Drucken Versenden

Fusionsabsicht

Größte Volksbank in Baden-Württemberg

Foto: Hörner

Stuttgart - Der harte Wettbewerb um Kunden bringt Bewegung in die genossenschaftliche Bankenlandschaft. Die Stuttgarter Volksbank und die Volksbank Rems wollen sich zur größten Volksbank in Baden-Württemberg zusammenschließen. Beide Partner sprechen von einer Fusion auf Augenhöhe.

Offiziell haben die Aufsichtsräte beider Häuser am Mittwoch die Vorstände beauftragt, Fusionsverhandlungen aufzunehmen. Die Klippen, an denen viele Fusionsabsichten scheitern, sind bereits umschifft. Zum Beispiel der Name: Das neue Institut heißt Volksbank Stuttgart und firmiert in der Rechtsform einer eingetragenen Genossenschaft (eG). Damit gibt die Stuttgarter Volksbank, die über 25 Jahre als Aktiengesellschaft firmiert hat, ihre Rechtsform auf. Die Volksbank Rems ihrerseits gibt den Namen und den Sitz auf. Denn das fusionierte Institut sitzt in Stuttgart.

"Stuttgart ist nun mal das Zentrum der Metropolregion", sagt Hans Zeisl (55), Vorstandssprecher der Volksbank Rems. "Und vielleicht kommt doch noch die eine oder andere Volksbank in der Region auf die Idee mitzumachen", sagt Rainer Kattinger, Chef der Stuttgarter Volksbank.

Wie die Cheffrage gelöst wird, dazu wollten die Herren am Freitag noch nichts sagen. Dem Vernehmen nach soll aber feststehen, dass Kattinger (57) Vorstandssprecher wird. Mittelfristig soll die Zahl der dann sechs Vorstände durch altersbedingtes Ausscheiden auf vier reduziert werden. Auch bei den Mitarbeitern setzt man auf natürliche Fluktuation. Synergieeffekte sollen erst im Laufe der Zeit gehoben werden.

"Es handelt sich um eine Fusion von Gleichberechtigten und von sich ergänzenden Geschäftsgebieten", betont Kattinger. "Wir fusionieren aus der Stärke heraus." Beide Häuser werden nach den Worten ihrer Chefs dieses Krisenjahr 2009 mit sehr guten Zahlen abschließen.

Dennoch sei der Schritt fällig gewesen. Die Konkurrenzsituation sei enorm. "Im Speckgürtel um Stuttgart tummelt sich alles, was im Finanzsektor Rang und Namen hat", betont Zeisl. Und Kattinger räumt ein: "Wir waren bei vielen mittelständischen Adressen Hausbank, heute sind wir eine Randbankverbindung." Gemeinsam wolle man am Markt attraktiver auftreten.

Der Beschluss, Fusionsverhandlungen aufzunehmen, fiel einstimmig, wie beide Aufsichtsratsvorsitzenden betonen. Stimmen die Vertreter und die Aktionäre im nächsten Frühsommer zu, wird rückwirkend zum Januar 2010 erstmals bundesweit eine Aktiengesellschaft auf eine eingetragene Genossenschaft verschmolzen. Kattinger hofft, dass viele Aktionäre zu Mitgliedern der neuen Volksbank werden. Im Gegensatz zur AG haben die Mitglieder einer Genossenschaft pro Kopf eine Stimme. "Nicht die Gewinnmaximierung steht im Vordergrund, sondern die Förderung des Mitglieds", sagt Zeisl. Die AG ist aber eine "grundkapitalistische Rechtsform, die mit unserem Geschäftsmodell schwer zusammenpasst", sagt Kattinger. Seinerzeit hatte man gehofft, mit der AG die Begrenzung des Geschäftsgebiets zu umgehen. Zuletzt war die Bank aber nicht mehr glücklich damit.

Nach der Bündelung der Kräfte von Stuttgarter Volksbank und Volksbank Rems könnte das neue Institut mit folgenden Zahlen an den Start gehen:

Bilanzsumme: 4,7 Mrd. Euro
Haft. Eigenkapital: 303 Mio. Euro
betreutes Kundenvolumen: 9,3 Mrd. Euro
Betriebsergebnis*: 46 Mio. Euro
Kunden: 291025
Mitglieder: 82712
Aktionäre: 26292
Mitarbeiter: 1163

*vor Bewertung
(Stand: 30.Sept. 2009)
 

Sabine Marquard

14.11.2009 - aktualisiert: 13.11.2009 19:08 Uhr