VDS-Region Hamburg 20/22

Kernige Werbe-Sprüche – und immer auf deutsch: VDS Hamburg ehrt Stadtreinigung mit dem Elbschwanenorden

„Haste mal ne Kippe!“, „Gib mir den Rest!“ oder „Ich will keine Schokolade, ich will lieber das Papier!“ – mit solchen Sprüchen wirbt die Stadtreinigung Hamburg auf ihren Papierkörben und Abfalleimern: für mehr Sauberkeit in der Stadt.

Die Idee dafür hatte die MKK Werbeagentur Ulli Müller. Die Abfallwirtschaft – im Rahmen der wichtigen Ver- und Entsorgung – ist zwar normalerweise ein relevantes gesellschaftliches Thema, „als preisverdächtig gilt sie aber selten“ (Hamburger Abendblatt). Am Tag der deutschen Sprache – und das war gleichzeitig auch der Weltalphabetisierungstag –, am 8. September 2011, aber kam es anders. Der Verein Deutsche Sprache Hamburg (Region 22) hat die Stadtreinigung an der Elbe und die MKK Werbeagentur für ihre Papierkorb-Sprüche mit dem „Elbschwanenorden 2011“ ausgezeichnet. Die Begründung liefert der Regionsleiter, Dr. Hans Kaufmann. Die einzigartigen Mülleimer-Sprüche seien ein „herausragendes Beispiel für den originellen Umgang mit der deutschen Sprache“. Kaufmann weiter: „Die Kampagne zeigt, dass man in klarer, deutscher Sprache höchst wirksam werben kann.“ Seit sechs Jahren schon läuft die flächendeckende Aktion. „Mit dicken Sprechblasen pöbeln und schmeicheln sich die roten Mülleimer seither an Passanten heran“ (Hamburger Abendblatt). Der Witz der Worte kommt an. Marie-Luise Tolle, stellvertretende Leiterin des Amtes für Kultur in der Hansestadt Hamburg, würdigte die Kalauer auf ihre Weise – die Sprüche bewegten sich „auf einem Niveau, das es intelligenten Menschen erlaubt zu lächeln“.

Den Preis überreichten Hans Kaufmann und die Senatsdirektorin Marie-Luise Tolle an den Sprecher der Stadtreinigungs-Geschäftsführung, Dr. Rüdiger Siechau, und Ulli Müller, den Chef der Werbeagentur. Ulli Müller und Rüdiger Siechau freuten sich sichtlich sehr über die „Sieger-Urkunde“ (Bild-Zeitung). Beide sind erfreut darüber, dass inzwischen auch etliche Mitarbeiter der Stadtreinigung immer wieder neue Mülleimer-Wortspiele kreieren. So wird dafür gesorgt, dass in Hamburg die Mülleimer „sprechen“, dass gute Sprüche hier buchstäblich dauerhaft zum Müll gehören. Dabei sprechen die Müllkübel kein Denglisch, Anglizismen fehlen.

Auf der Feier sang die bekannte Musikpädagogin Nina Majer – am E-Piano. In faszinierender Weise trug sie zwei Lieder von VDS-Ehrenmitglied Reinhard Mey vor, die der Liedermacher schon vor Jahrzehnten schrieb: „Poor old Germany“ ironisiert die „Verenglischung“ der deutschen Sprache, der „Mülleimer-Blues“ lobt den Fleiß und die meist gute Laune der Müllmänner in Deutschland.

Der Moderator des Tages, Dr. Manfred Schwarz, unterstich, dass nicht nur ältere Menschen den deutschen Sprachgebrauch gewürdigt wissen wollen; auch sehr junge Mitbürger hätten Freude daran, sich etwa mit deutscher Literatur oder Lyrik zu beschäftigen. Als Beweis stellte der Moderator den erst neunjährigen Elis Föhring vor, ein „Lese-Paten-Kind“ von Hans Kaufmann. Eindrucksvoll trug Elias ein Gedicht vor: das „Müll-Gedicht“, geschrieben von Schülern für Schüler.

Eine ausgesprochen launige Laudatio hielt der Leiter des Literaturhauses Hamburg, gelegen an der Straße Schwanenwik. Dr. Rainer Moritz – der auch Sprecher der Literaturhäuser im deutschsprachigen Raum ist und der bisweilen selbst Romane schreibt – machte deutlich, dass er sich der deutschen Sprache verpflichtet fühlt. Das Hamburger Literaturhaus organisiert zum Beispiel literarische Veranstaltungen, die die Hamburger Institution über die Grenzen der Metropole hinaus bekannt gemacht haben.

Unter den Gästen der Feier war auch der Bundesgeschäftsführer des VDS, Dr. Holger Klatte, der extra aus der Dortmunder VDS-Zentrale in den Bullerdeich 19, den Ort der Festivität in Hamburg-Hammerbrook, angereist war. Der Geschäftsführer würdigte die gute Öffentlichkeitsarbeit des regionalen VDS und der Stadtreinigung. Denn gleich drei Medien berichteten über die Vereins-Feier, zu der auch ein leckeres Buffet gehörte: der NDR-Radiosender 90,3, das Hamburger Abendblatt und die Bild-Zeitung (Hamburg-Ausgabe). Ein Print-Medium hatte freilich schon vor wenigen Wochen über die frechen Papierkorb-Sprüche an der Alster informiert. Die Sprach-Nachrichten, die Bundes-Zeitung des VDS, beschrieb detailliert die beispiellosen, dicken Sprechblasen.

Nicht nur kleine Köstlichkeiten warteten am Schluss auf die Versammlung. Werner Kehren und Rüdiger Siechau, die Geschäftsführer der Stadtreinigung, hatten zu dieser „kulinarischen Schlussetappe“ eingeladen. Das Buffet, eigens von der Stadtreinigungskantine produziert, war so recht nach dem Geschmack der Gäste. Eine der Besucherinnen, die nicht Mitglied des VDS ist, fasste ihre Eindrücke am Schluss des Tages so zusammen: „Das hätte ich gar nicht gedacht, dass der Verein so gute und noch dazu witzige Dinge macht.“

Manfred Schwarz


VDS-Regionalleiter Dr. Hans Kaufmann bei der Ansprache zur Verleihung des "Elbschwanenordens 2011 (Foto: Birgit Kassovic)


VDS-Bundesgeschäftsführer Dr. Holger Klatte überbringt die Grüße des VDS-Vereinsvorstands (Foto: Birgit Kassovic)


Laudator und Vorjahrespreisträger Dr. Rainer Moritz (Literaturhaus Hamburg) und Dr. Hans Kaufmann lauschen den Grußworten des Hamburger Senats, den Frau Marie-Luise Tolle überbringt (Foto: Birgit Kassovic)


Frau Senatsdirektorin Marie-Luise Tolle (Kulturbehörde Hamburg) überbringt die Grüße des Hamburger Senats (Foto: Birgit Kassovic)

 

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