Samstag, 30. März 2013

Der Freude wuchsen Flügel

Der Stein kam ins Rollen:
in jener Osternacht,
an jenem Ostermorgen,
an jenem Ostersonntag –
und an vielen österlichen Tagen.



Die Botschaft bekam Beine:
durch jene Osterfrauen,
durch jenen Osterengel,
durch jene Osterzeugen –
damals und heute.


Der Weg wuchs im Gehen:
bei Maria von Magdala,
bei Petrus und Johannes,
bei den Jüngern von Emmaus –
mit jedem Schritt.

Ein Funke sprang über:
im Garten am Grab,
beim Kohlenfeuer am See,
im Obergemach in Jerusalem –
auch heute noch.


Der Freude wuchsen Flügel:
in weinenden Augen,
in trauernden Seelen,
in enttäuschten Menschen –
sie sahen und glaubten.

Paul Weismantel

Allen, die in den Auferstehungsfeiern heute nacht und morgen früh zu Osterzeugen
von heute werden, aber auch den Menschen, die im Stillen der Auferstehung Jesu gedenken,
und Jenen, denen es schwer fällt, sich auf dieses Geheimnis unseres Glaubens einzulassen,
wünsche ich schon heute

gesegnete, frohe Ostern
und besinnliche Feiertage.


Montag, 18. März 2013

Nachtgedanken

Sie wiegt über 10 Gramm, hat die Form eines Tropfens und heißt "La Peregrina" – die vielleicht berühmteste, sicher aber teuerste Perle der Welt. Vor einiger Zeit wurde sie aus dem Nachlass der Hollywood-Diva Elizabeth Taylor versteigert, für sage und schreibe 11,8 Millionen Dollar.
Perlen sind kostbar. Schon in der Antike waren sie heiß begehrt. Sie waren Symbol für Schönheit und Vollkommenheit. Mit dem griechischen Wort "margarita" für Perle hatten die Römer gleich auch die Bezeichnung für die Geliebte importiert. Perlen sind kostbar, weil sie geheimnisvoll sind. Sie wachsen verborgen in einer Muschel und verbreiten ihren Glanz im Tageslicht erst, wenn die Muschel ihre harten Schalen öffnen muss. Ich finde den Gedanken faszinierend, dass die Perle aus einem Sandkorn entsteht, das zufällig in die Muschel eindringt und dort als Fremdkörper nicht mehr ausgesondert werden kann. Perlmutt umschließt das Sandkorn und verwandelt es Schicht für Schicht in eine wunderschöne Perle.
Die Perle ist verwandelter Schmerz – und ein Gleichnis für die Verwandlungen, die auch uns möglich sind. In einem Spruch heißt es: "Spüre in dir die Kraft der Verwandlung! Wandle das Sandkorn der Mühsal in die Perle der Leichtigkeit, das Sandkorn des Schmerzes in die Perle der Freude, das Sandkorn der Enttäuschung in die Perle der Zuversicht."

Margarete Dvorak

Sonntag, 10. März 2013

Nachtgedanken

Fastenzeit

Fastenzeit – eine Zeit mit Hand-lungsbedarf
vom einsamen Leben - von der Hand in den Mund
zum gemeinsamen Leben - Hand in Hand
Fastenzeit – eine Zeit mit Hand-lungsbedarf
als Mensch nicht bloß verwaltet
sondern wieder be-hand-elt werden
Fastenzeit – eine Zeit mit Hand-lungsbedarf
Hände finden im Gebet zueinander
und meine Hand legt sich in Gottes Hand
Fastenzeit – eine Zeit mit H
and-lungsbedarf
das Leben entfalten auf der Vertrauensbrücke
ausgespannt zwischen Gottes-Hand und Menschen-Hand
 

Fastenzeit – eine Zeit mit Hand-lungsbedarf
Gottes mütterliche Hand erspüren
die mich in allem trägt


(P. Hans Eidenberger SM)
 

Montag, 4. März 2013

Nachtgedanken

Die Fastenzeit ist eine Zeit der guten Vorsätze: Keinen Alkohol trinken, kein Fleisch essen, keine Süßigkeiten und so weiter. Manche dieser Beschlüsse klappen gar nicht mal schlecht – weil wir wissen, das ist ja nicht für immer.
Einige dieser guten Vorsätze aber würden wir gern auf Dauer beibehalten.
Das ist schwer. Denn unser Wille ist schwach. Das ist einfach so, der Mensch ist so gebaut.
Beschlüsse in unserem Gehirn gehen noch durch viele weitere, sehr mächtige Instanzen. Viel mehr Kraft als unser Wille hat eine andere Fähigkeit unseres Hirns: Die Gewohnheit. Vielerlei Studien haben ergeben: Wenn man eine neue Art des Handelns 21 Tage, also drei Wochen, lang ununterbrochen ausführt, kann daraus eine Gewohnheit werden. Cleverer als Selbstdisziplin und Wille ist: Wiederholung.
Nur durch rituell wiederkehrende Handlungen lassen sich neue Verhaltensweisen im Unbewussten verankern.
Bis zum Ende der Fastenzeit sind es noch fast vier Wochen.
Man kann also heute noch prima mit einer neuen Gewohnheit beginnen.
Die ersten drei Wochen braucht man dazu viel Energie. Aber die Chancen stehen gut, dass man zum fröhlichen Osterfest sagen kann: Dieses Jahr hat mir die Fastenzeit zu einer neuen guten Angewohnheit verholfen!

Werner Küstenmacher

Montag, 25. Februar 2013

Nachtgedanken

vertrauen

im schnee
an die kraft
der krokusse
glauben

unter alter haut
den neuen menschen
wachsen lassen

im dämon der nacht
den Engel
spüren

im fallen
auf
Seine großen hände
hoffen

 


Wilhelm Bruners

in: Ich höre jeden Tag den neuen Anfang,
Inspirationen für alle Tage des Jahres (2006)



Montag, 18. Februar 2013

Nachtgedanken

Einmal am Tag innehalten – nur kurz.

Einmal am Tag sich Zeit nehmen, durchatmen, aufatmen,
sich beschenken und inspirieren lassen

von einem biblischen Wort,
einem ansprechenden Bild,
einem Text, über den es sich lohnt nachzudenken.

Einmal am Tag zur Ruhe kommen, den Tag ausklingen lassen mit guten Gedanken,
oder die Worte als Impuls in den neuen Tag mit hineinnehmen.

Nachtgedanken
immer wieder einmal
hier

Zauberhaft, die Winterlandschaft. Dick verschneit ist alles – Hecken, Bäume, das Dorf am Hügel. Feinster Pulverschnee Man sieht es an der Spur, die die Frau auf dem Weg hinterlässt. Und eiskalt ist es, so wie sie ihre Schultern hochzieht.
Über allem milchiges Winterlicht, das einen Hauch Sonne auf das Weiß lässt.

Ich sitze nicht am Fenster in einem Skiort. Auch nicht über einem Bildband.
Das Winterbild ist mit allen Details in mir. Seit Monaten.
Ich war in Paris. Museen sind mir oft zuviel. Doch meine Freundin sagte:
Ich schau' nur Impressionisten-Bilder an. Nur fünf Räume im Musée d'Orsay.
So haben wir es gemacht.
Bild für Bild, jede für sich. Dann haben wir uns erzählt, welches Bild wir aus diesem Raum gerne mitnähmen und warum. So ging das drei Stunden.
Das Winterbild von Alfred Sisley war mein Favorit. So intensiv, so besinnlich habe ich es angeschaut, dass ich es jetzt lebendig in mir habe.
Mit diesem Bild lebt in mir auch die Gewissheit: Weniger ist wirklich mehr.
Das begleitet mich in diese Fastenzeit. Ich habe entschieden: Auf eine Speise verzichten oder eine Gewohnheit, die mir ausgeufert ist, mehr nicht.
Aber eine Fastenzeit lang.
Die Winterbild-Erinnerung motiviert stark: Das, was ich esse, höre, anschaue, werde ich intensiver erleben, schmecken, tiefer wahrnehmen. Und reich sein.

Maria-Anna Immerz