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15.03.2011

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JUBILÄUM: Und im Keller gab es eine Arrest-Zelle

Die Freiwillige Feuerwehr Mellensee wird 100 / Das Spritzenhaus ist spiegelverkehrt zum ursprünglichen Entwurf gebaut worden

MELLENSEE - Am 16. März 1911 beschloss der Gemeinderat Mellensee mit sieben zu drei Stimmen, 400 Mark zur Gründung der Feuerwehr aus der Gemeindekasse zu bewilligen. So steht es in den alten Gemeinde-Protokollen, die Ortschronistin Gisela Kublick in mühevoller Kleinarbeit vom Sütterlin in unsere heutige Schrift übersetzt.

Vor ein paar Tagen saßen Gisela Kublick und der gebürtige Mellenseer Wolfgang Schimmöller über den historischen Aufzeichnungen und Fotos. Das Jubiläum muss vorbereitet werden. Schimmöller ist dieses Jahr 65 Jahre Feuerwehrmann – zuerst 40 Jahre in der Berufsfeuerwehr Zossen, danach in der Freiwilligen Feuerwehr Zossen. Von Zossen aus wurden die umliegenden Wehren einst mitbetreut.

Von den ganz alten „Kamellen“ kann Wolfgang Schimmöller aus eigener Anschauung natürlich nichts wissen. Zum Beispiel davon, dass der Landrat im Jahre 1913 den Neubau eines Feuerwehrhauses anordnete, weil das alte an der Dorfaue so marode war. Wo es heute steht (an der Friedenstraße), muss einst ein Feld gewesen sein. Denn der Gemeinderat verfügte, erst die Roggenernte abzuwarten und dann mit den Bauarbeiten zu beginnen. Der Acker gehörte ursprünglich dem Bauern Gustav Wiesecke, der aber Haus und Hof vertrunken haben soll – und so auch dieses Grundstück los wurde.

Ein Architekt aus Berlin musste binnen 14 Tagen (!) einen Entwurf für das Haus vorlegen. Der wurde dann auch gebilligt, aber mit der Maßgabe, ihn spiegelverkehrt zu verwirklichen. Der Turm sollte in Richtung Zossen zeigen. Um die Gesamtkosten von 8000 Mark aufbringen zu können, nahm die Gemeinde ein Darlehen bei der Sparkasse auf. Fürs Richtfest im Herbst 1913 rückte sie zehn Mark heraus. Außerdem mussten die Gastwirte Lamster und Gericke je drei Mark und der Biergarten Jacob sogar vier Mark lockermachen, um den Bauleuten ein paar Gläser Bier spendieren zu können.

Als das neue Spritzenhaus stand, schossen zwei Mellenseer Jungs die Fenster mit Pfeilen ein. Die Eltern wurden aufgefordert, den finanziellen Schaden auszugleichen, ansonsten käme die Sache vor Gericht. Die Eltern zahlten.

Im Keller des Spritzenhauses gab es übrigens eine Arrestzelle. „Wer da eingesessen hat, weiß kein Mensch. Da war wohl immer nur mal jemand für eine Nacht drin, bevor er nach Zossen abgeführt wurde“, vermutet Wolfgang Schimmöller.

„Für die Feuerwehr war nie Geld da“, hat Gisela Kublick den Gemeindeakten entnommen. Zum Beispiel gab es 1919 einen Antrag auf Entschädigung für die Einsätze der Feuerwehrmänner. Er wurde abgelehnt, „weil man die Unkosten in der jetzigen ungünstigen Zeit nicht decken kann“. Dasselbe Spiel 1920, als es darum ging, elektrisches Licht in den Feuerwehrturm zu legen. Die Gemeinde verpflichtete sich stattdessen, für genug Petroleum zu sorgen.

Zum Auffinden einer Wasserader für einen Feuerlöschtiefbrunnen wollte man 1931 einen Wünschelroutengänger beauftragen und hat es dann doch „wegen allgemeiner Notlage verschoben“.

Die Technik von der Handdruckspritze für Pferdezug bis zum heutigen Löschfahrzeug soll hier nicht lückenlos aufgeführt werden. Interessant ist aber, dass Eberhard und Ullrich Märker (Wehrführer) nach dem Krieg aus einem im Krieg stehen gebliebenen Fahrzeug einen Mannschaftswagen selbst bauten.

„Gebrannt hat es in Mellensee meist im VEB (volkseigener Betrieb) Holzchemie am Bahnhof und in der Vereinigten Holzindustrie an der Hauptstraße“, erinnert sich Wolfgang Schimmöller.

Großen Aufruhr gab es, als am 6. Oktober 1972 eine mit Pellets gefüllte Scheune der LPG in Flammen aufging – unmittelbar vor dem Tag der Republik am 7. Oktober. Die SED vermutete Sabotage, was Wolfgang Schimmöller aber nicht glaubt. „Und das hat gestunken“, weiß Gisela Kublick noch.

Der Brand der schilfgedeckten „Seeschänke“ war auch so ein Ereignis, an das sich bestimmt viele ältere Einwohner erinnern.

Von 1988 bis 1989 bauten die Feuerwehrleute in ehrenamtlicher Arbeit (hieß das damals noch Nationales Aufbauwerk oder schon Mach-Mit-Wettbewerb?) einen Schulungs- und Versammlungsraum mit Sozialtrakt an das Feuerwehrhaus an, Wert: 80 000 Mark. Eine Brandserie ereignete sich am 3. März 1992 im Raum Mellensee–Klausdorf. Unter anderem brannten das Wirtschaftsgebäude einer Textilreinigung und der Saal der Strandgaststätte. Ein nicht explodierter Brandsatz wurde vor einem Ingenieurbüro entdeckt. „Aufgeklärt wurde das wohl nie“, so Wolfgang Schimmöller.

Heute haben sich dem Motto „Retten, löschen, schützen, bergen“ in Mellensee 25 Männer und drei Frauen verschrieben. Außerdem gibt es fünf Ehrenmitglieder und acht Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Wehrleiter ist Ralf Erbach. (Von Gudrun Schneck)


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