch Gewohnheit und Ritual. Literarische Repräsentationen

Das Projekt widmet sich dem engen Zusammenhang zwischen dem psychischen Phänomen „Angst“ und ihrer Vermeidung durch bewusste und unbewusste Konstruktion von Gewohnheit und Ritualen. Ausgangspunkt sind dabei die philosophischen Romane der Literarischen Moderne (Proust, Musil, Svevo), die die Phänomene nicht nur literarisch gestalten, sondern intensiv reflektieren und die jeweils zeitgenössische Diskussion integrieren (im Falle Musils etwa die Diskussion der Depersonalisation).
Dem Verlust des Existenzgrundes, der Angst vor dem Nichts im Sinne Kierkegaards, kann keine metaphysische Gewissheit mehr entgegengesetzt werden. Es bleiben lediglich gewohnheitsmäßige Strukturen und Diskursformen über die Existenz bestehen. Die Erkenntnis der Welt entpuppt sich als „largely a matter of habit“, am Ende der Analyse der un¬terschiedlichen Weltbeschreibungsmuster steht die beängstigende Einsicht: „The onion is peeled down to ist empty core.“ (Nelson Goodman).
Eine mögliche Reaktion zur Überwindung des Nichts scheint in der Konstruktion und Inszenierung neuer Rituale und Diskursformen im Be¬wusstsein ihrer Grundlosigkeit und Brüchigkeit zu bestehen. Von besonderer Relevanz ist dabei der Einfluss der beiden Phänomene Angst und Gewohnheit auf den künstlerischen Schaffens¬prozess und dessen innerliterarische Selbstreflexion. Ziel des Projekts ist es, einerseits den Zusammenhang der beiden fundamentalen Phänomene Angst und Gewohnheit genauer herauszuarbeiten, andererseits ihre literarische Repräsentation in Metaphern und Topoi darzulegen.