Zehn Räder mit einer Kapazität von insgesamt 20 Megawatt (MW) laufen schon in der Sierra. Bis 2015 sollen die Windanlagen im Land satte 1100 MW produzieren. 50 Prozent der Stromversorgung Uruguays dürften damit gedeckt sein, schätzt Marc Mauser, beim deutschen Projektentwickler Sowitec für Uruguay zuständig. Es ist ein gigantisches Projekt - aber eines, das sich rechnet: Die Preise für Windenergie in Südamerika liegen viel niedriger als bei konventionellen Stromquellen. "Das ist weltweit einmalig", sagt Mauser. Nicht die Klimabilanz oder ein grünes Image stehen für Uruguay im Vordergrund. Der Ausbau von Windkraft lohnt sich einfach. Und damit könnte das kleine südamerikanische Land zum Vorreiter für den gesamten Kontinent werden. In Südamerika werden anders als in Deutschland keine Einspeisepreise vorgegeben. Stattdessen schreiben die Strombehörden Kapazitäten zur Auktion aus, für die sich Anbieter bewerben können. Es gewinnen die Projektentwickler, die Strom zum niedrigsten Preis anbieten.
Brasilien hatte jüngst für Furore auf dem Windenergiesektor gesorgt: Als dort im vergangenen August Windkraftkapazitäten versteigert wurden, boten einige Interessenten Strompreise, die unter denen von Erdgas lagen. Erst ging man von einer Ausnahme aus. Doch bei der Auktion in Uruguay eine Woche später wurden ähnlich historisch niedrige Preise erzielt: 63 Dollar für eine Megawattstunde (MWh) - etwa die Hälfte dessen, was ein sparsamer Zwei-Personen-Haushalt in Deutschland im Jahr verbraucht. Auch deutlich unter dem Preis von 73 Dollar pro MWh, den Uruguay bisher im Durchschnitt für seinen Strom zahlte.
"Uruguay hat bei diesem Szenario alles richtig gemacht, um den günstigsten Preis zu bekommen", sagt Mauser: "Sie haben erst abgewartet, wie Brasilien läuft, und sich dann an 60 Dollar pro Megawattstunde als Richtlinie orientiert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Preis noch weiter runtergehen kann." Der Projektentwickler Sowitec wird nun Anlagen mit einer Kapazität von 42 MW der ausgeschriebenen 150 MW bauen.
Der Preis ist auf einem Rekordtief aufgrund von zwei Faktoren: "Erstens sind das ausgezeichnete Projekte mit sehr hoher Windgeschwindigkeit, und zweitens haben die Turbinenhersteller Abstriche bei ihren Gewinnen machen müssen", sagt Mauser.
Weil die Nachfrage in Europa gerade schwächelt, seien die Anlagenbauer zu Margeneinbußen bereit gewesen, erklärt Liam Whittington vom US-Thinktank Council on Hemispheric Affairs. Auch will sich keiner aus dem Zukunftsmarkt Südamerika verdrängen lassen. In Deutschland wäre auch bei knapperen Profiten nicht an solche Preise zu denken, sagt Mauser, dafür sei die Windgeschwindigkeit hierzulande viel zu niedrig.