Mit dem Dexia-Kauf baut Scheich Al Thani nun seinen Einfluss auf die europäische Finanzbranche weiter aus. Im Oktober hatte seine Beteiligungsgesellschaft bereits das Private Banking der belgischen KBC Bank übernommen, zu der auch die Münchner Adresse Merck Finck gehört.
Die Herrscherfamilie war schon in der ersten Welle der Finanzkrise 2008 als Retter angeschlagener Banken aufgetreten. Al Thanis private Anteile sowie die Papiere im Staatsfonds machen Katar zum größten Aktionär der britischen Bank
Barclays . 2008 stieg der von Al Thani geleitete Fonds nicht nur dort, sondern auch bei der strauchelnden Credit Suisse ein. Privat hat Al Thani sein Geld auch noch bei der Fluggesellschaft Qatar Airways und in dem britischen Kaufhaus Harrods angelegt.
Dennoch: "Meine Priorität ist Katar", verkündete Al Thani, ganz Politiker in grauem Nadelstreifenanzug, das Haar zurückgekämmt, in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Und das Engagement in Europa? Nichts Konkretes. Nur so viel: Seine Geldanlagen seien die Zukunft: "Wenn wir das Geld richtig investieren, können wir Katar eine Generation lang absichern", sagt der Scheich. Dazu könnte auch die Fußball-WM 2022 in Katar einiges beitragen.
Wenn Al Thani dann noch Außenminister ist, hat er einiges nachzuholen, um seinen Ruf zu behalten: "Ich weiß nicht viel über Sport - ich kenne auch die Regeln nicht", sagte er bei einer Pressekonferenz. Noch hat er Zeit. Und den einen oder anderen Geschäftstermin in Europa, bei dem Smalltalk ohnehin Fußballwissen erfordert.