Stiftung Zentrum für Appenzellische Volksmusik
Geschichte

Sie hat eine Jahrhunderte alte Tradition und ist ein musikalisches Spiegelbild unserer Region und damit ein Identitätsmerkmal von Land und Leuten des Appenzellerlandes.
Der Bekanntheitsgrad reicht weit über die Landesgrenzen hinaus.
 

Die Anfänge reichen zurück ins 13. Jahrhundert

Herr Heinrich von Sax, Burgherr auf Clanx um 1270, darf als der älteste Sänger und Musikant des Appenzellerlandes angesehen werden. Die Manessische Liederhandschrift überliefert uns 5 seiner Lieder, überdies eine ganzseitige Miniatur (um 1320).

16. Jahrhundert

Der Appenzeller Kuereien Lobelobe.



Die älteste Aufzeichnung eines Kuhreihens findet sich – zu einer kunstvollen Bicinie verarbeitet – bei Georg Rhaw, 1545. Bei diesem Beispiel dürfte es sich um eine instrumentale Version handeln.


Appenzeller tantz, ich staig uff einem fygen baum, wolt …


Er findet sich in einer Hand-schrift aus dem Jahre 1563.

(Lautentabulatur des Johannes von Salis, Fundaziun Planta, Samedan)

18. Jahrhundert

Zwei Sammlungen, die erst kürzlich entdeckt und bearbeitet wurden, bringen Licht in die musikalische Zeit des 18. Jahrhunderts:

Liederbüchlein der Maria Josepha Barbara Brogerin, Appenzell, 1730


Die Sammlung enthält Lieder aus allen Bereichen: religiöse und weltliche Lieder, Totentanz, Kuereien.
Die Transkription und Publikation erfolgte 1996/2003 (Band 5 der Innerrhoder Schriften, mit CD-Beilage)

Weitere Informationen unter: www.tritonus.ch

Die älteste Sammlung mit Tänzen aus dem Appenzellerland dürfte ebenfalls noch ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Fundort: Gonten/AI; der Schreiber ist unbekannt.


Überschrift: „Appenzeller“


Und immer wieder mussten die Behörden einschreiten (Bussen):

„1736, den 6.tg May der ufmachen lasst umb 20 thlr und Tanzende 10 thlr; der spilmann so er frömd zum landt aus, so er aber ein landtmann 3 thl [täg] in die schlimste gfangenschaft.“
Auch die Alpstubeten wurden mehrmals verboten.

Familienmusik Broger, 1760 – 1860

Zu Beginn des 19. Jh. treten verschiedene Generationen der Familienmusik Broger, Gonten in Erscheinung. Aus ihren Kreisen bildete sich auch die bekannte Sängergruppe der „Böhlmeedle“, auch Gontner-Sängerinnen genannt. Erst kürzlich ist ihr vielfältiges Gesangsrepertoire zum Vorschein gekommen.

Quartett Appenzell, 1860 – 1890/94

Diese Formation war über die Grenzen des Appenzellerlandes hinaus bekannt. Sie darf als Vorgängerformation der „Original Appenzeller Streichmusik“ bezeichnet werden.

Quartett Appenzell, 1874 (Cello: Anton Maria Klarer, Schneeteremarei; Geigen: Ignaz Dörig, Ackergnazi; Josef Anton Inauen, Badischtesebedoni; Hackbrett: Josef Anton Knill, Fleck)


Das Quintett Appenzell – ab 1890

Die Blütezeit dieser Formation dauerte von 1890 – 1914. Zur Originalbesetzung gehören:
1. und 2. Geige; Hackbrett, Cello, Streichbass
(„Original Appenzeller Streichmusik“)


Die Massstäbe, welche damals im volksmusikalischen Bereich gesetzt wurden, haben heute noch Gültigkeit. Ihr Repertoire wird von vielen Musikanten immer noch gespielt und gepflegt.
Auch in Appenzell Ausserrhoden wurde die Streichmusik seit Ende des 19. Jh. gepflegt. Im Vordergrund steht eindeutig die Dynastie der Alder, welche im Jahre 2009 ihr 125-jähriges Bestehen feiern können. Angefangen hat es 1884 mit der "Urnäscher Streichmusik", unterdessen spielt die "Aldere" bereits in der 5. Generation. Bekannt wurde die Formation vor allem durch Ueli Alder (*1922), welcher zusammen mit seinem ältesten Sohn Hansueli, Emil Zimmermann, Erwin und Arthur Alder die 4. Generation bildete, überall in der Welt herumkam und damit zu einem Botschafter für unsere musikalische Volkskultur und das gesamte Appenzellerland wurde.
Aber auch im Appenzeller Vorderland blühte die Streichmusik richtig auf: Aus Wolfhalden, Rehetobel, Reute, Oberegg und Walzenhausen sind in den Jahren um 1900 mehrere Musikgruppen bekannt. Eine dieser Formationen hat sich bis heute gehalten; es ist die "Appenzeller Streichmusik Schmid" (Walzenhausen), welche unterdessen in der 5. Generation aufspielt. Eine wichtige Rolle spielt auch Emil Walser (1909-1972), welcher im 1913 gegründeten "Edelweiss Trogen" Geige spielte und stets die besten Musikanten (aus Inner- und Ausserrhoden) mit dabei hatte. Im Jahre 1986 ging der Name "Edelweiss" von Trogen nach Herisau und trat an die Stelle der ehemaligen Familienkapelle Düsel.
Im Appenzeller Mittel- und Hinterland pflegten nach 1920 u.a. die folgenden Formationen die Streichmusik und verhalfen ihr zu einer wahren Blüte: Streichmusik Fürstenauer, Gais; Streichmusik Alpeglöggli, Herisau; Echo vom Säntis (Herisau-Urnäsch-Hundwil); Streich- und Jodlerquartett "d'Appezeller"; Appenzeller Hackbrett- und Ländlerkapelle Jakob Alder, Hundwil/Herisau; Streich- und Jodelsextett "Alpeglöggli", Wilen-Herisau; Streichmusik Schwellbrunn, Streichmusik Hürlemann, Urnäsch; Streichmusik Bänziger, Herisau.
Detailangaben zu all diesen und weiteren Formationen aus Appenzell Ausser- und Innerrhoden sind in den Datenbanken des Zentrums für Appenzellische Volksmusik festgehalten; dazu verfügen wir über umfangreiches Bild- und Notenmaterial.

Die verschiedenen Bereiche der Appenzeller Volksmusik, welche es zu pflegen und zu fördern gilt:

Streichmusik
Musikformationen mit weiteren Instrumenten
Blasmusik, Stegreif, Alphorn
Gesang: Lied, Jodel, Rugguusseli, Zäuerli, Ratzliedli.
Betruf, Volkstanz, Schölleschötte, Talerschwingen.

Stiftung Zentrum für Appenzellische Volksmusik, Roothuus, CH-9108 Gonten info@zentrum-appenzellermusik.ch