Mammut- und Rentierjäger in Salzgitter
Stadt Salzgitter

Vor 50.000 Jahren in Salzgitter-Lebenstedt

 

Als im Winter 1951/52 beim Bau der Kläranlage Tierknochen und Steinwerkzeuge in 5 Meter Tiefe entdeckt wurden, begann eine der wichtigsten Ausgrabungen Norddeutschlands. Unter der Leitung des Direktors des Braunschweigischen Landesmuseums, Alfred Tode, wurde unter schwierigsten technischen Bedingungen eine  Jagdstation der Neandertaler ausgegraben.

Das öffentliche Interesse war enorm. Sogar eine provisorische Bushaltestelle wurde eingerichtet.

 

Am Ende einer wärmeren Phase der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit) vor ca. 50.000 Jahre hatten sie am Ufer des Krähenriedebaches  ihre vorwiegend aus Rentieren bestehende Jagdbeute zerlegt. Der sich zu Stillwassertümpeln weitende Bach durchfloss eine kräuterreiche, baumlose  Grassteppe mit geringen Beständen an Kiefern, Fichten, Zwergbirken und Polarweiden. Die Tierwelt bestand neben dem Hauptbeutetier der Jägergruppe, dem Ren, aus Mammut, Wollnashorn, Wisent, Wildpferd und Riesenhirsch.

Blick auf die Fundschicht während der Ausgrabung im Frühjahr 1952.

 

Die meisten Geräte wurden vor Ort aus Feuerstein hergestellt, der in den Talschottern reichlich vorhanden war. Die großen Faustkeile und Schaber zeugen von einer hervorragenden Beherrschung auch schwieriger Steinbearbeitungstechniken. Daneben liegen auch Knochengeräte vor, darunter eine als Schlaggerät genutzte Rengeweihstange,  mehrere angespitzte Mammutrippen, die als Stoßwaffen benutzt werden konnten sowie eine geflügelte Spitze, ebenfalls aus Mammutknochen.

Faustkeil aus Feuerstein

 

Zu den wichtigsten Funden zählen die Schädelfragmente eines Neandertalers. Da die Fundstücke im Randbereich eines Tümpels eingebettet waren, sind Aussagen über die Dauer des Aufenthaltes der Jägergruppe nicht möglich. Anhand der Auswertung des Knochenmaterials ließ sich aber feststellen, dass die gezielte Jagd auf Rentiere im Spätsommer/Frühherbst durchgeführt wurde, als die Tiere während ihrer jahreszeitlich bedingten Wanderung auf dem Weg in ihre Winterplätze das breite Urstromtal der heutigen Flüsse Flothe und Fuhse durchquerten.

Schaber aus Feuerstein

 

Im Eiszeitgarten am Städtischen Museum Schloß Salder wurde  auf 2.000 Quadratmetern am Fuhseufer eine von der Eiszeit geprägte Landschaft geschaffen, die den Besucher in die Umwelt vor 50.000 Jahren zurückversetzen soll. Hier erfährt er, wodurch Landschaft und Lebewelt im Verlauf des Quartärs geprägt und beeinflusst wurden und wie sich Menschen an ihre spezifische Umwelt anpassten. Es besteht außerdem die Möglichkeit, sich über Themenkomplexe wie Wetter, Klima, Klimawandel sowie die Lebensweise von Neandertalern zu informieren.

 

Text:

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Bezirksarchäologie Braunschweig.

Literatur / Bilder:

Abb. 1 - 4: Alfred Tode, Der altsteinzeiliche Fundplatz Salzgitter-Lebenstedt, Fundamente Reihe A, Bd. II/I, Köln und Wien 1982