Zu den Mitgliedern der Gruppe Baum gehörten auch Lotte und Siegbert Rotholz. Siegbert Rotholz, am 14. September 1919 in Berlin geboren, besuchte die Jüdische Knabenvolksschule. Er gehörte dem 1933 gegründeten zionistischen Jugendbund "Habonim"* bis zu dessen erzwungener Auflösung im November 1938 an. Da ihm als Jude eine Ausbildung verwehrt wurde, arbeitete er als Hilfsarbeiter in einer Polsterei und als Hausdiener, bevor er eine landwirtschaftliche Ausbildung als Vorbereitung für eine Auswanderung aus Deutschland begann. Er konnte seine Pläne jedoch nicht realisieren und arbeitete zwischen 1938 und 1940 als Arbeiter in Abrissfirmen, seit dem 1. November 1941 in einer Einkaufsgenossenschaft als Kohlenarbeiter zur Zwangsarbeit dienstverpflichtet. Zusammen mit seiner großen Familie wohnte er in einer Kellerwohnung in der Rombergstraße in der Nähe des Alexanderplatzes.
Am 10. Dezember 1941 heiratete er Lotte Rotholz, geborene Jastrow. Sie zogen in das Vorderhaus der ehemaligen Synagoge in der Lindenstraße 48/50. Lotte Jastrow war am 25. September 1923 in Bentheim geboren. Ihre Familie zog 1925 nach Forst/Lausitz, wo ihr Vater Willy Jastrow als Prediger und Religionslehrer der Jüdischen Gemeinde arbeitete. 1933 siedelte die Familie nach Berlin über, wo der Vater in derselben Funktion in der Synagoge in der Lindenstraße 48/50 arbeitete und mit seiner Familie im Vorderhaus wohnte. Lotte Jastrow absolvierte bis 1938 die IV. Jüdische Volksschule der Jüdischen Gemeinde Berlin. Nach ihrem "Pflichtjahr" in einem Haushalt, das seit 1938 für alle Mädchen und Frauen unter 25 Jahren obligatorisch war, absolvierte Lotte Jastrow zwei Jahre lang eine Schneiderlehre, bevor sie dann als Arbeiterin zur Großwäscherei Spindler dienstverpflichtet wurde und hier in der Expedition und in der Wäscheannahme arbeitete. Ihr Bruder Manfred war bereits 1936 nach Argentinien emigriert, der Vater im Juni 1941 gestorben. Bis nach der Hochzeit Siegbert Rotholz zu ihr zog, lebte Lotte Jastrow zusammen mit ihrer Mutter Caecilie, geb. Brczezinski, in der Wohnung im Vorderhaus der Lindenstraße 48/50, während die Synagoge selbst von den Nationalsozialisten als Getreidespeicher missbraucht wurde.
Lotte Jastrow hatte bis zu dessen Verbot 1937 dem Ring - Bund deutsch-jüdischer Jugend angehört. Er war im Dezember 1933 als Zusammenschluss aus Deutsch-Jüdischer Jugendgemeinschaft (DJJG), liberaler Jugend Ili, jüdischen Jugend- und Kinderscharen und C.V.-Gruppen als Reaktion auf die Situation der Verfolgung der jüdischen Jugendbewegung 1933 gegründet worden. Gleichzeitig gehörte sie den "Werkleuten" an, die ihre Mitglieder intensiv auf eine Auswanderung nach Palästina vorbereiteten. Im Oktober 1940 lernten sich Lotte Jastrow und Siegbert Rotholz kennen.