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Wer Geld verdienen will, muss freundlich sein

04.07.2012 | 2 Kommentare

Leider verkommt die Urheberrechtsdebatte zur Moralpauke gegen die Filesharer. Das Unisono: Alles wäre gut, würde nur diese Gratismentalität endlich besiegt. Die Paukenschläge verbreiten sich als polemische Äusserungen, wie etwa das Urheberrechtsguantanamo Europas, das die Schweiz angeblich sein soll.

Was die Musikschaffenden da herumposaunen, birgt eine gefährliche Einschätzung der Situation – gefährlich für die Musikschaffenden selber, denn sie vertun sich in der Tonart. Statt kritisch zu prüfen, ob das bestehende Geschäftsmodell noch mit den Bedürfnissen der Konsumenten (Fans) harmoniert, zeigen sie mit dem Finger auf die Piraten. Doch die Musik spielt woanders!

Ich bin so frei, mich selber zu zitieren – es geht um das SUISA-Manifest:

Dass hier keine kreative Lösung vorgeschlagen wird, bedauert Denis Simonet, Sprecher der Piratenpartei. Selbstverständlich sei es nur richtig, wenn die Musiker einen Anteil der Einnahmen erhalten, die durch ihre Produkte erwirtschaftet werden. Die Kriminalisierung der Fans sei aber bestimmt nicht der richtige Weg, die Herausforderungen durch das Internet zu bestreiten.

Viele Menschen tauschen Musik ohne damit Geld zu verdienen. Sie sind harmlos und sie schaden niemandem. Trotzdem werden sie kriminalisiert, überwacht und verfolgt. Selbst Zensur gehört zu den erwünschten Massnahmen, vor allem wenn man in die USA oder nach Frankreich schaut.

Dabei gibt es gar keinen Grund, privates Filesharing zu bekämpfen. Denn das Geld, das die Internetnutzer beim kostenlosen Herunterladen sparen, geben sie weiterhin für den Konsum im Unterhaltungsbereich aus. Aber natürlich nicht mehr für die veralteten CDs.

Die Implikation: Wer weiterhin Geld verdienen will, muss umdenken.

Freude am riesigen Potenzial

Warum gehen es die Musiker, Majors und Verlage nicht endlich positiv an? Es braucht Geschäftsmodelle, die trotz bzw. gerade wegen der Existenz des Filesharings funktionieren. Nie zuvor waren die Musiker näher an ihren Fans! Und durch das Internet ist es beinahe kostenlos geworden, Musik in die Welt zu tragen. Beste Voraussetzungen für neue Vertriebswege.

Je länger je mehr habe ich das Gefühl, dass ein wichtiger Grundsatz in Vergessenheit gerät: Der Kunde ist König. Jetzt wo das EU-Parlament ACTA über die Planke geschickt hat, ist der ideale Zeitpunkt, über die Bücher zu gehen. Repression und Schuldzuweisungen sind out. Wie wäre es stattdessen mit Zuvorkommenheit, Freundlichkeit und Freude am grossen Kundenpotenzial? Wer es schafft, diese Eigenschaften zu vereinen, wird auch in Zukunft Geld verdienen – ganz ohne neue Gesetze und Abkommen.

Und nicht vergessen: Das Internet ist kein Nazi-Regime.

Kommentare

2 Responses to “Wer Geld verdienen will, muss freundlich sein”

  1. Andy Prinz
    July 6th, 2012 @ 14:59

    Hi Denis,

    Du weisst, ich mag/schätze Dich sehr, aber bitte hört doch endlich mal damit auf, Euch in unsere Angelegenheiten einzumischen und uns etwas über neue Business-Models zu erzählen.
    Schätzt Du mich wirklich so ein, als ob ich, u.a. auch mit einigen internen jungen Künstlern, nichts neues probieren würde usw…? Ich sehe als Indie-Label, -Verlag und -Künstler die harten Fakten jeden Tag. Trotz Eigenregie, trotz Globalisierung, trotz SoundCloud, YouTube usw. und so fort, das Business ist mittlerweilen einfach fucked!!!!
    Gruss, Andy

  2. Denis Simonet
    July 7th, 2012 @ 20:32

    Lieber Andy

    Nein, ich glaube dir, dass Du neues ausprobierst. Nur sehe ich das leider kaum sonst wo. Manche Musik, die ich hören will, kann ich nur als CD bestellen. Und wenn ich sie rein elektronisch erwerben kann, ist das oft nur über iTunes möglich. Bei Amazon manchmal auch.

    Ich frage mich deshalb immer wieder: Kann es sein, dass die grossen hier versagen? Von der RIAA und manchmal von der IFPI sehe ich immer nur, wie das Internet schlecht gemacht wird. Auch stecken immer wieder die RIAA und co hinter Gesetzen wie PIPA und SOPA.

    Was also die Internetgemeinschaft als Message erfährt (überspitzt): “Ihr saugt alle und deshalb seid ihr Verbrecher. Wenn ihr nicht sofort Kohle rüber schiebt wird’s ungemütlich!”

    So schreckt man die Kundschaft natürlich ab. Und die FIlesharer sind nun mal potenzielle Kunden. Sehr viele sogar. Deshalb habe ich diesen Post hier verfasst – es waren meine aktuellen Überlegungen, woran es hapert, nachdem ich versucht habe, 70€ von meinem Paypal-Account aus für Musik auszugeben.

    Ich würde mir deine Ideen und Versuche übrigens gerne mal ansehen, gibt es da Quellen? Auch hätte ich die nächsten Wochen Zeit, mal vorbei zu schauen. Semesterferien :). Wenn die Einladung noch gilt.

    Gruss
    Denis

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