Originaltitel: Entr'acte. Frankreich, 1924. Regie: René Clair. Drehbuch: René Clair, Francis Picabia. Produktion: Rolf de Maré. Kamera: Jimmy Berliet. Musik: Erik Satie. Darsteller: Inge Friss, Jean Börlin, Marcel Duchamp, Man Ray, Marcel Achard, Roger Le Bon, Francis Piscabia, Erik Satie, Jean Mamy, Georges Auric, Darius Milhaud. Schwarzweiß. 21 Min.

 


 

 

 

 

Obwohl nur als Zwischenspiel für Francis Picabias Ballet "Relache" gedreht, ist René Clairs "Entr'acte" ein wichtiger Beitrag zum Experimentalfilm. Genauer gesagt, ist der mit allen Spezialeffekten seiner Zeit protzende Kurzfilm ein in seiner Form exemplarisches Beispiel für den dadaistischen Film, also ein Kunstwerk, das sämtliche ästhetische und methodische Filmkonventionen über Bord wirft und etwas völlig Eigenes schafft. Obwohl er im Vergleich zu anderen europäischen Avantgardefilmen deutlich träger und weniger aufregend wirkt, ist seine Geschichte ein wunderbares Beispiel für die Faszination Experimentalfilm.

Während der Pause der Ballettaufführung Picabias sollte Clairs frühes Werk als Hintergrund projiziert werden, während Stücke von Eric Satie, der auch einen Auftritt in dem Film hat, gespielt werden. Es war vorgesehen, das Musik und bewegtes Bild das plappernde Publikum untermalen sollte. Jedoch waren die irren Vorgänge auf der Leinwand Grund genug für die Menschen im Zuschauersaal, um voller Ehrfurcht zu verstummen und "Entr'acte" ihre gesamte Aufmerksamkeit zu schenken.

Schade, dass nicht allen Experimentalfilmen jene Ehre zu Teil wurde. "Entr'acte" versucht durch collagenartige Überlagerung von Filmbildern und ungewöhnlichen Sichtweisen einen neuen Filmblickwinkel zu schaffen. Außerdem führt er eine namhafte Menge an Künstlern vor der Kamera vor: Marcel Duchamp, Man Ray, Picabia und Satie. Inhaltlich geht es um eine Tanztruppe, die einen Verlust zu vermelden hat. Der Trauermarsch, angeführt von einem Kamel, wird zu einem in Zeitlupe wiedergegebenen Tanz.

Feuillade-Schüler Clair hat viele hervorragende Ideen in "Entr'acte" verwirklicht, hat aber Schwächen beim Schnitt. Einige seiner räumlichen Gegenüberstellungen gehen bei seinem allzu groben Schnitt verloren. Sein Einsatz von verschiedenen Abspielgeschwindigkeiten und frühen Stop-Motion-Varianten ist sicherlich entzückend anzusehen, hat aber bei weitem nicht die emotionale Kraft eines "Der andalusische Hund" beispielsweise.