Zum Gedenken an den
Braunschweiger Professor Carl Pfleiderer zeigt die
Universitätsbibliothek zu seinem 125. Geburtstag
vom 3.7.2006 bis 15.9.2006
in einer Kabinettausstellung Bücher und
Archivmaterialien zu Pfleiderer aus ihren Beständen.
Die Ausstellung ist während
der allgemeinen Öffnungszeiten der Bibliothek zu besichtigen.
Carl
Pfleiderer wurde am 3.7.1881 in Waiblingen geboren und studierte von
1901 bis 1905 an der TH Stuttgart Maschinenbau. Am 21.2.1906
promovierte er in Stuttgart zum Dr.-Ing. mit dem Thema: “
Dynamische Vorgänge beim Anlauf von Maschinen mit besonderer
Berücksichtigung von Hebemaschinen“. Er gehörte damit zu den
frühen Doktoranden der Ingenieurwissenschaften, denn das
Promotionsrecht war hier erst 1899 erstmals in Deutschland zugelassen.
Nach mehreren Jahren Industrietätigkeit erhielt er nach zähen
Verhandlungen zum 1.1.1912 die Berufung zum Professor für
Dampfmaschinenbau an der TH Braunschweig.
Ab 1920 leitete er das hochschuleigene Kraftwerk, das auch für
Forschungs- und Ausbildungszwecke genutzt wurde.
Innerhalb der Hochschule übernahm er verschiedene Funktionen.
Zwischen 1913 und 1945 war er mehrfach Vorstand der Abteilung
Maschinenbau bzw. Dekan der Fakultät und von 1945 bis 1947
Prorektor der Hochschule.
Seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen liegen im Bereich
des Kreiselpumpenbaus. Er entwickelte die theoretischen Grundlagen und
Berechnungsmöglichkeiten und erhielt mehrere Patente im In- und
Ausland.
Er veröffentlichte mehrere Lehrbücher und zahlreiche
Aufsätze und war Mitarbeiter bekannter Standardwerke wie z.B. ’Die
Hütte’. Hier bearbeitete er von der 25. Aufl. 1926 bis zur 28.
Aufl. 1954 das Kapitel ’Pumpen’.
Pfleiderer war auch Mitarbeiter der bekannten technischen
Enzyklopädie ’Luegers Lexikon
der gesamten Technik und ihrer Hilfswissen-schaften’ und schrieb
für die 3. Auflage 1926 z.B. einen 12-seitigen Beitrag über
Pumpen.
1924 erschien die Erstauflage seines Hauptwerkes ’Die Kreiselpumpen’,
das in fünf Auflagen im Springer-Verlag erschien und durch
Übersetzungen in andere Sprachen internationale Anerkennung fand.
In der Ausstellung zu sehen ist u.a. ein Privatexemplar von Pfleiderer
mit persönlichen Notizen und eine Ausgabe, auf deren Titelblatt
der vermutliche Spitzname steht, den er bei seinen damaligen
Studierenden hatte (“Pumpenkarl“).
Ebenfalls in verschiedene Sprachen übersetzt wurde sein Lehrwerk
’Strömungsmaschinen’, zuerst erschienen 1952 im Springer-Verlag.
Im Vorwort verteidigt er darin die Zusammenfassung der Abhandlung von
Dampfturbinen, Wasserturbinen und Kreiselpumpen unter dem Begriff
’Strömungsmaschinen’ noch gegen mögliche Vorbehalte. Diese
Zusammenfassung wurde aber schnell von der Fachwelt akzeptiert und als
Fachgebiet des Maschinenbaus bald von vielen Hochschulen
übernommen.
Pfleiderer war über 20 Jahre Obmann eines Facharbeitskreises des
VDI, der ’Die Regeln für Leistungsversuche an Kreiselpumpen’
veröffentlichte. 1949 übernahm Pfleiderer zusätzlich das
Amt als Obmann für Ingenieurausbildung im VDI.
Er war 1. Vorsitzender des Braunschweiger Bezirksvereins des VDI und
später Ehrenmitglied des Braunschweiger Bezirksvereins und des
Hauptvereins des VDI.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen und sein Lebenswerk
erhielt Pfleiderer zahlreiche Ehrungen. Zu seinem 70. Geburtstag
erhielt er den Ehrendoktor der TH Stuttgart und die Würde
eines Ehrensenators der TH Braunschweig.
Das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland
erhielt er zum 75. Geburtstag, an dem ihm auch die seltene Ehre zuteil
wurde, dass sein ehemaliges Institut mit Genehmigung des Ministeriums
seitdem seinen Namen führt: Pfleiderer-Institut für
Strömungsmaschinen.
Carl Pfleiderer starb am 7.8.1960 in Braunschweig.
Nach ihm wurde die Pfleidererstraße im Kanzlerfeld benannt.
Für die freundliche Unterstützung bei der Vorbereitung der
Ausstellung danken wir
Herrn Dr.-Ing. Wulff vom Pfleidererinstitut für
Strömungsmaschinen.
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