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Band I (1990)Spalten 829-830 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

BUSEMBAUM (Busenbaum), Hermann, Jesuit, Moraltheologe, * 19.9. 1600 in Nottuln (Westfalen), † 31.1. 1668 in Münster (Westfalen). - B. trat 1619 in Trier in die Gesellschaft Jesu ein. Er lehrte seit 1634 Philosophie, Dogmatik und Moral in Münster und Köln und war 1644-47 Rektor des Jesuitenkollegiums in Hildesheim und 1653-57 in Münster und 1660-62 in Coesfeld Beichtvater des Fürstbischofs von Münster, Christoph Bernhard von Galen. Bekannt ist B. durch seine »Medulla theologiae moralis«, die weiteste Verbreitung fand. Hervorragende Moralisten, Claudius Lacroix, Alfons Maria de Liguori, Antonio Ballerini und Domenico Palmieri, schrieben ausführliche Kommentare zu diesem Werk, und der italienische Jesuit Franz Anton Zaccaria u. a. verteidigten es. 100 Jahre vergingen, ohne daß einer an den in B.s Abriß der Moraltheologie behandelten jesuitischen Grundsätzen Anstoß nahm. Als aber Damiens 1757 ein Attentat auf Ludwig XV. machte, gab man dem Jesuitenorden die Schuld, da er wie B. den Königsmord als erlaubt verteidige. Das Pariser Parlament verurteilte 1757 B.s »Medulla theologiae moralis«, und das Parlament von Toulouse ließ das Buch öffentlich verbrennen. Zum Beweis der Behauptung, die jesuitische Kasuistik empfehle und erlaube den Tyrannenmord, berief man sich zu Unrecht auf eine Stelle der obengenannten Schrift, die vom Notwehrrecht handelt, das aber noch durch die Rücksicht auf das Gemeinwohl eingeschränkt wird: »Zur Verteidigung seines Lebens und der Unversehrtheit seiner Glieder ist es auch dem Sohn, dem Ordensmann und dem Untertanen erlaubt, sich zur Wehr zu setzen, im Fall der Not selbst bis zur Tötung des Angreifers, gegen den eigenen Vater, Prälaten und Fürsten, wenn nicht wegen des letzteren unverhältnismäßig große Übel, wie z. B. Kriege, erfolgten« (Medulla III, pars I, tract. 4, cap. 1, dub. 3 de homicidio). Man wirft B. auch vor, er vertrete den Grundsatz: »Der Zweck heiligt die Mittel.« Nach B.s Ansicht darf der Gefangene fliehen: »Es ist erlaubt, wenigstens vor dem Forum des Gewissens, mit Ausschluß von Gewalt und Unrecht die Wächter zu täuschen, indem man ihnen z. B. Speise und Trank gibt, damit sie einschlafen, oder sorgt, daß sie fern sind; ferner den Kerker zu erbrechen, weil, wenn der Zweck erlaubt ist, auch die Mittel erlaubt sind« (Medulla IV, cap. 3, dub. 7, art. 2). Übersehen darf man nicht, daß »Gewalt und Unrecht« auch für B. unerlaubte Mittel sind. Es fragt sich nur, wo die Grenze für Gewalt und Unrecht beginnt.

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Werke: Medulla Theologiae Moralis facili et perspicua methodo resolvens casus conscientiae, ex variis probatisque autoribus concinnata (u. a. die Jesuiten Hermann Nünning u. Friedrich v. Spee), Münster 1650 (bis 1776 über 200 Aufl.; Komm. v. Claudius Lacroix, 2 Bde., Köln 1707/14; Alfons Maria de Liguori, Neapel 1748; Antonio Ballerini, Prato 1889; dems. u. Domenico Palmieri, Rom 1902).

Lit.: Franz Anton Zaccaria, Apologie de la Théologia moralis, 1755; - Joseph Hartzheim, Bibliotheca Coloniensis, Köln 1747, 132 f.; - Franz Heinrich Reusch, Der Index der verbotenen Bücher II, 1885, 920 u. ö.; - Ignaz v. Döllinger u. F. H. Reusch, Die Gesch. der Moralstreitigkeiten in der röm.-kath. Kirche seit dem 16. Jh. I, 1889, 35 u. ö.; - Bernhard Duhr, Jesuitenfabeln, (1891) 19044, 556 ff.; - Ders., Gesch. der Jesuiten in den Ländern dt. Zunge II/2, 1913, 389 f.; - Das Gymn. Paulinum zu Münster 797-1947, hrsg. v. Rudolf Schulze, 1948, 56; - Koch, JL 281 f.; - Sommervogel II, 444 ff.; VIII, 1951; XI, 1631; - Mirbt 581; - ADB III, 646 f.; - NDB III, 69; - HN IV, 269 f.; - CathEnc III, 86 f.; - DHGE X, 1417 f.; - DThC II, 1266 ff.; - Tables générales 490; - EC III, 243; - LThK II, 801; - RE III, 581; - RGG I, 1534.

Friedrich Wilhelm Bautz

Letzte Änderung: 09.04.2011