In Hannover wird munter geklüngelt
Die Diskussion um Bundespräsident Wulff hat es noch einmal deutlich gemacht: In Niedersachsen sind die Verbindungen zwischen Spitzenpolitikern und Wirtschaftsbossen auffallend eng. mehr
Christian Wulff trinkt gerne Saft. Gelegentlich auch mal ein Gläschen Wein, so erzählt er gerne. Vor allem mit Freunden in Geselligkeit oder im Urlaub. Beides verbindet er mit Vorliebe: nicht den Saft mit dem Wein, sondern die Urlaube mit den Freunden. So verbrachte er die Ferien zum Beispiel bei Familie Geerkens in Spanien und in den USA oder bei Versicherungs-Manager Baumgartl und Gattin in Italien.
Schließlich möchte er ja auch nicht Präsident in einem Land sein, in dem man nicht mehr von Freunden eingeladen werden darf. Deshalb auch der Besuch bei AWD-Gründer Carsten Maschmeyer in dessen Feriendomizil auf Mallorca, den Familie Wulff sogar bezahlt hat. Es gebe nur eine Einschränkung bei Urlauben mit Freunden, so Christian Wulff in seinem Fernseh-Interview: "Wenn es dienstliche Kontakte gibt, wenn es in Bezug auf das Amt geleistet wird, dann kommt es überhaupt nicht infrage. So ist genau die Regelung."
Bessere Zeiten: Christian Wulff und Frau Bettina beim 50. Geburtstag von AWD-Gründer Carsten Maschmeyer. Mit Carsten Maschmeyer hat sich Christian Wulff in seiner Zeit als Ministerpräsident des Landes Niedersachsen allerdings auch dienstlich getroffen. Thema: die Optimierung der Riester-Rente, die zum Kerngeschäft des Finanzdienstleisters gehörte. Es war die Zeit, als Christian Wulff in Verhandlungen mit der rot-grünen Bundesregierung durchsetzte, dass Lebensversicherungen teilweise steuerfrei bleiben. Freund Geerkens begleitete ihn mehrfach auf Dienstreisen. Genauso wie viele andere Freunde.
Auch Bau-Manager Ali Memari Fard hatte zu Christian Wulff einen guten Draht. Zwar bestreiten beide, befreundet gewesen zu sein, aber im Juni 2009 hielt Wulff bei einem Galadinner zur Eröffnung eines Hotels in Hameln eine Rede, in der er den Unternehmer mit Vornamen anspricht und als "vertrauensvoll" bezeichnet. Fard führe "ein Familienunternehmen mit persönlich haftenden Unternehmerpersönlichkeiten, die Vertrauen verdienen, die Verträge einhalten, die Zusagen erfüllen und die darüber hinaus innovativ sind", so Wulff damals.
Keine vier Wochen später war das "Familienunternehmen" Cemag allerdings pleite und meldete Insolvenz an. Bis heute warten andere Unternehmer vor Ort auf ihr Geld, das die Cemag ihnen schuldet. Gegen den Bau-Manager Fard ermittelt mittlerweile die Staatsanwaltschaft Hannover wegen des Verdachts auf Betrug und Insolvenzverschleppung. In seiner Rede sprach Wulff damals auch davon, wie wichtig Beziehungen seien: "Sie können damit rechnen, dass wir noch häufiger eingeladen werden von Ali Memari Fard, weil er weiß, dass gerade in der Krise auf Netzwerke, auf Verbindungen, auf Gespräche gesetzt wird", so der heutige Bundespräsident.
So funktioniert das Prinzip Wulff: Beziehungen und Netzwerke von "Freunden", von denen einer Bundespräsident ist - und die anderen Unternehmer sind. Dazu gehören auch Geschenke und Gefälligkeiten, die laut Christian Wulff selbst überhaupt nicht infrage kommen. Denn so sei schließlich die Regelung.