Großdeutschlandring
Der Ring
Zwischen 1919 und 1922 wurde die Wartenbergstrasse
(Polenz-Hocksteinschänke) gebaut, eine klassische Bergrennstrecke. Am
30.Mai 1926 fand das 1. Rennen am Hohnstein statt. Im Jahr 1933 rasten zum letzten
Mal Rennfahrzeuge beim "5. Hohnstein Bergrennen" an der Hocksteinschänke
vorbei.
Ab 1933 wurde dann mit dem Bau der Rundstrecke begonnen, Fertigstellung
1939.
Historie
1919-1922 |
Bau der Wartenbergstrasse von Polenz zur
Hocksteinschänke |
30.Mai 1926 |
erstes “Hohnstein-Rennen” (4.000m) mit 10.000 Zuschauern
1.Preis: Meissner Vase
Gewinner: Otto Merz auf Mercedes Benz
(3m24.2s) |
29. Mai 1927 |
zweites "Hohnstein Rennen"
(4.000m)
Gewinner: Huldreich Heusser auf Steyr (3m04.6s) |
1928 |
kein Rennen |
1929 |
kein Rennen |
5. Oktober 1930 |
drittes Rennen - jetzt “Hohnstein Bergrennen”
(2.600m)
Gewinner: Rudolf Caracciola auf Mercedes Benz SSK (2m12.2s) |
1931 |
kein Rennen |
18.September 1932 |
viertes "Hohnstein Bergrennen" (2.600m)
Gewinner: Hans Stuber auf Bugatti T51 (1m56.9s)
Besonderes: Bernd Rosemeyer siegt auf NSU bei den Motorrädern |
10.September 1933 |
fünftes "Hohnstein Bergrennen" (2.600m)
über 50.000 Zuschauer
(unter Verantwortung des NSKK)
Gewinner: Charly Jellen auf Alfa
Romeo Monza 2.3 (1m56.6s) |
1933 |
Beginn des Ringbaus |
26.April 1939 |
Rennstrecke erhält den Namen "Deutschland-Ring" |
25. August 1939 |
"The Autocar" berichtet auf Seite 316 vom "Grossdeutschland
Ring"
und dem geplanten Großen Preis von 1940 |
1940 |
Rennen fand nicht statt |
Oktober 1951 |
Bergrennen, 2 Fahrer werden getötet
(näheres nicht bekannt) |
Für das im Oktober 1940 geplante Grand Prix Rennen auf dem
Deutschland-Ring veranschlagte Mercedes Benz Team-Chef Neubauer eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von 152-160km/h und eine
Spitzengeschwindigkeit von 280km/h. Daraufhin wurde eine Zeit
zwischen 3m45s und 3m56s vorausgesagt.
Wann sich die Namensgebung von Deutschland-Ring auf
Großdeutschland-Ring änderte ist unbekannt. Sie ist sicherlich auf den
Größenwahn der damaligen Zeitgeschichte zurück zu führen. Ferner ist
unbekannt, wer den nachstehend zitierten Pressebericht geschrieben oder
abgedruckt hat. Die ursprüngliche Quelle konnte nicht ermittelt werden.
Somit bleibt auch anzuzweifeln, ob die Namenstaufe ursprünglich
tatsächlich auf Deutschland-Ring lautete oder ob von jeher die
Bezeichnung Großdeutschland-Ring gewählt wurde. Denn in allen
auffindbaren Zeitdokumenten wird die Bezeichnung Großdeutschland-Ring
verwendet.
Ob jemals ein offizielles Rennen auf dem neu erbauten Deutschland-Ring
ausgetragen wurde, ist unbekannt. Jedoch lässt der allgemeine Verlauf der
Geschichte (Krieg) vermuten, dass dies nie geschah. Es konnte lediglich
eine Notiz über eine Nachkriegsveranstaltung gefunden werden, die von
einem Bergrennen auf der Wartenburgstraße berichtet, bei dem 2 Fahrer
getötet wurden. Danach sind offenbar keine Rennveranstaltungen mehr
durchgeführt worden.
Pressebericht aus 1939
Originaltext gekürzt, Verfasser unbekannt
(verbreitete Webversion
dieses Textes, offensichtliche Tippfehler wurden beseitigt, sprachliche
Besonderheiten und Rechtschreibung/Grammatik blieben unberührt)
Der Deutschland-Ring im Elbgebirge
Es mag für viele eine große Überraschung bedeutet haben, als am 27.
April (1939, Anmerkung) der drahtlose Dienst über alle deutschen
Sender meldete, dass am 26. April die Ihrer Vollendung entgegengehende
Wagenrennstrecke im Elbgebirge bei Hohnstein den Nahmen
„Deutschland-Ring“ verliehen wurde. Nun bleibt es aber keineswegs bei
dieser ersten Überraschung. Die Betrachtung dieses Bauvorhabens und der
erste Überblick über die Planung und Bedeutung des Deutschland-Ringes
ergeben eine einzige Kette von Überraschungen, die wiederum zu
allergrößten Erwartungen Anlass geben. Von der neuen Rennstrecke wurde
ein Modell hergestellt, an Hand dessen ein genauer Überblick möglich ist.
Es zeigt eindrucksvoll den Streckenverlauf, den Wechsel von Geraden und
Kurven, von Steigung und Gefälle.
Damit geht ein langgehegter Wunsch aller derjenigen in Erfüllung, denen
infolge der zu großen räumlichen Entfernung des Nürburgringes eine
Teilnahme an einem großen internationalen Automobilrennen bisher
unmöglich war. Das gilt in besonderer Weise für die außerordentlich große
Zahl der kraftfahrsportbegeisterten Sachsen. Es sei an dieser Stelle
daran erinnert, dass beim „Großen Preis von Europa für Motorräder 1938“
auf dem Sachsenring über 300.000 Zuschauer erschienen waren.
Die zentrale Lage des Deutschland-Ringes allein läßt darauf schließen,
daß alle Rennen auf diesem Kurs Zuschauerzahlen erzielen werden, wie sie
bisher auch nur annähernd erreicht worden sind. Daß gerade auch hierauf
beim Bau besondere Rücksicht genommen wurde, geht daraus hervor, daß
Millionen Zuschauer ohne Schwierigkeiten an der Rennstrecke Platz finden
können. 350.000 Kraftwagen und Krafträder können in nächster Nähe der
Rennstrecke parken. Die Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten werden auf das
sorgfältigste erwogen und ausgebaut. Nach Vollendung der Gesamtplanung
wird auch ein Anschluß an die in unmittelbarer Nähe vorgesehene
Reichsautobahn geschaffen sein. Das ist gerade für die Reichshauptstadt
von größter Bedeutung. Die Verbindung von Berlin zum Deutschland-Ring
wird also für den Kraftfahrer und für den Eisenbahnreisenden schnell und
bequem sein. Groß wird die Zahl der Besucher allein schon aus Dresden
sein, das mit über 600.000 Einwohnern in der Nähe der Rennstrecke liegt.
Aber auch aus dem so dicht besiedelten übrigen Sachsen, den Großstädten
Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau werden Tausende und aber Tausende
Besucher kommen. Die günstigen Zufahrtsmöglichkeiten aus allen Teilen des
Reichs werden erheblich dazu beitragen, den Deutschland-Ring zu einem
Hauptanziehungspunkt für alle Kraftfahrsportbegeisterte zu machen.
Beim Bau des Deutschland-Ringes wurden die Erfahrungen, die bei allen
anderen Rennstrecken gemacht wurden, berücksichtigt. So wurden die
Erfahrungen von der Mehalla-Bahn in Tripolis, der Montléry-Bahn in Paris,
der Monza-Bahn in Italien und des Nürburgringes besonders beachtet.
Die Bahn hat einen Breite von 12 Metern. Die Breite der Kurven beträgt
bis über 20 Meter. Einmalig und völlig neu ist, daß dieser Rennkurs die
genaue Länge von 10 Kilometer aufweist.
Bei Hohburkersdorf ist eine zwei Kilometer lange und 24 Meter breite
Gerade als Startbahn entstanden. Von der hier geplanten Haupttribüne
können 3 Kilometer der Strecke übersehen werden. Der gesamte
Höhenunterschied beträgt 532 Meter. Die größte Steigung liegt in den 16
Serpentinen vom Polenztal zum Hockstein. Der Startplatz liegt etwa 400
Meter über NN. Der Ort Hohburkersdorf wird durch eine 12 Meter hohe
Brücke überquert. Der Kurs kann in vier große Abschnitte eingeteilt
werden: erstens die Hochfläche bei Hohburkersdorf; zweitens Abfahrt in
das Polenztal; drittens Talstrecke entlang der Polenz und viertens
Bergstrecke am Hocksteinmassiv.
Eine Fahrt über den fertigen Deutschland-Ring läßt nur ahnen, welche
unerhörten Erdbewegungen durchgeführt werden mußten, bis dieser ideale
Rennkurs in dem bergigen Gelände entstand. Allein im Polenztal mußte an
der Heeselicht-Mühle ein gewaltiges Felsriff entfernt werden.
Preßluft-Bohrer und Sprengstoff haben Monate lang dieses gewaltige
Felsriff bearbeitet. Über 30.000 Kubikmeter Packlager, und über 15.000
Kubikmeter Granitschotter wurden an dieser Stelle gebrochen. Dieser harte
Lausitzer Garanit wurde für den gesamten Unterbau der Rennstrecke
verwendet. Jetzt ist das Felsriff verschwunden. An seiner Stelle ragt
eine gewaltige Felswand zur Berghöhe. Eine weit geschwungene Kurve führt
an ihr entlang.
In Europa, ja vielleicht in der Welt einmaliger Rennkurs
Es soll niemand glauben, daß es sich um einen Phrase handelt, wenn gesagt
wird, im Elbgebirge entstand und entsteht „Europas modernste
Autorennstrecke“. 6 Jahre lang wurde in aller Stille gebaut. Jetzt wird
der Deutschland-Ring fertig – und auch nicht. Es ist der unbedingte Wille
der Schöpfer, daß dieses Bauwerk der Zukunft gehört. So wird
verständlich, daß der Ausbau des Deutschland-Ringes keineswegs beendet
ist, wenn zum ersten Mal die Rennwagen über den Kurs jagen werden. Auf
Grund der Erfahrungen und Beobachtungen , die bei den ersten Rennen
gemacht werden, wird der endgültige Ausbau der Strecke erfolgen. Im Laufe
der nächsten Jahre werden an den geeignetsten Stellen umfangreiche
Bauwerke errichtet. An der Startbahn auf der Hochebene bei Hohburkerdorf
werden die Boxen der Rennfahrer, die Montage-Hallen der Industrie, große
massive Tribünen, eine Pressetribüne, Sprechstellen für den Rundfunk und
Aufnahmeplätze für die Wochenschauen gebaut. An der Haupttribüne wird
eine Untertunnelung der Rennstrecke geschaffen für die Straßen
Rathewalde- Zeschnig. Dadurch wird es möglich werden, das Innenfeld des
Ringes zu erreichen ohne Brückenüberquerung der Rennstrecke. Eine weitere
Autostraße in das Innenfeld des Ringes wird ferner geschaffen unter der
großen Brücke, über die der Rennkurs führt, wo der Ort Hohburkersdorf zu
beiden Seiten des Kurses liegt.
Die endgültige Beschaffenheit der Straßendecke wird ebenfalls erst
entschieden, wenn die Erfahrungen von den ersten Rennen vorliegen. 1940
wird das erste Große Wagenrennen in Sachsen ausgetragen. Das soll
natürlich nicht heißen, daß 1940 in Sachsen zum allerersten Male ein
Wagenrennen ausgetragen würde. Allein am Motorsport Interessierten sind
geläufig das Bergrennen in Lückendorf im Zittauer Gebirge, die Rennen auf
der Wartenbergstraße, und wenn schon frühere Rennen erwähnt werden, dann
müssen Namen wie Grillenburg, Moritzburg, Marienberg,
Hohenstein-Ernstthal, Zittau usw. vermerkt sein. Sachsen war von Anfang
an stark am Motorsport beteiligt. Im Laufe der Jahre entstand in Sachsen
Europas bekannteste Motorrad-Rennstrecke der „Sachsenring“, bei Chemnitz.
Auf dieser Rennstrecke wird der „Große Preis für Motorräder“ ausgetragen.
1936 waren am „Sachsenring“ 240.000 Zuschauer, 1937 waren es 210.000, und
1938 nahmen am großen Europapreis auf dem „Sachsenring“ 300.000 Zuschauer
teil. Diese Zahlen stellen Rekorde dar. Es ist bemerkenswert, was die
Zeitschrift „Das Motorrad“ zu den Rennen auf dem Sachsenring einmal
schrieb: „Berlin liegt nicht in Sachsen, wo ein Motorradrennen jeden
anderen Sport an die Wand drückt. Es ist nur berechtigt, wenn man den
„Großen Preis von Deutschland“ immer wieder nach dem Sachsenring verlegt,
die Sportbegeisterung dort ist doch einzigartig!“ Diese ehrliche und
fachliche Anerkennung der Situation ist sehr wichtig. Aus ihr heraus kann
man erkennen, unter welcher Anteilname etwa ein Wagenrennen auf dem
„Deutschland-Ring“ stattfinden wird. Man braucht kein Prophet zu sein, um
sagen zu können, daß jedes Wagenrennen auf dem „Deutschland-Ring“ Erfolge
aufzuweisen haben wird, wie sie sich kaum die kühnsten Optimisten
vorstellen.
Wenn im Jahre 1940 das erste große Wagenrennen auf dem
„Deutschland-Ring“, und damit in Sachsen, gefahren wird, dann wird es
sich zeigen, daß dieser Ring alles andere übertrifft, und das der
„Deutschland-Ring“ die Wagenrennstrecke des Kontinent ist. Was heut
Hoffnung und Vermutung ist, wird dann erwiesene und unumstößliche
Tatsache sein. Der erste große Tag dieser Rennstrecke an dem die besten
Fahrer der Nationen auf den schnellsten Wagen der Welt um den Sieg
kämpfen werden, wird ein gigantisches Ereignis sein und den Namen
„Deutschland-Ring“ über alle Erdteile tragen. 35 Kurven hat der
Deutschland-Ring aufzuweisen, deren engste einen Radius von nur 15 Metern
hat. Die Kurven wurden in der höchstzulässigen Querneigung, 8 v.H.,
gebaut. Dadurch werden größte Geschwindigkeiten in den Kurven bei
geringster Gefährdung der Fahrer ermöglicht. Die stärkste Steigung
beträgt 11 v.H.. Die tiefste Stelle des Ringes befindet sich im Polenztal
mit 180 Meter Meereshöhe und die höchste Stelle auf der Hochebene bei
Hohburkersdorf mit etwa 400 Meter Meereshöhe. Die Brücke, die den Ort
Hohburkersdorf überspannt, ist etwa 50 Meter lang, 12 Meter breit und 12
Meter hoch. Die Fortsetzung der Start- und Ziel-Geraden bildet die Brücke
von Hohburkersdorf, an die sich die große Schleife bei Stürza schließt.
Diese Schleife zwischen Hohburkersdorf und der Einmündung in das
Polenztal ermöglichte die auf den Meter genaue Längeneinstellung.
Nirgends anderswo hätte das bergige Gelände die Möglichkeit gegeben, den
Ring auf die genaue Länge von 10 Kilometer zu bringen. Daß der Ring in
vollendeter Weise in die Landschaft eingefügt wurde, und das alle
widernatürlichen Hindernisse vermieden wurden sind, zeigen folgende
beiden Zahlen: 110.000 Kubikmeter Erdbewegungen, 30.000 Kubikmeter
Felsabtragungen. Von der Breite des Ringes bekommt man sofort eine
richtige Vorstellung, wenn man den Nürburgring zum Vergleich heranzieht.
Der Nürburgring hat einen Breite von 8 Metern aufzuweisen. Der
„Deutschland-Ring“ ist 12 Meter breit. Die größte Breite erreicht der
„Deutschland-Ring“ in der oberen Kurve am Hockstein mit 24 Meter.
Jede Betrachtung über den „Deutschland-Ring“ ist unvollkommen, die an den
landschaftlichen Schönheiten der Rennstrecke vorüber geht. Der Rennring
liegt inmitten des wundervollen Elbgebirges, das eine falsche Romantik
„Sächsische Schweiz“ nannte. Das weltberühmte Basteigebiet mit seiner
bizarren Felsenwelt liegt im Bannkreis des Ringes. Bis zu den bekannten
Kurorten Wehlen, Rathen, Bad Schandau an der Elbe sind es nur wenige
Autominuten. Zwei Burgen thronen über dem Ring: die Burg Hohnstein und
Burg Stolpen. Von der Tribüne an der Startbahn reicht der Blick weit über
das Land, im Norden: zur Burg Stolpen und nach Osten bis zum Valtenberg
in der Oberlausitz und dem Tanzplan im Sudetenland. Stolz ragt in
nächster Nähe die Burg Hohnstein empor. Elbwärts erheben sich kühn und
mächtig die Feste Königstein, der Lilienstein und im Horizont schließen
der Schneeberg und droben im Erzgebirge der Geisingberg das wundervolle
Panorama ab. Rundum ein Bild von erhabener Schönheit.
Bald wird – so darf man doch mit Recht sagen – Europas jüngster und
zugleich schönster und idealster Rennkurs vollendet sein.
Bald werden dort die Motore ihr ehernes Lied zwischen Bergen und Burgen
singen. Die besten Rennfahrer der Nationen werden auf den schnellsten
Maschinen der Welt ihr Können und ihre Kräfte messen. Nach harten Kämpfen
wird die siegreiche Flagge im Bergwind wehen – weit kündend, wer Sieger
war im Kampf um Sportliche Ehre!
Der Bau
Über den Ausbau der
Rennstrecke finden sich kaum zeitgenössische Dokumente. Dies führt zu
zahlreichen Spekulationen über ein dunkles Kapitel deutscher
Geschichte.
Ein, aus heutiger Sicht durchaus unrühmliches Kapitel, sind die Förderer
dieses Großprojektes. Auch wenn bislang keine Dokumente zu finden waren,
so ist anzunehmen, dass der DDAC und das NSKK unter Korpsführer Adolf
Hühnerlein maßgeblich den Bau der Rennstrecke förderten.
Vor allem Gauleiter Mutzmann nimmt eine
zweifelhafte Rolle ein. Ihm wird
hier die
Förderschaft und Unterstützung des Ringbaus durch den Einsatz von
Zwangsarbeitern und Strafgefangenen vorgeworfen, wie ein junger Mann
aus den Erzählungen seines Großvaters und älterer Leute aus der
Umgebung erfahren haben will. Auch in der
Historie
der Hocksteinschänke ist von Zwangsarbeitern beim Straßenbau zu
lesen.
Auch in
englischsprachigen Betrachtungen wird über den Einsatz von
Gefangenen beim Ringbau spekuliert, der bis 1934 gedauert haben soll.
Danach seinen unterqualifizierte Bauleute beschäftigt worden, da
durch die allgemeinen Kriegsanstrengungen zu wenig Arbeitskräfte zur
Verfügung gestanden hätten. Schließlich sind in dem gleichen Zeitraum
rund 3300km Reichsautobahn fertig gestellt worden. |
Wie aus verschieden Quellen zu entnehmen ist, befand sich auf der Burg
Hohnstein seit März 1933 das erste Konzentrationslager (auch Schutzhaftlager genannt)
unter Verwaltung der SA-Ortsgruppe, welches am 15. August 1934 aufgelöst
wurde. Anschließend sollen 140 Leichen entdeckt worden sein.
Weiterhin wird über grausame Umstände
und Misshandlungen berichtet. Diese führen 1935 zu zahlreichen Anklagen
gegen SA-Sturmbannführer Jähnischen und 22 seiner Männer. Gauleiter
Mutzmann fordert den sofortigen Freispruch. Reichsjustizminister Dr.
Franz Gürtner wies das Ansinnen empört zurück: "Derartige, an
orientalischen Sadismus grenzende Grausamkeiten, können auch in der
größten kämpferischen Erbitterung keine Erklärung und Entschuldigung
finden." Freilich schalteten sich die Zentralorgane ein und erst die
Hohnsteinprozesse nach dem Krieg führten zur gerechten Verurteilung.
(Vgl. Sächsische Zeitung Sebnitz, 16.01.2003)
Dieser
historische Exkurs soll nur die nebenstehende Darstellung
untermauern. |
Der Ring heute
In der Zeit nach der Wende erfreute sich der Rundkurs immer wachsender
Beliebtheit bei den Motorsportbegeisterten. Zuerst kamen nur die
Einheimischen dort hin. Doch die Kunde von der wilden Rennstrecke
verbreitete sich schnell in angrenzende Regionen und darüber hinaus. So
kam es in den folgenden Jahren, vornehmlich an den Wochenenden, häufigen
zu illegalen Rennen mit mehreren Tausend Zuschauern. Dabei entwickelte
sich eine gefährliche Mischung aus Wanderern, Fahrrädern, Motorrädern und
Autos - streckenkundige Einheimische und unbedarfte Wochenendtouristen -
und jeder Menge Adrenalin. Die Folge waren teils schwere Unfälle mit
Verletzten und Toten. Nicht zuletzt durch den Rennstreckencharakter der
30er Jahre ohne Sicherheits- oder Auslaufzonen. Wer von der Strecke
abkommt zerschellt meist gnadenlos an den Felswänden oder tritt den
Freiflug über die Klippen an. Wie von einem Notarzt zu vernehmen ist, war
zuletzt an den Wochenenden ein Rettungswagen allein für den
Deutschlandring abgestellt. Die Staatsgewalt versuchte mit Kontrollen dem
Treiben Herr zu werden, was nicht gelang.
So wurden schrittweise die Rechte der Fahrzeugführer weiter
eingeschränkt. Zuerst die Beschränkung auf 80km/h, das
Wochenendfahrverbot für Krafträder. Schlussendlich die bauliche Verengung
der 12m-Fahrbahn (3 Fahrstreifen) auf 4m (1 Fahrstreifen) im Polenztal,
verbunden mit einem Vorrang für Fahrzeuge entgegen der Ringrichtung und
einer generellen 60km/h Beschränkung. An den Schikanen ist nochmals eine
Geschwindigkeitsreduzierung gefragt. Für Ortsfremde besonders gefährlich,
weil die Schikanen oftmals hinter unübersichtlichen Kurven aufgebaut
wurden. Ebenso wurde die Start-/Zielgrade durch Betonbarrieren von 22m
auf 12m verengt.
An Ostern 2007 ist die
Strecke wieder in den Mittelpunkt des Interesses der Ordnungskräfte
gerückt worden.
Der Wirt der
Hocksteinschänke hat Anzeige erstattet. Wahrscheinlich war ihm das
Bewirtungsgeschäft am Wochenende zu stressig, wenn hunderte Biker
sein Lokal aufsuchen. Ich für meinen Teil werde den Wirt an allen
Wochentagen nicht mehr belästigen und wünsche ihm viel Spass beim
Kreuzworträtsel lösen. Soll wesentlich entspannender sein als der
Schankbetrieb. Ich hoffe, das möglichst viele Biker meinem Beispiel
folgen.
Denn in der Folge der
Anzeige wurde die Wartenbergstraße an Wochenenden und Feiertagen für
Krafträder gesperrt. Dafür wurde die Streckensperrung durch das
Polenztal aufgehoben. Allerdings bleiben die Beschränkungen und
Rückbauten weiterhin bestehen. |
So war es
bis Ostern 2007:
Auch heute noch trifft sich die Szene, vornehmlich Papageienleder, am
Ring. Allerdings wird in der Regel nicht mehr der komplette Ring befahren
sondern hauptsächlich die Wartenbergstraße, welches die alte
Bergrennstrecke vom Polenztal hinauf zur Hocksteinschänke darstellt.
Hinter den Leitplanken in den Kehren sitzen wieder die Zuseher,
ausgerüstet mit Klappstuhl und Getränken. Das größte Spektakel findet in
der Applauskurve, der letzten lang gezogenen Rechtskurve vor der
Hocksteinschänke statt. Das gesittete Bikervolk trifft sich an der
Hocksteinschänke.
|
Wer heute die alte Rennstrecke befahren will, sollte sich auf jeden Fall
auch als Ortskundiger eine Einführungsrunde gönnen, um den
Streckenzustand vor allem auf Verschmutzung (unter der Woche befindet sich häufig Dreck auf der
Ideallinie) und Schnittlauchbewuchs zu kontrollieren.
Aufruf
Die Rennstrecke ist (leider) Vergangenheit. Es handelt sich um
öffentliche Straßen mit allen Gefahren, Rechten und Pflichten für alle
Verkehrsteilnehmer. Der Autor weist ausdrücklich auf den Geltungsbereich
der StVO hin und bittet alle Verkehrsteilnehmer, sich dementsprechend zu
verhalten.
Darthradar is watching you!
Eine letzte Bitte
Sollten Sie noch über weitere Informationen zum Thema
Deutschland-Ring/Großdeutschlandring verfügen, oder Quellen bzw.
Zeitzeugen kennen, so bitte ich Sie höflich um Nachricht (siehe
Hauptnavigationsleiste). Ich würde mich freuen, wenn ich aufgrund
zusätzlicher Informationen noch detaillierter und genauer die Geschichte
dieser Anlage nachzeichnen und darüber berichten könnte.
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