Mitteldeutschland
Bahn startet Ost-Offensive im Fernverkehr – Leipzig wird wichtiger Knotenpunkt
Matthias Roth
Foto: Andreas Döring
Die Fahrt von Leipzig nach München soll künftig noch gut drei Stunden dauern.
Leipzig. Die Deutsche Bahn baut den Leipziger Hauptbahnhof zu einem der drei bedeutensten ostdeutschen Knotenpunkte aus. Neben Halle und Erfurt wird die Messestadt künftig das zentrale Drehkreuz für den Verkehr von Berlin nach München und Frankfurt/Main.
Der Clou: Die Reisezeit in die bayrische Hauptstadt soll sich von Leipzig ab 2018 um anderthalb auf drei Stunden und zehn Minuten verkürzen. Frankfurt/Main erreichen die Reisenden aus der Messestadt nach Plänen der Bahn künftig eine halbe Stunde schneller, in rund drei Stunden. „Das sind Welten auf der Bahnstrecke“, sagte Manuel Rehkopf, Marketingvorstand bei der DB Fernverkehr AG, zu der Zeitersparnis bei der Präsentation der Pläne im Leipziger ICE-Werk.
Halle wechselt sich mit Leipzig ab
Die Bahn plant zwischen Berlin und München zwei Routen, die jede Stunde abwechselnd bedient werden sollen – einmal über Halle und einmal über Leipzig. Vorteil für die Fahrgäste aus der Bundeshauptstadt – über die Saalestadt dauert die Reise an die Isar mit angepeilten 4 Stunden und 18 Minuten rund zehn Minuten weniger als über Leipzig. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 sollen diese Verbindungen an den Start gehen. Möglich, so Rehkopf, dass dann morgens und abends auch noch sogenannte Sprinter angeboten werden. Diese Züge verkehren direkt zwischen Berlin und München, höchstens mit einem Stopp in Nürnberg und benötigen rund dreieinhalb Stunden für die Fahrt.
Foto: Deutsche Bahn
So stellt sich die Bahn künftig die Fernverkehrsrouten vor: In der ersten Stunde fahren die Züge über Halle nach München, in der Stunde danach über Leipzig. Die Messestadt erhält zudem eine stündliche Verbindung nach Frankfurt/Main.
Auch wenn Leipzig nur jede zweite Stunde von Berlin aus angesteuert wird, sieht Rehkopf nur Vorteile für seine Kunden. Der Fahrplan sei so angelegt, dass die Messestädter in der anderen Stunde ebenfalls problemlos an die Isar gelangen, allerdings in Erfurt umsteigen müssten. „Dafür sind dann mindestens zehn Minuten Zeit, das sind keine Turnschuhübergänge“, sagte Rehkopf, und spielte damit auf mögliche Laufeinlagen an den Bahnsteigen an. Verspätungen erwartet er auf den Neubaustrecken der Bahn kaum. Die Gleise seien zumindest tagsüber nahezu ausschließlich für den Fernverkehr vorgesehen und müssten nicht mit S-Bahnen oder Güterzügen geteilt werden.
Leipzig erhält Anbindung nach Südwestdeutschland
Bereits mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 soll sich für Bahnkunden schon das Angebot in Richtung Frankfurt/Main verbessern. Die Bankenmetropole wird den Plänen zufolge dann von Leipzig sogar jede Stunde angesteuert. Wobei die Züge in der einen Stunde aus Berlin kommen und in der anderen aus Dresden. „Leipzig wird damit gleichzeitig direkt an den Südwesten Deutschlands angebunden“, berichtete Rehkopf. Die Schnellverbindungen soll hinter Frankfurt/Main weiter bis Stuttgart geführt werden. In Mannheim beständen Umsteigemöglichkeiten nach Karlsruhe und Basel. „Das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn war bisher sehr westlastig, jetzt wird der Osten ein zentraler Knoten“, meinte das Vorstandsmitglied.
Foto: Bombardier ,
Diese Doppelstockwagen sollen künftig zwischen Leipzig und Magdeburg eingesetzt werden.
Neben Leipzig, Halle und Erfurt soll auch der restliche mitteldeutsche Raum von den Tempostrecken der deutschen Bahn profitieren. An vielen Städten wird der ICE aber gar nicht mehr oder ohne Halt vorbeifahren. Magdeburg, Naumburg und Weimar werden nach jetzigem Stand nur noch per Zubringer an die Trasse angebunden. Jena soll zumindest morgens und abends noch eine direkte Verbindung nach Berlin erhalten. Rehkopf kann für die nicht berücksichtigten Städte aber keine Benachteiligung erkennen. Der Nahverkehr sei so konstruiert, dass Bahnreisende schnell an einem der Knotenpunkte ankämen. Zwischen Magdeburg und Halle sowie Leipzig verkehrten künftig Doppelstock-Intercity des Herstellers Bombardier. Rehkopf gab sich als Fan der neuen Züge zu erkennen: „Sie sind in der Laufruhe kaum zu schlagen“, meinte er. Von Leipzig aus sollen sie in der Gegenrichtung über die Elbestadt im stündlichen Wechsel an die Nordsee und nach Köln fahren.
Bahn will Zahl der Fahrgäste verdoppeln
Zwischen Berlin und München will die Bahn dagegen die neue Zuggeneration des Typs ICx einsetzen, die aber erst 2017 ausgeliefert werden soll. Trehkopf gab sich mit Blick auf den Zeitplan optimistisch: „Wir werden uns nicht die Blöße geben, ohne Fahrzeuge dazustehen“, verkündete er optimistisch.
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Die Bahn will auf der Strecke Berlin - München die Zahl ihrer Kunden verdoppeln.
Die Bahn erwartet sich von den neuen Angeboten einen kräftigen Kundenzuwachs. Auf der Hauptstrecke von Berlin nach München soll sich die Zahl der Fahrgäste verdoppeln, für alle Verbindungen an den neuen Knoten ist eine Steigerung des Marktanteils von 50 Prozent geplant. Vor allem die Fluglinien hat das Unternehmen als Hauptkonkurrenten im Blick. Die Bahn solle von 2018 an „das bevorzugte Verkehrsmittel sein“, so das Unternehmen.
Bis es soweit ist, sind noch jede Menge Arbeit und Investitionen notwendig. Der Leipziger Hauptbahnhof wird von September an zwei Jahre lang umgestaltet. Die Bahnsteige 10 bis 15 müssen um bis zu 70 Meter auf 420 Meter verlängert werden, damit dort künftig auch ICE-Züge mit bis zu 14 Waggons halten können. Zudem müsse die neue ICE-Trasse ins bestehende Netz eingebunden werden. Rund 120 Millionen Euro lässt die Bahn dieses Vorhaben kosten. Insgesamt sind 350 Millionen Euro für die Einbindung der ICE-Trasse über Leipzig veranschlagt.
© LVZ-Online, 27.08.2013, 23:59 Uhr