Indiens  Palmblattbibliotheken

Ein Blick in die eigene Zukunft, die bereits vor mehreren tausend Jahren nieder geschrieben wurde.

Die sagenhaften indischen Palmblattbibliotheken beherbergen jahrhundertealte Aufzeichnungen über das Leben jener Menschen, die sie dereinst besuchen werden. Wie ist das möglich? Konnten die längst verstorbenen Biographen in Parallelwelten sehen, in denen andere Raum-Zeit-Gesetze herrschen als in unserer Vorstellung?

 In sieben Städten Indiens befinden sich so genannte Palmblattbibliotheken in denen die Vergangenheit und die Zukunft vieler Menschen aufgeführt ist. Der Ursprung dieser Palmblattbibliotheken muss über fünf Jahrtausende zurück datiert werden. Damals lebte in Indien ein überaus gelehrter Mann, ein Weiser namens Bhrigu. Er wird, mythologischen Überlieferungen zufolge, der legendären Gruppe von sieben heiligen Rishis zugezählt, deren spirituelle Macht angeblich größer gewesen sein soll als jene der indischen Götter. Bhrigu wird in den heiligen Schriften des Landes - den Veden - mehrfach erwähnt. Ihm ist die Existenz der Palmblattbibliotheken zu verdanken, schuf er doch vor 5000 Jahren die Urform dieser Orakelstätten.

Doch wie war ihm das möglich? Entweder hat er die Fähigkeit gehabt seine Klarträume so zu bestimmen, dass er die Daten und Fakten von allen Menschen, die jemals dort hinkommen werden, aufschreiben konnte oder wurde ihm die Fähigkeit gegeben, wie es in indischen Quellen gesagt wird, einen Blick in das Weltgedächtnis zu werfen. Diese Daten ritzte er dann in Alttamil - einer Sprache, die heutzutage nur noch von wenigen Eingeweihten beherrscht wird - auf den getrockneten Blättern der Stechpalme in eng geschriebenen Zeichen ein. Ein solches Palmblatt überdauert im Normalfall etwa 800 Jahre. Wenn es alt und brüchig geworden ist, fertigt man eine Abschrift des Textes auf einem frischen Palmblatt an. Von diesen Urschriften sollen zwölf Kopien existieren, die in ebenso vielen Bibliotheken in ganz Indien bewahrt werden. Nur für die, die dort selber auch persönlich hingehen werden ist ein Palmblatt vorhanden, dass sein Lebensschicksal, ja sogar die definitive Angabe seines Todesjahres enthält. Alle anderen sind dort palmblattmäßig nicht registriert.

Jeder, der in diesem "Weltgedächtnis" ließt, befindet sich dabei in einer (spirituellen) Position außerhalb dessen, was wir unter Raum und Zeit verstehen. Dabei betrachtet er dieses Kontinuum in seiner Gesamtheit also von außen.

Eine vollständige Palmblattlesung beinhaltet die astrologischen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Geburt ebenso wie die Angabe des Geburtsortes. Es ist sogar möglich, daß die Beschreibung in dem Palmblattmanuskript erwähnt, wieviele Menschen zum Zeitpunkt der Geburt anwesend waren. Außerdem werden die im Zeitpunkt der Lesung lebenden näheren Verwandten benannt sowie ebenfalls die Namen der Eltern des Klienten. Angaben über den schulischen und beruflichen Werdegang folgen. Die Zukunft des Ratsuchenden wird dann in Abschnitten von zwei bis vier Jahren geschildert, wobei auf alle wichtigen Ereignisse - sowohl den Alltag als auch die eigene spirituelle Entwicklung betreffend - eingegangen wird. Die Beschreibung eines Lebens- oder Seelenpartners gehört ebenso hierher wie die Voraussage über eigene Kinder und Angaben zu künftigen finanziellen Verhältnissen. Zentraler Inhalt einer Palmblattlesung ist jedoch die Benennung einer spirituellen Lebensaufgabe und die Beschreibung des Weges zu ihrer Lösung. In Einzelfällen kann dem Klienten ein konkretes Todesdatum vorausgesagt werden, zumeist benennt der Palmblattleser jedoch das absolute Lebensalter des Ratsuchenden in Jahren. Auf Wunsch wird auf eine solche Angabe jedoch auch verzichtet.

Die Präzision der Aussagen von indischen Palmblattlesern scheint so zu deuten zu sein, dass jedem seine Zukunft schon vorausgesagt wurden ist und daran nichts geändert werden kann. Doch die Palmblattbibliothek gleicht vielmehr einer Art von virtuellem Speicher, der ständig Dinge und Ereignisse aufnimmt, die initialisiert oder verändert werden. Es ist also möglich die Ursachen, die in der Vergangenheit liegen und sich in der Gegenwart auswirken oder sich möglicherweise erst noch in der Zukunft auswirken werden, zu erkennen und zu verhindern.

Verlauf einer Palmblattlesung:

1. Angabe des vollständigen Namen und des Geburtsdatums

2.1. Der Besucher muss neun polierte Muscheln über einem Mandala werfen, dass in einem kleinen Teppich gestickt ist. Danach sucht der Nadi-Reader die im Zentrum des Mandalas liegenden Muscheln heraus. Ihre Zahl, verbunden mit dem bereits genannten Daten, bildet die Information für das Auffinden des persönlichen Palmblattes. Dauer: ca. 5 - 7 Minuten.

2.2 Der Besucher gibt ein paar persönliche Daten ( vollst. Name, Adresse und Geburtstag) an und der Palmblattleser holt das zu den Daten dazugehörige Palmblatt heraus. Dort ließt er dann seinen Klienten weitere persönliche Daten vor. Wenn diese von dem Klienten bestätigt werden, wird noch ein zweites Palmblatt geholt, auf dem sich dann die restlichen Daten des Klienten befinden.

3. Der Palmblattleser, der meist Englisch, aber manchmal sogar gebrochenes Deutsch, sprechen kann, übersetzt die Texte des jeweiligen Palmblattes. Die Lesung des Palmblattes untergliedert sich in mehrere Punkte: Nach einer Einleitung, in welcher die astrologischen Daten des Klienten unter Verwendung des hinduistischen Kalenders dargelegt werden, berichtet der Palmblattleser zunächst von der Vergangenheit seines Klienten in diesem Leben. Sind die mitgeteilten Fakten durch Rückfragen überprüft und stimmen sie mit der Realität überein, werden die charakterlichen Eigenschaften, Talente und Fähigkeiten des Klienten erläutert, sowie die Aufgaben, welche sich daraus ergeben und für die Gestaltung der Zukunft des Ratsuchenden wichtig sind. Das künftige Leben des Klienten wird in Abschnitten von jeweils 2 bis 3 Jahren bis hin zum Todestag geschildert und erläutert. Im Zusammenhang damit werden auch mindestens 4 frühere Leben des Klienten besprochen, aus welchen bestimmte Erfahrungen und Ereignisse in die jetzige Inkarnation hineinwirken. Dieser Abschnitt des Readings dient vor allem dazu, noch unbewußte, brachliegende Fähigkeiten, die bereits in früheren Leben erworben wurden, für die Aufgaben in dieser Inkarnation nutzbar zu machen. Ein weiteres Kapitel des Nadi-Readings ist der gesundheitlichen Verfassung des Klienten sowohl in psychischer als auch in physischer Hinsicht gewidmet. Hier werden auch die Gegenmittel (etwa bestimmte Meditations- und Yoga-Techniken, aber auch Medizin der Ayurveda) zur Behebung bestehender oder künftig auftretender gesundheitlicher Probleme genannt. Danach wird noch einmal gesondert die Thematik Partnerschaft und Familie mit allen positiven und auch weniger günstigen Aspekten besprochen. Zum Abschluß des Nadi-Readings erhält jeder Klient sein ganz persönliches Mantra, welches er immer dann sprechen soll, wenn er in Situationen gerät, welche die ganze Kraft der Persönlichkeit erfordern. Dieses Mantra eignet sich jedoch auch ganz besonders zur Meditation.

Von allen Personen die über ihre eigene Palmblattsitzung geschrieben haben, war es im nachhinein so, dass die vorgetragenen Fakten wirklich eingetreten sind. Ob dies nun immer und bei jedem stimmt, kann und wird auch bestimmt nicht bewiesen werden können. Das vorlesen lassen von solchen Palmblättern ist aber kostenlos. Den der Vorleser betrachtet das Palmblattlesen, auch Nadi-reading genannt, als heiligen Auftrag.

In allen Palmblattbibliotheken verläuft die Vorlesung wesentlich unterschiedlich. In manchen sind z.B. 12 Lesungen notwendig oder das Geschriebene wird nur in Alttamil vorgetragen und der Besucher muss das dann auf Kassette mitschneiden und sich von einem Dolmetscher übersetzen lassen.

Zweck dieser Bibliotheken:

Gemäß den Aussagen der Nadi-Reader, wurden die Palmblattbibliotheken geschaffen, um das Schicksal bestimmter Menschen zu bestimmten Zeiten besser gestalten zu können - dies bedeutet allerdings nicht, dass sich das vorgezeichnete Schicksal (sofern man dies akzeptiert) eines Menschen abwenden lässt, sondern daß es mit den richtigen Informationen und dem daraus resultierendem Verhalten günstiger arrangiert werden kann.

 

Palmblattbibliotheken gibt es in Indien in diesen Städten:

-Madras (seriöseste Palmblattbibliothek, keine Kosten, Text wird mit einmal vorgelesen, Leser braucht nur sehr wenige persönliche Daten angeben und man kann sogar in seltenen Fällen sein eigenes Palmblatt mit nach Hause nehmen)


-Bangalore (wird von Europäern am meisten besucht, für einen Termin muss man sehr lange warten, der Nadi-Reader liest vor und jedem ist selbst überlassen, ob er mitschreibt)


-Kanchipuram (hier sind meist 12 Lesungen erforderlich, die aber nur im Abstand von 9 Monaten gehalten werden)


-Vaithisvarankoil (hier wird den Kunden das Geld aus der Tasche gezogen und die Lesung mit Verzögerungstaktiken nicht einmal zu ende geführt)

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn es möglich ist, daß jemand vor fast 7000 Jahren voraussehen konnte, dass Menschen einmal nach Indien reisen und in ganz bestimmten Palmblattbibliotheken nach ihrem Schicksal fragen werden; wenn dieser Jemand ihre Lebensläufe im Detail bereits damals kannte, dann müssen wir wohl unsere gängige Vorstellung vom Begriff "Zeit" vollständig revidieren. Dann gäbe es in der Tat kein Gestern, kein Heute und kein Morgen, wären Vergangenheit und Zukunft eins. Dann wäre die "Gleichzeitigkeit" von Ereignissen und Prozessen das beherrschende Prinzip des Universums. Dann könnten wir tatsächlich von "Erinnerungen an die Zukunft" sprechen ...

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