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Suchtprävention 

     

Familiäre Suchtprävention nach dem Zürcher Modell                              

 

LEITLINIEN zur Suchtprävention mit Migrantinnen und Migranten>>>

 

"Interkulturelle Suchthilfe Hannover (ISH) - Prävention und Beratung für Migranten"

 

Suchtprävention in/an Schulen

 

Nachweis von Drogen und Medikamenten im Urin mittels Schnelltests  

Külpmann, Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger

Deutsches Ärzteblatt 100, Ausgabe 17 vom 25.04.2003, Seite A-1138

 

Cannabis

 

Wasserpfeifen gefährlicher als Zigaretten?

 

Safer Sniefen


 

Nikotinabhängigkeit und Tabakmanipulationen

Termin: Jugendmedizin-Kongress in Weimar März 2001  

Muttertraining zur Suchtprävention bei jugendlichen Migranten/Innen

Essstörungen

                                                                           

Nikotinabhängigkeit und Tabakmanipulationen

Die Zigarettenindustrie bedient sich verschiedener Methoden,

um Tabakabhängigkeit zu fördern 

 

Tabakzusätze in Zigaretten- warum ?

 

Der medizinischen Fachwelt war es nicht vergönnt, Einzelheiten zur Wirkungsweise des

Nikotins, seiner Suchterzeugenden Eigenschaften und seiner gesundheitsschädigenden

Wirkungen aus den Erkenntnissen der Hersteller zu erfassen Der Staat Minnesota ging 1994 gegen die Tabakindustrie vor und beschlagnahmte Millionen ihrer Internen Dokumente Daraus geht für die Gesundheit der Bevölkerung wenig konstruktive Haltung dieses Industriezweiges hervor. Inhalte der Dokumente waren Suchtfragen, 

Zigaretten mit erniedrigtem Teergehalt sowie Angaben zur Zigarettenform und zur Nikotinmanipulation. Die Unterlagen stammen aus verschiedenen Tabakfirmen.

Sie umfassen auch Unterlagen zur Zigarettenwerbung für Kinder. Oberstes Ziel der Tabakindustrie war in den 80er-Jahren war es, die Freisetzung und die Effektivität von Nikotin zu steigern. Die Industrie bemühte sich sehr , Nikotin aus der Zigarette gut verfügbar zu machen: Tabakgemische, Zigarettengröße, Filter, Ventilation, Papierporosität, Zusatzstoffe sowie das Verhältnis von Tabakschnitt zu Tabakgewicht pro Zigarette wurden optimiert. Die Rauchentwicklung wurde verbessert. Mit gentechnologischen Verfahren versuchte man , zudem den Nikotingehalt der Pflanzen zu erhöhen. 

Unter der Vorstellung , die Gesundheit des Rauchers weniger zu schädigen, entwickelte man "teerarme" und "nikotinarme" Zigaretten. Nicht bedacht wurde das

Verhaltendes Rauchers: Der Raucher raucht eine solche Zigarette ganz anders als eine herkömmliche. Aus Zigarettensorten mit unterschiedlichem Nikotingehalt holt er über die Frequenz der Züge und Inhalationstiefe eine etwa konstante Nikotindosis heraus.

Dabei erfasst er das veränderte Freisetzungsverhalten von Nikotin aus den neuen Zigaretten sofort. Insbesondere bei Stress werden entweder stärkere Zigaretten genutzt, oder es werden zwei Zigaretten in unmittelbarer Folge geraucht. Die gesundheitlichen Folgen bei Langzeitgebrauch von Light-Zigaretten sind noch nicht abzusehen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sich durch vermehrt inhalierte Nitrosamine anstelle von Benzpyrenen gehäuft Adenokarzinome anstelle von kleinzelligen Bronchialkarzinomen bilden. 

Optimale Nikotinfreisetzung.

Den Anteil der freien Nikotinbase im Rauch erhöhen war für die Industrie entscheidend. Nikotin liegt pH-abhängig gebunden in Salzform oder als freies Nikotin als Base vor. Freies Nikotin penetriert im Gegensatz zur gebundenen Form biologische Membranen sehr schnell und fast vollständig. Je höher pH-Wert , desto höher der Betrag an an freiem Nikotin. Durch einen erhöhten Anteil wird der erzeugte Kick gesteigert. Der Nikotingehalt des Zigarettenrauchs kann als Maß für die Stärke der Zigarette gelten., da bei höheren Nikotinkonzentrationen eine schnellere Absorption zu erwarten ist. Ein zusätzlicher Kick sollte erreicht werden durch den Zusatz von Alkalien und Nikotin zum Tabakgemisch, das Entfernen von von Säurebestandteilen , den Einsatz spezieller Filtersysteme, die die Entfernung der Säuren und Zugabe von Alkalien zum Hauptstromrauch ermöglichen sowie die inhalierte Luft stark verdünnen, oder durch eine verminderte Zuckerumhüllung. 

In die Lungenalveolen wird beim Zigarettenrauchen die freie Nikotinbase inhaliert. In den Partikeln des exhalierten Hauptstromrauchs ist vielfältig Nikotin nur noch spurenweise anzutreffen. Durch Zugabe von  Ammoniumsalzen wird die Intensität der

Nikotinzufuhr noch erhöht. Mit der Ammonium-Technologie konnten in Rauchapparaturen gemessene Nikotinwerte nach unten manipuliert werden.; ebenso wurden geringere teerwerte als in der Realität gemessen. Dennoch erreichte der Raucher den von ihm erwarteten Kick . Mit zunehmender Alkalisierung flutet Nikotin im Blut schneller an. Beunruhigenderweise werden die zugefügten Ammoniumsalze als "Geschmackskorrigenzien" und nicht als mögliche Wirksamkeitssteigerung der freien Nikotinbase deklariert. Man kann nicht ernst genug gegen diese pH-Manipulationen angehen, denn damit wird die Abhängigkeit des Rauchers gefördert.

Die Tabakindustrie versucht mit allen Kräften plausibel zu machen, dass die Zigarette 

heutzutage ein geringeres Risiko darstellt. als in früheren Jahren. Immer wieder wird auf den Filter hingewiesen. Wo das eigentliche Gesundheitsrisiko liegt, wurde von der Tabakindustrie niemals klar ausgesprochen. Es wird allenfalls darauf verwiesen , dass die neueren "nikotin- und teerarmen" Zigaretten ("Light- und Ultralight"-Zigaretten)

"gesünder " als herkömmliche seien. Diese Marken werden im Glauben dessen von den Verbrauchern auch zunehmend häufiger geraucht.

 

Prof. Dr. med. Knut-Olaf Haustein, Institut für Nikotinforschung und 

Raucherentwöhnung, 

in Deutsches Ärzteblatt 97,A-1520, Heft 22,2. Juni  2000                                                                                                   


Sehnsüchte sind auch Süchte

Bei  der  nächsten    Jugendmedizin-Kongress in Weimar März 2001  soll die Suchtproblematik unter einem anderen Blickwinkel beleuchtet werden.   "Genuss - Sucht und Sehnsucht" heißt dann das Thema. Mit Sucht verbinden viele heute Alkohol-, Nikotin oder Nikotinmissbrauch. Süchtig kann auch das Surfen im Internet machen. Es verschafft gleichzeitig auch einen Genuss, einen Kick den alle verstehen lernen müssen., die sich mit dem Thema Jugendliche und Gesundheit befassen wollen. 

Oft werden sie bei jungen Menschen auf die Ansicht treffen,  dass sie die Gesundheit nicht brauchen, wenn die Gesundheit keinen Spaß macht. Der Kongress soll deshalb die Wahrnehmung der grenzen zwischen Genuss und Sucht schärfen.

Mit Modetrends und Schönheitsidealen verbinden sich viele Sehnsüchte , die schnell in zwanghaftes Verhalten münden können. Essstörungen sind nicht selten die Folge.

Geplant ist auch ein Novum, das auf eine Idee der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Christa Nickels zurückgeht. In einem Gespräch mit dem Verband der kinder- und Jugendärzte regte einen "Markt der Möglichkeiten" an. der parallel zum Kongress ein Forum zum Thema Prävention bilden und mit Ständen , Filmen und Aktionen einen Austausch zwischen Jugendlichen und Fachpublikum bieten könnte. Im Jugendzentrum gegenüber "Russischen Hof" in Weimar soll dieser "Markt der Möglichkeiten" realisiert werden.

(Aus Beilage zu KINDER- UND JUGENDARZT 31. Jg(2000) Nr 5)


Muttertraining zur Suchtprävention bei jugendlichen Migranten/Innen

 

Die Mütter sind eher als die Väter über die Drogenabhängigkeit ihrer Kinder informiert. Meistens im Haushalt tätig, bemerken Sie die Veränderungen bei Ihrem Kind früher. Sie fühlen, dass irgend etwas nicht stimmt. Manchmal entdecken sie beim Aufräumen Utensilien für den Drogenkonsum. Sie sind oft uninformiert und wagen es nicht mit dem Vater über den Verdacht zu reden. Hilflosigkeit ist die Folge.

Die Mütter von (potentiellen) Drogenabhängigen sind wichtige Ansprechpartner für Aufklärungskampagnen.

Die Ursachen von Suchtgefährdung bei jugendlichen Migranten/innen sind komplex: Unterschiedliche Werte und Normen , materielle Orientierung, Mangel an Zeit für die Kinder (wenn beide Elternteile arbeiten), Mangel an Kommunikation in der Familie (Videos, Fernsehen, kaum gemeinsame Freizeitaktivitäten, Konfliktvermeidung (wenn nicht möglich körperliche Züchtigung o. verbale Auseinandersetzung), Rollenunsicherheit (Kinder können fremde Sprache schneller lernen. Eltern erscheinen nur schwach als Identitifikationsfigur) Mangel an Erfolgserlebnissen (Schule, Berufsbildung), nur um einiges zu nennen. Die Beratungsstellen werden wenig in Anspruch genommen (Verheimlichung, Familienehre, Angst vor ausländerrechtlichen Folgen)

Projektidee: Schulung der Mütter: In Stuttgart wurde ein Team aus einer deutschen Diplom-Pädagogin mit Kenntnissen der türkischen Sprache und einer erfahrenen türkischen Multiplikatorin mit sehr guten Deutschkenntnissen gebildet. Beide waren im Stadtteil seit langem bekannt. Es wurde ein Kurs mit 6 Kurseinheiten angeboten.( Fallbeispiele, Substanzmittel-Info, Sensibilisierung für den Gebrauch von legalen (Medikamente, Alkohol) und illegalen Drogen, Beratungsstellen und Therapiemöglichkeiten, was die Mütter tun können um ihre Kinder vor Abhängigkeit zu schützen). Es nahmen bis zu 16 Frauen an diesem Programm teil. Die Einladung per Handzettel war kaum auf Resonanz gestoßen. Für bildungsungewohnte Frauen war der Umfang des Kurses zu lang. Bei Frauen, die bei Kurseinheiten mit rein pädagogischen Inhalt überfordert sind, sollten weniger Kurseinheiten angeboten werden.

Das Programm hat sich für türkische Mütter bewährt., die bereits mehr Erfahrungen mit Kursangeboten haben.

Mein Kommentar: Solche Programme sind nützlich. Sie kommen auch (ev. in leicht angepasster Form) für andere Migrantengruppen, besonders für Spätaussiedler, in Frage. Für die Bekanntmachung dieser Programme sollte man auch sog. Key-Personen (bekannte Vertrauenspersonen, u.a. auch Kinder- und Jugendärzte) benutzen. Die Bedeutung der Familie bei Migranten, vor allem die der Mütter, ist nicht nur bei der Prävention, sondern auch bei der Therapie wichtig.

Dr. med. Fikret Cerci, Kinder- und Jugendarzt

Zusammenfassung nach: Mütter Training als Instrument zu Suchtprävention bei türkischen Jugendlichen, Johanna Marie Körber, in ajs-informationen , Fachzeitschrift der Aktion Jugendschutz Nr 3/ 35. Jahrgang 1999, Stuttgart


Eßstörungen

Ist eine Prävention überhaupt möglich?     Juni, 2000 

In den letzten Tagen ging eine dpa-Nachricht von der Kritik der Britischen medizinischen Gesellschaft (britisch medical association) durch die Presse, dass die Medien oft „unnatürlich dünne Frauen“ zeigten. Dadurch bekämen viele Frauen den falschen Eindruck, zu dick zu sein. Eine Kritik, die die Kinder- und Jugendärzte in Deutschland sicherlich voll unterstützen können. Auch die zutreffende Aussage von S-D. Müller vom Deutschen Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (DIET), „die Models seien oftmals krankhaft unterernährt“ ist sehr nachdenkenswert. Gut, dass die jungen Menschen so deutlich die Wahrheit zu hören bekommen. Fernsehen und Printmedien sollten schon mehr Frauen mit „realistischeren Körpermaßen“ zeigen. Einen Tag danach war in den Medien nichts mehr darüber zu lesen, als wäre alles „vom Winde verweht“. Dabei ist dieses Thema viel zu ernst um es nur einmal kurz in der Presse zu erwähnen, so dass man es schon einen Tag später vergessen hat. Mädchen mit Magersucht, Ess-Brechsucht und Esssucht ahmen solche Vorbilder nach. Diese Schönheitsideale werden häufig von Geschäftemachern gemacht und natürlich nach finanziellen Aspekten. Entsprechend sollten wir als Kinder- und Jugendärzte in regelmäßigen Abständen immer wieder auf die Zusammenhänge hinweisen, damit die junge Menschen selber sehen, in welche Rolle sie gezwungen werden. Sensibilisierung ist die Devise.

I : .Da in diesem Fall pädagogische Aspekte der Gesundheitserziehung und –förderung im Vordergrund stehen, ist eine Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Jugendärzten notwendig. Darüber haben wir ja in Weimar diskutiert. Aus meiner Sicht scheint ein „Gesundheitsfach“ in den Schulen unumgänglich zu sein, wenn man dauerhafte Verhaltensänderungen pädagogisch begünstigen möchte. Wir sollten jedenfalls als Ärzte bei jeder Gelegenheit unseren Standpunkt öffentlich kund tun, z.B. in Leserbriefen und bei Diskussionen, wenn erwüscht evtl. bei Vorträgen, bei Bedarf manchmal auch bei Presseerklärungen vom Berufsverband der kinder- und Jugendärzte. Etwa zweidrittel der Frauen essen sich nicht mehr satt aus Angst, zuzunehmen. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist eine kürzlich veröffentlichte Längsschnittstudie aus Kalifornien .Bei ca. 15-jährigen Mädchen, die sich um eine Gewichtsabnahme bemühten, war das Vorkommen von Übergewicht sogar danach höher. Von 589 Mädchen, die beim Start der Studie als normalgewichtig eingestuft waren., entwickelten 63 Mädchen (10.7%)nach 4 Jahren Übergewicht, besonders häufig bei Anwendung von Appetitzüglern und Abführmitteln. (J Consult Clin Psychol. 1999;67:967-974). Ob der Grund dafür ein selbstausgelöstes Erbrechen mit folgenden Essattacken, inkonsequente und falsche Ernährung oder Erhöhung der Stoffwechseleffizienz usw. ist, als Ärzte könnten wir in vielen Bereichen unser Wissen und unsere Kompetenz anbieten, zumindest beim Erkennen krankhafter Zustände. Wir dürfen das Feld nicht den selbsternannten Ernährungsgurus überlassen.

II : Plakataktionen in den Kinder- und Jugendarztpraxen: Ähnlich wie wir es von „Mein Hausarzt ist Kinder-und Jugendarzt“ kennen. Als Sprüche wären denkbar:

„Wer Dich mag nimmt Dich so wie Du bist!“

(vielleicht im Hintergrund, Bilder von Frauen mit verschiedenen Körperformen, dick, dünn, twiggy-typ oder pipi-langstrumpf- look, also alles was im normalen Leben vorkommt), weitere Ideeen wären ; Gut das Du da bist/ besser „Gut dass DU DU bist!, "Jeder ist liebenswert" , oder bei kämpferischen Jugendlichen“ Sag Nein zur jugendfeindlichen Werbung.“....

„Schönheit ja, Ausnutzung nein“, usw.

Vielleicht können unsere Damen besser in die Gedankenwelt der jungen Mädchen einblicken und haben bessere Vorschläge Besser ist es, wenn man in den Schulen (Projektwochen, Diskusionen usw.) direkt die Jugendlichen fragt , welches Vorgehen sie – cool , was sie fett oder krass finden

Jedenfalls :“zur eigenen Körperlichkeit stehen will gelernt sein“, vielleicht können wir hier als Jugendärzte unseren Beitrag leisten? Nur ,auf ihre Gesundheit müssen die Boys und Girls selber achten lernen. Hier gilt ähnlich wie bei der Alkohol-,Tabak- oder Drogensucht die Maxime: Wenn Du gegen Deine Sucht etwas tun willst, wir begleiten Dich. Gehen sollst Du selbst.

Als Teil der Gesundheitsförderung steht die Sucht- und Drogenpolitik Nordrhein-Westfalens unter dem Motto„Sucht hat eine Geschichte“. Ergänzend möchte ich in diesem Zusammenhang hinzufügen =  jugendfeindliche u./o. jugendverachtende Werbung leider auch. Wir wissen z.B., dass die Zigarettenindustrie neue Absatzmärkte sucht, in europäischen Ländern Emanzipationswünsche ausnützt, und das Rauchen bei jungen Mädchen als Ausdruck von Stärke, Freiheit und Unabhängigkeit darstellen will. Dieser Umstand, sowie viele, meist geschlechtsrollenbetreffende Erwartungen, sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen gehören eben zur Vorgeschichte.   

Dr. med. Fikret Cerci, Kinder- und Jugendarzt, Detmold


> Rauchen tötet - lass Dich nicht für dumm verkaufen <

( > Tobacco kills - don't be duped < )

WHO: Tabakindustrie hat der öffentlichen Gesundheit den Krieg erklärt!

 

In diesem Jahr richtet sich die Botschaft der Weltgesundheitsorganisation besonders an die Jugendlichen, die Gefahr laufen, den von der Tabakindustrie gesteuerten Lockungen der Werbung Glauben schenken. Nach WHO hat die Tabakindustrie der öffentlichen Gesundheit den Krieg erklärt, denn eine Zigarette ist das einzige Konsumgut, das tötet , wenn es bestimmungsgemäß verwendet wird....Rauchen macht abhängig! Die Tabakindustrie hat Wissenschaft, öffentliche Gesundheit und Politik unterwandert, um ihre Produkte, die Konsumenten abhängig zu machen, ohne nennenswerte Einschränkunken überall anbieten zu können. Bekanntlich dürfen auch in Deutschland Zigaretten ohne jede Altersbeschränkung auch an Kinder und Jugendliche abgegeben werden. Bundesweit locken 826.000 Zigarettenautomaten (davon die Hälfte im Außenbereich) Kundschaft an, darunter viele Jüngere. Das >Einstiegsalter<.   liegt bei 12.5 Jahren, 13% der 13-Jährigen und ein Viertel der 15-Jährigen rauchen regelmäßig. Jugendliche werden erfahrungsgemäß leicht zu Opfern der Verführungsstrategien, sie sind sehr empfänglich für die Botschaften der Werbung. Die Behauptung der Tabakindustrie , dass Kinder und Jugendliche nicht zu ihrer Zielgruppe gehören würden, lässt sich leicht , schon durch die Art der Werbung wiederlegen. Haben jugendliche einmal mit dem Rauchen begonnen, ist der ausstieg sehr schwer. 86% befragter rauchender Männer und 80% rauchender Frauen geben an , vor dem 20. Lebensjahr begonnen zu haben. 

Andere irreführende Behauptungen der Tabakindustrie sind , dass zwischen Rauchen  

und erhöhten Gesundheitsrisiken kein Zusammenhang bestehe, dass Rauchen eine individuelle und andere nicht gefährdende Verhaltensentscheidung sei und nicht süchtig mache. In einer Urteilsbegründung zur Etikettierungspflicht stellte das Bundes - verfassungsgericht am 22.1.1997 fest:>> Rauchen tötet in Deutschland mehr Menschen als Verkehrsunfälle, AIDS, Alkohol, illegale Drogen, Morde und Selbstmorde zusammen.<< Das rauchen gehört in Deutschland zu den bedeutsamsten vermeidbaren Ursachen für krankheit, Invalidität und vorzeitigen Tod; jedes Jahr sind in Deutschland mehr als 100.000 Todesfälle dem Tabakkonsum anzulasten. Seit 1998 wird Passivrauchen auch in Deutschland aufgrund seines Beitrages zum Krebsrisiko in die gleiche Gefährdungskategorie wie das Einatmen von Astbestfasern und Benzoldämpfen

eingeordnet. (Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe). Dies ist vielen bewusst: 70% befürworten ein Rauchverbot am Arbeitsplatz, 84% in öffentlichen Gebäuden, 86% sind für Nichtraucherzonen in Gaststätten (Represäntativerhebung Drogen des BMG, 1997). In Deutschland ist gegenwärtig mit etwa 14 Millionen abhängigen Raucher zu rechnen.

 

Robert Koch Institut," Epidemiologisches Bulletin", 31.05.2000

 


 

Kinder stark machen – Suchtprävention im Sportverein"
Fachtagung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
vom 20. bis 22. März 2000 in Potsdam
"Suchtprobleme, die bereits im Kinder- und Jugendalter häufig ihren Anfang nehmen, werden im allgemeinen erst im Erwachsenenalter sichtbar. Um dem entgegenzuwirken, muss Prävention frühzeitig und umfassend ansetzen", so die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Christa Nickels. Die Ursachen von Sucht sind vielschichtig und komplex. Deshalb ist es notwendig, dass Suchtvorbeugung als Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird, die von allen gesellschaftlichen Gruppen, auch den Sportvereinen, getragen werden muss. Das gilt ganz besonders vor dem Hintergrund, dass in den 90er Jahren die Zahl der Jugendlichen, die über Erfahrungen mit illegalen Drogen verfügen, angestiegen ist, wie die Ergebnisse der Repräsentativuntersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen. Der Anteil der 12 bis 25jährigen Jugendlichen, die Erfahrungen mit illegalen Drogen besitzen, hat zwischen 1993 (18 Prozent) und 1997 um drei Prozent- punkte auf 21 Prozent zugenommen. Ein besonderer Anstieg von Drogenerfahrenen ist in Ostdeutschland zu beobachten. Beim Alkoholkonsum hingegen ist erfreulicherweise in West wie Ost ein Rückgang von Häufigkeit, Trinkmenge und Alkoholrauscherfahrung zu verzeichnen. Beim Rauchen stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Trotz eines seit 1973 zu beobachtenden langfristigen Trends zum Nichtrauchen ist von 1993 bis 1997 der Anteil der rauchenden Jugendlichen wieder leicht angestiegen und beträgt nun 40 Prozent. Beachtet man, dass 90 Prozent aller Raucherinnen und Raucher bereits vor dem 20. Lebensjahr ihre erste Zigarette geraucht haben und der Einstieg oft schon vor dem 12. Lebensjahr liegt, erscheint es offensichtlich, dass Suchtvorbeugung bereits vorher, d.h. im frühen Kindesalter beginnen muss. Die Sportvereine sind deshalb wichtige Kooperationspartner für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, denn sie erreichen viele Kinder und Jugendliche über ihre Angebote in der Freizeit. Immerhin 70 Prozent aller Heranwachsenden sind in Sportvereinen aktiv. Aus diesem Grund arbeitet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereits seit Jahren mit dem Deutschen Sportbund, dem Deutschen Fußballbund, dem Deutschen Turnerbund, dem Deutschen Handballbund und dem Deutschen Leichtathletikverband im Bereich der Suchtvorbeugung zusammen. Deshalb steht die Entwicklungsförderung von Kindern und Jugendlichen im Sportverein unter suchtpräventiven Zielen im Mittelpunkt der Fachtagung. Hierzu erklärte die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Dr. Elisabeth Pott: "Mit der Kampagne "Kinder stark machen" will die Bundeszentrale gemeinsam mit den Sportverbänden Kinder und Jugendliche vor den Gefahren von Drogen und Sucht schützen und sie so in ihrem Lebensalltag unterstützen, dass sie sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln, die von sich aus "nein" zu illegalen Drogen, Nikotin und
Alkohol sagen können. Grundgedanke und Ziel dieses Konzeptes ist es, das
Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen, ihr Selbstwertgefühl, ihre Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit zu fördern und sie dadurch stark genug zu machen, damit sie in ihrem Leben nicht auf Suchtmittel ausweichen müssen, wenn Schwierigkeiten und Probleme auftreten. Denn wer gelernt hat, Konflikte mit sich und anderen eigenverantwortlich zu lösen, braucht keine Scheinlösungen in Suchtmitteln zu suchen. Das schützt mehr vor Drogen als alle Warnungen und Verbote."
Den Betreuerinnen und Betreuern im Sportverein kommt eine zentrale Rolle in der Suchtprävention zu. Sie gehören zu den Erwachsenen, die neben Eltern und Lehrern regelmäßig Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben und damit eine Vorbildrolle einnehmen. Aus diesem Grund stehen sie als eine wichtige Zielgruppe der Kampagne "Kinder stark machen" im Blickfeld der Fachtagung. Das Thema Vorbildverhalten ist jedoch nur eines von vier Themen, die mit den Teilnehmern intensiv diskutiert werden sollen. Auch der Umgang mit Alltagsdrogen im Verein, insbesondere mit Alkohol und Nikotin, ist ein zentrales Thema . Ob und wie Suchtprävention im Sportverein genutzt werden kann, um das Vereinsangebot attraktiver zu machen, war ebenso ein Schwerpunktthema der Fachtagung  wie die Frage, was eigentlich "gute
Suchtprävention ist", d.h. welche Qualitätskriterien in den Sportvereinen gelten sollen.
"Trotz der noch vor uns liegenden vielfältigen Aufgaben möchte ich heute der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und den Sportverbänden mit ihren zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr großes Engagement und für die geleistete Arbeit danken. Ich bin überzeugt, dass dieser eingeschlagene Weg – im Rahmen der Suchtvorbeugung auf die Primärprävention zu setzen und dabei mit geeigneten Kooperationspartnern eng
zusammenzuarbeiten – der richtige ist. Die Zusammenarbeit mit den Sportverbänden hat dies erfolgreich belegt. Dafür möchte ich allen Beteiligten danken", so Frau Nickels anlässlich der Pressekonferenz in Berlin. 
Gemeinsame Pressemitteilung BMG/BZgA vom 16. März 2000:


Suchtvorbeugung (Kinder stark machen)   http://www.bzga.de/kinder/index.html


WHO: „Tabakkonzerne  verbreiten systematisch Tod“ = 

http://focus.de/D/DG/DGA/DGAN/dgan.htm?snr=72645&streamsnr=117

 

   

 

 

 

           

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