EUROPEAN PLANETARY SCIENCE CONGRESS 2008 Erklärung zur Äußerung des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vorgeschlagene Mondmission Lunarer Explorations-Orbiter (LEO) zurückzustellen Die deutschen Planetenforscher bedauern die gegenwärtige Haltung des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, die deutsche Mondmission LEO zurückzustellen. Diese Empfehlung an die Abgeordneten für den Haushalt 2009 berücksichtigt in vielerlei Hinsicht nicht die negativen Auswirkungen auf mehrere, für die Zukunft unseres Landes wichtige Felder. Die deutsche Planetenforschung und Raumfahrt hat in den vergangenen Jahren durch Beteiligungen an europäischen und internationalen Missionen (Mars und Venus Express, Mars Rover, Cassini/Huygens am Saturn) einen ausgezeichneten Ruf erlangt und die technologische und wissenschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands beeindruckend unter Beweis gestellt. Deutsche Wissenschaftler arbeiten mit ihren Experimenten »auf Augenhöhe« mit ihren Kollegen aus den USA und den europäischen Partnerstaaten. Der Mond wurde von allen bedeutenden Raumfahrtagenturen auf der Welt, der European Science Foundation ESF und im Explorationsprogramm der europäischen Raumfahrt-Agentur ESA als eines der wichtigsten Ziele der Planetenforschung und Exploration in der nahen Zukunft identifiziert: Der Mond ist ein Schlüssel zum Verständnis unseres Planeten als Teil des Sonnensystems, unserer Vergangenheit und unserer Zukunft. Die Erforschung des Mondes hat auch eine sehr starke nationale Komponente bekommen. Die USA, Japan, Indien und China führen ihre Mondmissionen nur sehr bedingt mit internationaler Beteiligung durch. Deutschland ist an den aktuellen und geplanten Projekten zur Erforschung des Mondes so gut wie nicht mit Experimenten beteiligt und wird deshalb ohne LEO ab sofort an dieser wissenschaftlichen und technologischen Herausforderung nicht mehr teilhaben. Dies ist ein massiver Rückschritt! Deutschland droht dadurch nicht nur bei der Erforschung des Mondes entscheidend ins Hintertreffen zu geraten, es verabschiedet sich damit auch aus der Gruppe jener Hochtechnologie-Nationen, die aktiv die Exploration unseres Sonnensystems durch Raumfahrtmissionen betreiben. Die Auswirkungen auf zukünftige internationale Projekte zur Erforschung des Sonnensystems sind unabsehbar, besonders da die LEO-Mission gerade für zukünftige robotische Missionen zur Mondoberfläche eine wichtige Voraussetzung darstellt. Der Absicht, eine robotische Mondlandemission im europäischen Rahmen unter deutscher Führung und mit deutscher Automationstechnik zu etablieren, wird der Boden unter den Füßen weg gezogen. In einmaliger und nie dagewesener Weise vereint die LEO-Mission wissenschaftliche, wirtschaftliche und programmatische deutsche Interessen. Diese Interessen wurden durch die beteiligten Wissenschaftler, die Industriepartner und die Raumfahrtagentur in mehreren Treffen klar definiert und in den letzten zwei Jahren konsequent in der Planung der Mission umgesetzt. Zum ersten Mal ist es damit in Deutschland gelungen, ein planetares Raumfahrtprojekt auf eine solide und breite Basis zu stellen und die volle Unterstützung der unterschiedlichsten Gruppen zu erhalten. Wissenschaft, Industrie und Raumfahrtagentur haben die einzigartigen Möglichkeiten der LEO-Mission erkannt und gemeinsam mit viel Engagement und Eigenleistung an deren Verwirklichung gearbeitet. Für die deutsche Raumfahrtindustrie, vom kleinen und mittelständischen Ingenieurbüro bis zu den großen Raumfahrtfirmen, wird eine einzigartige Chance vergeben, ihre Systemkompetenz in einem »Leuchtturmprojekt« gegenüber internationaler Konkurrenz zu demonstrieren. Noch ist Deutschland in der Planetenforschung und Weltraumtechnologie mit vorne dabei. Wird aber die Chance vertan, diese Spitzenstellung auch zu demonstrieren, so wird es in absehbarer Zukunft keine vergleichbare Gelegenheit mehr geben, deutsche Experimente gebündelt und wissenschaftlich ideal aufeinander abgestimmt auf einer Mission zu fliegen, die Daten an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen auszuwerten und die junge Generation für Forschung und Technologie dadurch zu begeistern. Neben den eigentlichen wissenschaftlichen und technologischen Zielen der Mission bietet LEO auch einmalige Ausbildungsmöglichkeiten für unseren Nachwuchs an Ingenieuren, Technikern und Wissenschaftlern. Die Chance, in Forschung, Lehre und Technologie durch LEO ein Zeichen zu setzen, das Deutschland als »exzellenzfähig« ausweist und zeigt, dass Deutschland in der Lage ist, ein großes Raumfahrtprojekt selbständig durchzuführen, wäre vergeben; die beruflichen Perspektiven für den Nachwuchs in Weltraumforschung und Technologie besonders an deutschen Universitäten wären nachhaltig gemindert und die Abwanderung hochqualifizierter Wissenschaftler von Universitäten und Großforschungseinrichtungen würde anhalten bzw. verstärkt werden und dies vermutlich nicht mehr nur in die USA! LEO bietet eine ideale Gelegenheit, breite Schichten der Bevölkerung – über die Medien, aber auch in Schulen und Universitäten – über viele Jahre anzusprechen und auf diese wissenschaftliche und technologische Reise »mitzunehmen«. Die Öffentlichkeit kann bei diesem faszinierenden, leicht begreifbaren und durch »die Kraft der Bilder« immer präsenten Projekt der Spitzenforschung und -technologie »mit zum Mond genommen« werden. LEO würde insbesondere bei Kindern und Jugendlichen Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften hervorrufen und einen wichtigen Beitrag leisten, Deutschland als Wissensgesellschaft fit für die Herausforderungen in einem globalisierten Umfeld des 21. Jahrhunderts zu machen. Kein anderes Raumfahrtvorhaben der letzten Jahre hat eine so breite positive Resonanz, nicht nur in Spezialistenkreisen, sondern auch in der Öffentlichkeit erfahren! Wir bitten Sie daher, Ihren Einfluss geltend zu machen, um eine baldige Durchführung der LEO-Mission zu ermöglichen. Mit Ihrer Unterstützung der LEO-Mission tragen Sie dazu bei, die geleisteten Arbeiten nicht zu gefährden und für Deutschland auch weiterhin die Chance zu bewahren, im internationalen Kontext eine führende Position in der Raumfahrt und in der Exploration des Mondes und der Planeten einnehmen zu können und die universitäre Forschung und Ausbildung in einem Zukunftsgebiet zu stärken.
Prof. Dr. Harald Hiesinger
Prof. Dr. Gerhard Neukum
Prof. Dr. Tilman Spohn
Prof. Dr. Uwe Motschmann
Prof. Dr. Ulrich Christensen
Prof. Dr. Uwe Reimold
Prof. Dr. Robert Wimmer-Schweingruber
Prof. Dr. Joachim Vogt
Prof. Dr. Jürgen Blum
Prof. Dr. Jürgen Oberst
Prof. em. Dr. Dr. E.h. Christoph Reigber
Prof. Dr. Hartmut Asche
Dr. Addi Bischoff
Prof. Dr. Elmar K. Jessberger
Prof. Dr. Georg Büchel
Prof. Dr. Eberhard Grün
Prof. Dr.-Ing.Christian Heipke
Prof. Dr. Manfred Buchroithner
Prof. Dr. Klaus Werner
Prof. Dr. Bernd Heber
Dr. Urs Mall
Dr. Hideo Sagawa
Dr. Jörn Helbert
Dr. Horst Uwe Keller
Dr. Thomas Roatsch
Dr. Julia Lanz
Dr. Sönke Burmeister
Dr. Christian T. Steigies
Dr. Sascha Kempf
Dr. Gabriele Arnold
Dr. Ralf Srama
Dr. Ekkehard Kührt
Dr. Kai Multhaup
Dr. Norbert Kappelmann
Dr. Johannes Brückner
Dr. Alessandro Maturilli
Rene Laufer
Ulrich Köhler
Reinhold Müller-Mellin
Oliver Fabel
Carsten Paproth
Frank Scholten
Lars Seimetz
Stephan Böttcher
Björn Schuster
Karl-Heinz Fornaçon
Walter Goetz
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