Von Hildegund KlocknerFLÖRSHEIM - „Wer dieses Haus betritt, erhält Frieden“, steht in arabischen Schriftzeichen an der Wand des früheren Supermarkts in Bahnhofsnähe, dessen Äußeres und Inneres sich in den vergangenen Monaten sehr verwandelt hat. Eine kleine Moschee ist hier entstanden mit einem zierlichen Minarett, zwei Kuppeln (Durchmesser 3,6 Meter und 2,6 Meter), gehalten in den Stadtfarben Flörsheims weiß und blau.
Zur feierlichen Eröffnung am Montagabend kam das in London lebende weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya-Muslim-Jamaat (AMJ), „Seine Heiligkeit“ Kalif Hadhrat Mirza Masroor Ahmad. Er kam mit einem Konvoi aus fünf Limousinen, drei davon mit englischen Autokennzeichen. Eine halbe Stunde vorher war bereits ein Spalier von Ahmadiys entlang der Altkönigstraße gebildet, dazwischen lag ein frisch gekehrter roter Teppich. Jungen und Mädchen in getrennten Gruppen begrüßten das Oberhaupt Fähnchen schwenkend mit Liedern auf Urdu, wie „Möge jeder Tag so glücklich sein“.
Segenswünschen im Männer- und Frauenteil
„Die Liebe, die ein Ahmadiy zu seinem Kalifen empfindet, ist nicht in weltlichen Beziehungen zu finden. Es ist eine prägende Erfahrung für jeden Ahmadiy, seinen Kalifen aus nächster Nähe zu begegnen“, erklärte der Moderator des Abends. Der Kalif eröffnete die Ata-Moschee mit Segenswünschen im Männer- und im etwas kleineren Frauenteil.
Unter den mehr als 350 geladenen Gästen waren der hessische Justizstaatssekretär Dr. Rudolf Kriszeleit, Landrat Michael Cyriax und Bürgermeister Michael Antenbrink. Weitere geladene Gäste waren SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel, die SPD-Landtagsabgeordnete Nancy Faeser, Bezirksdekan Klaus Waldeck, Vertreter der Stadtverordnetenversammlung, der Kirchen und die Nachbarn. Grußworte gab es vom Limburger Weihbischof Thomas Löhr und vom Ministerpräsidenten Volker Bouffier.
Kalif Hadhrat Mirza Masroor Ahmad sprach herzliche Worte auf Urdu, die jeder im Festzelt über ein Gerät mit Kopfhörern übersetzt bekam. „Im Supermarkt wurden viele Dinge gegen Geld verkauft, die für körperliche Bedürfnisse gedacht waren. In der Moschee gibt es auch etwas, es kostet nichts, es ist unbezahlbar und spirituell.“ Der Kalif sprach „ von unserem besonderen Geist“ und betonte, dass die AMJ von Flörsheim und Hochheim ganz allein durch freiwillige Spenden die Moschee finanziert haben. Opfern, um Gott wohl zu gefallen, sei keine Bürde für ein Gemeindemitglied. „Wir wollen auch nichts von der Regierung. Wir haben einen eigenen TV-Sender, der weltweit in sieben Sprachen sendet – und dass ganz ohne Werbung!“ Thema in allen Reden war die Religionsfreiheit. „Unser Gründer hat uns aufgetragen, jede Religion zu achten. Und diesem Zweck wird auch diese Moschee dienen“, so der Kalif.
Ein großer Wunsch der Gläubigen geht in Erfüllung
Zum Abschluss des offiziellen Teils wurden Geschenke ausgetauscht und der Kalif schrieb sich ins „Goldene Buch“ der Stadt ein. Dann waren alle zu einem pakistanischen Spezialitätenteller mit Nachtisch eingeladen.
An diesem Tag ging ein großer Wunsch für die 157 Gläubigen der AMJ-Gemeinde in Flörsheim-Hochheim in Erfüllung. „Unsere Kinder wachsen jetzt mit einem würdigen Gotteshaus auf. Das macht uns froh und stolz“, erklärte Gemeinde-Präsident Muhammad Munawar Abid. Der Name der Moschee „Ata“ bedeute „Gottesgeschenk, von Gott gegeben“. 650.000 Euro zahlte die Gemeinde, deren erste Familie 1988 nach Flörsheim kam, für Grundstück und Umbau. Mehr als 7.000 Stunden Eigenleistung der Mitglieder steckt in der Moschee. „Die Frauen haben dafür sogar freiwillig ihren Schmuck veräußert und abwechselnd jeden Tag das Mittagessen für alle Bauarbeiter gekocht“, lobte der Bundesvorsitzende Abdulla Uwe Wagishauser.
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