Zur Haupt-Navigation der ARD.
Zum Inhalt.

07.01.2012

ARD-Logo

Suche in tagesschau.de

Hauptnavigation
Multimedia
Inhalt
Ausland
Hintergrund: Die Terroristen der Boko Haram
Nigeria im Griff der Terroristen

Was ist die Sekte Boko Haram?

Die Mitglieder der Terrorgruppe Boko Haram bezeichnen sich als nigerianische Taliban. Sie verübten sogar einen Anschlag mit 20 Toten auf das UN-Gebäude in Nigerias Hauptstadt Abuja. Die Regierung wirkt hilflos im Kampf gegen die Gruppe, die mit dem internationalen Terror vernetzt sein soll.

Von Alexander Göbel, ARD-Hörfunkkorrespondent Nordwestafrika

Boko Haram zieht schon lange eine Blutspur durch Nigeria. Mit dem offenen Kampf gegen den Staat hat die sektenähnliche Vereinigung vor zwei Jahren begonnen. Schwer bewaffnete Fundamentalisten verwickelten 2009 die nigerianische Armee in wochenlange Gefechte. Im Norden des Landes wurden 800 Menschen getötet, die Polizei richtete den Anführer der Sekte hin. Seit damals führt Boko Haram einen Rachefeldzug und zündet Bomben vor Militäreinrichtungen, in Biergärten und Kirchen - und im August sogar vor der UN-Zentrale in Abuja.

Audio: Das Gespenst Boko Haram: Nigerias Terroristen

AudioAlexander Göbel, ARD-Hörfunkstudio Rabat 25.12.2011 15:24 | 3'33
  • Download Download der Audiodatei: 
    Wir bieten dieses Audio in folgenden Formaten zum Download an:
    Technische Details einblenden

Trotz aller Bekennerschreiben - über die rätselhafte Gruppe islamistischer Fanatiker ist nur wenig bekannt, ihre Ziele sind widersprüchlich. Fest steht: Boko Haram will in ganz Nigeria die islamische Rechtsprechung der Scharia durchsetzen. Hussaini Abdou, Landesdirektor der Organisation "Action Aid Nigeria": Boko Haram sei eine Bewegung muslimischer junger Leute, erläutert Abdou. "Sie lehnen westliche Erziehung ab. Die Radikalisierung hängt stark mit der schlechten wirtschaftlichen Lage zusammen. Boko Haram ist zum Sammelbecken geworden für junge Leute ohne Bildung, ohne Job."

Mitglieder der Terrorgruppe Boko Haram  (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Man weiß wenig über die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram. ]

Armut macht den Terroristen die Rekrutierung leicht

Boko Haram habe es leicht, junge Fanatiker zu rekrutieren, so Harouna Yerima, Professor aus der Sektenhochburg Maiduguri. Für ihn ist das Phänomen Boko Haram auch ein Offenbarungseid der Politiker. Besonders der Erdölreichtum Nigerias komme nicht bei den Menschen an. "Die Armut hat sich tief in die Gesellschaft hineingefressen. Viele Menschen haben keine Arbeit, können weder lesen, noch schreiben, und die Korruption ist einfach atemberaubend. Insgesamt ist die Lage so schlimm, dass es mich nicht wundert, dass solche Gruppen wie Boko Haram entstehen und Zulauf haben."

Boko Haram ist jedoch mehr als nur ein Ventil für sozialen Frust. Die Bewegung nennt sich eben auch "Sunnitische Bruderschaft in Ausführung des Heiligen Krieges". Tatsächlich werden die Anschläge immer professioneller, immer öfter sind es Selbstmordattentate mit Autobomben.

Verbindungen zu Al Kaida?

Für den Terrorexperten Mathieu Guidère ist das die Handschrift von Al Kaida: "Zwischen Boko Haram und AQIM, also Al Kaida im Islamischen Maghreb, gibt es eindeutige Verbindungen. Es gibt Beweise für mehrere Treffen zwischen AQIM Chef Abdelmalek Droukdal und den Anführern von Boko Haram. Droukdal hat den nigerianischen Extremisten Geld, Waffen und Ausbildung zu Terrorkämpfern zugesagt, das war im Jahr 2010."

Der Zeitung "Wall Street Journal" liegen Auszüge aus nigerianischen Geheimdienstakten vor. Dort heißt es, Mitglieder von Boko Haram seien schon 2007 in Terrorcamps in Afghanistan ausgebildet worden; bei den Salafisten in Algerien und Mauretanien hätten sie gelernt, wie man Bomben baut, außerdem gebe es Beweise für Kontakte zwischen Boko-Haram-Kämpfern und Somalias Terrorgruppe Al Shabaab - ebenfalls einem Ableger von Al Kaida.

Regierung wirkt hilflos

Doch Nigerias Regierung wirkt trotz aller zur Schau gestellten Entschlossenheit hilflos. Der neue Präsident Goodluck Jonathan hat es bislang versäumt, mit politischen und wirtschaftlichen Reformen für Ruhe zu sorgen. Wirksame Rezepte gegen den Terror hat Nigeria nicht - mit schnellem Geld lassen sich die Islamisten nicht kaufen, mit militärischen Mitteln nicht besiegen. Boko Haram droht außer Kontrolle zu geraten. Der nächste Anschlag der mysteriösen Sekte ist für viele Experten nur eine Frage der Zeit. Mögliche Ziele: Luxushotels oder Botschaften in Abuja.

Stand: 25.12.2011 15:29 Uhr
 

© tagesschau.de

tagesschau.de ist für den Inhalt externer Links nicht verantwortlich.

Die Landesrundfunkanstalten der ARD: BR, HR, MDR, NDR, Radio Bremen, RBB, SR, SWR, WDR,
Weitere Einrichtungen und Kooperationen: ARD Digital, ARTE, PHOENIX, 3sat, KI.KA, DLF/ DKultur, DW