Forschung

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Dieser Artikel behandelt das wissenschaftliche Arbeiten. Siehe auch: Forschung (Zeitschrift).

Unter Forschung versteht man im Gegensatz zum zufälligen Entdecken die systematische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie deren Dokumentation und Veröffentlichung. Die Publikation erfolgt überwiegend als Wissenschaftliche Arbeit in relevanten Fachzeitschriften und/oder über die Präsentation bei Fachtagungen. Forschung und Forschungsprojekte werden sowohl im wissenschaftlichen als auch im industriellen, aber auch im künstlerischen[1] Rahmen betrieben.

Teilgebiete der Forschung[Bearbeiten]

Forschung wird im Allgemeinen unterschieden in:

  • Grundlagenforschung, die bislang unbekannte Objekte, Verhaltensmechanismen, Grundstrukturen oder Funktionszusammenhänge elementarer Art zu klären versucht. So befasst sich naturwissenschaftliche Grundlagenforschung z. B. mit der Funktion von Organismen in der Biologie oder den Wechselwirkungen von Stoffen in der Chemie und Physik. Geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung hat z. B. das Phänomen Bildung zum Thema. Sie erkundet historisch oder gesellschaftlich relevante Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens. Diese Forschung wird systematisch und auftragsgemäß vor allem an Wissenschaftlichen Hochschulen betrieben. In Deutschland sind darüber hinaus auch spezielle Forschungseinrichtungen wie die gemeinnützige Forschungsorganisation Max-Planck-Gesellschaft e. V. (MPG) sowie die Institute der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) befasst. In Österreich arbeiten Einrichtungen wie die Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in der Grundlagenforschung. Grundlagenforschung dient der Erweiterung elementarer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Der Anwendungsbereich steht nicht im Vordergrund des Interesses. Grundlagenforschung bietet ein Fundament für die angewandte Forschung und Entwicklung.
  • Translationale Forschung, weiterführende, gezielte Grundlagenforschung an der Schnittstelle zur angewandten Forschung, die auf selbst gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbaut und auf konkrete Anwendungsziele oder/und einen zu entwickelnden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder kulturellen Nutzen ausgerichtet ist.[2] Hierzu zählt beispielsweise die Leibniz-Gemeinschaft
  • Angewandte Forschung (auch Zweckforschung), die ein praxisbezogenes, oft technisches Problem lösen will. Sie verfolgt eine wirtschaftliche Nutzung und findet sowohl an Hochschulen als auch in der freien Wirtschaft, in Deutschland auch an den Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft, statt. In anderen Ländern kennt man ebenfalls ähnliche, teils staatlich finanzierte Einrichtungen, zum Beispiel die TNO in den Niederlanden oder das Austrian Institute of Technology (AIT) in Österreich. Im engeren Sinne wird hierbei noch zwischen Verfahrens- und Erzeugnisforschung unterschieden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in technische Entwicklungen umgesetzt.

Während die Grundlagenforschung vom reinen Erkenntnisinteresse geleitet wird und allgemein gültige Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten aufzuspüren versucht, ist die Angewandte Forschung auf praxisrelevante, nützliche Ergebnisse ausgerichtet. Jede der beiden Forschungsrichtungen kann Impulsgeber für die andere sein und von der anderen profitieren. Die Grundlagenforschung arbeitet auf einem höheren Abstraktionsniveau, die Anwendungsforschung bewegt sich näher an der praktischen Verwertbarkeit.

Finanzierung[Bearbeiten]

Gemessen am finanziellen Aufwand entfällt in den Industrieländern der Großteil der Forschung auf die Industrie, ist also vor allem der Angewandten Forschung zuzurechnen. Die Grundlagenforschung wird hingegen überwiegend von Wissenschaftlern der Forschungseinrichtungen der Hochschulen sowie (in geringerem Ausmaß) spezialisierter Institute getragen.

Diese Forschung wird überwiegend aus dem Instituts- bzw. Hochschulbudget finanziert. Doch wächst in fast allen westlichen Staaten der Anteil sogenannter Drittmittelforschung. Im wesentlichen sind dies von Hochschullehrern beantragte und durchgeführte Forschungsprojekte, für die meist eine (halb) staatliche Forschungsförderung existiert.

Deutschland[Bearbeiten]

Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2007 betrugen die gesamten Forschungsaufwendungen in Deutschland insgesamt rund 61,5 Milliarden Euro, wovon 70 Prozent von der Industrie finanziert wurden. Die forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland trugen dabei 10,5 Prozent der gesamten Forschungsaufwendungen der deutschen Industrie.[3]

Von den etwa 18 Milliarden Euro „nichtindustrieller“ Forschung entfällt der Großteil auf die Institute an den Hochschulen und Akademien. Zu deren Primärbudgets kommen die eingeworbenen Drittmittel, welche überwiegend die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Deren Etat belief sich 2010 auf rund 2,3 Milliarden Euro. Laut Forschungsbericht 2010 kamen davon 67,1 Prozent vom Bund, 32,7 Prozent von den Ländern und 0,2 Prozent aus Stiftungen und privaten Zuwendungen.

Von den 32.000 Forschungsprojekten der laufenden Förderung waren über 15.000 in der Einzelförderung angesiedelt. Für sie wurden 2010 insgesamt 894 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt. Dazu kommen 256 Sonderforschungsbereiche, für welche die DFG etwa 4600 Projekte unterstützte (Bewilligungsvolumen 547 Millionen Euro). Der DFG-Bericht schreibt ferner: Ebenfalls in den koordinierten Programmen gefördert wurden 237 Graduiertenkollegs (138 Millionen Euro), 113 Schwerpunktprogramme mit etwa 3400 Projekten (193 Millionen Euro) und 252 Forschergruppen mit fast 2500 Projekten (150 Millionen Euro).

Österreich[Bearbeiten]

Österreichs Forschungsförderungsfonds FWF und FFG unterscheiden zwischen Grundlagen- und gewerblicher Forschung. Beide Fonds werden überwiegend vom Staat finanziert, der Rest aus der Privatwirtschaft. Der FWF bewilligte 2012 684 neue Forschungsprojekte in der Höhe von insgesamt knapp 200 Millionen Euro.[4] Auf 427 Mio. Auszahlung für Forschungsprojekte kommt die FFG im Jahr 2012 [5]. Weitere (teils öffentliche) Fördereinrichtungen sind die Christian-Doppler Gesellschaft und die ÖAW. Neben FWF und FFG gibt es in Österreich noch eine Reihe weiterer Forschungsfinanzierungsagenturen, wie z.B. die Bundesministerien für Wissenschaft und Forschung, für Verkehr, Innovation und Technologie, und für Wirtschaft, Familie und Jugend. Einige Bundesländer haben ebenfalls Forschungsförderprogramme eingerichtet, wie z.B. Wien mit dem WWFF (Wiener Wissenschafts- und Forschungsfonds) und dem ZIT (Zentrum für Innovation und Technologie) oder die SFG in der Steiermark (Steirische Wirtschaftsföderungsgesellschaft). Fast alle Bundesländer bedienen sich aber auch der FFG, um eigen finanzierte Programme abwickeln zu lassen. Der Anteil an privater non-for-profit Forschungsfinanzierung ist in Österreich vergleichsweise gering.

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

 Wikiquote: Forschung – Zitate
 Wiktionary: Forschung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Vgl. Mittelstraß, Jürgen. 2011. Kunst und Forschung: Eine Einführung. In: Rittermann/Bast/Mittelstraß: Kunst und Forschung/Art and Research, Berlin: Springer, S. 13–16.
  2. Definition von Translational research des FWF
  3. Pressemitteilung VFA, 20. Februar 2009
  4. FWF factsheet 2012
  5. FFG Statistikheft 2012

Quellen[Bearbeiten]

  • Brockhoff, K.: Forschung und Entwicklung: Planung und Kontrolle. 5. erg. und erw. Auflage, München 1999.
  • Popper, K.: Logik der Forschung.11. Aufl., Tübingen 2005.
  • Siegwart, H.: Produktentwicklung in der industriellen Unternehmung. UTB 315. Bern 1974.
  • Staudt, E.: Forschung und Entwicklung. In: Band 2 HWB, Teilbd. 1, A-H, 5., völlig neu gestaltete Auflage, Stuttgart 1993, Sp. 1186 f.
  • Strebel, H.: Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung für das Wachstum industrieller Unternehmungen. Dissertation. Technische Hochschule Karlsruhe, Berlin 1968.
  • Wagner, A.P.: Der Schlüssel zum erfolgreichen Produkt: Die modernen Produktideenfindungstechniken in praxisnaher Darstellung. Wien 1974.