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Merken   Drucken   20.12.2011, 20:18 Schriftgröße: AAA

Kopf des Tages: Hamad Bin Dschassim Al Thani - Der arabische Vermögensberater

Er leitet Katars Staatsfonds, ist Außen- und Premierminister. Stück für Stück kauft er sich nun in Europa ein. Zuletzt bei Dexia. Sein Ziel: die Zukunft des Emirats sichern. von Daniela Leistikow  Frankfurt
"Vielleicht lenke ich das Land, aber er besitzt es", sagt der Emir von Katar über seinen Cousin, Scheich Hamad Bin Dschassim Al Thani. Der 52-Jährige ist nicht nur Außenminister und Premierminister des arabischen Emirats, sondern leitet auch dessen Staatsfonds QIA. Zweistellige Milliardenbeträge werden über ihn jährlich im Westen angelegt, um Katar von Öl und Gas unabhängiger zu machen. Er soll die Zukunft des Emirats sichern.
Seine neueste Investition auf dem Weg dahin: die Mehrheit an der Luxemburger Sparte der Dexia-Gruppe, die im Oktober verstaatlicht wurde. Für das Geschäft mit vermögenden Privatkunden legte Al Thani 730 Mio. Euro auf den Tisch - ein Wert, der weit unter den Marktschätzungen liegt. Da Dexia  jedoch zum Verkauf gezwungen war, hatte der Scheich eine starke Verhandlungsposition.
Außenminister und Finanzjongleur: Scheich Hamad Bin Dschassim Al ...   Außenminister und Finanzjongleur: Scheich Hamad Bin Dschassim Al Thani steigt bei Dexia ein und will sein Engagement in Europa ausbauen
Wie man gute Deals abschließt, lernte Al Thani vor allem im Ausland. 1959 wurde er in Doha geboren. Nach seinem Schulabschluss soll er eine Zeit lang in Ägypten studiert haben, bevor er nach Großbritannien ging, um Englisch zu lernen. Über einen Abschluss dort ist jedoch nichts bekannt. 1982 stieg er dann in die heimische Politik ein. Vom Minister für Landwirtschaft und Energie wurde er 1992 zum Außenminister befördert. In dieser Funktion beteiligte er sich an Friedensverhandlungen in Afrika und dem Nahen Osten. Auch beim Grenzkonflikt zwischen Dschibuti und Eritrea 2010 vermittelte er, bis eine Friedensvereinbarung unterzeichnet wurde. Ebenso beim Darfur-Konflikt, wo er 2009 mit am Verhandlungstisch saß.
Über sein Privatleben ist hingegen wenig bekannt: Entspannung sucht er auf seiner 133-Meter-Jacht, der achtgrößten der Welt. Mehr als 250 Millionen Dollar soll sie gekostet haben.
Mit dem Dexia-Kauf baut Scheich Al Thani nun seinen Einfluss auf die europäische Finanzbranche weiter aus. Im Oktober hatte seine Beteiligungsgesellschaft bereits das Private Banking der belgischen KBC Bank übernommen, zu der auch die Münchner Adresse Merck Finck gehört.
Die Herrscherfamilie war schon in der ersten Welle der Finanzkrise 2008 als Retter angeschlagener Banken aufgetreten. Al Thanis private Anteile sowie die Papiere im Staatsfonds machen Katar zum größten Aktionär der britischen Bank Barclays . 2008 stieg der von Al Thani geleitete Fonds nicht nur dort, sondern auch bei der strauchelnden Credit Suisse ein. Privat hat Al Thani sein Geld auch noch bei der Fluggesellschaft Qatar Airways und in dem britischen Kaufhaus Harrods angelegt.
Dennoch: "Meine Priorität ist Katar", verkündete Al Thani, ganz Politiker in grauem Nadelstreifenanzug, das Haar zurückgekämmt, in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Und das Engagement in Europa? Nichts Konkretes. Nur so viel: Seine Geldanlagen seien die Zukunft: "Wenn wir das Geld richtig investieren, können wir Katar eine Generation lang absichern", sagt der Scheich. Dazu könnte auch die Fußball-WM 2022 in Katar einiges beitragen.
Wenn Al Thani dann noch Außenminister ist, hat er einiges nachzuholen, um seinen Ruf zu behalten: "Ich weiß nicht viel über Sport - ich kenne auch die Regeln nicht", sagte er bei einer Pressekonferenz. Noch hat er Zeit. Und den einen oder anderen Geschäftstermin in Europa, bei dem Smalltalk ohnehin Fußballwissen erfordert.
  • Aus der FTD vom 21.12.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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