Die Klimabilanz 2010*

* 2013 führt Bertelsmann die dritte Klimabilanz durch. Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2012 werden voraussichtlich im Herbst/Winter 2013/14 veröffentlicht.

Bertelsmann ist vor allem in den Bereichen Produktion und Vertrieb von Büchern, Zeitschriften und digitalen Speichermedien, in der Fernseh- und Filmproduktion sowie im Bereich der Medien- und Kommunikations- dienstleistungen tätig. Vor diesem Hintergrund sehen wir unsere wesentlichen Umwelt- herausforderungen im Bereich Papier und im Klimaschutz. So sind betrieblicher Umweltschutz in den Druckereien und bei der CD- und DVD-Herstellung sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit Papier Kernbereiche des Umweltengagements. Die grundsätzlichen Zielsetzungen, die hier verfolgt werden, sind in der Bertelsmann Umweltpolitik und der Bertelsmann Paper Policy verankert, die bereits seit 2004 bzw. 2005 konzernweit gültig sind. Diese Policies finden Sie hier:

Bertelsmann Umweltpolitik
> Bertelsmann Paper Policy 

Den Klimawandel betrachtet von Bertelsmann als eine der zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. So hat der Bertelsmann-Vorstand im Jahr 2008 die konzernweite Umwelt- und Klimaschutzstrategie "be green“ initiiert. Eine zentrale Säule der "be green“-Strategie sind die regelmäßige Erstellung einer konzernweiten Klimabilanz und die Ermittlung weiterer relevanter Umweltdaten. Ziel der Umwelt- und Klimaschutzaktivitäten von Bertelsmann ist es, den Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern und die Umweltauswirkungen der Geschäftstätigkeit insgesamt zu minimieren.

Im Rahmen der "be green“-Strategie wurden die Risiken evaluiert, die sich durch den Klimawandel für Bertelsmann ergeben können. Diese lassen sich vier Kategorien zuordnen: finanzielle Risiken (z. B. steigende Kosten für Energie und Emissionsrechte), Reputationsrisiken (z. B. Vertrauensverlust bei Stakeholdern und abnehmende Arbeitnehmerattraktivität), regulatorische Risiken (z. B. verschärfte Effizienzstandards) sowie physische Risiken (z. B. Schäden durch Naturkatastrophen). Durch eine frühzeitige und aktive Begegnung der Risiken, zum Beispiel durch eine erhöhte Energie- und Ressourceneffizienz, sollen deren negative Folgen gemindert werden. Gleichzeitig können sich durch Umwelt- und Klimaschutz auch neue Möglichkeiten für das Unternehmen ergeben, wie beispielsweise neue grüne Geschäftsmodelle im Bereich Medien und Services (z. B. CO2-Emissionen kompensierendes Drucken oder klimaneutrale Logistik).

Für das Geschäftsjahr 2010 wurden neben der Klimabilanz erstmalig weitere Umweltkennzahlen ermittelt, die für die Geschäftstätigkeit von Bertelsmann relevant sind. Bei der Ermittlung der Daten wurden wir durch das IFEU-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH unterstützt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers AG hat eine betriebswirtschaftliche Prüfung zur Erlangung einer begrenzten Sicherheit der Umweltkennzahlen durchgeführt. Die durch PricewaterhouseCoopers geprüften Angaben sind mit dem Zusatz „Haken“ gekennzeichnet.

Die Klimabilanz beschreibt, wie viel Treibhausgasemissionen in einem bestimmten Zeitraum durch die Geschäftstätigkeit verursacht wurden. Neben Kohlendioxid (CO2) werden auch weitere Treibhausgase wie etwa Methan (CH4) berücksichtigt und entsprechend ihrer Klimawirksamkeit gewichtet. Daher erfolgt der Ausweis der Klimabilanz in CO2-Äquivalenten (CO2 eq).

Im Jahr 2010 belief sich der Ausstoß an Treibhausgasen von Bertelsmann insgesamt auf rund 1,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Der größte Teil der Treibhausgasemissionen wird bei den Divisionen Arvato und Gruner + Jahr sowie bei Prinovis verursacht. Die Druckmaschinen und andere Produktionsanlagen in diesen Unternehmensteilen verbrauchen viel Strom, Erdgas und Wärme, was sich in der Klimabilanz entsprechend widerspiegelt.

Gegenüber der Klimabilanz von 2008 (1,475 Millionen t CO2 eq)1 wurden rund 11,5 Prozent weniger Treibhausgase emittiert. Die Reduktion kann auf Klimaschutzmaßnahmen und auf strukturelle Änderungen im Unternehmen zurückgeführt werden. Zu den strukturellen Veränderungen seit 2008 zählt insbesondere auch der schrittweise Verkauf der internationalen Geschäfte der Direct Group. Somit sind die Werte von 2008 und 2010 nur eingeschränkt vergleichbar.

 

Entstehung der Emissionen und Energieverbrauch

Der wesentliche Teil der Treibhausgasemissionen von Bertelsmann ist auf die Bereitstellung von Wärme und Strom zurückzuführen. Unmittelbar entstehen Emissionen beim Einsatz von Brennstoffen wie Gas und Heizöl in Heizungen und in einigen produktionsunterstützenden Anlagen. Beim Strom werden die anteiligen CO2-Emissionen in den Kraftwerken der Energieversorger und bei der Brennstoffbereitstellung berücksichtigt.

In den Druckereien hat der Stromverbrauch großen Einfluss auf die Höhe der Treibhausgasemissionen. In den Büros und Verwaltungsgebäuden entstehen die meisten Emissionen hingegen durch Heizung.

Unter Geschäftsreisen sind jene Treibhausgasemissionen zusammengefasst, die bei Flügen, Bahnreisen sowie bei der Nutzung von Mietwagen durch Bertelsmann- Mitarbeiter entstanden sind. Sie tragen zu 3,4 Prozent zu den Gesamtemissionen von Bertelsmann bei. Das Segment Transport bildet die Emissionen der verschiedenen firmeneigenen Fuhrparks ab. Diese verursachen 1,9 Prozent der Emissionen.

 

Erhebung der Treibhausgasemissionen nach dem Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protocol)

Die Berechnung der Treibhausgasemissionen für Bertelsmann erfolgte in Übereinstimmung mit den Vorgaben des Greenhouse Gas Protocol. Das GHG-Protocol ist einer der weltweit verbreiteten Standards zur Ermittlung von Treibhausgasemissionen und wird vom World Resources Institute und World Business Council for Sustainable Development herausgegeben. Besonders bedeutsam für die organisationsweite Ermittlung der Treibhausgasemissionen nach dem GHG-Protocol ist die Einteilung in drei Bereiche, sogenannte „Scopes“:

Scope 1 bezeichnet dabei alle direkten, durch die Produktion oder Verbrennung in eigenen Anlagen erzeugten Emissionen (z. B. aus Heizungsanlagen, eigenen Blockheizkraftwerken). Scope 2 beinhaltet alle Emissionen, die mit der Erzeugung von Elektrizität oder Fernwärme verbunden sind. Scope 3 umfasst alle sonstigen indirekten Emissionen, wie beispielsweise infolge von Geschäftsreisen, oder Emissionen, die mit der Papierherstellung verbunden sind.

Die Klimabilanz von Bertelsmann umfasst alle Emissionen nach Scope 1 und Scope 2 sowie teilweise Emissionen nach Scope 3 (infolge von Geschäftsreisen). Die für die Berechnung der Scope 2 Emissionen herangezogenen Emissionsfaktoren berücksichtigen die Klimagasemissionen, die mit der Förderung und dem Transport der Energieträger verbunden sind. Die weiteren Emissionen aus Scope 3, die bei der Herstellung der eingesetzten Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (vorwiegend Papier, Kunststoffe, Druckfarben, Verpackungen) sowie bei der Distribution unserer Produkte entstehen, wurden nicht mit einbezogen. Bei über 1.000 Einzelfirmen in rund 50 Ländern stünde der Aufwand, diese Emissionen zu erfassen, in keinem vertretbaren Verhältnis zu dem zu erwartenden Nutzen.

 

Ressourceneinsatz

Insgesamt strebt Bertelsmann in allen Bereichen einen effizienten und verantwortungsvollen Einsatz von Ressourcen an. Einen Überblick zu den wesentlichen Einsatzmengen und Abfällen vermittelt die nebenstehende Tabelle. Eine besonders bedeutende Ressource für uns als Medienunternehmen mit eigenen Verlagen und Druckereien ist Papier – es macht 96,6 Prozent aller im Unternehmen eingesetzten Rohstoffe aus. In unserer Paper Policy haben wir uns dazu verpflichtet, den Einsatz von Recyclingpapier zu erhöhen. Der Anteil von Recyclingpapier am Gesamtpapiereinsatz in den Druckereien beläuft sich insgesamt auf 13 Prozent.

Darüber hinaus soll vorzugsweise Papier verwendet werden, dessen Cellulose aus zertifizierter nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. So verwendet beispielsweise Gruner + Jahr in seinen Magazinen bereits zu 98,5 Prozent FSC- oder PEFC4-zertifiziertes Papier. Random House Deutschland setzt ausschließlich FSC-zertifiziertes Papier ein. Neben dem Einsatz von zertifiziertem Papier ist auch die Zertifizierung von Unternehmen zum korrekten Umgang mit FSC- oder PEFC-Papier möglich. Random House Großbritannien ist für den eigenen, direkten Papiereinkauf FSC-zertifiziert. Von den Druckereien innerhalb Bertelsmanns sind insgesamt 80 Prozent für die Verarbeitung und den Vertrieb von FSC-Produkten zertifiziert. Über die Hälfte aller Druckereien hat eine PEFC-Zertifizierung. Eine weitere wichtige Ressource für Bertelsmann ist Frischwasser. Der Gesamt- Wasserverbrauch betrug im Jahr 2010 insgesamt rund 4,5 Millionen Kubikmeter. Neben dem Wasserverbrauch für den alltäglichen Bedarf in Büros, Verwaltungs- und Produktionsgebäuden fällt der größte Verbrauchsanteil in den Druckereien an.

So wird beispielsweise im Tiefdruckverfahren bei der Adsorption des Lösemittels Toluol aus der Abluft mittels Aktivkohlefilter viel Wasserdampf benötigt. Durch dieses Verfahren wird Lösungsmittel aus dem Druckkreislauf wiedergewonnen.

 

Biodiversität

Die Auswirkungen auf die Biodiversität ergeben sich vor allem durch die Nutzung von Papier. Mit einer verantwortungsvollen Beschaffung und Verwendung von Papier, die in unserer Paper Policy festgehalten ist, wollen wir einen Beitrag zum Schutz der Wälder und zum Erhalt der Biodiversität leisten. Darüber hinaus werden die Auswirkungen unserer Unternehmenstätigkeit auf angrenzende Schutzgebiete überprüft.

 

Bilanzgrenzen

Die Klimabilanz und die Umweltkennzahlen in der Tabelle beziehen sich auf alle Unternehmen, an denen die Bertelsmann SE & Co. KGaA und ihre Unternehmensbereiche (damals: RTL Group, Random House, Gruner + Jahr, Arvato) und Firmen (Prinovis) zu über 50 Prozent beteiligt sind. Bei den Mehrheitsbeteiligungen wurden die Mengen nicht anteilig, sondern vollständig berücksichtigt. Bei nicht produzierenden Standorten (z. B. Bürostandorte) wurden neben Energie und Geschäftsreisen nur die relevanten Input- und Output- Ströme berücksichtigt. Dies sind Büropapier, Druckerpatronen und Toner sowie Reinigungsmittel und relevante Abfälle.

Für die Erfassung der Kennzahlen wurde gemeinsam mit dem IFEU-Institut eine Guideline entwickelt. Diese enthält Vorgaben zu Verantwortlichkeiten, dem Vorgehen bei der Erfassung und den Bilanzgrenzen.

 

Details zur Berechnung der Treibhausgasemissionen

Berücksichtigte Emissionen: Berücksichtigt wurden die direkten Treibhausgas- emissionen aus eigenen Produktionsanlagen und Fahrzeugen sowie die indirekten Treibhausgasemissionen der Stromerzeugung und infolge von Geschäftsreisen (Flug, Bahn, Mietwagen, etc.).

Berechnungen und Faktoren: Ausgangswerte für die direkten Treibhausgas- emissionen waren die Jahresverbräuche 2010 an Erdgas, Heizöl, Treibstoffen usw. Für die Berechnung der daraus resultierenden Emissionen wurden u. a. die Faktoren des IFEU 2010 (nach GEMIS) verwendet. Zur Umrechnung des Treibhauspotenzials auf CO2-Äquivalente wurden die Umrechnungsfaktoren des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (2007) angewandt.

Für die Ermittlung der indirekten Treibhausgasemissionen aus dem Strom- verbrauch wird der jeweilige nationale Strommix berücksichtigt. Hierzu wurden entsprechende international anerkannte Emissionsfaktoren für unsere Berechnungen zugrunde gelegt (IFEU 2010, nach GEMIS gewichtet, entsprechend nationaler Angaben der IEA).