Reiszug zu Salzburg

 

 Foto: E. Schurr

Der Reiszug zu Salzburg gilt als älteste, noch heute existierende Seilbahnanlage der Welt.

Untrennbar verbunden ist seine Entstehung mit dem Namen Leonhard von Keutschach, welcher 1495 zum Erzbischof von Salzburg gewählt wurde. Keutschach  begann bereits ein Jahr nach seiner Wahl mit dem totalen Um- und Ausbau der Festung Hohensalzburg. Der dafür notwendige Transport von riesigen Mengen an Baumaterial verlangte nach neuen Transportmitteln.Die Ostseite des Festungsberges weist den gleichmäßigsten Neigungswinkel auf, auch war das Kloster Nonnberg leicht mit Pferdefuhrwerken zu erreichen. Die auf dem Niveau des Burghofes liegende Bergstation sicherte den relativ problemlosen Weitertransport des Materials. Eine besondere Rolle spielte zur damaligen Zeit der Schutz der Bahnstrecke. Diese wurde durch insgesamt 5 Toranlagen, die Nonnbergbastei und den Schlangengang geschützt. Dazu kamen als Schutz der Talstation die Klostertore der Nonnbergbastei sowie der Bayernturm.Die erste Anlage war eine Art Kufenschlittenbahn, wie sie auch in damaligen Bergwerken eingesetzt wurde. Bald jedoch stellte man auf  eine Holzschienenbahn mit Walzenrädern um, um den Reibungswiderstand zu vermindern. 1523 und 1525 bestand der Aufzug während der Bauernkriege seine erste Bewährungsprobe, ebenso 100 Jahre später während des 30-jährigen Krieges. Die "Reise", wie die Bahn volkstümlich genannt wurde, wurde von einem 304 m langen Hanfseil gezogen, welches zwischen 1300 und 1753 kg wog. Die Differenz rührte vom unterschiedlichen verwendeten Material als auch vom differierenden Feuchtigkeitsgehalt her, da die Bahn ganzjährig betrieben wurde. Allein in den Jahren 1679 - 1792 wurden 22 Seile benötigt. In der ersten Zeit besorgten Gefangene, die so genannten "Schloßbüßer", das Aufziehen der Materialien. Ab 1800 besorgten Ochsen und Pferde diese Arbeit. In den Jahren 1881 -  1885 erfolgte eine Sanierung der Anlage durch die österreichische Militärverwaltung. So wurden drei Holzbrücken abgetragen und durch solche aus Stahl ersetzt. Die Schienen auf der gesamten Strecke wurden als Eisenschienen neu verlegt, der Einsatz neuer Wagen ging einher mit dem Einbau eines Drahtseiles. Der Antrieb erfolgte weiterhin mittels Göppel. Tiere als auch Gefangene waren im Einsatz. Erst 1910 erfolgte der Einbau einer elektrischen Bergbauwinde, das Drahtseil wurde gegen ein Stahlseil ausgetauscht.1951 erfolgte der Abbruch der alten Anlage, die vollständig verschlissen war. Weitere grundlegende Erneuerungsarbeiten fanden 1988 - 1990 statt. Der Reiszug dient dem Güterverkehr und kann sowohl im Tag- als auch im Nachtbetrieb verkehren. Infrarotkameras dienen der Streckensicherung. /"Die Reise" - Materialseilbahn zur Festung Hohensalzburg. Festungsheft Nr. 1 (vergriffen)/

Trotz der neuen Festungsbahn stellt die historische Anlage des Reiszugs auch heute noch den Lebensnerv der Festung Hohensalzburg dar, dient sie doch nicht nur der Ver- und Entsorgung der Festung mit Gütern aller Art, sie ist auch die einzige Möglichkeit, Krankentransporte durchzuführen. Speziell im Winter, wenn die Straße zur Festung unpassierbar und die  Festungsbahn wegen Revisionsarbeiten nicht in Betrieb ist, stellt der Reiszug die einzige mechanische Verbindung zwischen Stadt und Festung dar.

Die Anlage ist nicht öffentlich zugängig.

Für die Informationen und die Gelegenheit zur Besichtigung der Anlage danke ich Herrn Heribert Wieser, langjähriger Betriebsleiter des Reiszuges.

 

Strecke:

Kloster Nonnenburg - Festung Hohensalzburg

Höhenunterschied: 

80 m

Streckenlänge: 

190 m

Gefälle:       

67 %

Fahrbetriebsmittel:  

1 für 1500 kg Zuladung oder 3 Personen (nur Werksverkehr)

Geschwindigkeit: 

0,55 m/s

Fahrzeit:    

5,45 min

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Bild 1: Talstation. Bild 2 und 3: Strecke. Bild 4: Blick zur Bergstation. Bild 5: Wagen in der Bergstation. Bild 6: Bergstation. Bild 7: Antrieb. Bild 8: Kommandopult

Fotos: E. Schurr