Ethisches korrektes Handy

Smart und fair?

Mobiltelefone werden mit Rohstoffen aus Kriegsgebieten hergestellt. Die Arbeiter setzen sich dort hochgefährlichen Giften aus. Eine Initiative aus den Niederlanden will das ändern und entwickelt ein neuartiges Smartphone für das gute Gewissen.

Fairphone.jpgDas Handy ist unser Dilemma. Inzwischen hat doch fast jeder eins oder meint eins zu brauchen, um mitzuhalten im rapide schneller werdenden Alltag. Vielleicht versuchen wir uns sonst möglichst ökologisch und politisch korrekt zu verhalten, den Kaffee und die Klamotten fairtrade, die Biokiste vom Hof zu kaufen - spätestens am Handy scheitern wir. Bis zu 60 verschiedenen Rohstoffe stecken in solchen Telefonen. Viele stammen aus Kriegsgebieten. Selten lässt sich nachvollziehen, wo, wann und unter welchen Bedingungen sie genau abgebaut wurden.

Eine Initiative aus den Niederlanden will das nun ändern - mit einem "FairPhone". Im alten Zollamt von Amsterdam bastelt die gemeinnützige "Waag Society" am ersten Smartphone, das weder in Ausbeutung, Umweltsünden noch Konflikte verwickelt sein soll. Trotzdem soll das Gerät keine politisch korrekte Notlösung werden, sondern durchaus in der oberen Mittelklasse mithalten können, selbst wenn es technologisch nichts Neues bietet.

Die Innovation ist der Herstellungsprozess. In einem herkömmlichen Handy werden unter anderem Gold, Zinn, Kupfer und Kobalt verarbeitet. Diese Rohstoffe werden größtenteils aus Afrika importiert, vor allem aus den Kriegsgebieten im Kongo. Dort hat der Abbau schlimme Konsequenzen für Umwelt und Bevölkerung. Die Arbeit ist sehr gefährlich und Luft, Böden und Gewässer sind so stark durch Giftstoffe belastet, dass viele Babys in der Region krank geboren werden. Darüber hinaus werden gerade die Minen im Kongo oft von Warlords kontrolliert.

Das Team um den Designer Bas van Abel sucht deshalb nach zertifizierten Rohstoffen - also Stoffen, deren Herkunft als unbedenklich nachgewiesen werden kann. Mit dem "FairPhone" ist es immerhin teilweise gelungen, ein ethisch vertretbares Smartphone herzustellen. "Wir können Transparenz schaffen", sagen die Initiatoren.

Derzeit wird das Telefon noch entwickelt. Manche Schwierigkeiten müssen  ausgeräumt werden: Unter anderem soll es künftig möglich sein, dass sich einzelne Komponenten austauschen lassen. Bei einem Defekt müsste dann nicht mehr das ganze Telefon entsorgt werden. Voraussichtlich im Juni soll es auf den Markt kommen. Dann wird das "FairPhone" im Internet auf einer Crowdfunding Seite präsentiert. Interessierte können also die Produktion des Telefons vorab finanzieren. Im Herbst 2013 sollen die ersten paar Tausend Geräte bereit zur Auslieferung sein. Ein Anfang.

Infos über das Fairphone

Bild: Fotolia

Keine Kommentare
Diesen Artikel kommentieren

Informationen zum Artikel

Datum: 16.01.2013
Kategorie: Umwelt
Kommentare: 0
Schlagworte: Rohstoffe / Handy / Niederlande / Kongo

Materialien zum Artikel