Schon im nächsten Jahr soll bei uns Baubeginn für die A26 von Stade nach Hamburg sein. Mit dieser Ankündigung hatte sich Bausenator Axel Gedaschko (CDU) weit aus dem Fenster gelehnt. Die Zustimmung der GAL zur Autobahn scheint ihm Recht zu geben. Das sieht Anwalt Michael Günther ganz anders, er vertritt die Obstbauern im Alten Land: "Die Autobahn durchs Moor scheitert voraussichtlich erneut." Denn alle 80 betroffenen Landwirte und Hauseigentümer in Neuenfelde, Francop und anderen Dörfern haben eine Betroffenen-Gemeinschaft gebildet und Einwendungen gegen den Bau erhoben.
Wenn die Autobahn durch den Moorgürtel südlich der Elbe gebaut wird, dann kommen täglich 60000 Menschen aus Richtung Stade schnell und bequem nach Hamburg, die B73 würde zudem entscheidend entlastet. Aber zu welchem Preis? Die einmalige Kulturlandschaft des Alten Landes würde empfindlich gestört. "Den Obstbauern gehen durch die Autobahn etwa 73 Hektar Anbaugebiet verloren", sagt Reinhard Quast, Sprecher der Betroffenen-Gemeinschaft. 57 Betriebe sind erheblich betroffen. Davon sind 12 sogar in ihrer Existenz gefährdet.
"Einige Bauern am Francoper Hinterdeich haben ihre Häuser nur 30 Meter von der geplanten Trasse entfernt", so Obstbauer Ulrich Harms, der ebenfalls für die Betroffenen spricht. Zur Lärmbelästigung kommt noch das Problem der Beschattung hinzu. Denn der Autobahndamm bekommt eine Höhe von sechs bis acht Metern. "Man weiß heute noch nicht, wie sich dadurch das Klima verändert." Die Obstbauern fürchten, dass bei den gefährlichen Frühjahrsfrösten die Kaltluft nicht mehr übers Moor abfließt und die Obstblüte so geschädigt wird.
Harms und Quast betonen, dass sie den mit der Stadt ausgehandelten Süderelbe-Fonds nicht aufkündigen wollen. Er verpflichtet die Bauern, notwendige Flächen für die Ortsumgehung Finkenwerder und die A26 abzugeben. Im Gegenzug können die Bauern städtische Flächen in diesem Gebiet für wenig Geld neu erwerben. Also eine Art Flächentausch.
"Die Einwendungen, die wir gemacht haben, sollen keine grundsätzliche Kriegserklärung an den Autobahnbau sein", so Harms. "Aber wir wollen unsere Interessen wahren und auf unser Altes Land aufpassen." Quast: "Und vielleicht gelingt es uns, den Trassenverlauf zumindest zu optimieren."