Franziska Brantner hat es noch in den Bundestag geschafft
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Franziska Brantner freut sich. Sie ist im neuen Bundestag. Foto: Joe |
Von Ingrid Thoms-Hoffmann
Für Franziska Brantner war es eine echte Hängepartie. Am Schluss hat aber der Einzug in den Bundestag doch noch geklappt. Platz neun der Landesliste reichte für die grüne Europa-Abgeordnete. Sogar noch komfortabel, denn selbst der auf Position zehn gesetzte Matthias Gastel (Nürtingen) darf noch nach Berlin. Das war möglich, weil die Landes-Grünen letztendlich doch noch auf elf Prozent der Stimmen kamen. Mit Franziska Brantner hat der Wahlkreis Heidelberg/Weinheim jetzt mit ihr, Karl. A. Lamers und Lothar Binding drei Abgeordnete in Berlin. Die FDP mit Dirk Niebel ist nicht mehr dabei. Wir erwischten die frisch gewählte Bundestagsabgeordnete im Zug von Heidelberg nach Berlin.
Frau Brantner, wann hatte denn für Sie die Hängepartie am Sonntag ein Ende?
Na ja, es war schon Montag. Um 3.30 Uhr habe ich erfahren, dass ich in den Bundestag einziehen werde.
Und jetzt sitzen sie schon mit ihrer kleinen Tochter im Zug nach Berlin.
Ja, heute Abend findet schon die erste Runde der Vorbesprechung statt und morgen in aller Frühe die erste Fraktionssitzung. Da wird über das schlechte Ergebnis der Grünen zu sprechen sein, über einen personellen Wechsel und wie es weitergeht. Jedenfalls wartet auf mich eine spannende Zeit.
Sicher wird es auch um mögliche Koalitionsverhandlungen gehen. Ihr SPD-Kollege Lothar Binding hat sich ja am Sonntagabend bei der Wahlparty in der Halle 02, wo sie ja auch dabei waren, eindeutig auf Rot-Rot-Grün festgelegt. Ist das auch für Sie eine Option?
Lothar Binding hat da aber auch gesagt, dass seine Partei bei Rot-Rot-Grün nicht mitmachen werde, dass aus dieser Koalition nichts wird. Deshalb will ich solch ein Planspiel erst gar nicht kommentieren. Wir Grüne haben ja nichts ausgeschlossen. Aber natürlich war unsere Präferenz Rot-Grün.
Und wie sieht es mit Schwarz-Grün aus?
Das halte ich eher für unmöglich. Ich denke da braucht es noch eine Generation, damit das verwirklicht werden kann. Aber natürlich hängt es immer von den handelnden Personen ab und natürlich von den Inhalten. Und da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Jürgen Trittin mit Merkel an einem Kabinettstisch sitzt.
Es überrascht nicht, dass Sie sich im Bundestag als Arbeitsschwerpunkt "Europa" widmen wollen, im Wahlkampf forderten Sie ein "soziales Europa", was heißt das für Sie?
Als Erstes bedeutet dies für mich ein solidarisches Europa, in dem Finanzausgleiche und Unterstützung für schwache Regionen und Bedürftige nicht als notwendiges Übel angesehen werden. Und das soll auch für die neuen Beitrittsländer gelten, wobei klar ist, dass dies auch an Bedingungen geknüpft ist: die Einhaltung von sozialen Mindeststandards zum Beispiel. Und wenn ich sehe, wie stark die AfD in Heidelberg abschnitt, dann ist diese Aufgabe doppelt wichtig.
Sie wohnen als alleinerziehende Mutter in Heidelberg und werden in Berlin arbeiten. Denken Sie daran, umzuziehen?
Nein. Ich bleibe in Heidelberg wohnen. Hier fühle ich mich sehr wohl.
Der Artikel erschien am 24.09.2013, um 06:00