SENDETERMIN So, 08.12.13 | 23:05 Uhr

"Blau ist eine warme Farbe"

Der Gewinnerfilm von Cannes kommt ins Kino

"Blau ist eine warme Farbe" | Video verfügbar bis 02.02.2014

Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux in dem Film Blau ist eine warme Farbe

Taumel der Gefühle: Adèle und Emma

Es geht um Sehnsucht und Begehren, um Verlangen und Enttäuschung: In atemberaubenden Bildern, provozierend und mit anrührender Einfühlsamkeit erzählt der französische Regisseur Abdellatif Kechiche ("Couscous mit Fisch") die Liebesgeschichte zweier junger Frauen.

In Cannes erhielten sowohl der Film als auch die beiden Schauspielerinnen Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux die Goldene Palme. "Ich bin froh, dass jemand den Mut hatte diese Geschichte zu erzählen", begründete Jury-Präsident Steven Spielberg die Entscheidung. "Es war für uns eine Selbstverständlichkeit, auch die beiden Hauptdarstellerinnen mit der Goldenen Palme auszuzeichnen: Ohne sie hätte der Regisseur seine genauen und sensiblen Beobachtungen nicht umsetzen können.“

Jetzt feiert "Blau ist eine warme Farbe" Deutschlandpremiere. Ab dem 19. Dezember ist er in den Kinos zu sehen.

Wie ein Blitzschlag

Adèle Exarchopoulos

Eine Entdeckung: die junge Schauspielerin Adèle Exarchopoulos

Die 15-jährige Adèle (Adèle Exarchopoulos) ist Schülerin in Lille, interessiert sich für Literatur und wird von dem fast gleichaltrigen Thomas umschwärmt. Doch dann fällt ihr bei einem Spaziergang auf der Straße Emma (Léa Seydoux) auf. Die Kunststudentin mit den blaugefärbten Haaren geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die beiden begegnen sich wieder und verlieben sich ineinander.

Meisterwerk über das Begehren

Adèle tastet sich langsam an die neue Erfahrung heran. Gemeinsam mit Emma durchlebt sie einen Taumel der Gefühle, den der Regisseur auch in intensiven Sexszenen zum Ausdruck bringt. "Als wir diese Szenen drehten, war mir vor allem daran gelegen, das zu zeigen, was mir selbst als schön erschien. Also haben wir sie so gedreht, als hätten wir es in Wahrheit mit Gemälden oder Skulpturen zu tun."

Der Bruch

Léa Seydoux, Abdellatif Kechiche und Adèle Exarchopoulos bei der Verleihung der Goldenen Palme

Gewinnerteam: Léa Seydoux, Abdellatif Kechiche und Adèle Exarchopoulos bei der Verleihung der Goldenen Palme

Die beiden jungen Frauen ziehen zusammen. Adèle will Lehrerin werden, Emma arbeitet an ihrer Karriere als Künstlerin. Wie bei vielen Paaren, egal ob homo- oder heterosexuell, beginnen die Differenzen im Alltag eine immer größere Rolle zu spielen – nicht zuletzt, weil Adèle und Emma aus zwei völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammen.

Adèle ist die Tochter eines Arbeiters, Emmas Familie gehört zur künstlerischen und intellektuellen Elite. "Die Protagonistinnen sind Gefangene ihrer sozialen Herkunft", sagt Abdellatif Kechiche. "Die ganze Problematik ihrer Beziehung, das, woran sie am Ende zerbricht – letztlich also die ganze Geschichte, die der Film erzählt –, all dies ist auf ihre unterschiedliche Schichtenzugehörigkeit zurückzuführen, die auch Unterschiede hinsichtlich ihrer persönlichen Vorstellung von Selbstverwirklichung bedingt." Am Ende also steht der Bruch. Ihre erste große Liebesbeziehung aber hat das Leben Adèles von Grund auf verändert.

Dimensionen der Liebe

Regisseur Abdellatif Kechiche

Erzählt eine universelle Liebesgeschichte: Regisseur Abdellatif Kechiche

Für Regisseur Abdellatif Kechiche ist "Blau ist eine warme Farbe" kein "lesbischer Liebesfilm". Mit seiner Adaption der Graphic Novel "Le Bleu est une couleur chaude" wollte er einen universellen Film über die Leidenschaft und die Suche nach der sexuellen Identität drehen. "Es lag mir fern, irgendeine militante Aussage zum Thema Homosexualität zu äußern." Stattdessen ging es ihm um die Geschichte eines Liebespaares schlechthin, um die Höhen und Tiefen einer tief empfundenen Beziehung, die jeden, ganz unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, anrühren.

Im Original heißt der Film "La vie d'Adèle, chapitres 1 & 2", "Adèles Leben, Kapitel 1 & 2". Könnte die Geschichte von Adèle also weiter gehen? "Liebend gerne würde ich mir von ihr die Fortsetzung erzählen lassen", sagt der Regisseur.

Stand: 09.12.2013 09:35 Uhr