Anfang Mai stellte es sich heraus, dass man Pferdefleisch verarbeiteten Produkten beimengte, die dann in Irland, Großbritannien und Frankreich verkauft wurden. Das Pferdefleisch stammte Medienberichten zufolge von zwei rumänischen Betrieben. Britische Journalisten verfolgten damals den Weg des Fleisches zurück. Dessen Importeure sollen unter anderem Steuern „optimiert“ haben, und zwar mit Hilfe von Offshore-Scheinfirmen. Die rumänische Regierung und europäische Handelsketten konnten jenen Skandal gemeinsam vertuschen. Nun sorgt ein weiterer grenzübergreifender Eklat um rumänische Lebensmittelhersteller für Aufsehen.

Am 20. Juni fingen italienische Behörden eine Lieferung rumänischer Heidelbeeren ab, die mit dem Hepatitis-A-Virus angesteckt waren. Die zuständigen Behörden in Rumänien nahmen den Lieferanten unter die Lupe und behaupten nun, der Heidelbeeren-Export aus dem Land entspreche völlig den europäischen Standards. Der Chef der rumänischen Veterinär- und Hygiene-Behörde vermutete, die Hepatitis-Ansteckung sei möglicherweise in Italien erfolgt.
Am 22. Juni entdeckte ein deutscher Eipulver-Importeur, dass die aus Rumänien stammende Eipulver-Lieferung Salmonellen enthält. Wie die Labortests ergaben, waren diese Bakterien gegen die meisten Antibiotika resistent. Das Eipulver wurde zurück nach Rumänien geschickt – und die rumänischen Behörden starteten erneut Kontrollen unter den einheimischen Lebensmittelherstellern.

Rumänische Verbraucher haben übrigens kein besonderes Vertrauen zu Aufsichtsbehörden in diesem Bereich. Im März konnten die Aufseher erst im zweiten Anlauf die Agrarbetriebe finden, deren Aflatoxin-verseuchte Milch auf den rumänischen Binnenmarkt gekommen war. Die Umfragen nach dem Skandal ergaben, dass 40 Prozent der Rumänen überhaupt mit dem Milchtrinken aufgehört haben, und zwar aus Angst vor Vergiftung.
In den letzten Monaten traf das rumänische Agrarministerium einige Maßnahmen, um rumänischen Nahrungsmitteln den Weg auf den russischen Markt zu ebnen. Russische Inspekteure wurden eingeladen, um rumänische Exportbetriebe zu kontrollieren. Mit Blick auf die Skandale mit rumänischen Lebensmitteln in der EU und in Rumänien selbst sollten russische Behörden nun vielleicht ernsthaft darüber nachdenken, wie sie ähnliche Probleme vermeiden können.