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Robert Havemann (11. März 1910 - 09. April 1982)

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Fragebogen für die Aufnahme in die SED (Seite 8)

Quelle: BArch DY 30/IV 2 / 11/v. 4920

Die im SED-Fragebogen ausgewiesenen 34 Fragen für Mitglieder wurden am 10. Dezember 1951 von Robert Havemann beantwortet und seine Angaben von Robert Dewey (Verwaltungsdirektor an der Humboldt Universität) und Heinz Brandt (SED-Landesleitung Berlin) bestätigt. Die Frage 17 im Fragebogen nach der Mitgliedschaft in einer Arbeiterpartei bis 1945 beantwortet Havemann mit "keine Mitgliedschaft". Am 19. Dezember 1951 wurde er, tätig als Prorektor an der Humboldt Universität in Berlin für Studentenangelegenheiten, in der Mitgliederversammlung der Grundorganisation in die SED aufgenommen. Umfang der SED-Kaderakte insgesamt 347 Seiten.

Das Dokument umfasst insgesamt 8 Seiten.

Weitere Dokumente der Galerie

  • Portrait (ca. 1945/46), BArch BildY 10-1380-00, Fotograf: Tölle
  • Biografische Angaben von 1929 bis 1958 (Seite 1), BArch DY 30/IV 2/9.04/ 164
  • Biografische Angaben von 1929 bis 1958 (Seite 2), BArch DY 30/IV 2/9.04 / 164
  • Todesurteil des Volksgerichtshofes gegen Robert Havemann u. a. vom 16. Dezember 1943 (Seite 1), BArch R 3018/ 1720, Bd. 12
  • Todesurteil des Volksgerichtshofes gegen Robert Havemann u. a. vom 16. Dezember 1943 (Seite 2), BArch R 3018/ 1720, Bd. 12
  • Verleihung der
  • Fragebogen für die Aufnahme in die SED (Seite 1), BArch DY 30/IV 2 / 11/v. 4920
  • Gutachten des Amtes für Literatur und Verlagswesen zum Sammelwerk
  • Robert Havemann besucht die Pionierrepublik am Werbellinsee, ca. 1950/1951., BArch BildY 10-1382-00, Fotograf: Julius Lazarus
  • Abgeordnetenausweis von Robert Havemann für die 2. Wahlperiode der Volkskammer, BArch DA 1/ 4539
  • Diskussion von Thesen, BArch DY 30/IV 2/9.04 / 164
  • Vorschlag zur Entsendung einer Abordnung zu Professor Albert Schweitzer anlässlich seines 85. Geburtstages, 1959, BArch DZ 9/ 1536
  • Jahresbericht 1959 des Physikalisch-Chemischen Instituts der Humboldt-Universität, 1960, BArch DF 4/ 62070
  • Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme, Vorlesungen von Prof. Dr. R. Havemann, 1964, BArch DX 3/871
  • Schreiben an Robert Havemann mit der Ankündigung seiner fristlosen Entlassung aus dem Hochschulbetrieb vom 12. März 1964
 Abschrift, BArch DR 3 B/ 11360 a
  • Publikation
  • Publikation
  • Artikel
  • Bekundung für Robert Havemann (Seite 1), BArch DY 30 / 25039
  • Bekundung für Robert Havemann (Seite 2), BArch DY 30 / 25039
  • Thesen zum 30. Jahrestag der DDR (Seite 1), BArch DY 30/ J IV 2/2.037 / 3
  • Thesen zum 30. Jahrestag der DDR (Seite 2), BArch DY 30/ J IV 2/2.037 / 3
  • Thesen zum 30. Jahrestag der DDR (Seite 3), BArch DY 30/ J IV 2/2.037 / 3
  • Offener Brief an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Leonid Breshnew, Sept. 1981 (Seite 1), BArch DO 4/ 1072
  • Offener Brief an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Leonid Breshnew, Sept. 1981 (Seite 2), BArch DO 4/ 1072
  • Antrag auf Kassation der Entscheidung des Kreisgerichts Fürstenwalde vom 26. November 1976, 1990, BArch DP 3/ 4734

Hintergrundinformationen

Robert Havemann,

Naturwissenschaftler, Erfinder, Widerstandskämpfer gegen den Faschismus und DDR-Funktionär, gehörte seit den sechziger Jahren zu den bekanntesten Dissidenten der DDR.

Robert Havemann, geboren am 11. März 1910 in München, promovierte nach seinem Chemiestudium 1935 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und wurde 1943 habilitiert. Er forschte von 1933 bis 1943 an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen bis er 1943 mit anderen Mitgliedern der Widerstandsgruppe "Europäische Union" von der Gestapo verhaftet und 1944 durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurde. Seine Befreiung durch die Rote Armee erfolgte am 27. April 1945 im Zuchthaus Brandenburg.

Nach dem Krieg wohnte Robert Havemann in Berlin (West) und arbeitete dort als Direktor am Berliner Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Nach Protesten gegen die amerikanische Atombombenpolitik im Jahr 1950 kündigte ihm der Magistrat von Berlin (West). Daraufhin siedelte er in die DDR über. Hier wirkte er als ordentlicher Professor und Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts, zeitweilig als Prorektor für Studentenangelegenheiten der Humboldt-Universität in Berlin und als Leiter der Arbeitsstelle Photochemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften, deren korrespondierendes Mitglied er 1961 wurde.

Politisch engagierte sich Havemann in der DDR als Mitglied des Hauptausschusses der Opfer des Faschismus, im Deutschen Friedenskomitee und im Kulturbund der DDR. 1951 trat er in die SED ein. Für seine berufliche und politische Tätigkeit erhielt er 1955 den Vaterländischen Verdienstorden und 1959 den Nationalpreis der DDR.

Ab 1956 setzte sich Robert Havemann zunehmend kritisch mit der Politik der SED-Führung auseinander und trat mit seiner Meinung auch öffentlich auf. Seine im Wintersemester 1963/1964 gehaltenen Vorlesungen "Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme" führten im März 1964 zum Ausschluss aus der SED und zur fristlosen Entlassung als Hochschullehrer. 1966 wurde er aus der Mitgliederliste der Deutschen Akademie der Wissenschaften gestrichen. Seine Schriften, in denen seine politischen Ansichten wie zum Beispiel seine Haltung zum "Prager Frühling" oder seinen Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns zum Ausdruck kamen, konnte Havemann nur noch in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichen.

Trotz Isolierung setzte er sich für die illegale Friedensbewegung in der DDR ein. Er verfasste u. a. mit Rainer Eppelmann 1982 den sogenannten Berliner Appell "Frieden schaffen ohne Waffen".

Seit 1964 bis zu seinem Tod am 09. April 1982 lebte Havemann achtzehn Jahre in Grünheide Alt Buchhorst unter Beobachtung der Sicherheitsorgane der DDR. Er wurde von 1976 bis 1979 unter Hausarrest gestellt  und 1979 wurde ein Verfahren wegen Devisenvergehens gegen ihn geführt.

Im November 1989 erfolgte die Aufhebung der Streichung seiner Mitgliedschaft durch die Akademie der Wissenschaften der DDR und die Rehabilitierung durch die Zentrale Parteikontrollkommission der SED.

Der israelischen Staat verlieh Robert Havemann in Anerkennung seiner Widerstandstätigkeit gegen das Naziregime 2006 den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern".

Die vorgestellten Dokumente zum Leben und Wirken Havemanns sollen einen ersten Überblick über relevante Bestände im Bundesarchiv vermitteln. Die Einsichtnahme in die Akten unterliegt den Regelungen des Bundesarchivgesetzes.

Text: Sylvia Gräfe, Kerstin Weller
Fotos: Dr. Peter Vier

Aktenbestände mit Vorgängen und Dokumenten von und über Robert Havemann im Bundesarchiv. - Auswahl

Publikationen über Robert Havemann in der Bibliothek des Bundesarchivs. - Biografische Auswahl