Hands-on Mio Cyclo 300: Biken mit Begleitung

Sommerzeit, Zeit zum Radfahren. (Ja, ich weiss, es gibt auch Winterradler. Die dürfen auch weiterlesen, auch wenn ich nie verstanden habe, was der Spaß daran sein soll, bei Nässe und Kälte durch die Stadt zu fahren und sich von Autos mit Matsch vollsauen zu lassen…) Also, Sommerradler wie ich würden gelegentlich gerne wissen, wie weit sie gefahren sind, wie schnell sie waren und wie zum Teufel sie denn nun nach Hause finden. Das Rad-Navi Cyclo 300 von Mio verspricht Antworten auf all diese Fragen, und noch ein bisschen mehr. Deshalb habe ich es zu einer Radtour eingeladen.

Wir lernen uns kennen

Das Mio Cyclo300 ist ein etwa Smartphone-Großes gerät mit 3-Zoll Touchscreen, allerdings nur der resistiven Variante, Multitouch ist also nicht drin. Dafür ist es nach IPX-7 wasserfest, was „einen Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen“ definiert – dem Teil sollte also Regen nichts ausmachen. Fließendes Wasser, also etwa Abwaschen nach einem matschigen Mountainbike-Trail ist jedoch laut Hersteller ausdrücklich nicht eingeschlossen. Ich habe weder den Regen (puh), noch angesichts eines Ladenpreises von rund 350 Euro, das Abwaschen ausprobiert.

Mit seinen bunten Kacheln wirkt das Mio Cyclo ein bisschen wie ein Windows Phone 7-Smartphone, und ähnlich einfach ist es, die Grunddaten wie Gewicht, Geschlecht, Heimatadresse und Radart einzugeben. Das ist allerdings auch notwendig, denn der beigelegte „Quick Start Guide“ lieget zwar in Deutsch und zehn weiteren Sprachen vor, erklärt aber wirklich nur das Allernötigste. Ein vollständiges Benutzerhandbuch gibt es allerdings als PDF auf der Webseite (dann in ein paar weniger Sprachen, aber auch auf Deutsch).

So richtig spontan ist das Mio Cyclo 300 übrigens nicht: Laut Hersteller muss es vor dem ersten Einsatz mindestens acht Stunden lang aufgeladen werden (Ladegerät für die Steckdose bzw. USB-Kabel zum laden am Computer liegt bei). Die Montage des Navis am Rad ist dagegen einfach: Man ratscht die Halterung mit dem beigelegten Kabelbinder an den Lenker. Bei meinem Rad hielt das nur so lala – wenn ich etwa mit Schwung über einen Randstein fuhr, kam die ganze Konstruktion doch bedenklich ins Rutschen. Der Drehverschluß des Navis funktionierte dagegen gut – das Gerät lässt sich ohne Probleme abnehmen und wieder aufstecken, Längs- und Quermontage sind möglich.

Biergarten, wir kommen

Zu zweit beschließen wir den Feiertag nutzen, um dem Cyclo 300 auf den Zahn zu fühlen. Zunächst wollten wir unseren Ausflug mit der „Surprise me“-Funktion ein bisschen spannender machen – hier gibt man die Länge der beabsichtigten Tour ein, und das Gerät schlägt drei Varianten, ausgehend vom derzeitigen Standpunkt vor. Allerdings handelt es sich nicht um Ausflugstouren, eher um reine „Kilometerfresser-Routen“ fürs Training, die ggf. auch über große Straßen führen. Wir entschließen uns also, den Forstenrieder Park als Ziel zu wählen und radeln fröhlich los. Weil wir den Weg wissen, brauchen wir keine Navi, stellen das Gerät aber auf Aufzeichnung. Es zeigt dann außerdem die Geschwindigkeit an, ohne dass irgendwelches weiteres Zubehör am Rad moniert werden müsste. Diese scheint recht genau zu sein – jedenfalls war der Unterschied zu meinem altehrwürdigen Rad-Computer (im Bild oben auf der linken Seite) mit Abnahmesensor am Vorderrad minimal.

Im großen Waldgebiet des Forstenrieder Park kurven wir gemütlich durch die Gegend – und stellen fest, dass sich das Gerät nicht durch Bäume beeinträchtigen lässt. Generell findet es die Satelliten sehr schnell, in der Regel (im Freien!) unter einer Minute, das ist deutlich schneller als mit unserem eigenen Navi eines Mitbewerbers (das aber schon deutlich ein paar Jahre auf dem Buckel hat). Bei Pausen schaltete die Aufzeichnung der Wegstrecke automatisch ab – und fragt sobald sich das Rad bewegt, ob die alte Route aufgenommen oder eine neue Aufzeichnung starten soll. So wartete das Gerät geduldig, bis wir mit unserer Pause am Forsthaus Kasten fertig waren. Das (in München und Umgebung sehr bekannte) Ausflugslokal war allerdings nicht auf der POI-Liste. Generell ist diese in der Testgegend nicht übermäßig üppig und zum Teil auch nicht wirklich aktuell – eine Kaufhalle gibt es eben so wenig mehr wie einen Geldautomaten der Dresdner Bank, und das seit mehreren Jahren. Ob sich das mit einem Update beheben lässt, habe ich nicht ausprobiert, da sich die Verbindung mit unserem Laptop als etwas wacklig erwies, mehr dazu weiter unten.

Als wir genug vom durch den Wald cruisen haben, bitten wir die Navi, uns zum vorher eingegebenen Heimatort zurückzuleiten – und werden sehr positiv überrascht: In der Fahrrad-Option kennt das Gerät nämlich tatsächlich die meisten Radwege, und sogar Durchfahrten durch Park und andere Schleichwege für Zweiräder. Die (ebenfalls mögliche) Kfz-Variante haben wir – mangels Wagen – nicht ausprobiert. Selbst bei hellem Sonnenschein ist das Display recht gut lesbar, vor jedem Abbiegen warnt ein kurzer Ton. (Haben wir nicht gebraucht, eine Erwähnung ist es trotzdem wert: Das Display ist hintergrundbeleuchtet, und lässt sich so auch in der Nacht einsetzen …) Leider gibt es bei der Bike-Navigation keine Möglichkeit, beispielsweise große Straßen auszuschließen. Die Variante mit dem Radweg neben der „Stadtautobahn“ Mittlerer Ring haben wir uns deshalb gespart, das Umplanen der Route erledigte das Cyclo 300 klaglos innerhalb weniger Sekunden. So fanden wir prompt und recht angenehm nach Hause.

Das Ergebnis unserer Anstrengungen konnten wir, wieder zuhause, in Kilometern, Höhenmetern, Zeit und Kalorien ablesen. Aufgezeichnete Routen werden gespeichert und können über das beiliegende USB-Kabel ins Internet hochgeladen werden, wenn man die auf dem Gerät vorhandene Software auf dem Win XP/Vista/7-Computer installiert. Auf unserem Sony Vaio mit Windows 7 hat das allerdings immer wieder zu Fehlermeldungen geführt, so dass ich  die auf der Packung angepriesene Sharing-Funktion nicht ausprobieren konnten. Über die Webseite kann man sich auch Routen herunterladen. Hier konnte ich aber nur einige Routen, vor allem in den USA finden. Hier bieten die etablierten Communities andere Hersteller sicher (derzeit) mehr.

Fazit

Der Mio Cyclo 300 und ich hatten draußen durchaus Spaß – obwohl das Gerät Kartenmaterial für ganz Westeuropa installiert hat, waren die Kenntnisse des Cyclo 300 im Münchner Raum durchaus ansprechend, und ich fühlte mich gut und effizient nach Hause gelotst. Bei der Navigation hätte ich mir ein paar mehr Möglichkeiten gewünscht, etwa die Option, die geplante Route als Liste angezeigt zu bekommen, oder eben Hauptverkehrsstraßen abzuwählen, wenn man etwa mit Kindern unterwegs ist. Der Bildschirm ist mit drei Zoll auf der grenzwertig kleinen Seite, wenn man einen Überblick über die Route will, zur Turn-by-Turn-Navigation ist er wunderbar ausreichend. Die Bedienung fand ich ziemlich selbsterklärend, bei der auf der Packung angegebenen Akklaufzeit von zwölf Stunden bin ich mir unter Realbedingungen nicht ganz sicher – nach unserer 2,5-Stündigen Radtour (und zugegebenermaßen viel Herumspielen) zeigte der Akku nämlich nur noch die Hälfte an.

Insgesamt ein schönes Teil für Leute, die öfter Radtouren oder gar einen Radurlaub machen oder eben Rennradfahren als Training betreiben. Für den Feld-Wald-und-Wiesenradler ist der Cyclo 300 ein Luxus, und gibt das gute Gefühl, sich jederzeit mühelos nach Hause lotsen lassen zu können. Das muss einem die 350 Euro Kaufpreis dann eben wert sein.